31 August 2007

Mitmach-Aktion.

Durch Zufall bin ich heute auf den Blog 'Biologists Helping Bookstores' gestoßen. Ein Blog mit einer Mission!

To correctly shelve pseudo-scientific junk to the appropriate parts of bookstores.

When it comes to "Intelligent Design", booksellers seem especially confused. I aim to help bookstores as much as I can in my capacity as friendly, local biologist.

Sneaking about shops with armfuls of religion books and a keen eye on science are my modi operandi. Join me.
Die Blogbeiträge dokumentieren in höchst amüsanter Weise die "Umsiedelung" der entsprechenden Machwerke.
Almost hiding on the bottom shelf [in the science section] are two ID books by Jonathan Wells (of the hilarious Discovery Institute), perilously close to Watson's The Double Helix - for frak's sake, have they no shame? These seem to be particularly nasty and specious examples of the nonscience I aim to reclassify.

Before, on my way to the science section, I had a laugh to myself at the "Speculation" section of "New Age" - like they need a subsection. Not being able to stop myself, I helpfully relocate these two books to this far more correct section.
Eine unterstützenswerte Mission. Hier in Galway habe ich bisher in keinem Buchladen ein ID-Machwerk entdecken können, habe aber bisher nur in der Uni-Buchhandlung, dem Second Hand-Shop und dem größten Buchladen genauer geschaut. In meiner Straße befindet sich eine christliche Buchhandlung, da habe ich noch nicht geschaut (aber da wäre die Einordnung ja auch per se schon korrekt...). Wie sieht das eigentlich in Deutschland aus, findet man da Behe et al. in Buchläden?

Nun hätte ich möglicherweise soundso über diesen Blog geschrieben, aber dann entdeckte ich noch, dass auch O'Leary von Uncommon Descent schon von dieser Aktion Wind bekommen hat:
'Edge of Evolution deliberately "misshelved" by Darwin zealot'.

Ein Kommentar zu O'Learys Post:
Misshelver (aka Shandon) is undermining the foundations of civil society as well as of science. Her Lysenkoist actions are robbing this next generation from the opportunity to learn and apply the skeptical objective evaluation that is critical to the scientific method.
Genau! Außerdem klaut sie blinden, einbeinigen Bettlern Geld aus dem Hut, ist eigenhändig am Klimawandel Schuld UND frisst kleine Kinder.

Der schönste Kommentar ist aber dieser:
The content-free “me too” comments posted on the blog show how uninformed the blog writer/posters are. Compare those comments with the comments in just about any UD thread (like the “Prominent NAS member trashes neo-Darwinism” thread) and the difference between blogs couldn’t be clearer.
BWAHAHAHA! Ich verweise auf mein Post 'That makes sense to me at first glance'. Oder schaut beim Official Uncommonly Dense Discussion Thread im Antievolution-Forum vorbei, wo die "schönsten" Beiträge und Kommentare besprochen werden. Mittlerweile sind sie auf Seite 616...

MfG,
JLT

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30 August 2007

Was ist..... ein "Galileo Gambit".

"They laughed at Copernicus. They laughed at the Wright Brothers. Yes, well, they also laughed at the Marx Brothers. Being laughed at does not mean you are right."

Michael Shermer

Vielleicht ist der eine oder andere schon in einem Blog-Beitrag, einem Forum oder im UseNet schon über den Ausdruck "Galileo Gambit" gestolpert.

In der ursprünglichen Bedeutung wurde die Bezeichnung "Galileo Gambit" auf Leute angewandt, die eine REVOLUTIONÄRE NEUE, DIE BESTEHENDEN WISSENSCHAFTLICHEN ERKENNTNISSE AUF DEN KOPF STELLENDE Idee/Hypothese/Erfindung/Heilungsmethode verkündeten und auf Fragen wie:

"Wenn das so offensichtlich/revolutionär ist//so gut funktioniert/sicher heilt, warum ist das dann noch nicht vermarktet/veröffentlicht?" etwas antwortete im Sinne von

"Das Establishment/die Evil Atheist Conspiracy/Big Pharma hindert mich daran, wie damals auch Galileo oder [andere bedeutende Person einsetzen, deren Hypothesen sich nicht sofort durchgesetzt haben] gehindert wurde." oder "Über [bedeutenden Namen einsetzen] wurde auch erst gelacht, aber später hat sich herausgestellt, dass er/sie Recht hatte".

Schnell wurde diese Bezeichnung aber auch verwendet, wenn die Anhänger solcher Ideen ähnlich argumentierten.

Hinter dieser Argument-Variante steht der logische Fehler der falschen Analogie. Nur weil jemandes Ideen belächelt werden und/oder er sie nicht veröffentlichen kann, sind seine Ideen nicht in Wirklichkeit richtig. Oder, wie dieser Beitrag eines John Morris bei alt.revisionism es so eloquent auf den Punkt bringt:
Ah, the Galileo gambit, or I'm a Martyr So I Must Be Close to the Truth. Let's see who is drawing the fallacious conclusion.

1. Persecution does not make you right.

Thousands of snake oil salesmen have been persecuted, too. Yet you never see anyone say, "In 1633, Joe Bloggs was arrested and imprisoned for selling bottled urine which he claimed was a magic elixir. In their fight to make the truth known, Revisionists are just like brave Joe Bloggs selling piss in a bottle."
Eine Variante des Galileo Gambits bringt Ben Stein in dem Blog zu "EXPELLED" (der ganze Film scheint eine Art Galileo Gambit zu sein) [HT denialism blog]:
Some of the greatest scientists of all time, including Galileo, Newton, Einstein, operated under the hypothesis that their work was to understand the principles and phenomena as designed by a creator.

Operating under that hypothesis, they discovered the most important laws of motion, gravity, thermodynamics, relativity, and even economics.

Now, I am sorry to say, freedom of inquiry in science is being suppressed.

Under a new anti-religious dogmatism, scientists and educators are not allowed to even think thoughts that involve an intelligent creator. Do you realize that some of the leading lights of “anti-intelligent design” would not allow a scientist who merely believed in the possibility of an intelligent designer/creator to work for him… EVEN IF HE NEVER MENTIONED the possibility of intelligent design in the universe?EVEN FOR HIS VERY THOUGHTS… HE WOULD BE BANNED.

In today’s world, at least in America, an Einstein or a Newton or a Galileo would probably not be allowed to receive grants to study or to publish his research.
Noch mal zur Erinnerung, "Persecution does not make you right".* Mal ganz abgesehen davon, dass es sehr zweifelhaft ist, ob überhaupt eine "Verfolgung" stattfindet. Ben Steins Beitrag hört sich für mich eher nach Verfolgungswahn an.

Einer ähnlichen "Argumentation" bedient sich auch Spaemann in seinem Wirtschaftswochen-Interview, wenn er erklärt, warum seiner Meinung nach die Suche nach "einem Willen" (im Sinne von ID) nicht ausgeschlossen werden darf:
Frau Thoene hat ihre Entdeckung** ja nun gemacht. Sie hat das ja nur heraus bekommen, weil sie davon ausging, dass es so etwas gibt und dass Bach so etwas gemacht hat. Sie wäre niemals durch Zufall darauf gestoßen. Ein Musikwissenschaftler könnte hunderte von Jahren daran forschen, ohne darauf zu stoßen. Aber sie wusste, dass Bach in ganz einfachen Fällen wie bei BACH so etwas gemacht hat. Und so hatte sie eine Vermutung, und hat deshalb die Sache hin und her gewälzt. Bis sie plötzlich diesen Text herausgekommen hat. Wenn man ihr verboten hätte, nach diesem Text zu suchen, weil es nichts mit Musikwissenschaft zu tun hat, hätte sie ihn nie gefunden, dann wäre es nie heraus gekommen.
Diese Analogie ist auf so vielen Ebenen falsch, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.

Erstens, Frau Thoene hatte eine begründete Hypothese (Bach hat in einer Komposition Text verschlüsselt, er könnte es auch in einer anderen getan haben).

Zweitens, sie kannte den vermutlichen Mechanismus (Spaemann nennt es Geomantia, s. u.).

Drittens, der Urheber dieser verschlüsselten Botschaft ist ein Mensch und die Hypothese ist überprüfbar, mit anderen Worten, ihre Untersuchung ist von vorne bis hinten wissenschaftlich. Während ID noch nicht mal eine wissenschaftlich überprüfbare Hypothese formuliert hat.

Und viertens, damit diese Analogie überhaupt zutreffen könnte, müsste auch etwas da sein, was man finden könnte (und da kommt der Galileo Gambit ins Spiel: "Persecution does not make you right").

Welcher Art die "Verfolgung" ist, kann man bei Bronze Dog nachlesen:
Ridicule, though often depicted as pointless, can serve a purpose: Humorous exaggeration and analogies, for example, often amplify a person's logical fallacies so that people can see them more easily. That's the purpose behind the Flying Spaghetti Monster: An exaggeration of Intelligent Design's single-minded pursuit of respect in the public relations front instead of scientific research. Unfortunately, the woos seldom respond to this exposure, often complaining that exposing their logical fallacies (which they don't admit to) is a form of persecution.
Wenn das mal nicht zutreffend ist...

MfG,
JLT


* Und weil es sich hier anbietet: Das schreiben in Großbuchstaben macht eine Behauptung auch nicht notwendigerweise wahr.
Ich wusste auch noch nicht, dass die Mitglieder der Evil Atheist Conspiracy Gedanken lesen können. Mir sagt auch nie jemand was.

** Aus dem Interview als Erklärung:
Man wusste seit langem, dass Johann Sebastian Bach kleine, verschlüsselte Texte in seine Musik eingearbeitet hat. Bekannt ist ja die Fuge BACH. Die Musikwissenschaftlerin Helga Thoene hat nun heraus gefunden, dass die Violin-Sonate in g-Moll von Bach einen erstaunlichen verschlüsselten Text enthält. Wenn man ein bestimmtes Schema zu Grunde legt, das man zu Bachs Zeiten Geomantia nannte, das war so ein kabbalistische Verfahren, Buchstaben in Zahlen zu verwandeln, das kann ich hier jetzt nicht ausführlich beschreiben. Aber wenn jeder erste Ton mit allen anderen Tönen der jeweils ersten Takte verknüpft wird und den Noten bestimmte Buchstabenwerte zugeteilt werden, dann auf einmal springt mir der Text entgegen: Ex Deo nascimur, in Christo morimur, per spiritum sanctum reviviscimus. Aus Gott werden wir geboren, in Christus sterben wir, durch den heiligen Geist werden wir wieder erweckt.

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29 August 2007

'An inconvenient fact'

Ich bin ein Fan von Comic-"Geräuschen". Bei diesem gefällt mir insbesondere das CHOMP.

MfG,
JLT


[Bild-Quelle: Way Lay; Klicken zum Vergrößern]

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Stuart Pivar hat seine Klage gegen PZ Myers zurückgezogen.

Wie ich über den Nature Blog [The Great Beyond] erfahre, hat Stuart Pivar seine 15 Mio. Dollar-Klage gegen PZ Myers von Pharyngula zurückgezogen ('PZ Myers und die Seed Group werden verklagt'). Statt dessen droht Pivars Anwalt mit rechtlichen Schritten gegen den Anwalt Peter Irons (NICHT Myers Anwalt), der in mindestens einem offenen Brief an Pivars Anwalt die Rechtmäßigkeit der Klage bezweifelt hat. Einen der Briefe kann man bei The Panda's Thumb nachlesen.

PZs Reaktion gibt es hier:

I can't say that I was ever really worried — the man had no case — but it's nice to see that silly potential time-suck gone.
MfG,
JLT


P.S.: Wer sich die ganze Entstehungsgeschichte noch mal durchlesen möchte: Science After Sunclipse hat sie zusammengefasst und dazu eine Linkliste zu anderen Posts, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt haben.

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"Mord und Totschlag waren immer Sünden..."

Karlheinz Deschner ist vielleicht dem einen oder anderem ein Begriff, als Kirchenkritiker und Schriftsteller, oder auch "nur" als Namensgeber des Deschner-Preises, den die Giordano Bruno Stiftung verleiht (der erste Preisträger im Mai diesen Jahres war Richard Dawkins).

Ein Film über Deschner und dessen Hauptwerk, eine auf 10 Bände angelegte "Kriminalgeschichte des Christentums" (8 Bände sind bereits erschienen; Zusammenfassungen und Pressestimmen dazu gibt es hier) ist jetzt frei auf Google Video zu sehen (oder hier). Die Zusammenfassung des Humanistischen Verbands Deutschlands, der das Video vertreibt, liest sich so:

Die haßerfüllten Augen des Karlheinz Deschner

Karlheinz Deschners «Kriminalgeschichte des Christentums» im Kreuzfeuer

Ein Film von Ricarda Hinz und Jacques Tilly

Die Filmemacher Ricarda Hinz und Jacques Tilly haben ein virtuelles Streitgespräch um Deschners «Kriminalgeschichte des Christentums» zusammengestellt. Getrennt aufgenommene Aussagen zahlreicher Kirchenvertreter und radikaler Kirchenkritiker werden zu einer präzisen inhaltlichen Diskussion zusammengeführt. Eine solche Konfrontation käme in der Realität nie zustande.

Zugleich dokumentiert das Video das Schaffen und die Persönlichkeit Karlheinz Deschners. Die Filmemacher begleiteten ihn ein Jahr lang bei seiner Arbeit und auf Lesereisen in Deutschland und der Schweiz. Dabei sammelten sie spontane Reaktionen seines Publikums. Diese authentischen Äußerungen markieren die Bedeutung der Aufklärungsarbeit Deschners.

Das liest sich vielleicht harmlos, doch der Film selbst ist es nicht. Vor allem die manchmal entlarvenden Äußerungen derjenigen, die die Kirche "verteidigen", machen den Film meiner Meinung nach äußerst sehenswert (beide Teile sind um die 30 min lang).

Um Euch zur Einstimmung einen Eindruck über den Inhalt seiner "Kriminalgeschichte" zu geben, ein Ausschnitt aus einer der Pressestimmen (gefunden auf der Deschner-Seite):
«Kriminalgeschichte des Christentums»nennt sich dieses bisher schon auf zwei Bände gediehene, auf etliche weitere Bände geplante opus maximum: im Gesamtkonzept die wohl umfassendste kritische Geschichte des Christentums, die es gibt. Dieser Titel ist durchaus wörtlich gemeint: Es geht Deschner ohne Wenn und Aber um eine «Verbrechensgeschichte» des Christentums - der Außentitel bietet hier in der Formulierung, wohl aus verlegerischen Gründen, noch mildernde Umstände, die das Buch selber keineswegs gewährt. Und "Kriminalgeschichte des Christentums" ist darüber hinaus auch im Sinne der kriminalistischen Aufspürung, Nachweisung und Entlarvung der Taten und der Täter zu verstehen. Der Heiligenschein, der über der anvisierten Verbrechensgeschichte liegt, wird von Deschner rücksichtslos als gigantische Heuchelei attackiert.

In der Tat fallen die Heiligendenkmäler, die der Kirchenlehrer, der dogmatischen Patriarchen, der frühen Päpste, der allerchristlichsten Kaiser, gleich scharenweise: Ambrosius, Augustinus, Athanasius, Basilius, Clemens, Eusebios, Hieronymus, Irenäus, Laktanz ... Aus der Heiligenlitanei seligen Angedenkens wild eine, unselige Unheiligenlitanei. Was sich von den Ursprüngen im Alten Testament bis zum Tod des hl. Augustinus (Thema des ersten, bereits in der fünften Auflage vorliegenden Bandes), von den katholischen «Kinderkaisern» bis zur Ausrottung der arianischen Wandalen und Ostgoten unter Justinian I. (Thema des zweiten Bandes) zeigt, ist eine triefende Blutspur, die an Liebe und Barmherzigkeit auch nicht mehr von ferne erinnert; statt der verheißenen Heilsgeschichte die eines monströsen Unheils. Das Wort «Christenverfolgung» erhält in diesem Zusammenhang einen peinlich ungewohnten Sinn: Aus den Opfern werden die Täter. [...]

Gegen diese schlimme Faktensammlung wird historisch nur schwer zu argumentieren sein. Mag sein, daß Deschner in Zweifelsfällen allemal gegen die Angeklagten entscheidet; insgesamt ist dieses Rie-senwerk, dessen Anfänge auf die fünfziger Jahre zurückgehen, aber zweifellos peinlich gründlich und mit einem gelehrsamen Fleiß ohnegleichen recherchiert. Fast 2.000 Sekundärtitel, 130 Seiten kon-trollierbarer Quellenangaben und Anmerkungen, dazu ein benutzerfreundlich detailliertes Register, das dieses Verbrechenskompendium zu einem wahrhaft erschlagenden Nachschlagewerk macht - das alles spricht eine deutliche Sprache: Der Autor weiß bei aller Anerkennung, die er gefunden hat (1988 erhielt er für sein kompromißloses literarisches Werk den Arno-Schmidt-Preis), daß man ihm nicht gerne, jedenfalls nicht freiwillig glauben wird.»

Prof Dr. Ludger Lütkehaus, «Freiburger Universitätsblätter»
herausgegeben im Auftrag des Rektors der Albert-LudwigsUniversität Freiburg


Viel Spaß beim Anschauen!








MfG,
JLT


[via SkepTicker]

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28 August 2007

Rezeptorevolution, Schritt für Schritt.

Aaah, wie ärgerlich. Man ist mir zuvor gekommen und ich bin noch nicht mal selber Schuld. Seit fast zwei Wochen warte ich auf die Veröffentlichung dieses Artikels in Science:

Ortlund et al., Crystal Structure of an Ancient Protein: Evolution by Conformational Epistasis. Science, Published Online August 16, 2007.

Bisher ist er nur über Science Express erhältlich, auf das ich über meine Uni keinen Zugriff habe. Und jetzt veröffentlicht die New York Times was darüber ('Ancient Protein Tells a Story of Changing Function'). Mist.

Es geht wieder um den Glucocorticoid-Rezeptor und ist auch von der selben Gruppe wie dieser exzellente Artikel vom letzten Jahr:

Bridgham et al.,'Evolution of Hormone-Receptor Complexity by Molecular Exploitation', Science (2006), Vol. 312(5770): 97-101. (Hier zusammengefasst von Ian Musgrave und ich habe den Artikel auch schon mal erwähnt.)

Aus der NYTimes:

In work published last year, Dr. Thornton reported how his group reconstructed an ancestral protein of two hormone receptors found in humans. The two, once identical, diverged along different evolutionary paths. One is now part of the stress response system; the other is involved in different biological processes, including kidney function in many animals.

In the new study, the researchers determined the exact positions of more than 2,000 atoms in the ancestral hormone receptor. The receptor existed in animals that lived more than 440 million years ago, before the last common ancestor of people and sharks. Then the researchers examined what occurred during the next 20 million years — before another split of the evolutionary tree that led to bony fish. “That’s the ancestor of you and a salmon,” Dr. Thornton said.

In that time, one hormone receptor changed so that it bound most strongly to cortisol, a stress hormone. Bony fish and people have this version, called a glucocorticoid receptor. Sharks do not.

Of the glucocorticoid receptors that have been looked at in different species, five specific mutations are always present and distinguish them from the ancestral receptor. When the scientists introduced the five changes into the ancestral protein, they expected that it would be transformed into a glucocorticoid receptor.

Instead, the protein broke, unable to bind to any hormone.

On further investigation, the scientists found that two other mutations, which had negligible effects by themselves, strengthened some of the protein’s folds so it could withstand the other five mutations. The researchers were also able to show several sequences in which the seven mutations could have occurred without the protein’s functionality ever deteriorating.

Das hört sich doch schon mal sehr interessant an. Bevor ich aber mehr dazu sage, warte ich noch ab, bis der Original-Artikel erhältlich ist, hoffentlich schon in der nächsten Science-Ausgabe am Freitag.

Nicht gewartet hat Michael Behe, der auf seinem Amazon-Blog dazu einen Kommentar abgibt. Nicht überraschend, behauptet er, die Arbeit wäre a) nichts was er bezweifeln würde (nur Mikroevolution), b) würde auf dem "Design" der Autoren beruhen, und würde c) eine Abfolge von Mutationen beschreiben, die zu unwahrscheinlich ist, um zufällig stattgefunden zu haben. Demnächst behauptet er noch, der Artikel sei in Wirklichkeit pro-ID...

Glücklicherweise muss ich mich mit dem Quatsch nicht auseinandersetzen, dass hat Jason Rosenhouse vom EvolutionBlog schon getan.

MfG,
JLT


[via Pharyngula]

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27 August 2007

Es gibt Hausaufgaben.

Ursprünglich wollte ich hier eine Antwort auf diesen Beitrag von Christoph Heilig ('Seeanemonen sind auch nur Menschen') posten, aber statt dessen habe ich einen langen Kommentar bei Evolution und Schöpfung geschrieben, den ihr Euch bei Interesse dort durchlesen könnt.

Der Artikel, um den es geht, ist die vorläufige Auswertung der Sequenzierung des Genoms der Seeanemone (mein Beitrag zur seiner Veröffentlichung) in Science, der frei erhältlich ist [Putnam et al., Sea Anemone Genome Reveals Ancestral Eumetazoan Gene Repertoire and Genomic Organization. Science (2007) Vol. 317. no. 5834, pp. 86 - 94]. Er ist verhältnismäßig allgemeinverständlich geschrieben, von daher empfehle ich jedem mit Englisch-Kenntnissen, sich den Artikel durchzulesen und sich selbst ein Bild zu machen. Darüber hinaus hat auch Pharyngula eine gute Zusammenfassung.

Ich hatte gerade ein bisschen Spaß mit Powerpoint und habe drei Abbildungen erstellt, die möglicherweise beim Verständnis des Artikels helfen können. Zunächst mal die Verwandtschaftsverhältnisse der besprochenen Tiergruppen (links, Klicken zum Vergrößern; ich gebe zu, ich hätte mir auch mehr Mühe machen können, aber ich habe ja auch noch ein Leben neben Dem Blog). Abbildungen 2 und 3 verdeutlichen (hoffentlich), warum die Sequenzierung der Seeanemone so viele neue Erkenntnisse bringen kann.


Die 2. Abbildung zeigt, dass ein Vergleich der Genome von Wirbeltieren und den Protostoma (zu denen die Fruchtfliege und der Nematode C. elegans gehören) zwar gewisse Rückschlüsse auf die Gene/Genfamilien zulässt, die ein gemeinsamer Vorfahre hatte (Gene, die beiden Tiergruppen gemeinsam sind), aber nicht erkennen lässt, ob Gene, die nur in der einen *oder* der anderen Tiergruppe vorkommen, "neu" sind oder in der jeweils anderen verloren gegangen/"ausselektioniert" wurden.

Die durch die Sequenzierung des Seeanemonen-Genoms gewonnenen Möglichkeiten, bisher offene Fragen zur Herkunft von Genen/Genfamilien zu klären, soll Abbildung 3 verdeutlichen (vielleicht hätte ich "Eumetazoen-Vorfahre" anstatt Eumetazoa schreiben sollen - naja, müsst ihr Euch dazudenken).

Ich bin mir nicht ganz sicher, in wie weit mir das gelungen ist, aber immerhin ist heute Montag**.

So, ausnahmsweise gibt es mal Hausaufgaben: Artikel lesen, hoffentlich mit Hilfe oder trotz meiner Abbildungen verstehen, Meinung bilden. Morgen wird abgefragt.

MfG,
JLT


* Änderung 28.08.07: Ich hatte ursprünglich die Bilateria-Schnittmenge nur mit "Neue Gene der Bilateria" beschriftet. Das ist natürlich so nicht richtig, die Schnittmenge kann auch ursprüngliche Gene beinhalten, die im letzten gemeinsamen Vorfahren aller drei Tiergruppen vorhanden waren, aber in den Cnidariern nach ihrer Abtrennung von der Bilateria-Linie verloren gegangen sind.

Danke an Cavon, durch den ich auf diesen Fehler aufmerksam geworden bin. In meiner Antwort an ihn versuche ich das Ganze auch noch ein bisschen zu verdeutlichen.



Oups, ich habe doch glatt das Sternchen vergessen. Hier ist es:

** Ich bin überhaupt kein Montagsmensch. Meiner Meinung nach gehören Montage insgesamt abgeschafft. Das würde auch das Verhältnis Wochenende (zu kurz) zu "unter der Woche" (zu lang) etwas verbessern und es gäbe keine Montagsautos mehr, die pro Kilometer mehr Geld für Reparaturen als für Sprit kosten.

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26 August 2007

Gießen mal wieder. Ist da ein Nest?

Möglicherweise habt Ihr schon Martin Neukamms neuen Artikel auf dem Brights-Blog oder bei den Evolutionsbiologen gelesen:

An der FH Gießen verbreitet der Dozent Michael Kämpfer in einer Vorlesung zum Thema "Informatik und Gesellschaft" Werner Gitts "Gottesbeweis" (.pdf).

Der geht ungefähr so:

  • Information ist nicht-materiell (Du kannst eine Festplatte löschen und sie wiegt danach noch immer genauso viel wie vorher = die gespeicherte Information besitzt keine Masse).*
  • Information kann nicht zufällig entstehen, also muss sie immer eine intelligente Quelle haben.*
  • Außerdem muss Information immer eine intelligente Quelle haben, darum kann sie nicht zufällig entstehen.*
  • DNA enthält Information, kann deswegen nicht zufällig entstanden sein, sondern von einer intelligenten Quelle kommen*,
  • ALSO GOTT!!!!!!!!
Das war ja einfach.

Ist aber kompletter Blödsinn (Link zu 'Information Theory and Creationism'; auch sehr schön, etwas ausführlicher: 'Bad, bad, bad math! AiG and Information Theory' von Good Math, Bad Math).**

Die Kurzfassung der Begründung ist zum einen, dass Gitt sich eine Defintion von Information zurechtlegt, die beinhaltet, dass sie einen Sender haben *muss*. Dann legt er fest, DNA würde dieser Definition von Information entsprechen - voilà, sie hat einen Sender.

Zum anderen schreibt Gitt selbst, er würde sich auf Shannons Informationsbegriff beziehen. Der ist aber genau entgegengesetzt zu Gitts. Information nach Shannon ist unabhängig von einer Bedeutung, einem Sinn. Zudem behauptet Gitt, in statistischen Prozessen (= durch Zufall) könne keine "Information" entstehen. Nach Shannons Informationsbegriff enthält aber beispielsweise eine Abfolge von Zeichen umso mehr Information, je zufälliger sie ist - je zufälliger, desto weniger komprimierbar: AAAAAAAABBBBBBBB kann durch 6A6B wiedergegeben werden, SDARJXYFIRTS ist dagegen praktisch unkomprimierbar.

Das alles hält natürlich keinen ID-Kreationisten davon ab, diesen Unsinn zu glauben. Wie überraschend.

Tatsächlich überraschend ist aber, was dieser Schwachsinn in einer Vorlesung für Informatiker zu suchen hat. Aus irgendeinem Grund kann ich momentan die Seite der FH nicht mehr erreichen, aber ich nehme doch an, dass Shannon auch irgendwo in ihrem Lehrplan vorkommt...

Gitt macht nicht gerade ein Geheimnis daraus, dass er insbesondere die Evolutionstheorie als die Wurzel allen Bösen sieht, aber auch das Alter der Erde passt ihm nicht in den Kram.
Diese Zeitachse kann weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft hinein beliebig verlängert werden. Sie hat einen definierten Anfangspunkt, den 1. Mose 1,1 markiert und ebenso einen Endpunkt, bei dem die Existenz des physikalischen Phänomens Zeit aufhört (Matthäus 24,14).

Der gesamte Schöpfungsakt dauerte sechs Tage (2. Mose 20,11).

Das Alter der Schöpfung kann abgeschätzt werden anhand der Stammbäume, die in der Bibel aufgezeichnet sind (Achtung: Nicht exakt berechenbar). Es liegt in der Größenordnung von einigen tausend Jahren, aber nicht von Milliarden von Jahren.
[Quelle: Werner Gitt, 'Zehn Gefahren der theistischen Evolutionslehre'; .pdf]


Immerhin bewahrt er seine Objektivität in Bezug auf die Fehlbarkeit menschlicher Interpretation. Die Bibel hat zwar immer Recht, daraus folgt aber nicht, dass auch die "Modelle" immer zutreffend sind, die sich die Menschen aus den Fingern saugen, um unliebsame Tatsachen wie "Es gibt keinerlei Spuren einer weltweiten Sintflut", "Eine weltweite Sintflut ist physikalisch nicht möglich" oder "Die Erde ist entweder deutlich älter als 10000 Jahre oder sie ist letzten Donnerstag erschaffen worden, aber vor 6000 Jahren ganz bestimmt nicht" wegzudiskutieren.
Geht es um Fragen der Schöpfung oder der Folgen des Sündenfalles und der Sintflut, dann liefert uns die Bibel zwar absolut zuverlässige Information, aber sie sagt uns nicht im Detail, wie wir z.B. die beobachteten Fakten in der Geologie oder Biologie zu deuten haben. [...] In der Schöpfungswissenschaft sind sowohl fundierte wissenschaftliche Forschung als auch eine sorgfältige Bibelexegese erforderlich, um die anstehenden Fragen zu beantworten.
Gegenüber den Vertretern der Evolutionslehre haben Schöpfungswissenschaftler den Vorteil, dass die Basisaussagen aus der Bibel stammen und darum wahr sind
(z. B. es gab ein weltweites katastrophales Ereignis, die Sintflut). Damit ist noch nicht garantiert, dass das so gewonnene Modell auch immer richtig ist. Vielmehr gilt hier der von den Autoren dieses Buches formulierte Grundsatz: „Modelle kommen und gehen, aber das Wort Gottes bleibt!“ Der Wert und Nutzen eines aus der Bibel hergeleiteten wissenschaftlichen Modells ist dennoch sehr hoch: Es kann hiermit gezeigt werden, dass unter Einbeziehung allen zur Zeit bekannten Faktenwissens die Bibel die beste Erklärungsbasis liefert.
[Quelle: Werner Gitt, 'Was ist ein wissenschaftliches Modell?']


So, glücklicherweise habe ich oben schon ein paar Punkte gebracht, warum Gitts "Information" ein paar unbegründete Annahmen darstellen, sonst könnte man mir jetzt ad hominem vorwerfen. Dabei habe ich mich noch zurückgehalten... (sonst hätte ich noch erwähnt, was git im Englischen bedeutet.)***

MfG,
JLT


P.S.: Die Bilder entstammen alle der Powerpoint-Präsentation, die Martin Neukamm in seinem Artikel verlinkt hat.


* Das zeigt natürlich auch, dass die Evolutionstheorie falsch sein muss.

** Zur Infomation Theory (und Gitt) siehe auch diese beiden Posts von Good Math, Bad Math: 'Q&A: What is information?' und 'An Introduction to Information Theory'. Besonders zu dem ersten Post, das übrigens auch gleich noch Dembski mit "behandelt", sind auch die Kommentare lesenswert.

*** Mehr Spaß mit Gitt gibt es auf seiner Homepage bei den Downloads.

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Der Fortschritt macht auch vor Texas nicht halt.

Das Frauen sich am Besten auf die drei Ks (Küche, Kinder, Kirche) beschränken sollten, ist mittlerweile ja dankenswerterweise eine überholte Einstellung. Selbst am Southwestern Baptist Theological Seminary in Texas geht man mit der Zeit und bietet Kurse extra für Frauen an. Jetzt wurde ein neuer BA*-Studiengang ins Programm aufgenommen, "Homemaking", mit folgenden Kursinhalten:

Preparing women to model the characteristics of a Godly woman as outlined in Scripture. This is done through instruction in homemaking skills, developing insights into home and family while continuing to equip women to understand and engage the culture of today. It is unique in that we recognize the need to challenge women both intellectually and practically. It is our mission to equip a woman to impact women and families for Christ.
  • Orientation to Homemaking
  • Biblical Model for the Home and Family
  • Nutrition
  • Value of a Child
  • Meal Preparation with Lab
  • Senior Seminar
  • Basics of Design [Anm.: Das bezieht sich auf "Textiles gestalten"...]
  • Homemaking Practicum
  • Clothing Construction with Lab
    Großartig. Endlich kann man eine intellektuell befriedigte Hausfrau sein (Hausmänner sind zu diesem Studiengang natürlich nicht zugelassen). Die Pressemitteilung dazu erleuchtet uns noch weiter:
    “It is homemaking for the sake of the church and the ministry and for the sake of our society,” Patterson [Anm.: the Seminary President] said during his convention report. “If we do not do something to salvage the future of the home, both our denomination and our nation will be destroyed.”

    Patterson referred to Titus 2:3-5 in the Holman Christian Standard Bible, which says, “Older women are … to teach what is good, so that they may encourage the young women to love their husbands and children, to be sensible, pure, good homemakers, and submissive to their husbands, so that God's message will not be slandered.” Southwestern’s homemaking concentration offers courses related to home finance, children’s development, nutrition, meal preparation, design and clothing.

    According to Stovall [Anm.: dean of women’s studies], the homemaking concentration is biblically grounded in the Apostle Paul’s command to Titus to train women how to be good homemakers. Specialized training in homemaking is important because of the low standard of family and home life in contemporary culture. She added that these skills are especially important for women who marry men in the ministry.

    “A woman can honestly make or break a ministry,” Stovall said. “What she does in a home as a partner in ministry with her husband can take a ministry miles ahead if she can just do what God has called her to do in the way that He has called her to do it.”
    Empfehlenswert wäre natürlich, dass sie, wenn sie es denn geschafft hat, einen Pfarrer zu heiraten, auch noch den "Special Course: The Wife of the Equipping Minister" belegt, auf das sie lernt,
    [...] to fulfill divinely-assigned responsibilities to her husband of helping him in the task God has assigned to him and submitting to his leadership in the home and church;
    Als kleine Nebeninformation: Das Southern Baptist Theological Seminary ist die akademische Heimat des allseits bekannten William Dembski.

    MfG,
    JLT


    [via Thoughts in a Haystack]

    * BA = Bachelor of Arts

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    24 August 2007

    "That makes sense to me at first glance".

    Es ist schon erstaunlich, welche Menge an wirklich absolutem Nonsens in den Kommentaren zu O'Learys Post auf UD zu finden sind*.

    Hauptsächlich "unterhalten" sich Sal Cordova und ein Bornagain77. Es ist nicht wirklich eine Unterhaltung, denn Bornagain hat eine kleine Obsession mit etwas, dass er "genetische Entropie" nennt – danach kann Information nur zerstört werden (die "Entropie" nimmt zu), also kann es auch keine vorteilhaften Mutationen geben – und Sal Cordova auf der anderen Seite ist sich offenbar bewusst, dass es durchaus auch nicht-destruktive Mutationen gibt und denkt sich daher Fantasieerklärungen dazu aus.
    Ein Highlight, das leicht von diesem Grundthema abweicht, ist Bornagains tiefe Einsicht (ja, das ist sarkastisch) in die Immunologie. Da das zufällig mein Fachgebiet ist, für mich besonders erheitern. Das zweite Highlight ist Bornagains Frage an Sal, wie denn die Final Law of Biology wohl aussehen wird.

    Hier Sal Cordovas freie Assoziationen zu Mutationen.

    There are mutations which are adapative and suggest front-loaded capabilities.
    In an almost forgotten article at ARN, Behe talks about designed mutations. I have thought some forms of antibiotic resistance could be designed mutations.
    Such mutations will not cause macro-evolution, but highly optimize the process of micro-evolution.
    "Front-loaded capabilities", aber *natürlich* können vorteilhafte Mutationen auch designt sein (Paging Frau Gordo und Herrn Lenski: höchstwahrscheinlich war Gott in ihrem Labor und hat ihre Versuche manipuliert!).

    HAhahahahHA, "Such [also designte!!] mutations will [...] highly optimize the process of micro-evolution", na klar, angenommen es gäbe einen (kompetenten) Designer, dann sollte das die "Mikroevolution" natürlich ganz schön vereinfachen, schließlich könnte der gleich in die ganze Population die optimale Lösung reindesignen und würde gleich die ganze Mikroevolution überflüssig machen...

    Hach, schön, ist mir gestern gar nicht aufgefallen, als ich den Schmu das erste Mal gelesen habe.
    In demselben Kommentar (erstaunlich, der Mann) bringt er dann auch noch den kompletten Schwachsinn, dass adaptive Mutationen was anderes wären als "random darwinian mutations", denn
    An adaptive mutation has an anticipatory quality toward certain environmental stresses.
    Hurra. Vergessen wir 65 Jahre Forschung und dazu mindestens noch einen Nobelpreis, ignorieren wir ein Experiment (der Fluktuationstest, von Luria und Delbrück 1943 erstmals durchgeführt), das wahrscheinlich tausendfach in der einen oder anderen Form wiederholt wurde und immer wieder das gleiche Ergebnis erbracht hat, nämlich das Mutationen "random" und ungerichtet sind, also nicht in Abhängigkeit von oder in Reaktion auf Umweltbedingungen auftreten.

    Den letzten Punkt walzt er später noch mal aus, jetzt werden die Bereiche des Genoms, in dem Veränderungen auftreten, vorher auch noch "energized". Der Mann hat Fantasie, muss man ihm lassen. Ich könnte mir soviel BS nicht so auf die Schnelle einfallen lassen.
    An adaptive mutation is similar. It is a mutation that occurs as strategy to evolve it self to an anticipated environment. That means, areas of its genome which were not mutating earlier, get energized and start making changes, almost as if the population realized it better start trying to prepare itself for continued adversity or else die.

    Adaptive mutations are in contrast to random mutations. Random mutations aren’t anticipatory toward any change, adaptive mutation are.
    Also sind random mutations per Definition negativ, sobald sie positiv sind, wurden sie designt. Clever!

    Aber jetzt zu Bornagain77. Gute Güte. Während ich bei Sal den Eindruck habe, er versucht die Belege, die dem widersprechen, was er glauben will, wenigstens irgendwie in sein Wunschbild von der Wirklichkeit zu integrieren, ist Bornagain mit solchen Kleinigkeiten wie Fakten überhaupt nicht beschäftigt. Er hat eine 1A-Halluzination am Laufen, die sich unhaltbar über jeden Einwand, jeden unbequemen Zipfel der Wirklichkeit hinwegwalzt und nur genetische Entropie hinterlässt...

    Mein Bornagain-Best of:
    I think that genetic entropy will also be found to be obeyed on another level too for the imune system. I believe that the immune system is “reset” to its original state because the original state is optimal for fighting off infections,,,i.e. the immune system as a whole is degraded from optimal condition for fighting off new infections when it has “old temporary information” stored in its “ram” memory which is “slowing down” a response to a infection in the quickest time possible.
    Das steht der Realität wirklich diametral entgegen. Ein "trainiertes" Immunsystem ist viel effizienter darin, Krankheiten abzuwehren, als ein "untrainiertes". Das bezieht sich nicht nur auf Immunität gegen bestimmte Krankheiten, nachdem man sie einmal hatte, oder das Immunsystem durch eine Impfung "trainiert" wurde, es bezieht sich auch mehr genereller darauf, dass Kontakte mit Krankheitserregern während der Kindheit insgesamt notwendig sind, um ein fittes Immunsystem auszubilden.

    Aber weiter im Bornagain-macht-sich-seine-Welt-wie-sie-ihm-gefällt-Spiel. Jetzt hat er einen Artikel über Non-Hodgkins-Lymphoma, eine Krebsart, gefunden, die seiner Meinung nach zeigt, dass das Immunsystem ganz klar degeneriert, je mehr es genutzt wird...
    When looking at the time to recurrence of this disease, every time the disease is treated, the patient’s response rate is a little less and the duration of response is a little greater. This phenomenon is shown in two ways below. In the first table, the data indicate that the first time chemotherapy is used, 88% of the patients respond and the response lasts for 31 months. With each succeeding treatment the response goes down to 78%, 76% and 68%. The duration of response change is even more dramatic going from 31 months with the first treatment to 13, 13 and 6 months. Although we now have multiple new therapies, the fact remains, that with each subsequent therapy, the ability to control the disease is a little less.
    Leider ist dies nicht ein Ausdruck des degenerierenden Immunsystems, sondern einer Evolution des Krebs. Durch die Chemotherapie werden die sensitiven Krebszellen abgetötet und die weniger sensitiven überleben. Jede Chemotherapie ist eine neue Selektionsrunde, bis die überlebenden Krebszellen (die in der Regel auch durch Mutationen resistenter geworden sind) gar nicht mehr auf die Chemo reagieren. Das, mein lieber bornagain77, ist ein weiteres Beispiel "vorteilhafter" Mutationen, vorteilhaft jedenfalls für die Krebszellen.
    Mit der Fitness des Immunsystems hat das zunächst mal gar nichts zu tun.

    Aber in Bornagain77s persönlicher kleiner Welt ist das natürlich alles ganz anders. Darum verlinkt er in seinem nächsten Kommentar auf ein Hard-core-Impfungsgegner-Seite und glaubt der dort verbreiteten totalen Idiotie auch noch (Kein Link. Ich habe keinen Bock, auf diesen Unsinn zu verlinken, wenn ich auf die dort verbreiteten Lügen nicht eingehen kann).

    Aber klar, wenn man sich erstmal gegen jegliche Fakten und Logik immunisiert hat, dann ist man natürlich ein williges Opfer des nächsten BS, der einem verkauft wird.

    Er "schließt" daraus jedenfalls (so einfach ist Pseudowissenschaft):
    Thus the principle of “Genetic Entropy” appears to be valid for the immune system also.
    Sal kommt derweil zu einer ganz anderen Lösung (und schreibt urplötzlich wieder über das Ursprungspost):
    I think 1000 more beneficial mutations being found in bacteria doesn’t negate Behe’s thesis, Behe merely points out, that evidentially, even all these 1000 more beneficial mutations don’t lead to large scale innovation any more than the millions of “beneficial” mutations in B-cells, don’t radically transform the cells in living human being.
    und zeigt eine bemerkenswerte Leseschwäche. Nicht 1000 mehr Mutationen. 1000-fach höhere *Frequenz* von positiven Mutationen *als bisher angenommen*. Anstatt 10-8 positive Mutationen pro Genom und Generation nun 1 vorteilhafte Mutation pro 100.000 Genome und Generationen. Die fällt aber im Grunde auch nicht mehr ins Gewicht, der Mann hat schwerwiegendere Probleme:
    By way of comparison, these 1000 mutations in bacterial could be the counter part to the immune systems “surveilence mode”. I have forseen this for years, actually. Those bugs were intelligently designed, and so were those mutations. If we accept design for the mutations in human B-cells, we can accept it for these 1,000 more mutations in bacteria.
    Also, nicht nur Gordos und Lenskis Bakterienexperimente werden manipuliert, Gott der Designer höchstpersönlich designt die Antikörper, die unsere B-Zellen (eine andere Klasse von Immunzellen) produzieren – ignorieren wir mal, dass die Art und Weise, wie immer wieder neue Antikörper produziert werden können, ziemlich genau bekannt ist und natürlich auch ganz ohne Hilfe von oben funktioniert... Für die Entdeckung, wie das funktioniert, gab es übrigens auch einen Nobelpreis (1987). Aber ich freue mich ja so für Sal, dass er schon seit Jahren vorausgesehen hat, dass diese "1000 Mutationen" wie der Überwachungsmodus des Immunsystems funktioniert und wie dieses auch designt werden, und ganz besonders freue ich mich, dass er mal kurz in den Kommentaren gleich zwei Nobelpreis-gekrönte Entdeckungen widerlegt.

    Das Beste kommt aber am Schluss. Bornagain fragt:

    As a sidelight I wanted to ask you what do you think the final foundational law of biology will look like? Will it look more like Dembski’s conservation of information postulation or do you think it will take on a more entropic nature? as compared to the first and second laws of thermodynamics?

    [Unglaublich. Ich lese das jetzt bestimmt das dritte Mal und kann immer noch nicht fassen, wie man SO ab vom Patt sein kann.]

    Sal antwortet:
    The notion of specified complexity (CSI) is more primitive than entropy (as in decay of CSI) since the notion of such an entropy has no defintion appart from the definition of CSI.
    It might be a worthy project to express Genetic Entropy as the decay of CSI and thereby unify the two notions under one concept.
    That was one of the minor criticism of Sanford’s book in that Sanford relied more on Werner Gitt’s notions of biological information rather than Bill Dembski’s. But that is a minor point.
    Und Bornagain77 antwortet:
    So it is very possible that the “final” law of biology will actually encompass characteristics of both the first law as in Dembski’s work and the second law as tentatively set forth by Spenter And Sanford?
    I like that scordova, that makes sense to me at first glance. The “law” will take into account both the qualities of the transcendent information and the qualities of the “entropic” material upon which the information is inlaid.
    "That makes sense to me at first glance", oh Schmerz lass nach.

    Dieser Wortwechsel macht überhaupt keinen Sinn, selbst in ihrem Paralleluniversum nicht. Da werfen sich zwei Leute wissenschaftlich klingende Wortfetzen um die Ohren, ohne selbst auch nur die geringste Ahnung zu haben, wovon sie eigentlich reden. Lassen wir es uns noch einmal auf der Zunge ergehen:

    "Das endgültige Grundgesetz der Biologie wird sowohl die Eigenschaften der transzendenten Information als auch die Eigenschaften des entropischen Materials, in die diese Informationen eingebettet sind, berücksichtigen."

    Dazu fällt mir nur ein englischer Ausdruck ein: The mind boggles.

    MfG,
    JLT


    * Siehe dazu auch 'Behe hat (keine) Antworten' und 'Nicht jede Veränderung ist schlecht'.

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    Gezeichnet.

    Carl Zimmer von The Loom sammelt unter der Überschrift 'Branded by Science' Bilder von Tätowierungen, die wissenschaftsbezogen sind. Eine Sammlung der Tattoos gibt es bei Flickr.

    Vielleicht sollte ich mir einen Antikörper tätowieren lassen...

    MfG,
    JLT

    P.S.: Die abgebildete Tätowierung ist der Schädel von Miacis gracilis, einem Fleischfresser aus dem Eozän.

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    Behe hat (keine) Antworten.

    Behe sagt auf den Artikel*, den ich in 'Nicht jede Veränderung ist schlecht...' vorgestellt habe, das Folgende:

    It’s critical to distinguish between “beneficial” mutations and “constructive” mutations. It can be “beneficial” to an organism in some circumstances to render a gene nonfunctional by degrading it. If that is the case, then any of a very large number of change to its amino acid sequence will do the job, and so the rate of “beneficial” mutations will be very high. I discuss this in The Edge of Evolution. For example, it is beneficial in malaria-ridden territory for humans to degrade the functioning of an enzyme abbreviated G6PD. A very large number of separate mutations to that gene have been isolated, all of which are “helpful” because they all mess up the protein’s activity. In his long term evolution experiment with E. coli Richard Lenski has identified about a half dozen “beneficial” mutations — they *all* appear to be degradative mutations. It seems very likely that the report below is just identifying beneficial-but-degradative mutations. That’s interesting, but degradative mutations tell us nothing about how molecular systems can be constructed.

    Natürlich gibt es auch Mutationen, die man als "destructive" bezeichnen könnte. In diesem kurzen Abschnitt geht Behe aber von der Aussage "Es gibt auch destruktive Mutationen" zu "Alle Mutationen, die sie in dem Experiment beobachtet haben, sind höchstwahrscheinlich destruktive Mutationen" über, ohne auch nur den kleinsten Hinweis dafür zu haben, dass diese Annahme zutrifft. Schließlich hat die Gruppe die Mutationen gar nicht untersucht. Darüber hinaus waren die Bakterien keinem Stress unterworfen, sie wurden in normalem Kulturmedium gehalten, es gab nichts, an das sie sich adaptieren "mussten".

    Einige Formen von Antibiotika-Resistenz, die auf der Zerstörung der Funktion eines Genes durch Mutationen beruhen, können das Wachstum der resistenten Bakterien erheblich verlangsamen. In kompetitiven Experimenten* mit "Wildtyp"-Bakterien haben diese keine Chance, solange nicht das entsprechende Antibiotikum mit im Spiel ist. Hier gab es aber einen solchen Stressfaktor nicht, der Fitness-Zuwachs bestand lediglich in schnelleren Wachstumsraten.

    Warum er Lenskis Experimente hier bringt, kann wohl nur Behe selber beantworten. Erstens hat Lenski Populationsgrößen von zwischen 5 x 106 und 1 x 108 untersucht, die also der großen Population in Gordos Artikel entsprechen und somit durch clonal interference viele positive Mutationen verloren gehen.
    Zweitens hat Lenski Langzeitexperimente durchgeführt, bei denen sich noch viel wahrscheinlicher nur die Mutationen durchsetzen, die den allergrößten Fitnesszuwachs bieten. Trotzdem hat er alleine in dem einen Artikel, den ich mir gerade angeschaut habe, in vier Genen 26 verschiedene Mutationen gefunden**.
    Und drittens, der Gordo-Artikel ist deswegen so wichtig, weil er impliziert, dass es neben den wohlbekannten "Hotspots" für Fitness-vergrößerende Mutationen in E. coli noch viele mehr Möglichkeiten gibt, wie Mutationen einen Fitnesszuwachs vermitteln können, die aber bisher durch die Verwendung so großer Populationen aus den genannten Gründen nie beobachtet wurden. Frederick Cohan, ein Biologie-Professor an der Wesleyan University in Middletown, Connecticut, sagt beispielsweise
    "That there are so many possible mutations is telling us [that] many different genes can be involved in an adaptive response. I think this is saying that hundreds to thousands of genes are probably involved."

    D. h. Behe demonstriert mit seiner Antwort entweder, dass er die Signifikanz des Gordo-Artikels nicht verstanden hat, oder er will seine Schäfchen absichtlich verdummen.

    Wobei, und jetzt kommen wir zu den Kommentaren (in einem neuen Post), er sich da gar nicht extra bemühen muss, die schaffen das auch alleine ganz gut.

    MfG,
    JLT


    * Perfeito et al., Adaptive Mutations in Bacteria: High Rate and Small Effects. Science 317: 813-815

    ** Woods, R., D. Schneider, C. L. Winkworth, M. A. Riley, and R. E. Lenski. 2006. Tests of parallel molecular evolution in a long-term experiment with Escherichia coli. PNAS 103:9107-9112. In dem Artikel haben Lenski et al. untersucht, ob in 12 verschiedenen Populationen, die parallel für 20000 Generationen kultiviert wurden, sich auch die gleichen Mutationen durchsetzen wurden. Er wählte vier Gene aus, bei denen er in vorangegangenen Experimenten vermutlich vorteilhafte Mutationen festgestellt hatte aus und sequenzierte diese vier Gene am Ende des Versuchs in allen 12 Populationen. Außer diesen vier Genen hat er nur 500 bp zufällig ausgewählter Gene sequenziert und dort keine nennenswerten Mutationen gefunden. 500 bp sind weniger als 0,017 % des E. coli-Genoms.

    *** Kompetitive Fitness wird in der Regel dadurch bestimmt, dass die evolvierte Population mit der Ausgangspopulation in einem Verhältnis von 1:1 zusamen kultiviert werden und entweder die Zeit bestimmt wird, bis die eine die andere Population übernommen hat, oder das Verhältnis der einen zur anderen Population wird nach einem definierten Zeitintervall bestimmt.

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    Nicht jede Veränderung ist schlecht...

    Schon vor zwei Wochen ist in Science ein sehr interessanter Artikel veröffentlicht worden*, der sicherlich nicht so schnell in der Versenkung verschwinden wird: Perfeito et al., Adaptive Mutations in Bacteria: High Rate and Small Effects. Science 317: 813-815

    Die Gruppe von Isabel Gordo fand heraus, dass positive Mutationen in dem Bakterium Escherichia coli mit 10-5 pro Genom und Generation etwa 1000-mal häufiger auftreten als bislang angenommen.

    In großen Populationen von sich asexuell fortpflanzenden Organismen wie E. coli tritt ein Effekt auf, der als "clonal interference" bekannt ist: Individuen mit vorteilhaften Mutationen werden durch Individuen mit noch vorteilhafteren verdrängt. Um herauszufinden, wie groß der Einfluss der clonal interference tatsächlich ist, verglich die Gordo-Gruppe eine kleine Population mit durchchnittlich 20.000 Bakterien mit einer sehr viel größeren (10 Mio. Bakterien).

    Zunächst konnten sie die Annahme bestätigen, dass die Verteilung von positiven Mutationen in den Populationen exponentiell verteilt ist, d. h. Mutationen mit geringem Fitnessvorteil sind sehr viel häufiger als Mutationen mit sehr großem Vorteil. Der Vergleich der kleinen und großen Populationen zeigte darüber hinaus, dass die Mutationen in der großen Population einen im Durchschnitt ausgeprägteren Fitnessvorteil vermittelten, als die in der kleinen. Letzteres erklärt sich wie oben schon angedeutet aus der clonal interference: Viele neu auftretenden positiven Mutationen mit geringem Effekt gehen in der Konkurrenz zu Mutationen, die einen größeren Effekt haben, verloren.
    Das zeigte sich auch deutlich in der Gesamtzahl an positiven Mutationen, die in den Populationen erhalten blieben. Dies waren insgesamt 75 für die kleinen Populationen und nur 87 für die großen Populationen. Ohne clonal interference müssten in den großen Populationen ~500 mal so viele positive Mutationen feststellbar sein.

    Der durchschnittliche Fitnessvorteil einer "evolvierten" Population wurde dann relativ zur ursprünglichen Population gemessen**. Die relative Fitness hat in beiden Populationen zugenommen, wobei die größere Population erwartungsgemäß einen größeren Fitnesszuwachs aufweisen konnte (40 % gegenüber 17 % Fitnesszuwachs bei der kleinen Population).

    Die bisher angenommene Mutationsrate lag bei etwa 10-8 vorteilhaften Mutationen pro Genom und Generation. Wäre diese zutreffend, sollte rein rechnerisch in der kleinen Population überhaupt kein Zuwachs der Fitness beobachtetet werden können.

    Eine Frequenz von 10-5 positiver Mutationen pro Genom und Generation bedeutet, dass etwa 1 von 150 neuen Mutationen vorteilhaft ist.

    Insgesamt ein runder Artikel, der erklären hilft, wie Bakterien sich so schnell an verschiedene Umweltbedingungen (inkl. Antibiotika) anpassen können.

    Nun hatte ich ursprünglich gar nicht vor, was über diesen Artikel zu schreiben, da Populationsgenetik sich nicht gerade dazu anbietet, vereinfacht dargestellt zu werden. Aber auf Uncommon Descent hat Denyse O'Leary Michael Behes "Antwort" auf diesen Artikel gepostet und zusammen mit den unfreiwillig komischen Kommentaren war es mir die Arbeit wert, den Artikel einigermaßen verständlich (hoffe ich jedenfalls) wiederzugeben.

    Behes "Antwort" behandele ich dann in meinem nächsten Post.

    MfG,
    JLT


    * Einen guten populärwissenschaftlichen Artikel über diese neue Studie gibt es hier: 'The best is the enemy of the good'.

    ** Die Fitness wurde bestimmt, in dem evolvierter und ursprünglicher Stamm im Verhältnis 1:1 gemischt und zusammen kultiviert wurden. Nach einer bestimmten Zeit wurde dann das Mengenverhältnis der beiden Populationen zueinander erneut bestimmt. Die "fittere" Population wächst schneller und hat einen größeren Anteil an der Gesamtpopulation.

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    23 August 2007

    Sam Harris schreibt an Nature.

    Sam Harris, Autor von 'The End of Faith' und 'Letters to a Christian Nation', ist mit einem Leserbrief in Nature vertreten. Aus Copyright-Gründen kann ich den nicht komplett wiedergeben, aber ich bringe mal die relevanten Ausschnitte (auch wenn es eine Schande ist, den zu kürzen). Hauptsächlich beschwert sich Harris darüber, dass sich Nature als wissenschaftliches Journal nicht eindeutig genug "die Unvereinbarkeit von Glaube und Vernunft" (the incompatibility of faith and reason) vertritt. So kritisiert er die Veröffentlichung eines Artikels, in dem der Autor Sardar dem Islam eine "intrinsisch rationale Weltsicht" (intrinsically rational world view) bescheinigt.

    Sir

    [...] Here, as elsewhere, Nature's coverage of religion has been unfailingly tactful — to the point of obscurantism.
    [...]

    In his Commentary, Sardar seems to accept, at face value, the claim that Islam constitutes an "intrinsically rational world view". Perhaps there are occasions where public intellectuals must proclaim the teachings of Islam to be perfectly in harmony with scientific naturalism. But let us not do so, just yet, in the world's foremost scientific journal.

    Das zweite Beispiel bezieht sich auf die Besprechung von Francis Collins Buch 'The Language of God', die er als "noch ein Fall edelgesinnter Zimperlichkeit" (another instance of high-minded squeamishness*) bezeichnet.

    Nature praises Collins, a devout Christian, for engaging "with people of faith to explore how science — both in its mode of thought and its results — is consistent with their religious beliefs".

    But here is Collins on how he, as a scientist, finally became convinced of the divinity of Jesus Christ: "On a beautiful fall day, as I was hiking in the Cascade Mountains... the majesty and beauty of God's creation overwhelmed my resistance. As I rounded a corner and saw a beautiful and unexpected frozen waterfall, hundreds of feet high, I knew the search was over. The next morning, I knelt in the dewy grass as the sun rose and surrendered to Jesus Christ."

    What does the "mode of thought" displayed by Collins have in common with science? [...]

    At a time when Muslim doctors and engineers stand accused of attempting atrocities in the expectation of supernatural reward, when the Catholic Church still preaches the sinfulness of condom use in villages devastated by AIDS, when the president of the United States repeatedly vetoes the most promising medical research** for religious reasons, much depends on the scientific community presenting a united front against the forces of unreason.

    There are bridges and there are gangplanks, and it is the business of journals such as Nature to know the difference.

    Woohoo.

    Der Nature-Titel zu diesem Leserbrief: "Scientists should unite against threat from religion".

    Das wird den ganzen "Framern" nicht gefallen [zu "Framing" siehe z. B. 'Bullshit bleibt Bullshit' oder auch 'Eins noch, dann ist aber Schluss']. Wenn's nach denen ginge, würden Wissenschaftler in der Öffentlichkeit am Besten überhaupt nichts erwähnen, was irgendwem nicht in den religiösen Kram passen könnte.

    Ich persönlich kann nicht wirklich finden, dass sich Nature zu sehr anbiedert. Einige haben beispielsweise die Veröffentlichung eines Leserbriefes von Maciej Giertych, eines polnischen Kreationisten, kritisiert, aber es gab auch Argumente, die dafür sprachen. Aus meiner Sicht war es beispielsweise für die europäischen Leser ein Zeichen dafür, dass Kreationsmus/ID eben nicht nur ein amerikanisches Problem ist.

    Eine positive Besprechung von Collins Buch (hier eine nicht so positive von Sam Harris *snigger*) ist natürlich voll auf der Framing-Linie, und gar so enthusiastisch hätten sie auch nicht unbedingt sein müssen, aber grundsätzlich und im Allgemeinen ist Nature sehr eindeutig auf der Seite der Vernunft, da kann ich einen vereinzelten Ausrutscher verzeihen.

    Trotzdem finde ich es wichtig und richtig darauf hinzuweisen, dass daraus kein Schmusekurs werden sollte.

    MfG,
    JLT



    * Die englische Version hört sich natürlich viel besser an, wollte aber mit meiner Übersetzung so genau am Original bleiben wie möglich.

    ** Das bezieht sich auf die Forschung an humanen embryonalen Stammzellen. Hier die beiden Storys in der Washington Post zu seinem ersten Veto letztes Jahr und dem Zweiten im Juni diesen Jahres. Entgegen einer Mehrheit im Senat und tatsächlich auch einer Mehrheit in der Bevölkerung hat Bush eine Neuregelung im Alleingang verhindert, die die Erzeugung frischer Stammzelllinien ermöglicht hätte. Bisher darf niemand mit öffentlichen Geldern gefördert werden (das sind die allermeisten Institute), der mit Stammzelllinien arbeitet, die nach 2001 generiert wurden. Das ist ein de facto-Verbot. Die vor 2001 generierten Stammzelllinien sind aber mittlerweile entweder verloren oder überaltert, so dass es zunehmend die Forschung behindert. Gleiches trifft übrigens auch auf Deutschland zu.

    Weiterlesen...

    Rebel without a brain.

    Hi American readers, welcome.

    You're looking for information about 'Expelled - No Intelligence Allowed? Go over to Laelaps he's got the links and some ranting, all in proper English ;-)
    Another brilliant posting: Sunbeams From Cucumber 'Expelled: No Intelligence Evident.

    Cheers,
    JLT


    Ich gebe mal eine kurze Beschreibung von einer Gruppe von Menschen und Ihr dürft raten, welche das ist.

    Rebellen,
    • die gegen das Establishment,
    • für das Recht auf freie Meinungsäußerung,
    • gegen eine anti-wissenschaftliche Einstellung, die die Freiheit der Forschung bedroht, und
    • gegen die Verfolgung Andersdenkender kämpfen.

    Na? Hmm? Irgendwer?

    Ja richtig, es sind die Produzenten dieses neuen Films, 'Expelled - No Intelligence Allowed', der an Darwins Geburtstag am 12. Februar nächsten Jahres in Amerika in die Kinos kommen wird.

    Gestern gab es die offizielle Presseankündigung, die einen kleinen Einblick in das erlaubt, was da auf die Leinwand gebracht wird:

    What freedom-loving student wouldn't be outraged to discover that his high school science teacher is teaching a theory as indisputable fact, and that university professors unmercifully crush any fellow scientists who dare question the prevailing system of belief? This isn't the latest Hollywood comedy; it's a disturbing new documentary that will shock anyone who thinks all scientists are free to follow the evidence wherever it may lead. [...]

    Ben Stein, the lovable, monotone teacher from Ferris Bueller's Day Off and The Wonder Years is on a journey to answer one of the biggest questions ever asked: Were we designed or are we simply the end result of an ancient mud puddle struck by lightning? [...]

    He discovers an elitist scientific establishment that has traded in its skepticism for dogma. But even worse, along the way, Stein uncovers a long line of biologists, astronomers, chemists and philosophers who have had their reputations destroyed and their careers ruined by a scientific establishment that allows absolutely no dissent from Charles Darwin's theory of random mutation and natural selection.
    "Big Science in this area of biology has lost its way," says Stein. "Scientists are supposed to be allowed to follow the evidence wherever it may lead, no matter what the implications are. Freedom of inquiry has been greatly compromised, and this is not only anti-American, it's anti-science. It's anti-the whole concept of learning."

    A-ha. Die geheime Verschwörung der bösen, atheistischen Wissenschaftler wird also endlich aufgedeckt. Und das mit völlig ehrlichen Mitteln:

    Unlike some other documentary films, Expelled doesn't just talk to people representing one side of the story. The film confronts scientists such as Richard Dawkins, author of The God Delusion, influential biologist and atheist blogger PZ Myers and Eugenie Scott, head of the National Center for Science Education. [...]

    "The incredible thing about Expelled is that we don't resort to manipulating our interviews for the purpose of achieving the 'shock effect,' something that has become common in documentary film these days," said Walt Ruloff, co-founder of Premise Media and co-Executive Producer. "People will be stunned to actually find out what elitist scientists proclaim, which is that a large majority of Americans are simpletons who believe in a fairy tale. Premise Media took on this difficult mission because we believe the greatest asset of humanity is our freedom to explore and discover truth."

    Überraschend nur, dass Eugenie Scott und PZ Myers ein ganz anderer Film ('Crossroad - the intersection of Science and Religion') genannt wurde, für den sie angeblich interviewt werden sollten, und nicht etwa dieser.

    Aus dem Brief, den PZ Myers erhielt:

    My name is Mark Mathis. I am a Producer for Rampant Films. We are currently in production of the documentary film, "Crossroads: The Intersection of Science and Religion." [...]
    We are interested in asking you a number of questions about the disconnect/controversy that exists in America between Evolution, Creationism and the Intelligent Design movement.

    Was Eugenie Scott unterschreiben musste:

    Well, PZ, looks like you had the same experience I had. I also am willing to appear in productions that take a different side of an issue than I do, but I expect candor. My release says they can use “…footage and materials in and in connection with the development, production, distribution and/or exploitation of the feature length documentary tentatively entitled Crossroads…and/or any other production….” [Anm.: Eugenie Scotts Interview fand Anfang des Jahres statt, da werden sie ja wohl schon gewusst haben, welchen Film sie denn nun drehen].

    Und von der Website von Rampant Films über Crossroads:

    Crossroads - The Intersection of Science and Religion:
    It's been the central question of humanity throughout the ages: How in the world did we get here? In 1859 Charles Darwin provided the answer in his landmark book, "The Origin of Species." In the century and a half since, biologists, geologists, physicists, astronomers and philosophers have contributed a vast amount of research and data in support of Darwin's idea. And yet, millions of Christians, Muslims, Jews and other people of faith believe in a literal interpretation that humans were crafted by the hand of god. This conflict between science and religion has unleashed passions in school board meetings, courtrooms and town halls across America and beyond.

    Hört sich doch ganz anders an als
    His [Anm.:Ben Stein's] heroic and, at times, shocking journey confronting the world’s top scientists, educators and philosophers, regarding the persecution of the many by an elite few.

    oder

    But Science is different. In Science, there is no room for dissent, for dissent is dangerous. That is why we at Big Science simply refuse to allow it. Like dancing, “dissent” can lead to other things. [Anm.: Charles Darwin in den Mund gelegt]

    oder

    EXPELLED: No Intelligence Allowed is sure to stir up a lot of controversy and bring up a lot of important questions. It’s critical that we take a stand to fight for the truth. In EXPELLED Ben questions why all the Neo-Darwinists are so nervous right now. What are they so afraid of? That’s what I’d like to know, too. What are they hiding?

    Wherever you are on the spectrum of belief, it’s critical that all students have as much information as possible in order to make the most informed decisions they can. This fight is about making sure we all have access to the truth.*

    Dieser Kampf für die Wahrheit beinhaltet aber offensichtlich nicht die Aufklärung ihrer Interviewpartner über die wahre Natur des Films, den sie drehen. Wie PZ es formuliert:
    I mean, seriously, not telling one of the sides in a debate about what the subject might be and then leading him around randomly to various topics, with the intent of later editing it down to the parts that just make the points you want, is the video version of quote-mining and is fundamentally dishonest.

    Gehen wir doch noch mal zurück zu der Pressemitteilung:

    "The incredible thing about Expelled is that we don't resort to manipulating our interviews for the purpose of achieving the 'shock effect,' something that has become common in documentary film these days," said Walt Ruloff, [...]

    Na, herzlichen Glückwunsch.

    MfG,
    JLT


    P.S.: Das DiscoInstitute macht sich auch vor Freude ins Höschen, weil jetzt endlich klargestellt wird, dass sie so rücksichtslos unterdrückt werden.

    P.P.S.: Wie ich gerade bei sparc lese, waren die Film-Produzenten auch nicht so sonderlich kritisch mit dem, was "expelled" heißt...


    * Letzteres ist aus der Kampagne, die den Film begleitet, die sich an Schüler und Studenten richtet. Der Aufruf an "Leaders" liest sich unter anderem so:
    EXPELLED: No Intelligence Allowed, is an upcoming feature film in which host Ben Stein (Ferris Bueller's Day Off) goes on a quest to expose the suppression by science's anti-theist elite, and unveil new scientific facts that may suggest evidence of intelligent design in the universe.

    Along with the release of this highly controversial movie, we're launching a nationwide campaign LED BY THE YOUTH OF AMERICA to bring this debate into the public square, and impact what is taught in our schools.

    Your youth can be key ambassadors to their peers to help them understand the academic suppression they're being subjected to, and the new evidence that shows that science and faith are compatible! Our goal is to stage a series of nationwide student-led debates on Neo-Darwinism and intelligent design at high schools and universities.

    To accomplish this, we need to recruit young, articulate spokespersons. Please ask your youth to sign-up and be part of a nationwide campaign that will influence the future of our education.

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    22 August 2007

    Ich bin geplättet...

    Ich bin geplättet, aber freue mich natürlich auch: Die Stuttgarter Zeitung hat den Leserbrief veröffentlicht, den ich in Reaktion auf den unsäglichen Artikel 'Zufallsprodukt der Evolution – oder nicht?' geschrieben hatte, wie mir meine Quelle im Schwabenland, Dr. Blume, in einem Kommentar freundlicherweise mitgeteilt hat.

    Uups, jetzt hatte ich Dir schon weiter oben zum Leserbrief gratuliert, der heute auch in der Print-Ausgabe war.

    Die Stuttgarter Zeitung, m.E. eine der besten Regionalzeitungen in Deutschland, hat je einen (gemäßigten) Kritiker und Befürworter der Evolutionstheorie zu Wort kommen lassen und damit eine muntere Debatte auch hier im Schwabenland entzündet.

    Die Leserbriefe sind anscheinend nicht online, ich konnte sie jedenfalls nicht finden. Schade, ich hätte mir den "gemäßigten Kritiker" natürlich auch gerne durchgelesen.

    MfG,
    JLT

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    Richard Dawkins: The Enemies of Reason Teil 2.

    Die zweite Episode von Richard Dawkins: The Enemies of Reason ist online auf Google Video (Teil 1 gibt's hier).




    Ich habe es natürlich noch nicht sehen können, aber Orac von Respectful Insolence liefert eine umfassende Review. Nachdem ich die gelesen habe, freue ich mich schon darauf, mir das anzuschauen. Offensichtlich dreht sich der zweite Teil um "alternative" Medizin, also Hokuspokus von Homöopathie bis Wunderheiler und nimmt sich auch des Unsinns an, MMR*-Impfungen verursachten Autismus.

    Ein paar Ausschnitte aus Oracs Review:

    After an opening montage showing microbes and lauding the accomplishments of scientific medicine and lamenting the proliferation of "superstitious" health practices that either haven't been tested or don't work. As Dawkins puts it, "If any remedy is tested under controlled scientific conditions and and proved to be effective, it will cease to be 'alternative' and simply become medicine. So-called 'alternative' medicine either hasn't been tested or has failed its tests."
    [...]

    Dawkins also takes on the MMR scare, pulling no punches in describing how thin the "evidence" upon which it was based was. I'm only sorry that he didn't mention Andrew Wakefield by name and use some of Brian Deer's work describing how Wakefield had serious conflicts of interest or point out the testimony at the Autism Omnibus hearings that showed just how shoddy and sloppy the science and laboratory techniques used by Wakefield were.
    [...]

    Overall, this documentary is well worth watching. There are always a few nits to pick, but it's hard to imagine how Dawkins could have done much better in the 1 hour documentary format. Both parts are well worth watching, but the second part is the stronger of the two. The sad thing is, I can't imagine any American producer doing a documentary like this, and I'm guessing that The Enemies of Reason, if it ever makes it to the U.S. at all, will be shown at late night on PBS stations scattered throughout the U.S. when in reality this nation could use its being shown on prime time on a major network.

    Viel Spaß beim Anschauen!

    JLT


    P.S.: Nachdem ich es jetzt gesehen habe, kann ich es wirklich empfehlen. Sehr unterhaltsam.

    * MMR = Masern, Mumps, Röteln

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    Ich glaube nicht, dass diese Alternative zur Evolutionstheorie ernst gemeint ist.

    HAHAHA!

    Wie man bei Deep Thought and Silliness erfahren kann, war dies ein Poster auf einem Evolutionary Biology meeting.

    Nachdem ich mich heute den ganzen Tag mit Blogger rumgeärgert habe (hatte heute nur zufällig mal Zugriff auf meinen eigenen Blog), hat das Foto gerade meinen Tag gerettet.

    Jetzt muss ich es nur noch veröffentlicht bekommen...

    MfG,
    JLT


    [via Pharyngula]

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    21 August 2007

    Islamischer Kreationist lässt in der Türkei alle WordPress-Blogs sperren.

    Kritiker mundtot machen zu wollen, scheint momentan en vogue zu sein. Während Pivar den "amerikanischen" Weg geht und PZ vor Gericht zerren will, hat sich Adnan Oktar alias Harun Yahya für die "chinesische" Methode entschieden. Er hat wegen einiger kritischer Blogs, die alle zu Wordpress gehören - und jetzt bitte die Schädeldecke festhalten - eine Sperrung ALLER Wordpress-Blogs beantragt und ERHALTEN. In der Türkei hat niemand mehr Zugriff auf Wordpress-Blogs (jedenfalls keiner, der nicht einen der Wege kennt, sich um diese Blockade herumzumogeln...).

    Falls Ihr Euch jetzt fragt, wer zum Geier Adnan Oktar ist: Adnan Oktar ist ein Holocaust-Leugner und islamischer Kreationist, derselbe, der seinen "Atlas der Schöpfung*" Anfang diesen Jahres in Europa ['In Europe's Mailbag: A Glossy Attack on Evolution', Science 16.02.2007 (leider nicht frei erhältlich)] und später auch in Amerika an Lehrer und Universitätsangehörige verschenkt hat ['Islamic Creationist and a Book Sent Round the World', New York Times 17.07.07 (frei)].

    Matt Mullenweg, der Gründer und Entwickler von Wordpress, hat auf seinem Firmenblog den Brief veröffentlicht, den er von den Anwälten Adnan Oktars erhalten hat ('Why we are blocked in Turkey').

    Nach diesem Brief hat eine "Organisation" (welche das sein soll, wird nicht genannt), geleitet von einem Edip Yuksel, eine Reihe von Websites und einen Blog mit Namensvarianten von Adnan Oktar/Harun Yahya unterhalten, die Oktar schwer kritisiert haben. Diese hat Oktar schon im April blocken lassen. Da aber nichts einfacher ist als einen neuen Blog aufzumachen und Yuksel dazu offensichtlich in Anwort auf die Sperre seiner Seiten sogar aufgerufen hat (außerdem muss er ein Wordpress-Fan sein...), haben Oktars Anwälte die Sperre erwirkt.
    The organization, which is led by Edip Yuksel, responsible for these defamation blogs in question are currently up for crimes such as “building an organization to commit crime” in Turkey. The sites of Edip Yuksel, www.yahyaharun.com, www.19.org, www.calinmisgenclik.com and also the blog under your site with the user name http://adnanoktar.wordpress.com have been blocked by Turkish judicial courts in Turkey before (by Gaziosmanpasa Civil Court of First Instance, dated 06.04.2007 and decision number 2007/130 D. Is) . We have also sent you the official documents on this judicial decision in one of our applications to you.

    Since Edip Yuksel and his crime organization could easily start new blogs in your site, they had even launched a campaign in opening defamation blogs regarding my client and had explicitly expressed this organized endeavor in his defamation blogs:

    “In order to make people hear our voice, let everyone start new blogs from websites such as http://blogcu.com or http://wordpress.com and let them copy the posts on those blogs and paste them to their own. You can start several at once, if possible. Please remember that the name you will give to the blogs, should be related to Adnan Oktar or Harun Yahya in order to find them quickly through Google search. If the names are already taken, you can solve this problem by using characters such as “_” (Adnan_Oktar) or numbers such as AdnanOktar100, Adnan_Oktar_50.”
    Der Brief endet mit dem Satz:
    WE DEMAND YOU TO REMOVE AND PROHIBIT ANY BLOGS IN YOUR SITE THAT CONTAIN MY CLIENT’S NAME ADNAN OKTAR OR HIS PEN NAME HARUN YAHYA OR VARIOUS COMBINATION OF THESE 4 NAMES.
    Falls es sich nur auf Blogs bezieht, die den Namen im Titel haben, könnte ich mir vielleicht noch vorstellen, dass das möglich wäre. Aber das hört sich ja fast danach an, als sollte jeder Blog entfernt werden, der Oktar *irgendwo* erwähnt.

    Wie auch immer, ich bin erstaunt. In der Türkei kann also ein kompletter Nutjob [Link zum Jörg Lau Blog, wo's ein brillantes Foto von dem Mann gibt...] - wie viele? 1 Mio. Blogs? blocken lassen, weil er sich beleidigt fühlt. Hurra.

    Ich würde jetzt ja was zu EU-Beitritt, Zensur, Meinungsfreiheit und so weiter schreiben - habe aber keine Lust. Da sollen sich doch die Politik-Blogs drum kümmern. Ich gehe jetzt nach Hause.

    MfG,
    JLT



    [via Millard Fillmore's Bathtub]

    * Den "Atlas der Schöpfung" kann man sich auf seiner Homepage ansehen. Nach Möglichkeit aber vorher das Gehirn ausschalten, da sonst das Risiko schwerwiegender Folgeschäden besteht.

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    PZ Myers und die Seed Media Group* werden verklagt.

    Kaum zu glauben. PZ (von Pharyngula) hat ein Buch von einem Stuart Pivar besprochen (Besprechung der ersten Edition: LifeCode: The Theory of Biological Self Organization; Besprechung der zweiten Edition: Lifecode: From egg to embryo by self-organization). Diese Besprechungen waren nicht gerade vorteilhaft, darum hat Pivar nun Klage wegen "defamation and libel per se" (soviel wie "Beleidigung und üble Nachrede") eingereicht (.pdf). Science After Sunclipse hat eine Zusammenfassung der ganzen Geschichte online, inklusive Links zu anderen Posts, die sich mit dem Thema befassen. Da fehlt allerdings noch das Post von Thoughts in a Haystack, über das ich auf diese Geschichte gestossen bin.

    Ich habe das Buch von Pivar natürlich nicht gelesen, aber wenn Abbildungen wie diese zur Entwicklung der Extremitäten der Standard sind, kann ich mich nur wundern, wie Pivar hoffen kann, mit seiner Klage Erfolg zu haben. Üble Nachrede ist nur dann üble Nachrede, wenn das Gesagte nicht zutrifft...



    Die obige Abbildung aus der Zweitausgabe von Pivars Buch ist komplett unzutreffend, ein Phantasiegebilde. Die Bildung der Extremitäten ist sehr gut dokumentiert, die nebenstehende Abbildung** aus der Embryonalentwicklung bei Mäusen ist nur ein Beispiel unter vielen. Man google nur mal nach Bildern zu "limb" und "development".

    Das in einer anderen Abbildung eine 10-beinige Spinne auftaucht, ist dann nur noch ein Detail.

    Wie jemand auf der Amazon-Seite der ersten Ausgabe des Buchs anmerkt:

    By sueing a critic of his theories, the author of this book threw away any claim he might have had to any kind of scientific credibility. A scientist might argue with his critics, but the fact that this author has instigated a lawsuit against someone for criticizing his theories suggests to me that even he is aware that said theories have no merits to argue.
    Dem kann ich nur zustimmen.

    MfG,
    JLT



    * Die Seed Media Group hostet die ScienceBlogs.

    ** aus: Furusawa et al., Down-regulation of nucleosomal binding protein HMGN1 expression during embryogenesis modulates Sox9 expression in chondrocytes. Mol Cell Biol. 2006 Jan;26(2):592-604

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