28 February 2008

Kreationisten am University College London.

Vorgestern gab es am altehrwürdigen University College London (UCL) eine Veranstaltung islamischer Kreationisten, "The Collapse of Evolution Theory". Die Redner waren Dr Oktar Babuna und Ali Sadun Engin, Mitglieder der "Science Research Foundation" von Harun Yahya.

Diese Gruppierung machte in den letzten Jahren unter anderem deshalb von sich reden, weil sie den teuer aufgemachten "Atlas der Schöpfung" herausgeben (und auch mal ungefragt an Wissenschaftler verschicken), der hauptsächlich aus gegenübergestellten Fotos von Fossilien und ähnlich aussehenden heute lebenden Tieren besteht, die "beweisen" sollen, dass keine Evolution stattgefunden hat (daneben gibt es natürlich auch das übliche Lügen und Quoteminen). Dabei reicht auch mal die Ähnlichkeit eines Angelköders zu einem in Bernstein eingeschlossenen Insekt (kein Witz!), um Evolution zu "widerlegen" (mehr dazu auf dem Brights-Blog).
Im letzten Jahr ließ Adnar Oktar, so der richtige Name Harun Yahyas, in der Türkei kurzerhand alle Wordpress-Blogs sperren, weil darunter einige sehr Harun Yahya/Adnar Oktar-kritische Blogs waren.

Etwas Aufregung gab es, weil die Vorträge ausgerechnet im Darwin Lecture Theatre stattfinden sollten, aber nach Protesten von Studenten und Akademikern wurde das schnell geändert. Eine Reaktion von Prof. Steve Jones, eines Genetikers und Evolutionsbiologen am UCL, gab es im Telegraph. Die ist schon alleine deshalb lesenswert, weil darin dieser schöne Absatz vorkommt:
The speaker, Dr Oktar Babuna, is a Turkish physician who claims to have been cured of leukaemia by prayer (perhaps he could be persuaded to lecture our medical students about advances in cancer therapy, too).
Der Sprecher, Dr. Oktar Babuna, ist eine türkischer Arzt, der behauptet, durch Beten von Leukämie geheilt worden zu sein (vielleicht könnte man ihn überreden, auch den Medizinstudenten eine Vorlesung zu halten, über Fortschritte bei der Behandlung von Krebs).


Auf dem Blog der Zeitschrift New Humanist findet derweil eine Umfrage statt, ob man Kreationisten und Konsorten erlauben sollte, jemals in Universitätsgebäuden Vorträge zu halten. Nicht gerade überraschend sind über 80 % der Leute (von knapp 200 Stimmen) dagegen, Kreationisten prinzipiell die Nutzung von Unigebäuden für Vorträge zu verweigern. Das nur im Hinblick auf die regelmäßigen Beschwerden, die atheistische Weltverschwörung würde Kreationisten an der Wortmeldung hindern.

MfG,
JLT

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Erinnerung: Eine gottlose Veranstaltung

In einer Woche ist es soweit:

Eine gottlose Veranstaltung, die Blogparade für Atheisten, Skeptiker und andere kritische Geister, endet am 5. März, das begleitende Post (oder auch zwei) gibt es am Wochenende darauf.

Vielen Dank an alle, die schon mit einem Post (oder mehreren) an der Blogparade teilnehmen. Es sind schon über 20 Posts zusammengekommen!
Und falls Ihr eigentlich vor hattet, noch ein Post zu dem Thema zu schreiben und teilzunehmen, dann wäre es jetzt an der Zeit ;-)

MfG,
JLT


[Bild-Quelle: Cetic]

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26 February 2008

Sensus Divinitatis

Jesus and Mo: RaftEinfach genial.

Man schaue sich auch die Fortsetzung an...

MfG,
JLT

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Mehr Kohle, weniger Religion.

Auf TheAtlantic.com spekuliert Alan Wolfe auf sehr interessante Weise über die Zukunft der Religionen [englisch].

Insgesamt kommt er zu dem Schluss, dass es zwar (kurzfristig) zu einer Zunahme an Religiösität kommt, diese aber gleichzeitig immer sekulärer geprägt sein werde.

Unter anderem wagt er auch eine Erklärung, warum die USA in nebenstehender Grafik [Klicken zum Vergrößern], die Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt und Religiösität von 44 Ländern gegenüberstellt, so aus der Reihe tanzt: Die Trennung von Kirche und Staat und der daraus entstehende "freie Wettbewerb" ist Schuld. Viele religiöse Gruppierungen kämpfen um Anhänger und versuchen sich in diesem Prozess, für ihre "Konsumenten" attraktiver zu machen. In der großen Auswahl finden dann auch mehr Menschen etwas, das ihnen zusagt.
Aus dem Artikel:

But one shouldn’t go overboard in describing American religiosity. For one thing, it is as shallow as it is broad: Americans know relatively little about the histories, the theological controversies, or even the sacred texts of their chosen faiths. Recent decades have seen the rise of the Christian right in the United States, but they have also witnessed the seemingly inexorable advance of secular ideals, such as personal choice and pluralism, that blossomed in the 1960s. Some signs indicate that the Christian right may be losing steam, or at least moderating, as a political force. Nonbelief, meanwhile, is increasing: not only are atheist manifestos selling in large numbers, but the percentage of those who express no religious preference to pollsters doubled between 1990 and 2001, to 15 percent.

The most important religious phenomenon in the United States, however, has nothing to do with the number of atheists. It concerns another trend that, like modernization, is changing the trajectories of religion worldwide: the creation and spread of a free religious marketplace, which partly (though by no means completely) revives religious devotion wherever it reaches, but also tends to moderate the religions offered within it.

Religious monopolies or near-monopolies, such as state-sponsored churches, generally throttle religious practice over time, especially as a country becomes wealthier; the European experience amply demonstrates this. Lacking any incentive to innovate, churches atrophy, and their congregations dwindle. But places with a free religious marketplace witness something very different: entrepreneurs of the spirit compete to save souls, honing their messages and modulating many of their beliefs so as to appeal to the consumer. With more options to choose from, more consumers find something they like, and the ranks of the religious grow.


Insgesamt ein sehr lesenswerter Artikel.

MfG,
JLT

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Dawkins debattiert.

Richard Dawkins diskutiert mit Madeline Bunting, Kolumnistin und Editorin beim Guardian.

Meines Erachtens kommt bei dem Gespräch sehr schön heraus, worum es Richard Dawkins (auch) in The God Delusion gegangen ist und geht, eher unfreiwillig unterstützt von Madeline Bunting, die, als Katholikin, sich bei der Frage, ob sie an die jungfräuliche Geburt von Jesus glaubt, auf "Ich weiß nicht" zurückzieht und anfängt, über spirituelle Wahrheiten zu reden. Zum Schluss stimmt sie ihm auch noch zu, dass es eine Form des Kindesmissbrauchs ist, wenn man Kinder mit Erzählungen über die Hölle eine "Heiden"-Angst macht, obwohl sie ihn gleichzeitig für die Verwendung dieses Begriffs angreift...

MfG,
JLT


P.S.: Diese Woche bin ich beruflich ziemlich eingespannt, deswegen gibt es nicht so viele Posts. Ich hoffe auf Euer Verständnis.

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25 February 2008

Verschwörungstheorien

Letztes Jahr fand offensichtliche eine geheime ID-Konferenz statt und einer der Teilnehmer hat kürzlich auf The Panda's Thumb einen Bericht darüber veröffentlicht. Der wiederum hat dem Organisator der Konferenz offensichtlich nicht gefallen, so dass er jetzt eine Art Gegendarstellung auf der DiscoInstitutsseite Evolution News & Views gepostet hat. Was ich daran doch sehr amüsant fand, war der letzte Abschnitt:
It’s rather ironic that in a badly conceived and ill-advised “outing” of a Discovery Institute research symposium, all that Nick Matzke and the NCSE have succeeded in doing is outing themselves: they have private knowledge of solid ID research and are actively seeking to repress it. This recurrent descent into trickery and deceit by Darwinian defenders leads toward an overwhelming question: if neo-Darwinism is as scientifically beyond dispute as they claim, what have they to fear from open discussion? Everything, it would seem. Draw your own conclusions.
Nick Matzke und das amerikanische National Center for Science Education wissen über solide ID-Forschung und versuchen, diese Forschung aktiv zu unterdrücken. [...] Wenn Neo-Darwinismus wissenschaftlich so unangreifbar ist, wie sie behaupten, was haben sie von einer offenen Diskussion zu fürchten?

Genau. IDler organisieren eine geheime Konferenz, an der nur geladene Gäste teilnehmen dürfen, aber "Neo-Darwinismus" hat Angst vor einer offenen Diskussion. Darüber hinaus haben das NCSE und Nick Matzke weltweit wissenschaftliche Magazine in der Hand, so dass sie die Veröffentlichung der "soliden ID-Forschung" unterdrücken können. Klar.

MfG,
JLT

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21 February 2008

Weil's so gut zu den geheimen Voraussagen passt.




Das Panel unten rechts trifft es doch hervorragend...

MfG,
JLT



[Quelle: Der wunderbare St. Gasoline]

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20 February 2008

Der Schmerz... Ben Stein offenbart die Leere seines Gehirns.

In Florida wurde in den letzten Wochen und Monaten heftig über die Einführung eines neuen Lehrplans für die Schulen gestritten. Anlass war, dass in dem neuen Lehrplan erstmalig explizit Evolution erwähnt wurde und das mit den Worten (u. a.):
"Standard 2. Evolution and Diversity

"A. Evolution is the fundamental concept underlying all of biology and is supported by multiple forms of scientific evidence.

"B. Organisms are classified based on their evolutionary history.

"C. Natural selection is the primary mechanism leading to evolutionary change."
[Quelle: The Ledger]

A: Evolution ist das grundlegende fundamentale Konzept aller Bereiche der Biologie und wir durch vielfältige wissenschaftliche Belege unterstützt.
B: Organismen werden aufgrund ihrer evolutionären Geschichte eingeteilt.
C: Natürliche Selektion ist der primäre Mechanismus, der zu evolutionären Veränderungen führt.

Das hat, wie man sich vorstellen kann, ein paar Leuten nicht so gefallen.
Gescheitert ist dankenswerter Weise ein Antrag, Anspielungen auf die "akademische Freiheit" mit in den Lehrplan zu integrieren, eine Strategie, Lehrern zu ermöglichen, auch ID und/oder Kreationismus als andere Möglichkeiten zu unterrichten.
Als Kompromiss wurde vorgeschlagen, den (von der National Academy of Science befürworteten) Lehrplan so abzuändern, dass vor allen Nennungen von Evolution (und anderen im Lehrplan genannten Theorien) die Worte "Scientific theory of" eingefügt werden.
Dieser Kompromiss wurde gestern mit einer knappen 4 zu 3 Mehrheit angenommen.
Prinzipiell ist diese Bezeichnung natürlich richtig, soweit es um die Mechanismen geht. Leider gibt es den Gegnern Raum, weiterhin ihre blödsinnige "But it's only a theory"-Strategie zu fahren.

Aber dies alles nur als Einleitung zu dem Folgenden. Ben Stein, der hinter dem unsäglichen Expelled-Film steht, in dem ID-Befürworter darüber heulen, wie sie ihrer Meinung nach von der Bösen Darwinistischen Weltverschwörung um ihre Jobs gebracht werden, hat sich ebenfalls zu der Entscheidung in Florida geäußert.

Gleich vorneweg: Es tut mir wirklich leid, aber meine Leidensfähigkeit ist begrenzt. Was Ben Stein da von sich gibt, kann ich unmöglich übersetzen. Im Grunde ist das so übel, dass ich es noch nicht mal kommentieren möchte, da ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht so.
Just a few tiny, insignificant little questions.

* How did the universe start? [Irrelevant für Evolution]*Where did matter come from? [Irrelevant für Evolution]

* Where did energy come from? [Irrelevant für Evolution]

* Where did the laws of motion, thermodynamics, physics, chemistry, come from? [Irrelevant für Evolution]

* Where did gravity come from? [Irrelevant für Evolution]

* How did inorganic matter, that is, lifeless matter such as dirt and rocks, become living beings? [Irrelevant für Evolution]

* Has anyone ever observed beyond doubt the evolution of a new mammalian or aviary species, as opposed to changes within a species? [Nein, aber auch das ist irrelevant, da ja andere Artbildungen beobachtet wurden.]

These teeny weeny little questions are just some of the issues as to which Darwin and Darwinism have absolutely no verifiable answers. [ARGH. ARGH ARGH ARGH. Nicht mal die Gravitationstheorie kann beantworten, woher Gravitation ursächlich kommt. Warum um alles in der Welt sollte die Evolutionstheorie das leisten können, um nur eine der "teeny weeny little questions" rauszugreifen.]

Hypotheses. Yes. Guesses. Yes. Proof? None. [Noch mehr ARGH. Das ist doch der totale "Proof". Proof of Ben Stein's complete and total ignorance.]

To my little pea brain, [Die erste einzige wahre Aussage in dem ganze Quatsch] these are some pretty big issues about evolution, the origins of life, and genetics that Darwinism cannot answer [Das einzige "Issue", das Ben Stein nennt und tatsächlich einen Bezug zur Evolutionstheorie hat, ist die nicht beobachtete Artbildung bei Säugetieren und Vögeln, ignorierend, dass Artbildung beispielsweise bei Pflanzen schon beobachtet wurde. "Origins of Life" haben nichts, aber auch gar nichts, mit der Evolutionstheorie zu tun]. Now, to be fair, does anyone else have verifiable answers either? Not as far as I know.

But if there are no answers that can be reproduced in the laboratory [nicht zu den gestellten Fragen, jedenfalls nicht Wissenschaftlern, die sich mit Evolution beschäftigen. Für Ben Stein sicherlich überraschend, gibt es aber eine riesige Menge Antworten zur EVOLUTION, die durch Forschung (wiederholbar) gegeben werden können], isn't any theory about them a hypothesis or a guess? Isn't any hypothesis worth thinking about? And aren't these immense questions? [Nein, das sind keine "immense questions", dass sind "NONSENSE QUESTIONS"!]

Yet the state of Florida, the glorious Sunshine State, was (I am told), until recently, considering legislation that would make it illegal to allow teachers or students in public schools to discuss any hypothesis about origins of life or the universe except that it all happened by accident without any prime mover or first cause or designer [STROHMANN Version von Evolution, irrelevant für Evolution]-- allowing only, again, the hypothesis [Wissenschaftliche Theorie], which is considered Darwinian, that it all started by, well, by, something that Darwin never even mentioned. [Weil das überhaupt nicht Bestandteil von Darwins Theorie war und auch in der heutigen Evolutionstheorie kein Bestandteil ist, die, ganz nebenbei, in den letzten 150 Jahren durch die ganze Forschung, die Ben Stein ignoriert, doch erheblich verfeinert und modifiziert worden ist...]

That is, the state of Florida was considering mandating that only Darwinian-type suppositions [ARGH] can be allowed about scientific subjects that Darwin never studied. [ARGH!] (This is not to mention that we know now that Darwin was wildly wrong about some subjects such as genetics, and, again, although he wrote about the evolution of species, never observed an entirely new species evolve.) [Ich heul gleich. Das geht über meine Kräfte. Ben Stein, selbst Ben Stein, möchte ich sagen, kann doch nicht so ungebildet und doof sein, dass er ernstlich annimmt, heute würde noch exakt das gelehrt, was Darwin damals veröffentlicht hat. Ach was, ungebildet und doof reicht nicht annähernd aus, um zu beschreiben, was hinter einer solchen Aussage stehen muss. Wie viel Gehirnzellen schmelzenden Blödsinn kann man eigentlich in einen Satz packen? Um das Offensichtliche erst mal aus dem Weg zu räumen: Niemand bestreitet, dass Darwin nicht mit allem Recht hatte. DARUM IST DIE MODERNE EVOLUTIONSTHEORIE AUCH IN DEN LETZTEN 150 JAHREN MODIFIZIERT WORDEN. Das Zweite, was man beinahe aufgrund der gigantischen Bescheuertheit des ersten Teils übersehen konnte, ist die zweite Behauptung, die impliziert, nur das könnte Teil einer Theorie sein, das man selbst gesehen hat. Elektronen? Alles Quatsch.]

This was beyond Stalinism [Und noch der obligatorische Vergleich mit einem Diktator]. Stalinism decreed that only Marx-Engels-Lenin-Stalin knew all the answers, but it did not say that subjects they never mentioned could only be studied if the student guessed at what they might have said. The proposed law in the state of Florida was an anti-knowledge [Das muss irony meters im Umkreis von mehreren 1000 Kilometern zerstört haben. Jemand, der gerade bewiesen hat, dass er aber nicht die geringste Ahnung von Wissenschaft hat, und ich meine jedweder Form von Wissenschaft, sozusagen eine Art Anti-Pol zu Wissenschaft darstellt, bezeichnet einen Lehrplan, der Evolution beinhaltet, als Anti-knowledge, my ass], anti-freedom of inquiry law on a scale such as has rarely been encountered. Maybe in Pol Pot's Kampuchea there were such laws, but they have been unknown in the USA until now.

By an incredible miracle of good sense, at the last minute, the state of Florida changed the proposed regulations. They backed off powerfully saying that only Darwinism could possibly make sense and said they would allow discussion of differing theories about the origins of life. That's the current proposal as I write this on the afternoon of the 19th of February. [Blödsinn. Sie haben lediglich "scientific theory of" eingefügt; die Diskussion von religiös motiviertem Mumpitz ist immer noch nicht Bestandteil des neuen Lehrplans.]

I suspect the now omitted proposals would have been unconstitutional in any event (although this always depends on the court you ask). Freedom of inquiry is part of freedom of speech. That is basic. That is what America is all about. Whatever the proposed -- now discarded -- regulations were, they have nothing to do with freedom, very little to do with science [Da spricht der Fachmann....], and not even much to do with Darwin, who had a lot more respect for freedom of thought than his henchmen in Florida apparently do.
[Quelle: The Spectator]

Mir fehlen die Worte. Wenn das nicht endgültig beweist, dass Ben Stein ein kompletter Volltrottel ist, dann weiß ich nicht, was.

Es tut mir sehr leid, dass ich Euch das nicht ersparen konnte. Wirklich.

Nachtrag: Auf AtBC habe ich noch diese wichtigen Fragen gefunden, die "Darwinismus" ebenfalls nicht beantwortet:
Other questions for which Darwinism has no answer:

* Why can't you be out LBW if the ball pitches on the on side?

* Where are my car keys?

* Why can't you get black pudding in Seattle?

* Who put the bomp in the bomp ba bomp ba bomp?

* Who put the ram in the rama lama ding dong?


MfG,
JLT

[Ich sollte noch ein Label "Absolut super ignoranter Schwachsinn" einführen...]


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Die geheime Liste der ID-Voraussagen... [2. Teil]

Hier also die dritte und letzte "ID-Vorhersage", die sich laut Dembski bestätigt hat. Nicht wirklich.
(3) Conservation of information results (also referred to as No Free Lunch theorems, which are well established in the engineering and mathematical literature — see www.EvoInfo.org) indicate that evolution requires an information source that imparts at least as much information to evolutionary processes as these processes in turn are capable of expressing. In consequence, such an information source (i) cannot be reduced to materialistic causes (e.g., natural selection), (ii) suggests that we live in an informationally open universe, and (iii) may reasonably be regarded as intelligent. The conservation of information counts as a positive theoretical reason to accept intelligent design and quantifies the informational hurdles that neo-Darwinian processes must overcome. Moreover, ID theorists have applied these results to actual biological systems to show that they are unevolvable by Darwinian means. ID has always predicted that there will be classes of biological systems for which Darwinian processes fail irremediably, and conservation of information is putting paid to this prediction.
Wieder mein bester Versuch, dass sinngemäß in freier Übersetzung wiederzugeben:


Die Konservierung von Information (auch bekannt als das "No Free Lunch"-Theorem, das in der technischen und mathematische Literatur weithin anerkannt ist) erfordert, dass Evolution eine Informationsquelle benötigt, die mindestens genau so viele Informationen zum evolutionären Prozess beisteuert wie diese Prozesse ihrerseits erzeugen können. Daraus folgt, dass eine solche Informationsquelle (i) nicht auf einen natürlichen (materialistischen) Ursprung zurückgeführt werden kann (z. B. auf natürliche Selektion ), (ii) es wahrscheinlich macht, dass wir in einem für Informationen offenen Universum leben und (iii) diese Informationsquelle vernünftigerweise als intelligent angesehen werden kann. Die Konservierung von Information zählt als positiver theoretischer Beleg für die Akzeptanz von Intelligentem Design und misst die Informationshürden, die von Neodarwinistischen Prozessen überwunden werden müssen. Mehr noch, ID Theoretiker haben diese Ergebnisse auf tatsächliche biologische Systeme angewandt, um zu zeigen, dass sie sich nicht durch Darwinistische Mechanismen entwickelt haben können. ID hat immer vorausgesagt, dass es eine Klasse von biologischen Systemen gibt, die durch Darwinische Prozesse nicht entstanden sein können und die Konservierung von Information untermauert diese Voraussage.

Das musste ja kommen.

Fangen wir mal ganz einfach an. Die No Free Lunch Theoreme wurde von Wolpert und Macready entwickelt [Wolpert & Macready (1997). No free lunch theorems for optimization. IEEE Transactions on Evolutionary Computation] und sind tatsächlich anerkannt. Überhaupt nicht anerkannt ist hingegen Dembskis Anwendung dieser Theoreme auf biologische Evolution.
Da muss ich leider ein bisschen ausholen, aber Ihr seid ja Kummer und lange Posts von mir gewöhnt...

Die Theoreme beziehen sich auf (Computer-) Suchalgorithmen. Wenn diese zur Suche nach "guten" Lösungen von (in mathematischer Form dargestellten) Problemen angewandt werden, dann sind im Durchschnitt, wenn sie auf eine Vielzahl verschiedener Probleme angewandt werden, alle Suchalgorithmen gleich gut bzw. genauer formuliert, statistisch kommen sie gleich schnell zum "Ziel", einer "guten" Lösung.
Die Abbildung [Quelle: Wikipedia] soll dieses Phänomen verdeutlichen. Zwei verschiedene Algorithemen A und B werden auf verschiedene Probleme angewandt. Bei manchen kommen sie gleich schnell ans Ziel, bei manchen muss der eine Algorithmus mehr Schritte durchlaufen, bis er zu einer guten Lösung kommt, bei manchen der andere. Insgesamt aber, auf alle (in diesemFall 8) Durchläufe, benötigen beide Algorithmen eine identische Zahl von Einzelschritten (12). Eine besonders gute Leistung in einem Problembereich "kostet" sozusagen Leistung in einem anderen Bereich, also: Nichts ist umsonst oder There is no free lunch.
Weil dies für alle möglichen Suchalgorithmen gilt, auch für einen Suchalgorithmus, der "zufällig" sucht, ist *im Durchschnitt* ein spezialisierter Suchalgorithmus nicht besser als eine zufällige Suche.

Sehr viel einfacher formuliert Olle Häggström, ein schwedischer Mathematiker, die Kernaussage der NFL Theoreme:
Wenn man ein gut gemischtes Kartenspiel mit dem Rücken nach oben auf dem Tisch ausbreitet und durch Umdrehen so weniger Karten wie möglich das Pik-Ass finden will, gibt es keine Suchmethode, die besser als irgendeine andere funktioniert.
Diese Theoreme gelten nur für sogenannte "Black Blox"-Algorithmen, d. h. die Suchalgorithmen haben keine Kenntnisse über das Problem, das es zu lösen gilt, außer die Größe des "Suchraumes" (die Anzahl theoretisch möglicher Lösungen) und den "Fitness"-Wert der während der Suche schon gefundenen Lösungen (der Fitnesswert ergibt sich aus der "Güte" der jeweiligen Lösung). Zudem darf sich die "Fitness"-Landschaft während der Suche nicht verändern, bzw. wenn sie sich verändert, darf diese Veränderung nicht von der Suche selbst beeinflusst sein (die Fitnesslandschaft ergibt sich aus einer Fitnessfunktion, der mathematischen Darstellung des Problems). Nebenstehend ist die bildliche Darstellung einer zufällig generierten Fitnesslandschaft zu sehen. Die Fläche symbolisiert den Suchraum mit allen theoretisch möglichen Lösungen, die senkrechten Linien stellen den Fitnesswert jeder einzelnen Lösung dar.

Dembski argumentiert nun, dass sich Evolution wie ein "Black Box"-Suchalgorithmus in einer unbekannten Fitnesslandschaft verhält. Wenn der Suchalgorithmus keine "Kenntnis" über das zu lösende Problem hat (oder die zur Generierung der Fitnesslandschaft verwendeten mathematischen Funktion), kann er keine bessere Leistung bringen als eine rein zufällige Suche. Eine "gute" Lösung mit einem hohen Fitnesswert zufällig zu finden, ist aber in einem großen Suchraum (bei sehr vielen theoretischen Lösungen) nahezu unmöglich.
Und da bringt Dembski dann seine CSI ins Spiel, die "complex specified information". Diese ist laut Dembski u. a. dadurch definiert, dass sie eine Wahrscheinlichkeit der zufälligen Entstehung von unter 10-150 aufweist, das wäre also die Wahrscheinlichkeit, eine "gute" Lösung in einem Suchraum von 10150 theoretisch möglichen Lösungen zufällig zu finden.
Dembski behauptet, da es biologische Systeme gäbe, die CSI besitzen, diese aber nicht durch eine zufällige Suche (ohne einen "Input" von Information über die Gestalt der Fitnesslandschaft) "gefunden" worden sein könnten, müsse es einen Informationsfluss von außerhalb gegeben haben. Und wer "sendet" die Information? Natürlich der Designer.

Nun gibt's da aber ein paar Probleme.
Erstens, laut Wolpert, dem Miterfinder der NFL-Theoreme, beweist Dembski nicht, dass die NFL-Theoreme auf Evolution anwendbar sind. Er veröffentlichte seine Bemerkungen zu Dembski in den Mathematical Reviews [Wolpert (2003). Mathematical Reviews 12, review 2003b:00012]. Daraus:
I say Dembski "attempts to" turn this trick because despite his invoking the NFL theorems, his arguments are fatally informal and imprecise. Like monographs on any philosophical topic in the first category, Dembski's is written in jello. There simply is not enough that is firm in his text, not sufficient precision of formulation, to allow one to declare unambiguously 'right' or 'wrong' when reading through the argument. All one can do is squint, furrow one's brows, and then shrug. [...]
However, Dembski does not do this. The values of the factors arising in the NFL theorems are never properly specified in his analysis. [...]
Indeed, throughout there is a marked elision of the formal details of the biological processes under consideration. Perhaps the most glaring example of this is that neo-Darwinian evolution of ecosystems does not involve a set of genomes all searching the same, fixed fitness function, the situation considered by the NFL theorems. Rather it is a co-evolutionary process. Roughly speaking, as each genome changes from one generation to the next, it modifies the surfaces that the other genomes are searching. And recent results indicate that NFL results do not hold in co-evolution.
It may well be that there is a major mystery underlying the performance of some search processes that one might impute to the historical transformations of ecosystems. But Dembski has not established this, not by a long shot.
Das muss ich, glaube ich, nicht wirklich alles übersetzen. Um es mal zusammenzufassen,
Dembskis Argumente sind schlampig und unpräzise ("written in jello"), er gibt nicht genau an, welche Werte er für seine Analyse den verschiedenen Einflussgrößen zuweist, die in den NFL Theoremen vorkommen, er bezieht sich nicht auf die Einzelheiten der biologischen Prozesse, die er behandelt.
Die Anwendbarkeit der NFL Theoreme auf biologische Prozesse ist fraglich, und auf gar keinen Fall hat Dembski gezeigt, dass sie anwendbar sind.

Ziemlich vernichtend, würde ich sagen. Und Wolpert ist nicht der Einzige.

Olle Häggstrom, ein schwedischer Mathematiker/Statistiker, veröffentlichte letztes Jahr "Intelligent Design and the NFL Theoremes" in Biology and Philosophy (2007; 22:217-230).

Auch er kommt zu dem Schluss, dass die NFL Theoreme nicht anwendbar sind.

Er schreibt:
A minimum requirement, however, for the NFL argument to merit taking seriously, is that the actual fitness landscape exhibits at least some rough resemblance with what one would expect to arise from a model based on (7). Alas, it does not. I will now show that any reasonably realistic model for the actual fitness landscape will produce something that is very, very different from what (7) produces. [...]
[(7) bezieht sich auf die Aussage Dembskis, das nicht angenommen werden kann, der "Darwinsche" Algorithmus würde bessere Ergebnisse als eine zufällige Suche erbringen,
if the fitness function f is generated at random according to uniform distribution among all the [S][V] possibilities,...
was so viel heißt wie: die Fitnesslandschaft ist völlig zufällig angeordnet, benachbarte Lösungen (S) können völlig unterschiedliche Fitness-Werte haben.
aus: Dembski W.A. 2002. No Free Lunch: Why Specified Complexity Cannot Be Purchased without Intelligence (Link zu Amazon). Roman & Littlefield, Lanham, MA.]

Frei übersetzt und zusammengefasst:

Eine minimale Voraussetzung, damit das NFL Argument ernst genommen werden kann, ist, dass eine tatsächliche Fitnesslandschaft wenigstens grob dem ähnelt, was man nach Anwendung eines auf (7) basierenden Modells erhalten würde. Dem ist nicht so.

An einem Beispiel, dass auch Dembski verwendet (ein Set aller möglichen DNA-Sequenzen einer Länge als theoretisch mögliche "Lösungen", die von dem Darwinschen Algorithmus nach "guten" Lösungen duchsucht wird), zeigt er dann auf, warum nicht:
It follows that, with overwhelming probability, a fitness landscape produced by (7) will exhibit no significant tendency for neighboring DNA sequences to give any more similar values than do two totally unrelated DNA sequences.
On the other hand, any realistic model for a fitness landscape will have to exhibit a considerable amount of what I would like to call clustering, meaning that similar DNA sequences will tend to produce similar fitness values much more often than could be expected under model (7). In particular, if we take the genome of a very fit creature – say, you or me – and change a single nucleotide somewhere along the DNA, then we expect with high probability that this will still produce an organism with high fitness. In contrast, under assumption (7), changing a single nucleotide is just as bad as putting together a new genome
from scratch and completely at random, something that we have already noted (see Section ‘Dembski’s application to evolution’) will with overwhelming probability produce not just a slightly less fit creature, but no creature at all. (If the true fitness function had this property, then, given the human mutation rate, none of us would be around.)
Mit überwältigender Wahrscheinlichkeit wird eine Fitnesslandschaft, die durch eine zufällig generierte Fitnessfunktion erstellt wurde, keine Tendenz zeigen, benachbarten DNA Sequenzen [DNA-Sequenzen, die sich sehr ähnlich sind] einen eher vergleichbaren Fitness-Wert zuzuordnen als zwei völlig unterschiedlichen DNA-Sequenzen. Ein realistisches Modell einer Fitnesslandschaft muss aber einen beträchtlichen Anteil von "Clustering" aufweisen, also dass nahe verwandte/ähnliche DNA-Sequenzen sehr viel häufiger ähnliche Fitness-Werte aufweisen als das mit dem Modell unter (7) [zufällig generiert] zu erwarten wäre. Wenn wir das Genom einer sehr fitten Kreatur nehmen – mich oder Dich z. B. – und eine einziges Nukleotid ändern, dann können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarten, dass wir immer noch einen Organismus mit sehr hoher Fitness erhalten. Im Gegensatz dazu, unter Annahme von (7), ist die Abänderung eines einzigen Nukleotids genauso schlecht wie die komplette und völlig zufällige Neuerstellung eines Genoms, was natürlich mit überwältigender Wahrscheinlichkeit nicht einfach eine etwas weniger fitte Kreatur produzieren würde, sondern überhaupt gar nichts (Wenn die wirkliche Fitnessfunktion diese Eigenschaft hätte, wäre bei der Mutationsrate von Menschen keiner von uns hier).

Jepp, da kann ich ihm nur zustimmen (Die Abbildung zeigt eine Fitnesslandschaft, die den tatsächlichen Verhältnissen viel näher kommt als eine zufällig generierte wie in der obigen Abbildung).


Weitere Kritiken an Dembskis Anwendung der NFL Theoreme finden sich bei TalkOrigins:
Richard Wein [auch Quelle der beiden Fitnesslandschaften]
WA Dembskis Reaktion
Richards Wein Antwort
WA Dembskis Reaktion
(Weitere Links finden sich auf der erstgenannten Seite)

Auf TalkReason:
Shallit und Elsberry [.pdf]
Tellgren [.pdf]

Eine Review von H. Allen Orr


Wenn aber Dembskis Anwendung der NFL Theoreme nicht zulässig ist, dann ist auch sein daraus abgeleitetes "Gesetz" der Konservierung von Information nur in Dembskis Fantasiewelt gültig. Wenn wir uns also noch mal Dembskis "Voraussage" anschauen:
ID hat immer vorausgesagt, dass es eine Klasse von biologischen Systemen gibt, die durch Darwinische Prozesse nicht entstanden sein können und die Konservierung von Information untermauert diese Voraussage.
dann kann man nur sagen, netter Versuch, aber wohl eher nicht.

MfG,
JLT

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17 February 2008

Die geheime Liste der ID-Voraussagen...

Neulich (Mitte Januar) hatte Herr Dembski auf Uncommon Descent ein Post veröffentlicht, mit dem schönen Titel 'ID's "predictive prowess"', das zu einer wahren Flut an Kommentaren geführt hat. Darin veröffentlichte er eine Anfrage, die er offenbar von den Produzenten einer Fernsehsendung erhalten hatte, die ein Interview mit ihm oder Jonathan Wells über ihr neues Buch 'Design of Life' in Betracht gezogen haben.

Darin wird Dembski gefragt:
[...] can you or they provide any samples of things that intelligent design theory has predicted, which researchers have later determined to be true?
[Können Sie ... Beispiele für Dinge geben, die durch die ID-Theorie vorausgesagt und später von Forschern bestätigt wurden?]

Dembski reicht diese Frage an die Blogbesucher weiter und gibt sich selbst kryptisch:
I have my own list of answers, but I’d like to hear those of this group.
Die Kommentare zu diesem Post sind unglaublich und offenbaren eine so komplette Unkenntnis von dem, was eine wissenschaftliche Voraussage ausmacht, und auch eine derartige generelle Unfähigkeit der UD-Kommentatoren, auch nur einfache Logik anzuwenden, dass mir einfach die Worte fehlen. Zudem inspirierte dies Post Denyse O'Leary zur Veröffentlichung ihrer eigenen 'Nine predictions if ID is true', die für sich genommen schon einen Höhepunkt an fehlender Logik und mangelndem Wissenschaftsverständnis darstellen.

W. Dembski hat aber zu der ganzen "Diskussion" nichts mehr beigetragen und natürlich auch seine eigene "Liste mit Antworten" nicht veröffentlicht, so dass sich (nach über 200 Kommentaren zu seinem ursprünglichem Post) die ganze Sache schließlich erledigt hatte.

Bis jetzt.

In den Kommentaren zu dem Post 'What happened to "Colson praises PETA"?'* hat Dembski auf Nachfrage** dann doch noch seine Liste veröffentlicht!

Sie besteht aus ganzen drei Punkten, von denen ich zwei hier ansprechen werde und den Dritten in einem weiteren Post, da ich dafür etwas weiter ausholen muss. Was sind also die Vorhersagen von ID, die später durch Forschung bestätigt haben?
(1) ID predicts that although there will be occasional degeneration of biological structures (both macroscopic and microscopic), most structures will exhibit function and thus serve a purpose. Thus most organs should not be vestigial, and most DNA should not be “junk DNA.” ID proponents have been saying this from the start, and they are now being vindicated. The human appendix, just in the last months, has been found to serve as a repository of friendly flora to keep the gut healthy. Similarly, seemingly useless “junk” DNA is increasingly being found to serve useful biological functions. For instance, James Shapiro and Richard Sternberg (2005) have provided a comprehensive overview of the functions of repetitive DNA–a classic type of junk DNA. Similarly, Roy Britten (2004) has outlined the functions of mobile genetic elements–another class of sequences long thought to be simply parasitic junk. In this case, ID has made potentially falsifiable predictions and neo-Darwinian theory has shown itself to be a science stopper.
Hier meine kurze Zusammenfassung des Abschnittes:

ID sagt voraus, dass die meisten Strukturen eine Funktion haben, also einem Zweck dienen. Also sollten die meisten Organe nicht rudimentär sein und der Großteil der DNA keine "Junk-DNA". Das hätten IDler von Anfang an gesagt.
Beispiele lt. Dembski: Der Blinddarm hat eine Funktion. Es werden Funktionen für "Junk-DNA entdeckt (Funktionen in repetitiver DNA, Funktionen von Transposons (mobile genetische Elemente).
In diesem Fall habe ID eine falsifizierbare Voraussage gemacht und Neo-Darwinismus hätte sich als "Science-Stopper" erwiesen.

Zu dem "Junk DNA"-Blödsinn habe ich schon eine Menge gesagt [hier, hier (ziemlich technisch) hier ('Warum ID keine Funktion in Junk-DNA voraussagt') und hier].
Noch mal zusammengefasst: IDler haben schon alles mögliche bezüglich der Funktion von DNA gesagt, von *alle* DNA muss eine Funktion haben, über *der Großteil* hat eine Funktion bis hin zu *das Meiste ist funktionslos* (z. B. als Überbleibsel vom Frontloading). Wenigstens für die ersten beiden "Vorausagen" werden Eigenschaften eines Designers angenommen, die sie nicht kennen können (entweder ein'stromlinienförmiger' Designer = kein Junk; oder ein 'schlampiger' Designer o. ä., was die Existenz von DNA ohne Funktion zulässt).
Es sind keine "Voraussagen", die sich aus einem Mechanismus zwangsläufig ergeben, also keine Voraussage im wissenschaftlichen Sinne, sondern eine "Ich stelle mir den Desinger so vor, also enthält das Genom [keine] funktionslose DNA"-Geschichten. Frontloading wäre dagegen eine testbare Möglichkeit, die sich allerdings schon als nicht zutreffend erwiesen hat.
Aus der Evolutionstheorie hingegen folgt, dass es *zwangsläufig* auch funktionlose DNA gibt, geben muss (z. B. Pseudogene, für die die Bezeichnung "Junk DNA" "erfunden" wurde).
Rudimentäre Organe erfüllen ihre *ursprüngliche* Funktion nicht mehr. Daraus folgt nicht, dass sie funktionslos sind. Die Evolutionstheorie sagt voraus, dass Evolution von vorhandenen Strukturen ausgeht und diese auch neue Funktionen erlangen können (Co-opting), während die alte Funktion verloren geht. So hat z. B. das menschliche Steißbein (der rudimentäre Schwanz) mittlerweile eine neue Funktion u. a. als Ansatzstelle für die Beckenbodenmuskulatur. Die Gehörknöchelchen sind, wenn man so will, rudimentäre Kiemenbögen.
Dieses Co-opting findet auch auf der DNA-Ebene statt: Durch Genduplikation entstandene und damit ursprünglich "überflüssige" Gene, die sekundär (durch Mutationen) eine neue Funktion erlangt haben, gibt es zuhauf. Auch die vereinzelten Beispiele, bei der aus repetitiven Elementen, also beispielsweise sich häufig wiederholenden sehr kurzen Sequenzabschnitten wie AATCAATCAATC.... (Tandem repeats) oder anderen repetitiven Elementen sekundär funktionelle Elemente geworden sind, ist ein Beispiel für Co-opting – das heißt aber keineswegs, dass *alle* repetitiven Elemente eine Funktion haben, im Gegenteil, die überwiegende Mehrheit hat keine Funktion (siehe dazu beispielsweise das Junk DNA Theme von Larry Morgan oder Genomicron).

Die letzte Bemerkung (Neo-Darwinismus = "Science-Stopper") ist besonders illusorisch. NICHTS von dem, was über sog. Junk-DNA bekannt ist, wurde durch IDler herausgefunden (im Vergleich dazu siehe Genomicrons Sammlung von Zitaten zu Junk-DNA, beginnend hier).
Co-opting ist ein zentrales Element der Evolutionstheorie und beginnend mit der Entdeckung von Pseudogenen wurde systematisch (auch) von Evolutionsbiologen Junk DNA erforscht. Anhand der Evolutionstheorie können sogar Voraussagen gemacht werden, welche Bereiche der DNA eine Funktion haben sollten (evolutionär konservierte Bereiche), auf diese Weise wurden ja viele Funktionen in der nicht-proteinkodierenden DNA erst entdeckt (z. B. regulatorische Bereiche wie Promotoren etc.) – damit hat die Evolutionstheorie maßgeblich zu unserem heutigen Verständnis des Aufbaus von Genen und anderen Elementen des Genoms beigetragen.
ID dagegen hat NULL dazu beigetragen und wie Dembski selbst durch diesen Punkt aufzeigt, könnte auch nichts dazu beitragen – denn die Aussage, die meiste DNA muss eine Funktion haben, ergibt sich aus angenommenen Eigenschaften eines Designers, nicht aus irgendwelchen messbaren Eigenschaften genetischen Materials.
(2) Many systems inside the cell represent nanotechnology at a scale and sophistication that dwarfs human engineering. Moreover, our ability to understand the structure and function of these systems depends directly on our facility with engineering principles (both in developing the instrumentation to study these systems and in analyzing what they do). Engineers have developed these principles by designing systems of their own, albeit much cruder than what we find inside the cell. Many of these cellular systems are literally machines: electro-mechanical machines, information-processing machines, signal-transduction machines, communication and transportation machines, etc. They are not just analogous to humanly built machines but, as mathematicians would say, isomorphic to them, that is, they capture all the essential features of machines. ID predicts that the cell would have such engineering features; by contrast, Darwinian theory has consistently underestimated the sophistication of the machinery inside the cell.
Hier meine nicht ganz vollständige, aber sinngemäße Widergabe des Abschnitts:

Viele Systeme der Zelle stellen eine ausgefeilte Nanotechnologie dar, die alles von Menschen (Ingenieuren) gebautes alt aussehen lässt. Darüber hinaus ist auch unser Verständnis dieser Systeme direkt von der Anwendung von Maschinenbau-Prinzipien abhängig (sowohl bei der Entwicklung der Messgeräte als auch zum Verstehen ihrer Funktionsweise).
Viele der zellulären Systeme sind Maschinen im wortwörtlichen Sinn: elektromechanische, Informations-verarbeitende, Signal-übertragende Maschinen, Maschinen für Transport und Kommunikation, etc.. Sie sind nicht nur analog, sondern isomorph, d. h. sie haben alle wichtigen Eigenschaften von Maschinen.
ID sagt woraus, dass Zellen solche Maschinen beinhalten würden. Im Gegensatz dazu hat die Darwinsche Theorie die Ausgefeiltheit der zellulären Maschinerie durchgehend unterschätzt.

Bwahahaha! Weil wir zur Forschung Geräte verwenden, die von Menschen hergestellt wurden, gibt es den Designer! Preise den Herrn, Halleluja!
Das ist schon wirklich Deep Shit.

Der Rest: dasselbe alte Analogie-Argument. Manche zelluläre Systeme sehen aus wie Maschinen, Menschen bauen Maschinen, darum wurden auch die zellulären Systeme von Menschen gebaut – ääh, von einem Intelligenten Designer. Vergessen wir mal all die Eigenschaften zellulärer Systeme, die Maschinen definitiv nicht haben, wie z. B. die Tatsache, dass sie in sich selbst replizierenden Einheiten vorkommen...

Oder anders gesagt, ohne die Evolutionstheorie könnten wir uns nicht erklären, wie diese "Maschinen" entstanden sind – aber mit der Evolutionstheorie können wir das. Wenn ich natürlich von vornherein Evolution als "Ursache" ihrer Entstehung ausschließe, bleibt nur ein magisches "Poof" als "Erklärung".
Die "Voraussage" von ID geht wiederum auf angenommene Eigenschaften des Designers zurück (ein nicht-intelligenter Designer würde so eine superduper tolle Nanotechnologie wohl kaum hinbekommen, dazu verwendet er auch noch Prinzipien aus dem Maschinenbau...) und ist damit nicht zulässig.

Wie die "Darwinsche" Theorie die Ausgefeiltheit der zellulären Maschinerie durchgehend unterschätzt" hat, ist mir völlig unbekannt. *IDler* können sich vielleicht nicht *vorstellen*, dass durch "Darwinsche" Mechanismen komplexe zelluläre Systeme entstehen, daraus folgt aber nicht, dass die "Darwinsche" Theorie dies nicht zulässt. Mehr noch, die Entstehung von komplexen Systemen ist eine direkte Folge von Mechanismen, die die Evolutionstheorie beschreibt.

Bisher also nichts, was wir nicht schon gehört hätten - und ich kann jetzt schon verraten, dass auch der dritte Punkt weder neu noch überzeugend ist.

MfG,
JLT


* In der letzten Woche sind gleich mehrere Posts "verschwunden", die Geschichte zu dem anderen Post, das in WADs "Löscherklärung" erwähnt wird, gibt es hier ('DaveScot humiliates Denyse O'Leary') (englisch). [zurück]

** Derjenige, der die Frage stellte, war eine "Sockpuppet", jemand, der vorgab, ID-Befürworter zu sein, um auf dem Blog kommentieren zu können. Er wollte herausfinden, wie viel Blödsinn er behaupten konnte, ohne gebannt zu werden (UD ist dafür bekannt, alle zu bannen, die nicht mit ID übereinstimmen, egal wie intelligent und informiert die Einwände auch sein mögen, wohingegen man als ID-Befürworter so ziemlich Carte blanche hat). Die Geschichte dazu ist hier ('Vincent Edward St. Francis - Deep Cover Sockpuppet') dokumentiert (englisch), Bloggen at its best... [zurück]

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Das kommt aufs Alter an...



[Quelle: Indexed]
[via Friendly Atheist]

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16 February 2008

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Wer sich falsch eingeordnet fühlt, Vorschläge hat, was/wer noch aufgenommen werden könnte - nur raus damit.

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MfG,
JLT

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15 February 2008

Stammzellen: Viel Lärm um Nichts.

Gestern wurde im Bundestag über eine Änderung des Gesetzes zur Forschung mit Embryonalen Stammzellen (ESZ) debattiert. Momentan darf in Deutschland nur an ESZ geforscht werden, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden ("Stichtagregelung"). Jetzt geht es um eine Verschiebung oder Aufhebung des Stichtages, aber auch ein vollständiges Verbot oder die Beibehaltung der bestehenden Regelung. Eine kurze Zusammenfassung der Positionen findet sich auf der ARD-Seite.

Die Zeit hat ein Stammzell-Spezial, in dem Vertreter der verschiedenen Positionen zu Wort kommen, darunter z. B. Kardinal Lehmann. Auch viele weitere Informationen sind dort erhältlich.



Ich fand die Position von Alexander Kekulé , eine Antwort auf Kardinal Lehmann, besonders lesenswert. Daraus:
Stattdessen muss offen über den moralischen Status eines im Labor hergestellten, fünf Tage alten Embryos diskutiert werden. Diese Blastozyste, eine mit bloßem Auge kaum sichtbare Kugel aus rund 180 Zellen, würde sich im Mutterleib ab dem siebten Tag in die Gebärmutterwand einnisten. Für die Gewinnung embryonaler Stammzellen werden jedoch bei einer künstlichen Befruchtung (In-vitro-Fertilisation, IVF) übrig gebliebene Blastozysten zerstört.

Besitzt dieser winzige Zellhaufen die volle Menschenwürde, mit allen Konsequenzen? In anderen Worten: Ist die Blastozyste ein Mensch?

Der Harvard-Philosoph Michael Sandel hat dazu ein Gedankenexperiment entwickelt. Stellen Sie sich vor, in einem brennenden Labor befinden sich ein Kind sowie ein Reagenzglasständer mit hundert Blastozysten. Wen retten Sie zuerst? Jeder vernünftige Mensch würde natürlich dem Kind helfen. Die Alternative, einen vollwertigen Menschen für die Zellen in Nährlösung zu opfern, erscheint uns absurd und grausam. Wir würden auch einen Bewusstlosen zuerst retten, obwohl er keine Schmerzen empfindet, oder einen Schwerkranken, der ohnehin bald sterben muss. Das Gedankenexperiment kommt bei Menschen unterschiedlichster Nationalitäten, Kulturkreise und Religionen zum selben Ergebnis.

Auch im realen Leben werden bedenkenlos Blastozysten geopfert – darunter sogar solche, aus denen sich ohne weiteres Zutun ein Mensch entwickeln würde: Die zur Schwangerschaftsverhütung millionenfach eingesetzte Spirale tötet den frühen Embryo bei der Einnistung in die Gebärmutter, also im Alter von 7 bis 14 Tagen. Auch im Zusammenhang mit der IVF werden weltweit Hunderttausende »überzählige« Embryonen vernichtet, die nicht in die Gebärmutter eingepflanzt werden konnten.
Zudem nennt er, als einer der wenigen, die sich in dieser Debatte zu Wort melden, auch einige Fakten zu den Zeiträumen, um die es geht. Die Stammzellen, an denen geforscht sind, sind pluripotent ("totipotent" sind die Zellen nur in den ersten zwei bis drei Zellteilungen nach der Befruchtung, also im 4-8 Zellstadium. Aus jeder einzelnen dieser Zellen kann theoretisch ein neuer Embryo entstehen; wenn dies in der Gebärmutter passiert, können daraus ein-eiige Zwillinge (Drillinge, Vierlinge) werden).
D. h. aus den Stammzellen, die zur Forschung verwendet werden, kann sich kein neuer Embryo mehr entwickeln, aber sie haben noch die "Potenz", alle im Menschen vorkommenden Gewebetypen zu bilden. Sie können auf drei Arten gewonnen werden.

1. Aus Blastozysten: Ab etwa der 5. Zellteilung (32-Zellstadium) beginnt sich der Zellhaufen zu einer innen hohlen Zellkugel auszubilden, in dessen Inneren sich eine Zellmasse bildet. Diese Zellen werden entnommen und daraus ESZ-Linien generiert. In der Regel besteht der ganze "Embryo" zu dem Zeitpunkt der Entnahme aus 50-150 Zellen, dieses Stadium wird nach etwa einer Woche erreicht. In der Gebärmutter würde frühestens zu diesem Zeitpunkt eine Einnistung stattfinden. Weiter als das Blastozysten-Stadium entwickeln sich Embryonen in vitro (im Labor; außerhalb des Körpers) nicht.
Die Blastozysten werden aus überzähligen befruchteten Eizellen, die bei der künstlichen Befruchtung entstehen, generiert. Sie könnten natürlich auch aus extra zu dem Zweck befruchteten Eizellen gemacht werden.

2. Aus abgetriebenen Foeten. Dazu werden Zellen der sogenannten Keimbahn entnommen, die "Vorläufer" der späteren Samen- bzw. Eizellen, und aus ihnen ESZ-ähnliche Zellen generiert.

3. Durch therapeutisches Klonen, bei dem ein Zellkern einer "erwachsenen" Zelle in eine Eizelle transferiert wird. Auch hierbei wird zunächst ein neuer Embryo generiert. In Deutschland ebenfalls verboten.

Die erste Möglichkeit ist die am weitesten verbreitete Methode der Stammzellgewinnung.

Warum kommt die Forschung nicht mit den vorhandenen Stammzelllinien aus?

Zum einen ist die Forschung voran geschritten. Die Generierung und die Bedingungen der Haltung von Stammzellen wurden verbessert.

Früher mussten ESZ beispielsweise, um sie am Leben zu erhalten, auf einer Schicht von Zellen aus Mäusen kultiviert werden. Zellen werden generell in einer Nährflüssigkeit gehalten, die all das beinhalten muss, was die Zellen zum Leben brauchen. Je nach Zelltyp kann das eine Vielzahl verschiedener Zusätze sein. Anfänglich war bei ESZ noch unbekannt, welche Zusätze diese benötigten, so dass sie zusammen mit den Mäusezellen gehalten wurden, die offenbar einige der Nährstoffe produzieren, die die ESZ brauchen. Mittlerweile weiß man aber, welche Bestandteile das Nährmedium haben muss, um die ESZ am Leben zu erhalten. Durch die ursprünglichen Kulturbedingungen sind die älteren Stammzelllinien aber teilweise mit Mäusezellen verunreinigt.
Ein weiteres Problem ist die Überalterung der bisher erlaubten ESZ-Linien. Je länger Zellen in Kultur gehalten werden, um so mehr verändern sie sich. So kann es sein, dass Zellen, die ein Jahr kultiviert wurden, andere Eigenschaften aufweisen als die Originalzellen, von denen sie abstammen. Da die Menge an Originalzellen natürlich begrenzt ist und sie zur Vermehrung kultiviert werden *müssen*, ist es unausweichlich, dass die Zellen mehr und mehr ihre Eigenschaften verlieren - Forschung an ihnen wird damit wertlos.

Die Forschung an ESZ ist momentan noch unverzichtbar, darin sind sich alle Fachleute einig - und ich stimme ihnen zu. Ich selbst arbeite mit adulten Stammzellen, den aus dem Knochenmark gewonnenen mesenchymalen Stammzellen (in Irland ist die Forschung an ESZ komplett verboten), und bin ganz gut mit der Materie vertraut. Aber meine Haltung zu dem Thema begründet sich nicht auf der Unverzichtbarkeit, ich finde nicht, dass hier eine Abwägung zwischen dem möglichen Nutzen und einer Schutzwürdigkeit der Blastozyste stattfinden muss, ganz einfach, weil ich nicht einsehen kann, warum eine Blastozyste schützenswert sein sollte. Für mich gibt es ganz einfach nichts, was gegen eine Forschung an ESZ spricht.

Außerhalb des menschlichen Körpers hat eine Blastozyste nicht das Potenzial, sich zu einem Menschen zu entwickeln. Wie oben schon erwähnt, hört die Entwicklung außerhalb des Körpers zu diesem Zeitpunkt auf (und selbst im Körper nisten sich nur etwa 50 % der Blastozysten auch ein). Bei Embryonen aus der künstlichen Befruchtung werden diese soundso zerstört. Warum nicht an ihnen forschen? Ist es ethisch unbedenklicher, diese einfach so wegzuschmeißen als sie der Forschung nutzbar zu machen?
Das Tragen einer Spirale zur Empfängnisverhütung ist auch erlaubt, dabei besteht das *ganze Prinzip* dieser Methode darauf, die Einnistung von Blastozysten in der Gebärmutter zu verhindern. Nach der "Logik der Gegner der ESZ-Forschung wäre das doch auch ein eklatanter Verstoß gegen die "Menschenwürde".
Die Gegner einer Verschiebung des Stichtags bzw. totale Gegner der Stammzellforschung haben meiner Meinung nach kein wirkliches Gegenargument. Die Begründung von christlicher Seite, ab der Befruchtung der Eizelle wäre es ein Mensch und hätte damit das gleiche Recht auf Schutz, wird meiner Meinung nach von dem von Kekulé erwähnten Gedankenexperiment ad absurdum geführt. Niemand findet tatsächlich, dass ein real existierender Mensch genauso viel oder wenig wert ist wie eine Blastozyste. Wohlgemerkt geht es im obigen Beispiel um die Wahl zwischen 100 Blastozysten und nur einem Kind. Wären die Menschen wirklich von einer Gleichberechtigung überzeugt, würden sie doch wohl die 100 "Leben" retten und nicht "nur" das eine Kind. Aber tatsächliches Leben hat eben einen anderen Stand als theoretisch Mögliches. Erst Recht, wenn die 100 "theoretisch möglichen Leben" soundso am nächsten Tag in der Mülltonne landen würden.

Was mich besonders an Gegnern der ESZ-Forschung ärgert, ist ihr Umgang mit den Fakten. So gut wie nie wird erwähnt, in welchem Stadium sich die Embryonen befinden, wenn die ESZ entnommen werden. Im Gegenteil, meiner Meinung nach wird versucht, dies noch zu verschleiern. Ein "schönes" Beispiel findet sich bei Theolounge: 'Gesetz zur Stammzellforschung soll aufgeweicht werden'.

Zunächst mal gibt es ein Ultraschallbild eines Fötus in der Gebärmutter. Warum das, um alles in der Welt? Aus in der Gebärmutter enthaltenen Föten werden Stammzellen nicht gemacht und in dem Artikel wird sogar erwähnt, dass die Stammzellen vor dem 14ten Tag entnommen werden.
Der Artikel nennt einigermaßen zutreffend zwei Argumente der Befürworter der Änderung der deutschen Stichtagsregelung: Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Forscher auf dem Gebiet der ESZ-Forschung und die möglichen Nutzen aus der ESZ-Forschung.
Gegen das erste Argument wird eingewandt, dass da keine ethischen Gesichtspunkte berücksichtigt würden. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Wenn die Befürworter überzeugt wären, dass der von Seiten der Gegner eingebrachte ethische Gesichtspunkt zutreffend wäre, würden sie dieses Argument natürlich nicht machen. *Dass* dies Argument gemacht wird, ist in sich schon eine Stellungnahme zur Ethik der Stammzellforscher: Die Befürworter sehen darin keine Verletzung der Menschenwürde. Das ist doch der ganze Konflikt auf den Punkt gebracht.
Das zweite Argument, der mögliche Nutzen, wird lapidar damit abgeschmettert, dass es keinen möglichen Nutzen gibt.
Was verschwiegen wird: Längst geben sich viele Forscher nicht mehr so optimistisch, denn de facto weiß man überhaupt nicht, welche Erfolge man erzielen könnte und zweitens sind schon einige erfolgsversprechende Aussichten von wissenschaftlicher Seite als sehr fraglich, ja utopisch eingestuft worden.
Um mal das Offensichtliche dazu zu sagen: Erstens, wenn es verschwiegen wird, woher weiß es der Autor dann?
Woher sollten man wissen, welche Erfolge man erzielen kann? Aus ESZ kann man theoretisch alle menschlichen Gewebetypen züchten, dies ist für eine ganze Reihe von Gewebetypen auch schon praktisch gelungen (z. B. Herz- und Leberzellen, Insulin-produzierende Zellen). Wie man dies am Besten für eine klinische Anwendung nutzbar macht, das ist Gegenstand der Forschung (und es gab auch tatsächlich dazu schon erfolgversprechende Ergebnisse). "De facto" kann man nur *wissen*, welche Erfolge man erzielen kann, wenn man sie schon erzielt hat.
Es gibt natürlich Hindernisse beim Einsatz von ESZ. Eines ist z. B. die Eigenschaft von ESZ, Tumore (sogenannte Teratome) zu bilden, wenn sie undifferenziert, also in ihrer ursprünglichen Form, in den Körper gespritzt werden (mit welcher Häufigkeit dies geschieht, schwankt mit der Art der Anwendung). Das ist keine neue Erkenntnis und wird auch beileibe nicht verschwiegen. Daher versucht man ja, die Zellen außerhalb des Körpers in den gewünschten Zelltyp zu differenzieren, d. h. man versucht, die Entwicklung der ESZ durch verschiedene Zusätze zur Nährflüssigkeit dazu zu bringen, sich beispielsweise in Leberzellen umzuformen.

Dann kommt aber der Höhepunkt des Artikels (im direkten Anschluss an das obige Zitat):
Vielmehr geht in der heutigen Wissenschaft der Trend dahin, auf diesem gesamten Forschungsfeld auch am “new genetic design” des Menschen zu arbeiten: Menschen sollen über ihre von Gott geschenkten genetischen Fähigkeiten, die auch Grenzen mit sich bringen, “genkonform” gemacht werden, was soviel bedeutet, dass wir selber Menschen nach unseren Vorstellungen kreieren und sie mit Fähigkeiten ausstatten, die “übermenschlich” sind. Dieses Thema ist längst kein Tabu mehr unter renommierten Forschern.
Was hat denn das mit Stammzellforschung zu tun? Aus den in der Forschung verwendeten ESZ können gar keine Embryonen gezüchtet werden!
Was die Generierung von Menschen mit übermenschlichen Fähigkeiten angeht: Verwechselt da der Autor irgendein SciFi-Buch mit der Realität? Bücher für bare Münze zu nehmen, scheint ein generelles Problem zu sein.... Mir sind jedenfalls keine derartigen Vorhaben bekannt (vielleicht ist die gleiche Verschwörung am Werk, die die angebliche Aussichtslosigkeit der Stammzellforschung so geschickt verschweigt?).

Als drittes Argument der Befürworter einer Neuregelung wird dann endlich auch genannt, was der tatsächliche Knackpunkt der ganzen Debatte ist. Ist eine Blastozyste ethisch ein Mensch oder nicht?
Ein drittes Argument geht dahin, dass man schlichtweg behauptet, dass die menschlichen Embryonen noch keine menschlichen Wesen seien. Philosophisch richtig argumentiert die katholische Kirche, dass menschliches, personales Leben mit der Verschmelzung von Samenzellen und Eizelle beginne. Andernfalls müsste man behaupten, dass der Embryo bis zu einem gewissen Stadium seiner Entwicklung ein Gegenstand wäre und dann ab einem bestimmten Zeitpunkt, den man unmöglich feststellen kann, dann zum Menschen und zur Person wird. Es ist jedoch von der Logik der Sache her absurd zu behaupten, dass aus einem Gegenstand eine geistige, personale und individuelle Person wird. Wir können im ganzen Universum nichts beobachten, was von einem Etwas zu einem Jemand wird. Daraus folgt, dass man von Anfang an, also seit der Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle, entweder immer schon ein Mensch war oder es nie sein kann.
Meiner Meinung nach ist die Gegenargumentation Augenwischerei. Für eine Diskussion über den Zeitpunkt, bis zu dem Abtreibungen erlaubt seien sollten, wäre das vielleicht noch einigermaßen relevant (ab welchem Zeitpunkt der Entwicklung ist ein Embryo/Fötus schützenswert) - aber bei der vorliegenden Debatte ist das am Punkt völlig vorbei. Die Embryonen würden sich nur dann weiterentwicklen (können), wenn sie in der Gebärmutter sind. Sind sie aber nicht. Aus Blastozysten in Petrischalen wird theoretisch und praktisch kein Mensch.

Aber auch, wenn man das Gegenargument etwas genauer betrachtet, beinhaltet es einen entscheidenden Fehler. Es setzt voraus, dass alles Menschliche immer und überall schützenswert ist. Natürlich wäre es schwierig, einen Zeitpunkt der "Menschwerdung" festzulegen, das wird ja gar nicht versucht und ist auch nicht Gegenstand der Diskussion. Es geht darum festzustellen, ob es *schützenswert* ist. Weiter argumentiert der Autor:
Der Chromosomensatz, der bei der Verschmelzung kombiniert wird, verändert sich zudem bis zum Tod eines Menschen nicht mehr. Die Frage nach dem Zeitpunkt, wann ein Individuum der Art Mensch beginnt, ist eine empirische Frage. Biologisch beginnt es mit der Befruchtung von Ei- und Samenzelle, also der Zygote. Die Frage, ob man von personalem Leben erst ab der Nidation, der Einnistung, sprechen sollte, kann dabei offen bleiben. Dann aber, wenn das menschliche Leben das fundamentalste aller Güter ist, ist für dieses Rechtsgut auch der sicherste Rechtsschutz geboten, d.h. sein biologisches Anfang und Ende.
*Biologisch* entsteht mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle ein individuelles Erbgut. Wenn individuelles menschliches Erbgut als "personales Leben" schützenswert wäre, dürfte man auch keine Tumorzellen abtöten, da die i. d. R. auch ein vom "Restmenschen" leicht abweichendes Erbgut haben...
Über den Beginn von "personalem Leben" macht die Biologie jedenfalls keinerlei Aussage. In der Medizin ist das Ende des "personalen Lebens" durch das Ende der Hirnströme gekennzeichnet. Wenn man dies als Charakteristik des Lebensendes akzeptiert, könnte man den Anfang des personalen Lebens in die 26. Schwangerschaftswoche verlegen, dem Zeitpunkt, an dem erstmals Hirnströme beim Ungeborenen messbar sind.

Zum Abschluss wird dann noch mal ganz tief in die rhetorische Trickkiste gegriffen und gefragt:
Darf man unschuldiges Leben vernichten, damit wir noch länger Leben können?
Wenn das tatsächlich die Frage wäre, um dies es ginge, würde ich sagen, Nein. Ist es aber nicht. Die Frage ist immer noch, ob eine Kugel aus 100 Zellen schützenswertes "unschuldiges Leben" ist.

MfG,
JLT

Weitere Links:
Die Seite der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Stammzellforschung.

Weitere interessante Blogbeiträge zu dem Thema:
Science in Society: Angst vor Neuem - Was prägt die Stammzelldebatte? (auch viele weitere Artikel zu dem Thema, u. a. Links zu den verschiedenen Anträgen, die im Bundestag diskutiert wurden und eine Umfrage).
Skeptic as Hell: Babies töten!
Tage wie diese: Stammzellen
Kritische Masse: Mit viel Lärm hinterher


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14 February 2008

Update zur Gottlosen Veranstaltung.

Vor einer Woche habe ich "Eine gottlose Veranstaltung" gestartet und ein gutes Dutzend Beiträge ist schon zusammengekommen. An dieser Stelle schon mal allen "Einreichern" vielen Dank für's Mitmachen!

Das heißt aber natürlich nicht, dass alle anderen sich jetzt bequem zurücklehnen können. Mir fiele da noch der eine oder andere Blog ein, der noch nicht vertreten ist - auf Namensnennungen verzichte ich, noch... (-;

Also, die Blogparade läuft noch drei Wochen (bis zum 5. März), durchsucht Eure Archive oder lasst Euch vom täglichen Wahnsinn inspirieren und schreibt was Neues, das zum Thema passt.

Sollte Euch wirklich und tatsächlich nichts dazu einfallen, dann aber vielleicht zur Blogparade des Misanthropen: "Gretchenfrage und Gotteswahn" (sehr schöne Alliteration). Ganz klassisch fragt er "Wie hast Du's mit der Religion?".
Also noch eine Möglichkeit, Eure skeptischen, kritischen, atheistischen Gedanken unters Volk zu bringen – ihr könnt aber natürlich auch Eure geheimen tiefreligiösen Gefühle offenbaren...

MfG,
JLT

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13 February 2008

Nach Kätzchenfotos jetzt auch noch süße Flugsaurier.

"It’s the cutest little 120-million-year-old flying reptile you could ever hope to see."
[NY Times]

Im Nordwesten Chinas wurde das Fossil eines aus der frühen Kreidezeit stammenden Pterosauriers ("Flugsaurier") gefunden, der nur eine Flügelspannweite von 25 cm hatte. Das Bild zeigt, wie Nemicolopterus crypticus ausgesehen haben könnte. Die gebogenen Fußknochen des Fossils weisen auf eine Lebensweise in Bäumen hin und die Größe und der zahnlose Schnabel machen eine auf Insekten basierende Ernährung wahrscheinlich (zusammen mit dem, was sonst noch über die Pterosaurier bekannt ist).
[Bild-Quelle: Michael Skrepnickaption über Wired; dort gibt es auch eine größere Version davon.]

Zur gleichen Untergruppe der Pterosaurier wie das neu entdeckte Exemplar, den Pterodaktyloidea, gehören auch die fliegenden Riesen der späteren Kreidezeit, die man beispielsweise in Jurassic Park bewundern konnte. Die größte bisher gefundene Form ist der Quetzalcoatus, der eine geschätzte Flügelspannweite von über zehn Metern hatte.
Da ist mir ein Insekten verspeisendes Mini-Flugreptil schon lieber. Ob es aber tatsächlich der süßeste kleine 120 Millionen Jahre alte Flugsaurier ist, den man sich nur vorstellen kann, wie sinngemäß der Autor des NY Times Artikels zu dem Fund schreibt, sei einmal dahingestellt.

Zudem handelt es sich wohl noch um ein Jungtier, wie die Entdecker in PNAS schreiben, auch wenn sie betonen, dass es wohl schon im "Teenageralter" war, da sonst einige Knochen nicht erhalten geblieben wären.
[Wang et al. (2008). Discovery of a rare arboreal forest-dwelling flying reptile (Pterosauria, Pterodactyloidea) from China. PNAS 105:1983-87]

MfG,
JLT

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12 February 2008

Das neue Layout ist da!

Geschafft. Wenigstens so halbwegs. Die Link- und Blog-Listen werden wieder etwas voller werden, wenn man auf [Mehr...] klickt, werden da tatsächlich auch Links bzw. Blogs stehen und auch sonst werde ich noch das eine oder andere Hinzufügen und/oder Umbauen. Aber im Großen und Ganzen sieht es schon so aus, wie ich mir das vorgestellt habe. Und ich habe jetzt Expandable Posts, schaut mal:

Ich hoffe, es gefällt!

MfG,
JLT

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Ritter der Kokosnuss meets Uncommon Descent

Eins ist schon mal klar. ID-Gegner sind sehr viel amüsanter als ID-Befürworter.
Im "After the Bar Closes"-Thread vom Antievolution.org Discussion Board vergleicht jemand den Verlauf einer "Diskussion" in den Kommentaren zu einem Post auf UD mit der unvergesslichen Szene aus Die Ritter der Kokosnuss, in der dem Schwarzen Ritter erst beide Arme und dann auch noch beide Beine abgehackt werden. Und zu Recht (der Vergleich; mit dem Arme-und-Beine-Abhacken bin ich mir nicht so sicher).

Großartig.

JLT

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11 February 2008

Punctuated Equilibrium bei den Brights.

Falls Ihr es noch nicht entdeckt habt, auf dem Brightsblog gibt's ein sehr gutes Post, in dem mit dem verbreiteten Misverständnis aufgeräumt wird, das Punctuated Equilibrium-Konzept wäre mit einer graduellen Evolution nicht vereinbar. Sehr lesenswert! Und die IDler kriegen auch eins auf den Deckel...

MfG,
JLT


P.S.: Falls Ihr Euch fragen solltet, was aus dem neuen Design geworden ist: Nachdem ich mir gestern die halbe Nacht um die Ohren geschlagen habe, war ich eigentlich soweit fertig. Dann wollte ich noch "schnell" meine Google Search Engine einbauen, ohne dass sie mir das ganze Layout kaputt macht - haha. Naja, in den nächsten Tagen, wenn ich mal wieder ein paar Stunden am Stück Zeit habe, werde ich es hoffentlich hier einführen.
Achja, liebe Feed-Leser, ich werde einiges, was ich bisher in der Sidebar hatte, auf Einzelseiten bringen (z. B. eine längere Link-Liste). Da ich es dafür als Post veröffentlichen musst, taucht das auch im Feedreader auf - Geht nicht anders, überseht es bitte einfach.

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10 February 2008

Sind meine Posts zu lang?

Über den Fisch-Blog bin ich auf diese Fragestellung gestoßen: 'Was erwarten Sie von einem Wissenschaftsblog?'. Die einzelnen Punkte, die angesprochen werden, sind:
A) Für welches Publikum sollten Wissenschaftsblogs schreiben?
B) Wie sollten Inhalte in Wissenschaftsblogs präsentiert werden?
C) Wo sehen Sie, siehst Du die Grenze zwischen wissenschaftlichem "Populärjournalismus" und "echtem" Wissenschaftsjournalismus?
Prinzipiell interessieren mich die Antworten darauf nicht so sehr, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass ich entsprechend der Antworten meinen (Schreib-) Stil oder die Themen ändern würde - schließlich stelle ich hier kein Produkt her, dass ich einer möglichst breiten Masse mundgerecht machen möchte.


Ich blogge über Themen, die mich interessieren und wenn ich über einen wissenschaftlichen Artikel blogge, dann versuche ich deutlich zu machen, *warum* er mich interessiert und wie er mit dem übergeordneten Themengebiet zusammenhängt, dem dieser Blog gewidmet ist. Ich hoffe natürlich, dass ich durch meine Darstellung auch andere Menschen für den Artikelinhalt interessieren kann (und ich versuche, mich möglichst allgemeinverständlich auszudrücken, obwohl das vielleicht nicht immer und für jeden klar ersichtlich ist...) - mir ist aber auch bewusst, dass es notwendigerweise nur ein winziger Prozentsatz ist, der sich tatsächlich dafür interessiert, völlig egal, wie ich es darstelle. Anders gesagt, wenn ich eine höhere Leserzahl anstrebte, würde ich über ganz andere Themen bloggen - nur, warum sollte ich? Ich werde nicht für's Bloggen bezahlt, ich mache das hier neben meiner Arbeit, als Freizeitbeschäftigung. Warum sollte ich mich in meiner Freizeit mit Themen beschäftigen, die mich nicht oder weniger interessieren, wenn der einzige Unterschied der wäre, dass ich einmal in der Woche von Sitemeter eine Statistik mit dann höheren Zahlen bekäme?

Tatsächlich denke ich, dass die meisten Wissenschaflter (nur) über das Bloggen, was sie interessiert und dieses Interessen ihren Lesern vermitteln möchten - entweder indem sie interessante neue Forschung aus dem Gebiet vorstellen oder sonstwie "aus dem Nähkästchen plaudern". In den meisten Themengebieten außer seinem eigenen ist ein Wissenschaftler Laie wie jeder andere auch, vielleicht höchstens mit dem Unterschied, dass er den "Wissenschaftssprech" eher interpretieren kann. Wer sich also allgemein für Wissenschaft interessiert, ist wahrscheinlich besser bei einem populärwissenschaftlichen Magazin aufgehoben. Da arbeiten Leute, die dafür bezahlt werden, sich den ganzen Tag mit "Neuem aus den Wissenschaften" zu beschäftigen und das für eine möglichst breite Maße aufzubereiten (und manchmal machen sie dafür einen erstaunlich schlechten Job - ganz am unteren Spektrum und eher außer Konkurrenz, aber immer noch meine "Lieblingsschlagzeile" zu einem wissenschaftlichen Thema: Nachdem Forscher in Tomaten ein Gen manipuliert hatten, das den Reifungsprozeß beeinflusst, so dass die Tomaten nicht so schnell matschig werden, titelte die BILD "Jetzt auch Gene in Tomaten". Genau, vorher sind die Tomaten ganz ohne Gene ausgekommen.... Der Rest des "Artikels" hat diesen Irrtum auch nicht aufgeklärt).

Warum ich trotzdem auf diese Fragestellung verlinke, ist, weil ich in einem Kommentar (der allerdings auf dem Fisch-Blog steht) das folgende las:
Ich möchte Sachverhalte so erklärt bekommen, [...] dass ich sie weitestgehend nachvollziehen kann ohne über eine entsprechende Ausbildung in dem Fachbereich zu verfügen. Dabei hätte ich auch noch gerne eine grobe Dreiteilung in:
Was sind unbestrittene Fakten, was sind Indizien für Pro und was spricht eventuell für contra. Persönliche Meinungen des Autors hätte ich gerne gekennzeichnet bzw. es soll deutlich werden wenn etwas „Meinung“ ist.
In einem andere Kommentar (diesmal zu dem Post in dem die obigen Fragen gestellt wurden) stand dann noch dies:
Ich erwarte als Nichtwissenschaftler erstmal, daß ich verstehen kann, was mir der Wissenschaftler sagen will. Also: kein Spezialisten- und kein "Denglisch"-kauderwelsch :-)
Ich versuche, wenn ich über einen wissenschaftlichen Artikel blogge, möglichst persönliche Meinungen herauszuhalten, bzw. an den Anfang oder das Ende meines Posts zu stellen, so dass auch klar ist, was meine "Hinzufügungen" oder Interpretationen sind und was tatsächlich in dem Artikel steht.

Außerdem versuche ich, das notwendige Hintergrundwissen zu vermitteln und Fachausdrücke nach Möglichkeit einzuführen - was das "Denglisch" angeht: Das Problem ist, wenigstens in meinem Fach, dass die Fachliteratur Englisch ist und auch Konferenzen ausschließlich auf Englisch stattfinden. D. h. es *gibt* gar keine deutschen Entsprechungen, bzw. ich müsste meine eigenen Übersetzungen "erfinden" - damit wird es aber für Leser sehr schwierig, wenn sie sich noch weitergehend informieren wollen, denn nur mit dem richtigen Fachwort findet man weitere Informationen dazu. Ich bemühe mich, das Englische auf die Fachwörter zu begrenzen und möglichst kein "Denglisch" zu verwenden - wie konsequent ich dabei bin, überlasse ich mal Eurem Urteil.

Womit ich immer ein bisschen Probleme habe, ist abzuschätzen, wie viel Hintergrundwissen ich voraussetzen kann. Einerseits kann (und will) ich nicht einen guten Bio-Unterricht ersetzen und bei einigen Dingen gibt es so gute Hintergrundinformationen im Netz, da muss ich meiner Meinung nach das Rad nicht neu erfinden. Auf der anderen Seite beschäftige ich mich tagtäglich mit biologischen Fragestellungen und weiß gar nicht mehr, was noch Allgemeinwissen ist und wo das Spezialwissen anfängt. Manchmal habe ich den Eindruck, ich reite auf Kleinigkeiten rum, die soundso jeder weiß, dann wiederum frage ich mich, ob überhaupt irgendein Nicht-Biologe auch nur ansatzweise verstehen kann, was ich da gerade zusammengeschrieben habe. Da es auch nur sehr selten Kommentare zu den "wissenschaftlichen" Posts gibt, ist es schwierig für mich, da zu irgendeinem Schluss zu kommen.

Was ich also eigentlich von Euch wissen möchte (um mal zum Punkt zu kommen): Sollte ich mehr erklären? Weniger? Verständlicher? Muss ich meine Meinung/Interpretationen etc. von dem Inhalt des jeweils besprochenen Artikels noch deutlicher absetzen? Lest Ihr die wissenschaftlichen Posts überhaupt (vielleicht besser nicht hierauf antworten, es könnte mich deprimieren)?

MfG,
JLT



P.S.: Ich werde mich jetzt mal daran machen, mein neues Layout zu implementierten - Daumen drücken, nach vorne lehnen, Augen schließen, das Atmen nicht vergessen. Für eventuelle Unannehmlichkeiten bin ich voll verantwortlich und ich entschuldige mich jetzt schon dafür. Sollte morgen Evil under the sun nicht mehr existieren, habe ich den Blog aus Frustration gelöscht, oder der Schaden war irreparabel....

Noch'n P.S.: Da habe ich doch glatt vergessen, dem Ganzen einen Titel zu geben... Habe ich jetzt nachgeholt. Was die Länge meiner Posts angeht: Ich gebe mir Mühe, sie kurz zu halten, ganz ehrlich! Klappt nur nicht immer so.

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Update 15.02.08

Und noch ein paar Links zu anderen Posts, die sich mit der Frage beschäftigen:

Tiefes Leben: 'Wissenschaftsblogging'

Neurons: 'Was macht gutes Wissenschaftsblogging aus?'
Astrodicticum simplex: 'Was macht gutes Wissenschaftsblogging aus?'

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