9 October 2007

Kleiner Zwischenbericht...

Zuallererst vielen Dank für die unterstützenden Kommentare! Ich bin für jede Aufmunterung dankbar.

Ich mache tatsächlich Fortschritte und mittlerweile halte ich es sogar für möglich, dass ich diese Arbeit abgeschlossen haben werde, bevor ich mir die Haare ausgerauft habe. Wer jemals eine Arbeit geschrieben hat, die auf mehr als ein paar Seiten angelegt war, weiß wahrscheinlich, dass mit dem Schreiben eine profunde soziale Inkompetenz einhergeht, hauptsächlich begründet darin, nur ein einziges Thema zu haben: das Schreiben und die Unlust, selbiges zu tun (jedenfalls bei mir).
Das Highlight der letzten zwei Wochen war ein NoMeansNo-Konzert im um die Ecke gelegenem Roisin Dubh. Die sind mittlerweile auch nicht mehr ganz jung, haben aber offensichtlich ihren Spaß an der Sache noch nicht verloren - ich fand's auf jeden Fall großartig. Zudem waren sie laut genug, dass eine Unterhaltung soundso unmöglich war und mein Themenmangel nicht weiter aufgefallen ist...

Der Cartoon stammt von Tom Tomorrow [via The Panda's Thumb] und hat mich genug amüsiert, um meine selbst auferlegte Blog-Abstinenz zu ignorieren.

Schöne Grüße,
JLT

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24 September 2007

I'm back!

Allerdings nicht für lange...

Ich muss den Blog für ein, zwei Monate etwas vernachlässigen. Ich habe mir zwischen zwei Verträgen etwas Zeit gegönnt, um endlich meine Doktorarbeit zu Ende zu schreiben. Das verträgt sich leider überhaupt nicht mit Bloggen, wie ich letzte Woche festgestellt habe. Nach einem Tag Auf-das-Word-Dokument-Starren (dauert doch länger, sich wieder einzuarbeiten, als ich gehofft hatte) bin ich abends nicht wirklich motiviert, noch was für den Blog zu schreiben.

Ich schätze, dass ich zwischendurch doch immer mal wieder eine Kleinigkeit posten werde, aber wohl nicht häufiger als einmal die Woche. Ich hoffe auf Euer Verständnis!

Schöne Grüße,
JLT

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18 September 2007

Gott wegen terroristischer Akte auf Unterlassung verklagt.

In Amerika, genauer in Lincoln, Nebraska, ist ein State Senator namens Ernie Chambers verärgert über die Vielzahl von Klagen, die bei Gericht eingereicht werden, offensichtlich, ohne eine stichhaltige Grundlage aufzuweisen. Die Gerichte müssen sich mit diesen Klagen aber natürlich trotzdem erstmal beschäftigen. Dies wird in Amerika dadurch erleichtert, dass sozusagen jeder jeden wegen allem verklagen kann, Beispiel dafür ist die Frau, die McDonalds verklagt hat, nachdem sie sich mit deren Kaffee verbrüht hatte, weil sie keine Warnung auf ihren Bechern hatten. Sie bekam 2,9 Mio. Dollar zugesprochen. Letzteres ist wahrscheinlich auch der Grund, warum in Amerika tatsächlich jeder jeden wegen allem verklagen will. Im unwahrscheinlichen Fall, dass man damit durchkommt, besteht die Chance auf einen Riesen Berg von Geld.

Der tatsächliche Auslöser war aber ein anderer. In einem Gerichtsverfahren wegen einer Vergewaltigung hat ein Richter festgelegt, dass die Zeugen die Worte "Vergewaltigung" und "Opfer" nicht verwenden dürfen. Soweit ich das verstehe, ist es in Amerika durchaus üblich, während der Verhandlung zu untersagen, dass vorverurteilende Bezeichnungen verwandt werden (haben wir doch alle schon mal in amerikanischen Filmen gesehen: Selbst wenn das Opfer der Tote mit Schusswunden, einem Messer in der Brust und in Stücke geschnitten aufgefunden wurde, wird von einem ungeklärtem Todesfall gesprochen und nicht von Mord, um die Geschworenen nicht in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen). Jetzt hat die Anklage in dem Fall den Richter deswegen verklagt, eine Klage ohne jede Aussicht auf Erfolg (das Verfahren hat einige Medienaufmerksamkeit bekommen, die Klage wurde möglicherweise eingereicht, um diese noch zu vergrößern).

Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hat Senator Chambers Gott verklagt, auf permanente Unterlassung der Durchführung terroristischer Akte und der Androhung derselben.

Die Klageschrift ist online als .pdf erhältlich. Ein paar relevante Ausschnitte hier:

Nature of the case

This action seeks a permanent incunction ordering Defendant [Anm.:Gott] to cease certain harmful activities and the making of terroristic threats.
Identifizierung des Angeklagten:
3. Defendant (also known by various aliases, titles, names, designations) is present in all places at the same time ("Omnipresent"); ist he admitted perpetrator of the deleterious acts complained of herein.
Lincoln, Nebraska, ist als Gerichtsort zulässig, da Gott omnipräsent ist, also auch in Nebraska, außerdem sind auch selbsternannte Repräsentanten dort zu finden:
5. Defendant is present in Douglas County by and through putative agents, representatives, spokespersons (hereinafter "agents") of various religous denominations, persuasions, cults and the like, who publicly and notoriously hold themselves out to be agents of Defendant who are authorized to speak for and represent Defendant.
Es gibt einige Probleme, diese "Bevollmächtigten" zu identifizieren, da sie verschiedenen, sich gegenseitig widersprechenden und untereinander verfeindeten Gruppen angehören. Auch dem Angeklagten konnte die Anklageschrift nicht persönlich überreicht werden, obwohl einige Anstrengungen unternommen wurden.
14. Plaintiff [Anm.: Der Kläger], despite reasonable efforts to effectuate personal service upon Defendant ("Come out, come out, wherever you are) has been unable to do so.
Das sollte aber kein Problem darstellen, da der Angeklagte nicht nur omnipräsent, sondern auch allwissend sei, so dass der Regel, dass der Angeklagte über die Klage informiert sein muss, genüge getan ist.

Die Anklagepunkte sind u. a.:
18. Defendant has made and continues to make terroristic threats of grave harm to innumerable persons, [...]

19. Defendant directly and proximately has caused, inter alia, fearsome floods, egregious earthquakes, horrendous hurricanes, terrifying tornados, pestilential plagues, ferocious famines, devastating drouths, genocidal wars, birth defects, and the like.

20. Defendant has made admissions against Defendant's own interest to various handpicked, trusted chroniclers of yore regarding the making of terroristic threats and the causing of calamitous catastrophes resulting in the widespread death, destruction and terrorization of millions of the Earth's inhabitants including innocent babies, infants, children, the aged and infirm without mercy and distinction.
Und nicht nur das! Dann hat der Angeklagte auch noch angeordnet, dass das Ganze niedergeschrieben wird,
[...] in order to inspire fear, dread anxiety, terror and uncertainty, in order to coerce obedience to Defendant's will.

22. Defendant has manifested neither compassion nor remorse, proclaiming that Defendant "will laugh" when calamity comes.

26. The hereinbefore identified and decribes deleterious behavior and terroristic threats have resulted, and continue to result, in pecuniary loss, fear, anxiety, terror, stress, uncertainty, depression, suicide, and the like.
Die Anschuldigungen seien, so die Anklageschrift weiter, glaubhaft, wenn man sich die Geschichte und das Verhalten des Angeklagten in der Vergangenheit anschaue.

Ein möglicher Punkt, an dem die Verteidigung ansetzen könnte, ist, die Bibel als Beweismittel nicht zuzulassen, da sie nur Hörensagen enthält. Dies ist aber nur möglich, solange keiner der selbsternannten Bevollmächtigten die Bibel als tatsächliches Wort Gottes bestätigt. Ich schätze, die Ankläger haben einen Fall...

Fragt sich nur, wem Gott schwören sollte, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, wenn er tatsächlich vor Gericht erscheinen sollte.

MfG,
JLT

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15 September 2007

Kreationisten-Suspensorium.

Schützt die zur Aufrechterhaltung der Art notwendigen Teile.

Könnte es sein, dass der eine oder andere IDler/Kreationist bei diesem Angebot schon zugeschlagen hat?

Schönes Wochenende,
JLT










[Bild-Quelle: Pooflinger's Anonymous]

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14 September 2007

Ich möchte auch so einen!

Gerade habe ich bei Uncommon Grounds entdeckt, dass Harun Yahya [ja, der islamische Kreationist und Holocaust-Leugner, der in der Türkei alle WordPress-Blogs hat sperren lassen*] seinen unsäglichen "Atlas der Schöpfung" jetzt in Irland verschickt.

Woher kommt nur all das Geld? Uncommon Grounds sagt ganz richtig:

If teaching intelligent design in biology classrooms is “breathtaking inanity” [Anm.: zitiert aus dem Dover-Urteil], what superlatives are left to describe the immensely greater inanity of Harun Yahya?
Wer ist den gleichzeitig so ab vom Patt, dass er den Atlas der Schöpfung für verbreitungswürdig hält, *und* hat soviel Kohle zum aus dem Fenster schmeißen?

Ich hoffe trotzdem, unser Institut kriegt ein Exemplar geschickt (die sollen sich ruhig mit dem Verschicken des Unsinns ruinieren), ich möchte das mal im Original sehen.

MfG,
JLT



* Matt von WordPress hatte am 25. August noch mal ein Update zu der Geschichte auf seinem eigenen Blog gepostet und der Istanbul Despatch Blog, der sich intensiv mit der Geschichte beschäftigt hat, brachte noch am 2. September eine Story dazu, also scheint der WordPress-Block auch weiterhin zu bestehen.

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Woran erinnert mich das bloß?

The Indian government has withdrawn a controversial report submitted in court earlier this week which questioned the existence of the Hindu god Ram.

The report was withdrawn after huge protests by opposition parties.

The report was presented to the Supreme Court on Wednesday in connection with a case against a proposed shipping canal project between India and Sri Lanka.

Hindu hardliners say the project will destroy what they say is a bridge built by Ram and his army of monkeys.

Scientists and archaeologists say the Ram Setu (Lord Ram's bridge) - or Adam's Bridge as it is sometimes called - is a natural formation of sand and stones.

No evidence


In their report submitted to the court, the government and the Archaeological Survey of India questioned the belief, saying it was solely based on the Hindu mythological epic Ramayana.

They said there was no scientific evidence to prove that the events described in Ramayana ever took place or that the characters depicted in the epic were real.

Hindu activists say the bridge was built by Lord Ram's monkey army to travel to Sri Lanka and has religious significance.

In the last two days, the opposition Bharatiya Janata Party (BJP) has launched a scathing attack on the government for questioning the "faith of the million".

Worried about the adverse reaction from the majority Hindu population of the country, the Congress Party-led government has now done a U-turn and withdrawn the statement submitted in court.

[...]

The canal project proposes to link the Palk Strait with the Gulf of Mannar between India and Sri Lanka by dredging a canal through the shallow sea.

This is expected to provide a continuous navigable sea route around the Indian peninsula.

Once complete, the canal will reduce the travel time for ships by hundreds of miles and is expected to boost the economic and industrial development of the region.
[Quelle: BBC NEWS]

Ein kleines Gedankenspiel dazu:

Nehmen wir an, eine Umgehungsstrasse soll gebaut werden, die ein kleines Städtchen vom Durchgangsverkehr befreit. Den Vorteil, den das hätte, sehen alle ein, aber eine Gruppe von Hindus protestiert gegen den Bau dieser Umgehungsstrasse, weil dafür ein Steinhaufen, den Ram und seine Affen da hingebaut haben, abgetragen werden muss.

Wie viele der hier mitlesenden Christen halten das für einen ausreichenden Grund, den Bau der Umgehungsstrasse zu verhindern?

Die, die dies nicht für einen ausreichenden Grund halten: Warum glaubt Ihr, dass auf der christlichen Religion basierende Gründe [Link zu einem Kommentar zu 'Biomedizin in Israel'] beispielsweise gegen Abtreibung, Stammzellforschung etc. ausreichend sind?

Nur mal so aus Interesse.

MfG,
JLT


[Bild-Quelle]

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Update zu: Ad hominem ist auch eine Art von Argument.

Auf www.theismus.de hat jemanden meine Überschrift zu 'Der "liebe Gott" als blutrünstiges Ungeheuer' von FW Graf nicht gefallen, da ich nicht begründe, warum Grafs Argumente in dem SZ-Artikel ad hominem wären.

Der Atheistin und Biologin Sabine Schu ist dieser Beitrag natürlich ein Dorn im Auge, so dass sie ihn auf ihrem Blog sofort als Ad hominem herabwürdigt. Argumente für diese Bezeichnung bringt sie allerdings nicht, sondern verweist lediglich auf einen kurzen Kommentar der Webseite skepticker.org. Dieses Vorgehen erinnerte mich sofort an viele Beiträge von Martin Neukam [sic], auf dessen Hit-Liste der “am meisten verwendeten Wörtern” Ad hominem relativ weit oben steht, aber das nur nebenbei.
Kein Problem, erkläre ich doch gerne:
Wenn man Dawkins als Hassprediger bezeichnet und unterstellt, er wäre unreflektiert und würde seine Quellen nicht kennen, und dann Dawkins Argumente verdreht wiedergibt - dann würde ich sagen, da kritisiert jemand mehr die Person als sich tatsächlich mit den Aussagen auseinander zu setzen.

Die Stimme des Herrn ['Zum Gotterbarmen'] ist da offenbar der gleichen Meinung:
Denn Graf ist nicht Willens und, so steht zu befürchten, auch nicht in der Lage, die Bücher kritisch zu rezensieren. Stattdessen entstellt und unterstellt er, reißt aus dem Zusammenhang, beschimpft und verunglimpft. Kurzum, er verhält sich genau so, wie man es von einer antiklerikalen Witzfigur erwarten würde, nicht von einem angesehen Theologe.
Anders als ich macht er sich aber auch die Mühe, dies an Zitaten Grafs der Reihe nach aufzuzeigen. Ausgesprochen lesenswert! Dem habe ich weiter nichts hinzuzufügen.

MfG,
JLT

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Oh, die Ironie.

Geht rüber zu Northstate Science und lest diesen Beitrag: 'Richard Colling: Scientist, Christian... and Matyr'*. Worum es geht:

Colling lehrt seit 26 Jahren an der christlichen Olivet Nazarene University in Illinois. Er ist Vertreter einer theistischen Evolution und hat dies auch so in seinen Kursen gelehrt. Vereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft? Colling ist ein entschiedener Vertreter dieser Meinung.

A professor at Olivet Nazarene University in Illinois and a lifelong member of the evangelical Church of the Nazarene, Colling wrote a 2004 book called "Random Designer" because—as he said in a letter to students and colleagues this year—"I want you to know the truth that God is bigger, far more profound and vastly more creative than you may have known." Moreover, he said, God "cares enough about creation to harness even the forces of [Darwinian] randomness."
[Quelle: 'Can God Love Darwin, Too?', Newsweek]

Jetzt ist sein Buch ("Random Designer") an der Universität gebannt worden und er selbst darf keine Biologie-Kurse mehr unterrichten.
Colling is prohibited from teaching the general biology class, a version of which he had taught since 1991, and college president John Bowling has banned professors from assigning his book. At least one local Nazarene church called for Colling to be fired and threatened to withhold financial support from the college. In a letter to Bowling, ministers in Caro, Mo., expressed "deep concern regarding the teaching of evolutionary theory as a scientifically proven fact," calling it "a philosophy that is godless, contrary to scripture and scientifically unverifiable." Irate parents, pastors and others complained to Bowling, while a meeting between church leaders and Colling "led to some tension and misunderstanding," Bowling said in a letter to trustees. (Well, "misunderstanding" in the sense that the Noachian flood was a little puddle.) It's a rude awakening to scientists who thought the Galilean gulf was closing.
[Quelle: 'Can God Love Darwin, Too?', Newsweek]

Man könnte auch sagen, er ist EXPELLED!

Colling selbst sagt dazu in einer Email an Chris O'Brien von Northstate Science:
[...] All I have ever wanted to do is to communicate and then cultivate a message of peace and harmony between Science and Faith. Unfortunately, what I have learned over the past two years is that some profoundly scientifically naive fundamentalist Christians only want war - apparently intent on destroying and discrediting anyone who does not conform to the fundamentalist creationist mindset. [...]

[...] [I]t is difficult to describe the depths of my disappointment that a few profoundly scientifically ignorant individuals have been allowed to create such discord and damage to to me and the university in the public's eye - by convincing a university president to acquiesce to their demands. (even though the president privately continues to say that he has identified nothing in my teaching or writing that is scientifically or theologically deficient.) [...]

I have been told in essence in a letter from the president of the university that although it may seem unfair, the truth and facts will not matter here. Perception is what is guiding his actions. I am still numbed by these words coming from a university president when discussing the teaching of biology in a university setting. Therefore, it seems that the only tools allowed for this discussion and commitment to truth and principle are political tools. Sad. I have always held that it is truth and education that sets us free, not uninformed political perceptions.
Ich denke, die ganze Geschichte spricht Bände. Menschen, die wissenschaftliche Fakten nicht erkennen würden, wenn man sie ihnen auf die Stirn tätowierte, beschweren sich darüber, dass ein Professor ihren Kindern an der Universität nicht erzählt, die Erde wäre 6000 Jahre alt und der Universitätspräsident beugt sich, nicht etwa, weil er die Beschwerden für gerechtfertigt hält, sondern aus politischen Gründen.

Chris O'Brien kommentiert das so:
I will tell you one thing: I no longer believe creationism is merely misguided...in many manifestations (such as this) I think it is actually evil.
Heh. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen...

MfG,
JLT



* "Martyr" finde ich zwar übertrieben und der Galileo Gambit wird auch gebracht, aber der Rest ist ausgezeichnet.

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13 September 2007

Laaaangweilig. Scherer auf Geo.de.

Scherer hat in Geo auf das Kutschera-Interview geantwortet. Insgesamt stellt er sich als der nette Kerl dar, der zwar an Gott und Schöpfung glaubt, aber zwischen Wissenschaft und Religion unterscheiden kann. Er will doch nur reden! Aber Kutschera will ja nicht.
Als würde Wissenschaft in öffentlichen Diskussionen zweier Kontrahenten entschieden. Und danach stimmen dann alle ab, wer gewonnen hat?

Sein Text enthält den üblichen Sermon, Mikroevolution ja, Makroevolution nein, woher kommt die Information und wie ist denn die erste Zelle entstanden. Ziemlich langweilig. Drum hier nur ein paar kurze Ausschnitte.

Allerdings [...] meine ich, dass zum Beispiel das Problem der Entstehung biologischer Information nicht gelöst ist: Entstehung der ersten Zelle, der molekularen Maschinen des Lebens oder von neuen Bauplänen. Keine peanuts; das stellt die bisher vorgeschlagenen Makroevolutionstheorien ziemlich in Frage.
Ungelöste Fragen stellen eine Theorie nicht in Frage. Mal ganz abgesehen davon, dass es auch zur Abiogenese überprüfbare Hypothesen gibt. Die molekularen Maschinen des Lebens, wenn ich das schon höre. Flagellum mal wieder? Und auch neue Baupläne – zu der Zeit, als sich die heute weit getrennten Großgruppen der Tiere aufspalteten, waren deren Vorfahren so verschieden, wie es die heutigen Arten sind. Down with Phyla!
Natürlich ist wissenschaftlich gut fundierte Kritik an Evolution kein Beweis für Schöpfung, noch nicht einmal Widerlegung der Evolutionsidee, sondern höchstens Falsifikation bestimmter Teilhypothesen.
Bla. Erstens gibt es keine wissenschaftlich gut fundierte Kritik an Evolution. Zweitens, Evolutionsidee? Über das Stadium sind wir doch wohl schon hinaus.
Kreationismus (Sie haben schon gemerkt, dass ich dem kritisch gegenüber stehe) beruht auf Glauben, und das ist halt keine Naturwissenschaft, wirklich nicht. Auch ID geht über Naturwissenschaft hinaus. Klar, auch ich deute naturwissenschaftliche Daten im Rahmen meines Schöpfungsglaubens, das ist eine weltanschauliche Grenzüberschreitung, nicht Naturwissenschaft. Selbst wenn ich Recht hätte. An Schöpfung muss man eben glauben. Aber an eine erwürfelte evolutionäre Entstehung der ersten Zelle auch, sogar richtig fest.
"[E]rwürfelte evolutionäre Entstehung der ersten Zelle [muss man] auch [glauben] ", großartig. Muss man nicht glauben, kann man Hypothesen zu entwickeln und diese überprüfen. Das nennt man dann Wissenschaft - im Unterschied zu "Glaube".
Trotz Kritik: Die Evolutionstheorie ist dermaßen gut etabliert, dass vereinzelte Kritiker eigentlich das Salz in der Suppe sind. Das kratzt doch keinen ernsthaft, oder? Und wenn alle immer nur das Gleiche sagen, wo kämen wir da hin? Ich meine, ein bisschen sachliche, wissenschaftliche Stichelei, das muss schon sein. Keine Sorge, gute Theorien halten das locker aus.
Tja, und wieder sind wir da angelangt: Wissenschaftlicher Diskurs findet in wissenschaftlichen Zeitschriften und auf Kongressen statt. Wenn Daten vorhanden wären, die ernsthaft (Teile der) Evolutionstheorie widerlegen oder auch nur in Zweifel ziehen würden, hätte man die Veröffentlichung in Nature oder Science sicher und zu Kongressen würde man auch mit Kusshand eingeladen.

Zusammenfassend: Nichts Neues.

MfG,
JLT


[via SkepTicker]

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Klauen für Frauen. Oder: Verbrechen zahlt sich aus.

Schimpansen versuchen potenzielle Partnerinnen mit geklauten Früchten zu beeindrucken, zeigt eine Studie in PLoS ONE [Hockings et al., Chimpanzees Share Forbidden Fruit. PLoS ONEPLoS ONE 2(9): e886; frei erhältlich]. Eine Gruppe von Schimpansen, die in einem Gebiet mit vielen Farmen leben, wurde über ein Jahr lang beobachtet. Männliche Schimpansen teilten regelmäßig von den Farmen gemopste Früchte (besonders häufig: Papayas) mit reproduktionsfähigen Weibchen und erhielten im Austausch von diesen besondere Zuwendung. Ein Weibchen mit wahrscheinlich sehr schlechtem Ruf wurde außergewöhnlich häufig beschenkt und das Männchen, das sie am kontinuierlichsten mit Papayas beschenkte, erhielt von ihr dafür insgesamt mehr Streicheleinheiten als das Alpha-Männchen der Gruppe.

Geteilt wurden fast ausschließlich geklaute Früchte, keine wildwachsenden, deswegen vermuten die Forscher, dass die Männchen durch das Klauen auch ihren Mut und Geschick beweisen (wollen). Hmmm, ein Schelm der Böses dabei denkt...

Ein kurzes Filmchen, das gemeinsam eine Papaya verspeisende Schimpansen zeigt, gibt's hier, ein weiterer ist online [Schimpanse in flagranti delicto erwischt] erhältlich.




MfG,
JLT

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12 September 2007

Tough Question.


Jesus and Mo finde ich immer wieder großartig.

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Was (zum Geier) ist.... Phylogenie (Teil 1).

[E]volution is a theory. It is also a fact. And facts and theories are different things, not rungs in a hierarchy of increasing certainty. Facts are the world's data. Theories are structures of ideas that explain and interpret facts. Facts do not go away when scientists debate rival theories to explain them. Einstein's theory of gravitation replaced Newton's, but apples did not suspend themselves in mid-air, pending the outcome. And humans evolved from apelike ancestors whether they did so by Darwin's proposed mechanism or by some other, yet to be discovered.
[Quelle: SJ Gould, 'Evolution as Fact and Theory'. Discover 2 (May 1981): 34-37]

Wenn Gould in diesem Zitat von Evolution als Tatsache spricht, meint er damit common descent. Die Abstammung aller Arten von einem gemeinsamen Vorfahren ist so gesichert, dass niemand in Kenntnis der Daten dies bezweifeln kann. Die grafische Darstellung dieser Tatsache als phylogenetischer Abstammungsbaum hat wahrscheinlich jeder schon mal in der einen oder anderen Form gesehen [Abb. 1 zeigt ein Beispiel; Klicken zum Vergrößern]. Aber wie werden diese Phylogenien bestimmt?

Dass sich die Arten in verschiedene Gruppen unterteilen lassen, ist nicht erst Linnaeus aufgefallen, auch wenn er der Erste war, der sich eine Systematik (Linnés Taxonomie) dazu hat einfallen lassen. Während Linnaeus diese Unterteilung (natürlich) nur auf der Grundlage anatomischer Gemeinsamkeiten und Unterschiede erstellen konnte, versucht die Phylogenetik eine Unterteilung nach Gruppen von Arten, die einen gemeinsamen genetischen Vorfahren haben und verwendet dazu sowohl anatomische als auch molekulargenetische Merkmale.

Die Methode, Organismen aufgrund von gemeinsamen abgeleiteten Eigenschaften ("Synapomorphien"; "abgeleitet" heißt: nur bei dieser Gruppe vorhanden, "neu") zu klassifizieren, wurde von Hennig in der Mitte des letzten Jahrhunderts eingeführt. Sie ist unabhängig von common descent, d. h. auch unbelebte Gegenstände können nach dieser Methode unterteilt werden, eine gemeinsame Abstammung muss nicht vorausgesetzt werden. Im Grunde hat Hennig nur formalisiert, was Taxonomen seit Linnaeus schon intuitiv gemacht haben, auch bevor Darwin seine Theorie veröffentlicht hat. Der wichtige Punkt ist, dass die Gruppen nicht gebildet werden, indem *alle* Gemeinsamkeiten betrachtet werden, sondern wie oben schon gesagt, nur die abgeleiteten, unterscheidenden Merkmale einbezogen werden.

Betrachtet man als Beispiel die Säugetiere, so sind abgeleitete Merkmale beispielsweise Endothermie (Körperwärme kann aktiv reguliert werden), Haare und das Vorhandensein von Zitzen. Die höheren Säugetiere haben als abgeleitetes Merkmale eine Plazenta (was sie von den Beuteltieren unterschiedet). Unter den höheren Säugetieren sind die mit dauerhaft nachwachsenden Zähnen im Ober- und Unterkiefer zu den Nagetieren zusammengefasst etc.. Wichtig ist, dass ein bestimmtes Merkmal je nach Gruppe, die betrachtet wird, abgeleitet oder "primitiv" sein kann: betrachtet man die Säugetiere als Gruppe, sind Haare ein abgeleitetes Merkmal. Betrachtet man die Nagetiere, sind Haare ein primitives Merkmal (das sie nicht von anderen Säugetieren unterscheidet). "Primitiv" und "abgeleitet" sind also relative und nicht etwa qualitative Bezeichnungen.
In der Realität ist es natürlich nicht so einfach zu entscheiden, welche Merkmale tatsächlich die charakterisierenden abgeleiteten Merkmale sind. Um Konflikte zu lösen, sind eine Reihe von statistischen Algorithmen entwickelt worden, die entscheiden helfen, welches tatsächlich die bestimmenden Eigenschaften sind.

Das "Sparsamkeitsprinzip" (maximum parsimony):

Der Abstammungsbaum ist der korrekte, der die wenigsten Konflikte von Eigenschaften beinhaltet. Als Beispiel: Wenn man sich ein Sammlung von zehn Eigenschaften von Fledermäusen ansieht, dann haben sie eins der abgeleiteten Merkmale mit Vögeln gemeinsam (Flügel), aber der Rest platziert sie in einer Gruppe mit Affen und anderen Säugetieren, dann ist die letztere Gruppierung diejenige mit weniger Konflikten.
Diese Methode funktioniert nicht so gut (es kann kein eindeutiger Baum erstellt werden), wenn die Evolutionsrate hoch ist, wenn Gruppen mit einer sehr langen getrennten Entwicklung betrachtet werden oder wenn eine "Eigenschaft" nur wenige Formen annehmen kann. Letzteres wird besonders deutlich, wenn man eine Gensequenz betrachtet. Jedes Basenpaar kann nur eine von vier "Formen" haben, entweder A, T, G oder C. Hier ist es teilweise nicht möglich, *den* Baum mit den geringsten Konflikten zu bestimmen bzw. kann es in Sonderfällen sogar so sein, dass der Baum mit den geringsten Konflikten nicht der tatsächliche ist.


Das "Wahrscheinlichkeitsprinzip" (maximum likelihood):

Diese Methode ist robuster gegenüber unterschiedlichen Evolutionsraten oder Eigenschaftskonflikten. Anders als bei maximum parsimony wird hierfür common descent vorausgesetzt. Ausgehend von Datensätzen mit verschiedenen "Eigenschaften" (z. B. Gensequenzen) kann mit dieser statistischen Methode der Abstammungsweg berechnet werden, der am wahrscheinlichsten zu der beobachteten Verteilung von Eigenschaften geführt hat [siehe Abb. 2; Klicken zum Vergößern].


"Abstandsbestimmung" (distance methods):

Bei dieser Methode werden verschiedene Taxa paarweise verglichen und ihr "Abstand" bestimmt. Dies wäre im einfachsten Fall eine Zählung der Unterschiede. Bei drei Arten, von denen sich 1 und 2 durch drei Eigenschaften unterscheiden, 2 und 3 durch fünf und 1 und 3 durch vier, wären 1 und 2 am nächsten verwandt. Bei dieser Methode wird nicht zwischen abgeleiteten und primitiven Eigenschaften unterschieden und sie wird in der Regel nur für Gensequenzen verwandt. Um aus den Ergebnissen einen Abstammungweg zu erhalten, wird beispielsweise eine weitere Methode verwandt, die als "minimum evolution" bezeichnet wird, d. h. der Baum wird ausgewählt, bei dem die zusammengenommenen "Ast-Längen" (die Zeit, die sich basierend auf Evolutionsraten die einzelnen Taxa getrennt entwickelt haben) aller betrachteten Arten zusammen am Kürzesten ist (es gibt noch eine Reihe anderer Möglichkeiten, aus diesen Daten Abstammungsbäume zu berechnen). Diese Methode ist nicht so rechenintensiv wie maximum likelihood, da jeweils nur zwei Arten betrachtet werden.
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Bei allen Methoden zur Bestimmung einer Phylogenie ist das Ergebnis die beste Annäherung an den historischen Abstammungsweg, der um so wahrscheinlicher der tatsächlichen Abstammungsgeschichte entspricht, je mehr Eigenschaften, und bei manchen Methoden auch, je mehr verschiedenen Taxa* betrachtet werden.

Bevor ich in einem neuen Post zu der Statistik komme, die ausdrückt, wie wahrscheinlich ein berechneter Abstammungsweg dem historischen entspricht, möchte ich eins noch betonen: Nur eine gemeinsame Abstammung, bei der die Beibehaltung gemeinsamer Merkmale durch Vererbung die Regel ist und nur als Ausnahme neue Merkmale entstehen oder alte verloren gehen, erklärt eine verschachtelte Hierarchie, wie wir sie sehen. Das bedeutsame Wort hier ist "erklärt". Natürlich könnte auch eine übernatürliche Macht jede Veränderung verursacht haben, aber um diese verschachtelte Hierarchie zu erhalten, müsste diese sich bemüht haben, den Eindruck einer gemeinsamen Abstammung zu erwecken. Wären die Veränderungen wahllos (nicht im Sinne von ungewollt, sondern von "diese Art sähe lustig mit diesem primitiven Kiefergelenk aus, denen gebe ich jetzt mal Haare und bei dem hier kombiniere ich mal beides (was nie vorkommt)" - es gibt Kombinationen, die möglich wären, aber nie auftreten), könnte nicht ein bestimmter Abstammungsweg berechnet werden, sondern es gäbe sehr, sehr viele verschiedene Abstammungsbäume mit der gleichen statistischen Signifikanz. Selbst wenn man sagt, es wurden verschiedene "Arten" im biblischen Sinn geschaffen und die Evolution fand ausgehend von diesen statt, ist das nicht stichhaltig. Auch wenn man Vögel, Reptilien und Säugetiere betrachtet (was schon eine ziemlich großzügige Auslegung der biblischen "Arten" wäre), kann man wahrscheinliche Abstammungsbäume von weniger wahrscheinlichen unterscheiden. Wie gesagt, das heißt nicht, dass sie nicht geschaffen sein *könnten*, aber es erfordert, dass der/die/das "Schöpfer" sich daran orientiert hat, wie die Verteilung von Merkmalen nur durch Vererbung und Variation aussehen müsste.

MfG,
JLT


[Das hier Beschriebene basiert in großen Teilen auf dem englisch-sprachigen '29+ Evidences for Macroevolution' vom TalkOrigins-Archiv, insbesondere dem 'Phylogenetics Primer', den ich jedem, der einigermaßen Englisch versteht, zu lesen empfehle.]

[Bild-Quelle: Abb. 1: Phylogenetics Primer; Abb. 2: Eigenproduktion]

* Die Bezeichung "Taxon" (pl. Taxa) kann für jede Gruppe von Organismen angewandt werden, die die gleichen Eigenschaften besitzt. Dies kann eine einzelne Art sein, aber auch eine Klasse, Ordnung oder Gattung von Organismen; es ist eine "wertfreie" Bezeichnung. Eine Bezeichnung, die manchmal synonym verwendet wird (es aber streng genommen nicht ist), ist Klade. Als Klade bezeichnet man alle Organismen mit einem gemeinsamen Vorfahren, d. h. in meiner Abb. 2a entsprechen 1 und 2 jeweils einem Taxon und 1 und 2 zusammen gehören zu einer Klade (haben einen gemeinsamen Vorfahren; auf der nächst "höheren" Ebene bilden natürlich auch 1,2 *und* 3 eine Klade). 1 und 2 könnten jeweils beispielsweise Gattungen sein, dann wäre jede für sich wiederum eine Klade, da sie selbst "nur" eine Zusammenfassung von Organismen mit gemeinsamer Abstammung darstellen, die weiter unterteilt werden könn(t)en (uh oh, ich hoffe, damit trage ich nicht zur Verwirrung bei; als Beispiel: alle Säugetiere können als ein Taxon behandelt werden, wenn man sie z. B. mit Reptilien vergleicht und stellen eine Klade dar, wenn man die Säugetiere untereinander anschaut. Es besteht also ein Unterschied in der "Betonung", ob man die Unterschiede oder die Gemeinsamkeiten herausstellen möchte.).

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Ad hominem ist auch eine Art von Argument...

In der Süddeutschen ist eine neuer Artikel zu "Wissenschaft und Religion" erschienen, 'Der "liebe Gott" als blutrünstiges Ungeheuer' von Friedrich Wilhelm Graf, der offensichtlich Dawkins gar nicht leiden kann und Hitchens darstellt, als wäre er ein fehlgeleiteter Alt-Hippie.
Der SkepTicker hat sich die "Rosinen" schon rausgepickt, darum belasse ich es bei dem Link. Die Kommentare zu dem SZ-Artikel sind auch interessant.

MfG,
JLT

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Probleme bei der Kommentarfunktion?

Hat jemand von Euch schon mal Probleme mit der Kommentarfunktion bei Blogger gehabt (oder hat sie noch), der Firefox verwendet?
Ich habe heute eine Email von jemanden bekommen, bei dem sich die Kommentarseite alle paar Sekunden neu lädt, so dass der Code, der zum Kommentieren eingegeben werden muss, nicht zu sehen ist. Ich verwende selber Firefox und hatte noch nie Probleme damit, daher weiß ich nicht so recht, woran es liegen könnte.
Falls jemand von Euch eine Idee oder einen Tip hat, wäre es nett, wenn der/diejenige es entweder hier posten oder mir als Email schicken könnte, in letzterem Fall würde ich es dann weiterleiten.

MfG,
JLT

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11 September 2007

Biomedizin in Israel.

In der aktuellen Zeit gibt es einen sehr interessanten Artikel zur Haltung zur Biomedizin in Israel.

Künstliche Befruchtung, Präimplantations- und Pränataldiagnostik (PID bzw. PND), Abtreibung, Embryonale Stammzellen, Klonen - all das sind in Deutschland heiß diskutierte Themen, die in Israel weit weniger Kontroversen auslösen.
Tatsächlich ist Israel in vieler Hinsicht extrem, wenn es um die Fortpflanzungsmedizin geht. Was anderswo heiß diskutiert oder sogar verboten ist, wird hier akzeptiert. So erlaubt Israel die Leihmutterschaft, sofern ein gesetzlich vorgeschriebenes Komitee der Vereinbarung zugestimmt hat. Seine Samenbanken stehen Singlefrauen wie Lesben offen. Stirbt ein Mann, etwa bei einem Unfall, so darf ihm nach dem Tod Sperma entnommen werden, damit seine Frau sich befruchten lassen kann. Die Präimplantationsdiagnostik (PID), bei der Embryonen vor der Einpflanzung im Reagenzglas [Anm.: Bei einer künstlichen Befruchtung] auf Genschäden untersucht und aussortiert werden, ist hier eine Routineprozedur.

[...]

Wollte man in der Biomedizin, insbesondere in den Bereichen Fortpflanzung und Verwertung von Embryonen, zwei globale Gegenpole bezeichnen, so wären dies Israel und Deutschland – der eine Staat extrem liberal und wenig reguliert, der andere eher restriktiv. Nach einer vergleichenden Untersuchung aus den neunziger Jahren fanden es zwei Drittel der israelischen Humangenetiker unverantwortlich, wissentlich ein Kind mit schweren Erbschäden zur Welt zu bringen. Nur acht Prozent der deutschen Kollegen teilten diese Ansicht.
In Deutschland müssen bei einer künstlichen Befruchtung alle produzierten Embryonen auch implantiert werden, da Embryonen bei uns nicht zerstört werden dürfen. Aus dem gleichen Grund wird auch keine PID durchgeführt: Selbst wenn festgestellt würde, dass der Embryo Träger beispielsweise einer Erbkrankheit ist, müsste er trotzdem implantiert werden. PND dagegen ist erlaubt, aber wiederum nicht, eine Schwangerschaft aufgrund einer schweren Behinderung des Fötus abzubrechen. Die betroffene Frau kann allerdings wegen einer "schweren seelischen Belastung" eine Abtreibung durchführen lassen.

Ich finde das Embryonenschutzgesetz in Deutschland absurd. Bezogen auf PID und künstliche Befruchtung wäre es sehr viel sinnvoller, beispielsweise sechs Embryonen zu produzieren und nur die beiden "Besten" zu implantieren - das erhöht die Erfolgschancen und senkt die Gefahr von Mehrlingsgeburten. Der Schutz eines maximal vier Tage alten Zellhaufens wird in Deutschland über die Gesundheit der Frau gestellt - und auf der anderen Seite kann ein bis zu zwei Monate alter Fötus abgetrieben werden (nicht, dass ich das schlecht finde. Es ist nur völlig unlogisch). Und insbesondere bei Trägern einer Erbkrankheit stellt die PID die einzige Möglichkeit dar, sicherzustellen, ein gesundes Kind zu bekommen.

Woran liegt es also, dass es in Israel diese Probleme nicht gibt? Natürlich an der Religion.
Tatsächlich lassen sich einige Unterschiede zwischen Israel und Deutschland aus der Religion erklären. So ist der Embryo nach christlichem Verständnis ab der Verschmelzung von Eizelle und Samen ein menschliches Wesen und steht unter gesetzlichem Schutz. Nach jüdischem Glauben vollzieht sich die Entwicklung des Fötus zum menschlichen Wesen in Stufen und ist erst mit der Geburt vollständig abgeschlossen.

[...]

Embryonen außerhalb des weiblichen Körpers sind nach jüdischem Verständnis keine menschlichen Wesen, sondern ein besonderer Stoff, mit dem es achtsam umzugehen gilt. Achtsamer Umgang kann auch bedeuten, die Embryonen für die Forschung zu verwerten. Nicht zufällig zählen Israels Wissenschaftler zu den Pionieren der [Anm.: embryonalen] Stammzellforschung.
Die christlich geprägte Vorstellung, schon eine befruchtete Eizelle sei schützenswert, ist meiner Meinung nach ein Aberglaube, der noch auf Vorstellungen zurückgeht, das männliche Spermium wäre schon ein Miniaturmensch, der die Eizelle (und die Gebärmutter) nur zur Ernährung braucht. Dies als Grundlage für die Gesetzgebung zu verwenden, ist lachhaft. Außerhalb des menschlichen Körpers ist ein Embryo nur ein Zellhaufen, kein potenzieller Mensch. Selbst ein implantierter Embryo ist noch kein Mensch. Er hat weder ein Bewußtsein, noch ein Schmerzempfinden. Bis zur 24-27. Schwangerschaftswoche hat ein Fötus noch nicht mal messbare Hirnströme [siehe z. B. hier, relevanter Ausschnitt hier].

Das mit dem Schutz des Embryos verbundene Verbot, embryonale Stammzellen, die nach 2002 generiert wurden, zur Forschung zu verwenden, kommt einem Forschungsstop gleich. Der deutsche Stammzellforscher Oliver Brüstle, der israelische Stammzellen nach Deutschland importiert hat, erhielt gar Morddrohungen. Ein Patent des Forschers, das dieser in Zusammenhang mit embryonaler Stammzellforschung angemeldet und erhalten hatte, ist auf Anstrengungen von Greenpeace hin teilweise wieder gekippt worden. Und das alles nicht etwa aufgrund von rationalen Überlegungen, sondern aufgrund von Uninformiertheit und "Glauben".

Aber damit sind wir ja in "guter" Gesellschaft. Bush hat zweimal die Entscheidung seines Senats, das Stammzellgesetz zu lockern und auch nach 2001 produzierte Stammzellen in der öffentlich geförderten Forschung zuzulassen, durch ein Veto rückgängig gemacht [in der Fußnote] - seine persönliche Ideologie ist ihm offenbar wichtiger als Demokratie.

MfG,
JLT






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10 September 2007

Quote mine2

Whoa, Uncommon Descent erreicht eine neue Stufe der Unehrlichkeit, Quote Mining zum Quadrat.

UD zitiert Myers so:

PZ Myers has previously demanded: “The IDists love to quote me, because I am rather militant in my opposition to their lies. . . .The only appropriate response should involve some form of righteous fury, much butt-kicking, and the public firing of some teachers, many school board members, and vast numbers of sleazy, far-right politicians … I say, screw the polite words and careful rhetoric. It’s time for scientists to break out the steel-toed boots and brass knuckles, and get out there and hammer on the lunatics and idiots.”
Sie verweisen auf dies Post von PZ. Darin schreibt er:
The IDists love to quote me, because I am rather militant in my opposition to their lies. They are particularly fond of one particular quote* that they've even used in their fund-raising literature. They think it's damning; some of my fellow anti-creationists swoon and protest when they hear the words, but they tend to be faint-hearted anyway. But here's what's really amusing.
Dann bringt er einen Ausschnitt eines Berichts eine Pro-IDlers, der das obenstehende Zitat von PZ verwandt hat (minus des ersten Satzes), um offensichtlich Erschrecken bei seinen Zuhörern auszulösen, aber davon überrascht wurde, dass einige der Zuhörer dem Gesagten zustimmten. PZs Post endet mit den Worten:
*Actually, the quote is a pastiche of two completely different comments (the IDists seem to have to mangle a quote, even one that doesn't need twisting; it's like a reflex with them). You can read the originals in context here and here [Anm.: der erste Teil ist aus einem Kommentar auf The Panda's Thumb, der zweite von PZs altem Blog; beide sind von 2005]. I stand by my words without hesitation.
Da muss wirklich eine Art Reflex vorliegen. Jetzt quote minen sie schon Berichte über ihr eigenes Quote mining. Zudem müssen sie sich 100 %ig sicher sein, dass ihre Leser NIE die Quellen darauf überprüfen, was tatsächlich gesagt/geschrieben wurde.

MfG,
JLT

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Es gibt nichts Neues unter der Sonne.

Projekt Gutenberg: 'At the Deathbed of Darwinism' von E. Dennert.

From the account which Goette gives of the present status of Darwinism we may safely conclude that Darwinism had entered upon a period of decay; it is in the third stage of a development through which many a scientific doctrine has already passed.

The four stages of this development are the following:

1. The incipient stage: A new doctrine arises, the older representatives of the science oppose it partly because of keener insight and greater experience, partly also from indolence, not wishing to allow themselves to be drawn out of their accustomed equilibrium; among the younger generation there arises a growing sentiment in favor of the new doctrine.

2. The stage of growth: the new doctrine continually gains greater favor among the young generation, finding vent in bursts of enthusiasm; some of the cautious seniors have passed away, others are carried along by the stream of youthful enthusiasm in spite of better knowledge, and the voices of the thoughtful are no longer heard in the general uproar, exultingly proclaiming that to live is bliss.

3. The period of decay: the joyous enthusiasm has vanished; depression succeeds intoxication. Now that the young men have themselves grown older and become more sober, many things appear in a different light. The doubts already expressed by the old and prudent during the stage of growth are now better appreciated and gradually increase in weight. Many become indifferent, the present younger generation becomes perplexed and discards the theory entirely.

4. The final stage: the last adherents of the "new doctrine" are dead or at least old and have ceased to be influential, they sit upon the ruins of a grandeur that even now belongs to the "good old time." The influential and directing spirits have abandoned this doctrine, once so important and seemingly invincible, for the consideration of living issues and the younger generation regards it as an interesting episode in the history of science.

With reference to Darwinism we are in the third stage which is characterized especially by the indifference of the present middle-aged generation and by growing opposition on the part of the younger coming generation. This very characteristic feature is brought into prominence by the discussion of Goette. If all signs, however, are not deceptive, this third stage, that of decay, is drawing to an end; soon we shall enter the final stage and with that the tragic-comedy of Darwinism will be brought to a close.

If some one were to ask me how according to the count of years, I should determine the extent of the individual stages of Darwinism, this would be my answer:

1. The incipient stage extends from 1859 (the year during which Darwin's principal work, The Origin of Species, appeared) to the end of the sixties.

2. The stage of growth: from that time, for about 20 years, to the end of the eighties.

3. The stage of decay: from that time on to about the year 1900.

4. The final stage: the first decade of the new century.

I am not by choice a prophet, least of all regarding the weather. But I think it may not be doubted that the fine weather, at least, has passed for Darwinism. So having carefully scanned the firmament of science for signs of the weather, I shall for once make a forecast for Darwinism, namely: Increasing cloudiness with heavy precipitations, indications of a violent storm, which threatens to cause the props of the structure to totter, and to sweep it from the scene.
Und warum muss "Darwinismus" abgelehnt werden?
To place this whole wonderful, and so minutely regulated world of organisms at the mercy of chance is utterly monstrous, and for this very reason Darwinism, which is throughout a doctrine of chance, must be rejected; it is indeed a myth. We are grateful to Grottewitz for undertaking to tear the assumed mask of science from this myth and expose it before his associates. He should, however, have done so even more vigorously and unequivocally and should have stated plainly: Darwinism is a complete failure; we believe indeed in a natural development of the organic world, but we are unable to prove it.

In the conclusion of the article quoted there is, of course, again to be found the cloven-hoof: by all means no teleological principle! But why in the world should we not accept a teleological principle, since it is clearly evident that the whole world of life is permeated by teleology, that is, by design and finality? Why not? Forsooth, because then belief in God would again enter and create havoc in the ranks of the "brethren."
Das Buch ist von 1904.

Ist das deprimierend...

JLT

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9 September 2007

Küchenschaben.

Wer wissen will, wie es in der Mensa oder Kantine aussieht, wenn keiner da ist, klicke auf diesen Link (interaktiv!). Genau das richtige für den Montag Morgen.

MfG,
JLT


[via Respectful Insolence]

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8 September 2007

HA. Logik, Dein Name ist JLT.

Nachdem ich feststellen musste, dass ich kein Geek bin und auch beim Nerd-Test nur High-Nerd-Status erreichen konnte, nicht den Supreme-Nerd- oder God-Nerd-Status, den angeblich (ich glaube *immer noch*, dass ihr gemogelt habt, wenigstens Nerd God) einige meiner Kommentatoren erreicht haben, bin ich doch sehr zufrieden, dass ich wenigstens im Logik-Bereich ganz weit vorne liege:




You Are Incredibly Logical



Move over Spock - you're the new master of logic

You think rationally, clearly, and quickly.

A seasoned problem solver, your mind is like a computer!



Doch noch nicht alles verloren.

MfG,
JLT


[via Sandwalk]

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Wir sind alle Mutanten.

"Experimental evidence backs up the observations that mutations are generally harmful and do not produce anything new". Von: Was Darwin right

"This beetle undoubtably once had wings that were lost by a degenerative mutation. In this case, the mutation was an advantage because Madeira is very windy. Beetles with wings get blown off the island and drown. Beetles with no wings stay on the ground and live. However, we must point out that even though this degenerative mutation was good for the beetles, it was still an instance of decay". Von: Science in a christian perspective

"In reality, mutations are extremely dangerous and are wreaking havoc on the human race and other living creatures". Von: Christian Answers

Varianten der Behauptung, es gäbe keine "guten" Mutationen oder alle Mutationen wären "degenerierend", kann man immer wieder bei Evolutionskritikern lesen. Vor allem im Bezug auf den Menschen wird diese Sichtweise auf den ersten Blick durch all die Veröffentlichungen bestätigt, in denen verschiedenste Mutationen als Ursache von Krankheiten identifiziert wurden. Es ist natürlich sehr viel einfacher, eine Krankheit auf eine Mutation zurückzuführen, als die Tatsache nachzuweisen, dass jemand vor einer bestimmten Krankheit durch eine Mutation geschützt ist. Ein bekanntes Beispiel ist die 32 bp-Deletion in CCR5 (CCR5delta32; ein Chemokin-Rezeptor), die eine starke Resistenz gegen eine Infektion mit dem HI-Virus vermittelt.

Was meiner Meinung aber auch zu dieser falschen Auffassung beiträgt, ist, dass die schiere Menge an Mutationen, die auch im menschlichen Genom vorkommen, völlig unterschätzt wird. Das Vorhandensein von "Allelen*" geht auf Mutationen zurück. Auch wenn von einem Polymorphismus** die Rede ist, spricht man über auf Mutationen zurückgehende Varianten eines Gens. Betrachtet man die Unterschiede bezogen auf einzelne Nukleotide, sind das Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs).

Einen Eindruck von der schieren Menge an SNPs und anderen Varianten auch in Menschen kann man bekommen, wenn man sich die Veröffentlichung zur Sequenzierung von Craig Venters Genom in PLoS anschaut [Levy et al., The Diploid Genome Sequence of an Individual Human.PLoS Biology Vol. 5, No. 10, e254]:
Comparison of this genome [Craig Venters] and the National Center for Biotechnology Information human reference assembly revealed more than 4.1 million DNA variants, encompassing 12.3 Mb. These variants (of which 1,288,319 were novel) included 3,213,401 single nucleotide polymorphisms (SNPs), 53,823 block substitutions (2–206 bp), 292,102 heterozygous insertion/deletion events (indels)(1–571 bp), 559,473 homozygous indels (1–82,711 bp), 90 inversions, as well as numerous segmental duplications and copy number variation regions. Non-SNP DNA variation accounts for 22% of all events identified in the donor, however they involve 74% of all variant bases. This suggests an important role for non-SNP genetic alterations in defining the diploid genome structure. Moreover, 44% of genes were heterozygous for one or more variants. Using a novel haplotype assembly strategy, we were able to span 1.5 Gb of genome sequence in segments >200 kb, providing further precision to the diploid nature of the genome.
Über 3 Mio. SNPs, 44 % der Gene heterozygot (= zwei verschiedene Allele), über eine halbe Million homozygote (beide Allele betreffende) Insertionen oder Deletionen, die zwischen 1 und 82.711 Basenpaare umfassten. In einem "normalen" Menschen. Wobei dies nur wieder zeigt, den genetisch "normalen" Menschen gibt es nicht.

Auch Genduplikationen und -Deletionen, oder allgemeiner, Copy Number Variants (CNVs), die ein Gen einschlossen, wurden in Craig Venters Genom gefunden (insgesamt 62; 30 Duplikationen, 32 Verluste). CNVs sind im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Erkrankungen festgestellt worden, wobei nicht immer klar ist, ob beispielsweise eine vorliegende Duplikation tatsächlich *ursächlich* für die Krankheit ist. Um beurteilen zu können, ob es sich um eine Koinzidenz handelt oder tatsächlich ein kausaler Zusammenhang besteht, benötigte man mehr Daten darüber, wie häufig diese Duplikation insgesamt ist (auch in "gesunden" Menschen). Ein Science NewsFocus [Genomics: 'DNA Duplications and Deletions Help Determine Health'; leider kein Volltext] beschäftigt sich diese Woche mit dem Zusammenhang von Gen-Duplikationen und -Deletionen und Krankheiten, der auch einige Informationen über die Häufigkeit von CNVs in gesunden Menschen enthält und darüber hinaus auch Hinweise auf "Evolution in action".
Yet finding that a CNV alters gene expression or involves a disease-related gene is still a far cry from explaining how it actually causes symptoms. As it turns out, CNVs can cause problems by several different mechanisms. In the simplest scenario, extra or missing copies of a gene alter its overall expression, thus changing production levels of the protein encoded by the gene.

[...]

Gene duplications--which can range from one to more than a dozen copies of a gene--in contrast, can increase protein production. As Lupski discovered, such excess leads to a form of CMT. Studies of families with early-onset Alzheimer's disease have found that extra copies of genes can overproduce the amyloid beta precursor protein, causing problems for the brain. Similarly, geneticists studying a rare form of early-onset Parkinson's have found that it can result from a CNV that causes the overproduction within the brain of the protein alpha-synuclein.

But unraveling the ties between CNVs and disease isn't always straightforward. Having an extra or missing gene often has no appreciable impact. Sometimes an extra copy of a gene includes a SNP, making it different from the normal copies, and it's that single-base mutation that causes problems. The SNP, in turn, might modify the effect of the CNV, lessening or exacerbating the resulting symptoms. Other times, the CNV alters the regulatory mechanism that controls a gene located far away. Or the creation of a CNV can add or delete DNA in the middle of an existing gene, effectively crippling it.
In dem Ausschnitt werden gleich mehrere der Mechanismen angesprochen, wie (auch) neue Genfunktionen entstehen können oder die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. In einer der Genduplikate kann beispielsweise eine Mutation (SNP) vorliegen, die die Funktion dieser veränderten Variante oder des "normalen" Gens beeinflusst. Durch die Duplikation und die damit eventuell verbundene erhöhte "Dosis" des Genprodukts kann auch die Regulation anderer Gene oder Stoffwechsel-Wege beeinflusst werden.
Dass diese Veränderungen keineswegs immer mit Krankheiten verbunden sind, zeigt nicht nur Craig Venter, sondern auch die Database of Genomic Variants, in der mittlerweile 6482 CNVs in "normalen" Menschen katalogisiert wurden.

Sequenzierungen auch großer Genombereiche wird immer schneller und billiger. Je mehr von diesen durchgeführt und veröffentlicht werden (alle diese Sequenzen sind frei verfügbar), um so mehr Informationen erhalten wir auch über die Variationsbreite im Genmaterial "ganz normaler Menschen". Auch bezogen auf die Evolution des Menschen wird uns das sicherlich noch einiges Interessante offenbaren.

MfG,
JLT




* Das Gen, das eine bestimmte Sequenz hat und eine bestimmte Funktion ausführt, gibt es in vielen Fällen gar nicht. Es gibt viele verschiedene Varianten, Allele, die die selbe Funktion ausführen können. In einem diploiden Genom (das komplette Genom ist doppelt vorhanden) wie beim Menschen, ist es durchaus nicht unüblich, dass zwei verschiedene Varianten eines Gens (zwei Allele) vorhanden sind. Dies bezeichnet man als "heterozygot für Gen X" (zwei identische Allele wäre "homozygot für Gen X").

** Bezogen auf ein Gen heißt Polymorphismus, dass es viele verschiedene Allele gibt.

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5 September 2007

Ja, es stimmt, ich sollte an meinem Vortrag arbeiten.

Aber das hier muss ich noch schnell posten...











[Quelle: Monkey Fluids]

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Hier ist sie: THE TRUTH!

Oooooh, eine neue Verschwörung! Diesmal werden wir *gekauft*. Ein 30 G iPod für einen Link zu THE TRUTH!

1. Cigarettes are bad for you.

[...]

5. Gin is better than Whiskey. Whiskey is better than Gin.

6. Intelligent Design is wrong.

[...]

10. Shit happens (ditto for sex and death).

11. Creationism is silly. (also, see 6)

12. SUV’s are just stupid.

[...]


Aber wie es sich trifft, würde ich jede einzelne Aussage unterschreiben. Naja, 5. ist möglicherweise noch nicht letztendlich entschieden.

MfG,
JLT


[via Pharyngula]

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Wie man ein Flugzeug repariert.

So:


Jedenfalls, wenn man eine nepalesische Fluggesellschaft ist.

Nepal airline sacrifices goats to appease sky god

KATHMANDU (Reuters) - Officials at Nepal's state-run airline have sacrificed two goats to appease Akash Bhairab, the Hindu sky god, following technical problems with one of its Boeing 757 aircraft, the carrier said on Tuesday.
Falls ich jemals nach Nepal komme, muss ich unbedingt daran denken, *nicht* mit denen zu fliegen.

MfG,
JLT


[edit]Die Ziege, die in meiner "Flugzeug-Reparatur-Formel" enthalten ist, stammt im Original von Rainer Stock, einem Illustrator aus Essen. Ich habe sie nur "umgebracht".[/edit]

[edit Nr. 2; 06.09.07, 17:45] Obwohl ich natürlich mit Vadim übereinstimme, dass alle Evolutionisten moralisch verkommene Subjekte sind, finde ich in diesem speziellen Fall, dass das "geistige Eigentum" (wenn man es denn so hochtrabend formulieren will) meine Flugzeug-Reparatur-Formel ist und nicht etwa die Ziege. Drum habe ich jetzt die Ziege in der ursprüngliche Abbildung (unten) durch meine eigene Ziegen-Interpretation (oben) ersetzt, die ich in stundenlanger Arbeit (5 min) mit Paint erstellt habe (an mir ist eine Grafik-Designerin verloren gegangen, eindeutig - vor allem mit dem Blut-Effekt bin ich *sehr* zufrieden). Ich hoffe, damit sind sämtliche Vorwürfe des Stehlens geistigen Eigentums ausgeräumt (mal ganz abgesehen davon, dass ich mich immer bemühe, meine Quellen anzugeben und es in diesem Fall schlicht und ergreifend vergessen und die Quelle sofort eingefügt habe, nachdem ich darauf aufmerksam gemacht wurde).[/edit]

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4 September 2007

Vertröstung.

Da ich Donnerstag einen Vortrag halten muss und noch verhältnismäßig unvorbereitet bin (*hust*), werden die nächsten beiden Tage wohl ziemlich ruhig bleiben.

Aber ich habe ein paar nette Links:

'The Stifling Dominance of Secular Academia' von Tiny Frog. Die Gravitationstheorie mit der gleichen kreationistischen "Logik" und "Argumentation" behandelt wie die Evolutionstheorie. Sehr amüsant.

There are some things too important to leave to academia, tucked away in their elitist, ivory towers scoffing at people living in the US’ flyover area.

They claim that the secular theory of gravity explains planetary orbits, but the evidence simply isn’t there.

(1) Gravity is an attractive force. When you drop something, it doesn’t spin around the earth, it falls directly to the earth. If gravity were affecting the planets, they would all fall into the Sun - not orbit around the Sun. The gravitational theory of planetary orbits is refuted by the law of gravity.
'A lesson in creationist "kinds"' bei Northstate Science.

Christopher O'Brien zeigt, warum nur jemand, der von Zoologie keine Ahnung hat, eine Unterteilung der Tiere in biblische "Arten" (innerhalb derer Evolution als "Variation" möglich ist, deren "Grenzen" aber angeblich nicht überschritten werden können) plausibel finden kann. Am Ende seines Artikels finden sich folgende Aufgaben, die er gerne kreationistischen bzw. "IDistischen" Studenten stellen würde (er ist Adjunct Professor of Anthropology an der California State University). Die Antworten würde ich auch gerne mal lesen.
In my college courses I generally prohibit students from writing papers on creationist ideas (unless it is from a strictly historical comparative perspective). I sometimes wonder if that is not a mistake. If the idea is to get a creationist student to “think outside the box”, then perhaps allowing a paper on creationism would be a better learning tool, provided it adhered to strict scientific guidelines. Could a creationist student learn something from the following assignment?...

Write a term paper on the creationist “kind” model. Compare and contrast a minimum of three family level groups of animals within the same order (Ursidae, Canidae, Procyonidae, for example). Re-group all genera and species from these families according to biblical “kinds” and then justify, in detail, the characteristics you used to organize them into separate kinds and why these characteristics are discrete for each kind.

For the intelligent design creationists out there I would modify the essay requirements:

Write a term paper on the creationist “intelligent design” model of species origins. Compare and contrast a minimum of three family level groups of animals within the same order (Ursidae, Canidae, Procyonidae, for example). Discuss, in detail, the mechanism for species divergence within each. At what taxonomic level is the designer likely to have intervened to define a new group of organisms (what criteria would you use to define the point at which a designer intervened? What drives the mechanism for the divergence (why did the designer intervene at this particular point and not another?).
Bei Not Exactly Rocket Science gibt's noch diesen interessanten Artikel, 'New plant species arise from conflicts between immune system genes', der sehr anschaulich die Forschungsarbeit von Boblies et al. (insbesondere das PLoS-Paper; .pdf) zu möglichen Mechanismen der Artbildung bei Pflanzen erklärt und in einen größeren Zusammenhang stellt. Überhaupt sehr empfehlenswerter Wissenschaftsblog mit ausgezeichneten Beiträgen.
Plants from the same species can fail to breed together because incompatible genes from the parents cause the offspring’s immune system to fatally turn on itself. These conflicts between otherwise normal genes could split groups of the same plant into separate species.


So, das war's für's Erste. Viel Spaß beim Lesen.

MfG,
JLT

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3 September 2007

Mach's mit.

Das finde ich nun doch sehr überraschend. Wirklich.

[Bild-Quelle: TimesOnline; Klicken zum Vergrößern]

Dass die Deutschen im internationalen Vergleich angeblich relativ konsequent sind, was die Verwendung von Kondomen angeht und (folglich) auch die durchschnittliche Rate von Neuinfektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten (ohne HIV-Infektionen) verhältnismäßig niedrig ist, finde ich noch verständlich. Ich schätze, die Aufklärung über Kondome ist in Deutschland recht gut.

Aber nur durchschnittlich sechs verschiedene Sexpartner? Genauso viele wie die Spanier und Polen und Malaien (oder ist das nur die Volksgruppe und die Einwohner heißen Malaysienser...)? Halb so viele wie die Iren (die Iren? Hallo? Die heiraten hier alle schon mit 23 und über einen Kollegen habe ich gehört, dass viele Frauen es mit dem Katholisch sein recht ernst nehmen), die Italiener und die Schweden (das glaube ich irgendwie).
Und die meisten Sexpartner haben nach diesem Chart die Türken. Durchschnittlich über 14? Ob da mal nicht der Wunsch der Vater des Gedanken war. Ist ja immer die Krux mit Umfragen, es zwingt Dich ja keiner, tatsächlich auch die Wahrheit zu sagen. Ich meine, 14? Durchschnittlich?
Ok, in Island haben die vor allem im Winter wahrscheinlich nichts anderes zu tun und in Neuseeland gibt's so viele Schafe... Hmmm. Irland? Neeeiiiinnn, das nehme ich natürlich alles sofort wieder zurück.

Ich habe mir, bevor ich dieses Chart gesehen habe, noch nie darüber Gedanken gemacht, wie viele verschiedene Sexpartner die Deutschen (oder sonst eine Nation) wohl haben, und hätte mir jemand ohne einen Vergleich gesagt, es sind sechs - warum nicht. Aber das wir damit international so weit "hinten" liegen (will das gar nicht werten), hätte ich nicht gedacht.

Man lernt nie aus.

MfG,
JLT

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2 September 2007

The Word according to Dubya: 50 religious insights from Georg Bush.

Wie konnte ich diese Zitatensammlung [auch Bild-Quelle] bisher übersehen? Na, lieber spät als nie.

Besonders gefallen haben mir diese:

I don't think you order suiciders to kill innocent men, women, and children if you're a religious person. Fond Du Lac, Wisconsin, Jul. 14, 2004

We believe in an Almighty, we believe in the freedom for people to worship that Almighty. They don't. Martinsburg, West Virginia, Jul. 4, 2007

And I just -- I cannot speak strongly enough about how we must collectively get after those who kill in the name of -- in the name of some kind of false religion.
Press appearance with King Abdullah of Jordan, Aug. 1, 2002
Wäre noch lustiger, wenn der Mann nicht Präsident der Vereinigten Staaten wäre. Gottseidank sind 2008 Neuwahlen.

MfG,
JLT

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"Framing" zum Zweiten.

Während ich in meinem letzten Post die "offizielle" Framing-Debatte wiedergegeben habe, möchte ich in diesem auf die Diskussion hinweisen, die gerade in einigen Blogs stattfindet.

Mooney, der zweite Autor des ursprünglichen Science-Artikels, weist - wahrscheinlich nicht ganz zufällig - mehr oder weniger zeitgleich mit der Veröffentlichung der Reaktionen auf diesen in Science in seinem Blog auf die Analyse einiger Umfrageergebnisse hin.

So here's my contribution: I merely wish to point out a good analysis of polling data over at Pew that strongly supports the broad Nisbet perspective. The gist: The American public doesn't generally perceive a necessary conflict between religion and science; but if you tell them there is such an either-or conflict, guess which one of the binary options they're gonna choose?

Yeah, that's right. White-beard-in-the-sky-guy--or some variation thereon.
Die Umfrageergebnisse geben einerseits die für Amerika schon bekannten Zahlen wieder, was die Akzeptanz von Evolution als Tatsache angeht. Interessant sind aber die Zahlen, die das Verhältnis von Religion und Wissenschaft betreffen.
Interestingly, many of those who reject natural selection recognize that scientists themselves fully accept Darwin's theory. In the same 2006 Pew poll, nearly two-thirds of adults (62%) say that they believe that scientists agree on the validity of evolution. [...]

When asked what they would do if scientists were to disprove a particular religious belief, nearly two-thirds (64%) of people say they would continue to hold to what their religion teaches rather than accept the contrary scientific finding, according to the results of an October 2006 Time magazine poll. Indeed, in a May 2007 Gallup poll, only 14% of those who say they do not believe in evolution cite lack of evidence as the main reason underpinning their views; more people cite their belief in Jesus (19%), God (16%) or religion generally (16%) as their reason for rejecting Darwin's theory.

This reliance on religious faith may help explain why so many people do not see science as a direct threat to religion. Only 28% of respondents in the same Time poll say that scientific advancements threaten their religious beliefs. These poll results also show that more than four-fifths of respondents (81%) say that "recent discoveries and advances" in science have not significantly impacted their religious views. In fact, 14% say that these discoveries have actually made them more religious. Only 4% say that science has made them less religious.
Das Fazit ist also, dass die Mehrzahl der Leute die Evolutionstheorie nicht deswegen nicht akzeptieren, weil sie die Fakten nicht kennen, die Belege nicht für ausreichend halten oder glauben, dass die Frage unter Wissenschaftlern noch nicht entschieden ist, sondern weil sie ihren Glauben über die Fakten stellen.

Aber in wie weit unterstützt das Nisbets Argument?

Vielleicht würde die Prozentzahl der Leute schrumpfen, die Wissenschaft als Bedrohung ihres Glaubens wahrnehmen (28 %), würden Wissenschaftler Nisbets Vorgaben folgen. Aber das würde doch keinen Deut daran ändern, in wie weit sie Evolution akzeptieren. Diesen Menschen sind die Fakten offensichtlich egal! Sie sagen selbst (jedenfalls 64 % von ihnen), dass sie an ihren religiösen Überzeugungen festhalten, selbst wenn diese wissenschaftlich widerlegt sind. Nur 14 % nennen als Grund, warum sie Evolution nicht akzeptieren, es gäbe zu wenige Belege.

Für diese Haltung gibt es nur eine Bezeichnung: sie ist irrational.

Da kann ich Evolution "framen" wie ich will - egal wie viele positive Aspekte ich herausstelle, deswegen wollen diese Menschen trotzdem nicht hören, dass Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben und wollen auch weiterhin nicht, dass es ihre Kinder in der Schule hören. Die Leute sind ja nicht so blöd und vergessen das einfach mal.

Menschen hingegen, die Evolution und Evolutionstheorie akzeptieren und das in irgendeiner Form mit ihrem Glauben in Übereinstimmung gebracht haben, und, wenn sie Amerikaner sind, die Trennung von Kirche und Staat befürworten, werden doch diese Einstellungen nicht über den Haufen werfen, weil einige wenige Wissenschaftler eine ihnen unangenehme Meinung haben und diese auch vertreten. Vielleicht gefällt ihnen nicht, was Dawkins und Co. sagen, aber höchstwahrscheinlich gefällt es ihnen auch nicht, was Ken Ham sagt (der Gründer des sog. Creation-"Museums", in dem Dinosaurier zusammen mit Adam und Eva im Paradies dargestellt werden etc.). Nach Nisbets Argumentation müssten die Ken Hams dieser Welt die ganzen moderaten Christen Richtung Atheismus treiben. Das ist doch Blödsinn.

Jason Rosenhouse vom EvolutionBlog hat eine ausführlichere Analyse dazu, zudem verlinkt er auf seine Zusammenfassung der Framing-Debatte, die einen anderen Aspekt betont, den ich in meiner Zusammenfassung nicht so sehr angesprochen habe. Auch die Kommentare dazu sind sehr lesenswert. Einer der Kommentare spricht etwas an, der auf den Punkt bringt, warum mir das Nisbet-Argument nicht gefällt:
I don't see why there can't be more than one 'frame' that is put out there. We might only have one policy: don't teach ID in schools. However we can have multiple messages designed to reach multiple audiences, moderates included. Nothing precludes this, and I distrust people who are focused on message control.
Nisbet möchte Wissenschaftlern vorschreiben, wie sie was sagen. Bestimmte Meinungen sollen nicht geäußert werden, weil sie "der Sache schaden". Genau das passt mir nicht in den Kram.

Auch auf Pharyngula wird zu dem Thema gestritten, einmal direkt im Zusammenhang mit Mooney/Nisbet, einmal an einem mehr oder weniger konkretem Beispiel (Wie sollen Parkranger in Kentucky mit den Leuten umgehen, die auch das o. g. Creation-"Museum" besucht haben und nun eine Führung durch den Nationalpark mitmachen und die wissenschaftlichen Erklärungen anzweifeln?).

Auch zu dem Thema passt 'Ein offener Brief an die Herren Dawkins, Dennett, Harris und Hitchens' von Michael Shermer*, der ebenfalls eine eher Nisbetsche Linie vertritt und 'Dawkins hat Recht' bei den Brights mit eine Antwort drauf.

MfG,
JLT


* Michael Shermers Beitrag ist der neueste aus einer Reihe zu dem Thema "Die neuen Atheisten". Links zu weiteren Beiträgen u. a. von Dawkins, Harris, Hitchens gibt es unter dem verlinkten Shermer-Artikel.

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"Framing" mal wieder.

Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an die "Framing"-Debatte im April erinnern [meine Beiträge: 'Bullshit bleibt Bullshit', 'Eins noch, dann ist aber Schluss'; umfassende Link-Liste zu Hintergrundartikeln und Blogs]?

Auslöser war ein Artikel von Nisbet und Mooney in Science, in dem es darum ging, wie Wissenschaftler in der Öffentlichkeit/gegenüber den Medien sich und vor allem ihre Forschung darstellen sollten. Dies richtete sich besonders an Wissenschaftler, die sich mit in der Öffentlichkeit umstrittene Themen beschäftigen, wie Stammzellen, Klimawandel und Evolution. Ihrer Aussage nach sollten Wissenschaftler sich einen positiven Aspekt/Effekt herausgreifen und diesen betonen und konfliktbeladene Aussagen vermeiden. Beispiele waren die Heilungsmöglichkeiten durch Stammzellforschung, Impulse für die Entwicklung neuer Technologien zur Reduzierung von Treibhausgasen (Klimaentwicklung), und die Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung von Resistenzbildung bei z. B. Krankheitserregern oder Krebs durch besseres Verständnis der Evolution. Ausdrücklich vermeiden sollten Wissenschaftler "Data-Dumping" oder Aussagen, die die religiösen Gefühle des Publikums verletzen könnten.

Letzteres war der Hauptauslöser dafür, dass es in den Diskussionen hoch herging. Die Streitfrage ist nicht neu.

Sollten Wissenschaftler auf die religiösen Gefühle ihres Publikums Rücksicht nehmen?

Unter den Wissenschaftlern gibt es ja bekanntermaßen alle Schattierungen vom Theist zum Atheist und auch sehr verschiedene Meinungen dazu, in wie weit der Glaube an einen Schöpfergott mit Wissenschaft vereinbar ist. Darüber hinaus gibt es noch unterschiedliche Einstellungen dazu, ob man sich zur Vereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft überhaupt äußern sollte. Um mal Vertreter verschiedener Positionen zu benennen: Francis Collins [Autor von 'The Language of God: A Scientist Presents Evidence For Believe'] ist fraglos ein Theist, der ausdrücklich auch öffentlich die Vereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft vertritt. Dawkins oder PZ Myers sind genauso fraglos Vertreter der entgegengesetzten Position: Atheisten, die Wissenschaft (Rationalität) und Glaube für nicht vereinbar halten und dies definitiv sehr offen und offensiv vertreten.

Nun behaupten Nisbet und Mooney und eine ganze Reihe anderer Leute, dass Menschen wie PZ Myers und Dawkins "der Sache schaden". Wenn sich die Einstellung der Öffentlichkeit (in Amerika) zugunsten der Evolutionstheorie ändern soll, dann dürfe man die "gemäßigten" Christen nicht damit verschrecken, dass man die Unvereinbarkeit von Glaube und Wissenschaft vertritt. Andere stellen sich auf die Position, die im Übrigen auch die meine ist, dass es unehrlich ist, dies aus politischen Gründen nicht zu äußern, wenn es denn der eigenen Meinung entspricht.

Jetzt sind in der neuen Science-Ausgabe vier Antworten [nicht frei zugänglich] auf Nisbets und Mooneys Artikel erschienen, zusammen mit der Reaktion der beiden auf diese [die Reaktion im Volltext auf Nisbets Blog]. An der unfreundlichen Reaktion von Nisbet kann man schon erkennen, dass die Antworten nicht viel Zustimmung enthielten.

Earle M. Holland führt einen Kritikpunkt an, den ich auch schon angesprochen habe. Wissenschaftler sind dafür da, die Daten zu liefern. "Verkaufen" ist etwas, was Politiker tun:

Their examples – climate change, evolution, and stem cells – seem all too similar to the parable of the blind men and the elephant, each man describing the beast differently based on his own limited data. In the end, although each describes a portion of the elephant accurately, none can picture the entire animal. That seems more a model for politicians than scientists, and Nisbet and Mooney's advice that "scientists should strategically avoid emphasizing the technical details of science when trying to defend it" seems somewhat dishonest. I would hope that researchers continue to rely on their data, rather than on what "spin" on an issue might prove more convincing.

Andrew Pleasant und Stephen Quatrano stimmen beide Nisbet und Mooney insoweit zu, dass bei der Vermittlung von Wissenschaft "Framing" hilfreich sein kann, schränken dies aber gleich wieder ein.
The authors correctly argue that framing is one, albeit of many, powerful communication tools potentially useful to scientists. However, using framing for persuasion, political communication, or public relations ends does not necessarily empower poeple to make beter decisions about complex issues. [A. P.]

In their policy forum, Nisbet and Mooney asert that scientists need to beome adept at communicating their science in public using frames "to make it relevant to different audiences". Although I agreem suggesting that scientists accept and use popular frames presents certain risks. [S. Q.]

Beide haben mehr oder weniger den gleichen Einwand. "Framing" ist nicht darauf angelegt, das Verständnis der einem Thema zugrunde liegenden Wissenschaft zu verbessern. Ein offen angelegter Dialog ist nach Pleasants Meinung weit besser geeignet, langfristig das Vertrauen der Öffentlichkeit in Wissenschaft zu erhalten und zu fördern. Quatrano macht einen ähnlichen Punkt:
Frames work because they distill complex issues and emphasize what the audience already knows to be true. But we should be concerned if the dominant frames in the media omit the authoritative basis of science in empirical observation, experimental methods, and rational argument, for example. We're left with schience "facts" in an alien frame. Without these concepts, how can society cope with scientific controversy or the implications of new and challenging discoveries?

Quatrano hält Frames nicht für grundsätzlich falsch, jeder kann und darf "emotional, religious, political, and economic metaphors, stories and messages to frame science" benutzen ("Scientists are also citizens and have a right – even a responsibility – to frame science in their own voices.") – nur betont er, dass Wissenschaftler zu allererst die Fakten vermitteln müssen.

Im Grunde sagt Quatrano, was ich auch denke. Faktenvermittelung als erste Priorität, und ansonsten kann jeder seine Meinung sagen. Der Hauptkritikpunkt meinerseits ist ja, dass Wissenschaftler, wenn es nach N&M geht, ihre Meinung verschweigen sollen, wenn diese religiösen Überzeugungen anderer zuwiderläuft bzw. möglicherweise gar religiöse "Frames" benutzen sollten, um die Öffentlichkeit auf ihre Seite zu ziehen, selbst wenn diese nicht ihrer eigenen Meinung entsprechen. Im Beispiel der Klimaentwicklung haben N&M als ein "Frame" vorgeschlagen, "the problem of climate change as a matter of religious morality" darzustellen. Bäh.

Das geht meiner Meinung nach total an der Sache vorbei! Wenn man akzeptiert, dass ein Klimawandel mit schwerwiegenden Folgen bevorsteht, werden keine Maßnahmen ergriffen, dann ist es keine Frage der religiösen Moralität, ob man handelt, es ist eine Frage der Rationalität! Das Problem ist doch auch gar nicht, dass Menschen glauben, es stehe ein Klimawandel bevor, aber nichts dagegen tun wollen, das Problem ist, dass sie es eben gerade *nicht* glauben.

Und das ist nicht die Schuld von Wissenschaftlern, denke ich jedenfalls, dass ist die Schuld von Leuten, die Wissenschaftlern unterstellen, sie wollten die amerikanische Wirtschaft schwächen [Kein Witz!] oder ähnlichen Schwachsinn, wenn sie eine Verringerung des Ausstoß von Treibhausgasen empfehlen und allgemein so tun, als gäbe es gar kein Problem. Ein Politiker könnte meinetwegen, um der Öffentlichkeit ein Handeln schmackhaft zu machen, es als ihre religiöse Pflicht beschreiben ("Die Schöpfung erhalten" blabla), aber das ist doch wohl nicht die Aufgabe von Wissenschaftlern.

Robert Gerst schließlich argumentiert, dass "Framing" das Vertrauen der Öffentlichkeit in Wissenschaft zerstören würde. Seine Botschaft ist "Stick to the facts".
Nisbet and Mooney argue that "without misrepresenting scientific information on highly contested issues, scientists must learn to actively "frame" information to make it relevant to different audiences".
I would argue that framing the debate will lead to (i) having to misrepresent scientific information or (ii) sacrificing scientific credibility, both of which will only reduce the public acceptance of what science has to say. [...]
Science has credibility with the public precisely because the public believes that science is neutral, that it doesn't take positions or adopt particular frames. If we are going to adopt a strategy of adopting frames when communicating to the public, we should at least consider the possibility of the unintended outcome of sacrificing scientific credibility in the process.

Und dazu gehört seiner Meinung nach auch das Aussprechen von "unangenehmen" (für manche) Wahrheiten:
The authors observe that "many scientists not only fail to think strategically about how to communicate on evolution, but belittle and insult others' religious beliefs". I have witnessed quite the opposite. The scientific community has been much too respectful of the religious beliefs of others. When someone claims that the world is 6000 years old, that is belittling and insulting the work of science, and just plain dumb. Scientist have to say that, and say it more often.

Bravo! Genau so ist es.

Die Erde IST älter als 6000 Jahre, es hat KEINE weltweite Sintflut stattgefunden, Menschen HABEN gemeinsame Vorfahren mit den Affen und sind NICHT so geschaffen worden, wie sie heute sind. Das sind wissenschaftliche Fakten. Es gibt keine Möglichkeit, darauf zu reagieren, ohne die religiösen Gefühle mancher Menschen zu verletzen und darüber hinaus, warum sollte uns das stören? Kreationisten behaupten regelmäßig, Wissenschaftler würden lügen, Fakten verschweigen, eine Agenda verfolgen etc. pp.. Da überlegt sich doch auch keiner, ob er vielleicht die Gefühle von Wissenschaftlern damit verletzt.

Sie akzeptieren die Belege für beispielsweise eine alte Erde nicht deswegen nicht, weil Wissenschaftler ihnen gegenüber unhöflich sind, sondern weil ihnen diese *Fakten* nicht passen. Es mag sein, dass Leute wie PZ oder Dawkins ein gefundenes Fressen für diese Leute sind, auf die man mit dem Finger zeigen kann, aber glaubt wirklich irgendjemand, dass sie nur wegen diesen die Fakten nicht akzeptieren? Sie akzeptieren die Fakten nicht, weil sie dem widersprechen, was sie glauben, Punkt.

Ich bin absolut dagegen, Religion und Wissenschaft zu vermischen, im Sinne von "weil die Fakten soundso sind, gibt es keinen Gott". Aber wo Glaubensinhalte den Fakten widersprechen, muss man das auch aussprechen (dürfen).

MfG,
JLT

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