6 March 2007

Der glücklose Zweite?

Was bringt es mir, wenn ich einem anderen helfe?

Diese Frage stellt sich mir eigentlich nicht, es macht einfach Spaß, jemanden helfen zu können. Doch das ist natürlich keine *wissenschaftliche* Erklärung.

Menschen, die der Evolutionstheorie ablehnend gegenüber stehen, behaupten, dass altruistisches Verhalten der Evolutionstheorie widerspräche: "Welchen Sinn macht es, auf Evolution bezogen, wenn sich Menschen oder Tiere gegenseitig helfen? Nach der Evolutionstheorie müssten doch alle gegen alle sein, siehe 'Survival of the fittest'."

Zunächst einmal heißt 'Survival of the fittest' eben nicht 'Das Überleben des Stärkeren', sondern eher 'Das Überleben des am besten Angepassten'. Aber selbst, wenn die Frage "falsch" gestellt ist, weil sie auf einer falschen Interpretation der Evolutionstheorie beruht, ist es schon interessant, wie sich (vorgeblich) altruistisches Verhalten entwickeln konnte/kann. Oder anders formuliert:
Wo ist der Vorteil für den Helfer?

Bei den südamerikanischen Manakins (Schnurrvögel) tun sich immer zwei Hähne zusammen, um um ein Weibchen zu werben, aber nur der Alpha-Hahn pflanzt sich fort.
Two males team up to woo the female, but the alpha male is the only one who scores. A new study suggests that the beta male benefits from this supporting role, although the payoff can take a long time.


[Bild-Quelle]

Warum also helfen die ewigen Zweiten ihrem Alpha-Kumpel, was ist für sie drin?

Emily DuVal
(Adaptive Advantages of Cooperative Courtship for Subordinate Male Lance-Tailed Manakins; The American Naturalist, volume 169 (2007)) hat eine Langzeitstudie zum Verhalten dieser Vögel durchgeführt und konnte zeigen, dass sich der helfende Flügel später doch irgendwann auszahlt.
DuVal wanted to test three hypotheses for why the beta male would help the alpha even though he never gets to mate with the female: The beta's own immediate reproductive chances could increase; the beta male could be a close relative of the alpha, thus helping to pass on related genes; or the beta male might be increasing his own chances of reproducing sometime down the line.
Die letzte dieser Hypothesen passt am Besten zu den gesammelten Daten.
All of the matings she observed in the field were performed by alpha males, meaning that betas rarely if ever got the girl--a finding that was confirmed by the genotyping of offspring. Nor were the betas helping their kin, because they were not closer genetically to the alphas than were randomly chosen pairs of males. But betas did have a better shot at the top spot later: 15% of the betas became alphas the following year, compared to only 4% of males who were neither betas nor alphas.
Es ist wohl auch nicht so, dass die Beta-Männchen einfach nur als nächstes an der Reihe sind, sondern tatächlich von den Alpha-Männchen lernen, wie man um die Weibchen wirbt. Sie arbeiten sozusagen als Auzubildende bei dem Alpha-Männchen und wenn sie genug gelernt haben, machen sie ihren eigenen Laden auf - sie besetzen ein eigenes Balzrevier und sind dann selbst diejenigen, die als Alpha-Männchen bei der Paarung zum Zuge kommen, obwohl ein "Kumpel" sie bei der Balz unterstützt.
"This study is incredibly important," says Janis Dickinson, a behavioral ecologist at Cornell University. "It solves a riddle that has piqued the interest of ornithologists since Charles Darwin described manakin courtship behavior in the late 1800s."
MfG,

JLT

[Quelle der Zitate: ScienceNOW]

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