28 February 2007

Kreationisten-Nachwuchs

Weiß schon gar nicht mehr, wie ich hierüber gestolpert bin, jedenfalls fand ich dieses Post. Das an sich ist ja noch nicht so sonderlich interessant, ein komplett unlustiger Cartoon von Answers in Genesis (einer Organisation von Junge-Erde Kreationisten, dessen Präsident Ken Ham ist - ja, die glauben *tatsächlich*, dass die Erde nur ein paar tausend Jahre alt ist). Habe keine Lust, das hier auch noch zu verbreiten, darum nur kurz der Inhalt: Ein Mann sagt zum anderen: "Wenn Du jemanden "Affe" nennst, ist das eine Beleidigung, wenn Du sagst, dass er vom Affen abstammt, ist das Wissenschaft." Hahaha, ich lach' mich schlapp.
Wirklich interessant fand' ich aber die Kommentare dazu. Glücklicherweise ist die offensichtliche Bemerkung zu diesem "Cartoon" (Primaten und Menschen haben gemeinsame Vorfahren) gleich unter den ersten Kommentaren (#2). Aber dann (#7):
wie meinst du das mit der jungen erde?
ich glaub auch das die nicht aelter ist als 7000 jahre
Wa..wa..was?? Und der gleiche Commenter noch zweimal (#9):
und gott hat die menschen erst vor 7000 jahren geschaffen? so ist es doch sondern… was war davor? dinosaurier?wieso lehren dann alle bibelschulen ein alter von rund 7000 jahren?
und (#13)
willst du mir sagen das alles was ich in der hinsicht in der kinderstd gelernt habe - falsch ist???
sorry aber das kann ich einfach nicht glauben!
Ich bin geplättet. Ehrlich, bisher dachte ich, dass es unmöglich ist, in Deutschland durch die Schule zu kommen und dann tatsächlich noch *überrascht* zu sein, dass die Erde älter als ein paar tausend Jahre alt ist. Es sei denn, derjenige macht sich einen Spaß daraus, der Bezug auf die Kinderstunde KANN doch nicht ernst gemeint sein, nicht von jemanden, der älter als 12 ist. Oder besser, 10.

Aber wer es dann wohl wirklich ernst meint, ist dieser hier (#19):

Ja ich habe mir was dabei gedacht. Die kath. Kirche hat in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts die Evolutionstheorie als vereinbar mit der Bibel angesehen. Die Evloution ist nach dem vorigen Papst also passiert. Und da hat die kath. Kirche die Wurzel des Glaubens ausgegraben und vernichtet. Die Erbsünde kann also nach Johannes Paul 2ten nicht passiert sein. Die Evolution ist nach seiner Meinung passiert. Mit der Evolution gibt es kein Paradies, ohne Paradies kein Adam, ohne Adam keine Eva, ohne Eva keine Frucht, ohne Frucht keine Erbsünde, ohne Erbsünde kein Jesus. Der Knackpunkt ist Jesus. Kannst “hier meine Gedanken nachlesen.

Dazu fällt mir doch sofort dies hier ein....
Der Link führt zu dessen Blog 1. Korinther 1,20 (gute Güte), wo er das obige noch mal auswalzt und mit diesem "Schmankerl" endet:
Ich will damit nur zeigen, dass Christen auch non-wissenschaftlich für eine junge Erde argumentieren können. Wer auch immer meint, dass die Evolution so passiert ist, wie sie gelehrt wird, soll erstmal Jesus widerlegen.
NA, klar! Genau SO funktioniert das nämlich mit der Wissenschaft. Ist bei Ärzten ja auch ähnlich. Wenn da aus einem Bein der gebrochene Knochen rausschaut, versuchen die auch erstmal auszuschließen, dass die Schmerzen nicht doch möglicherweise auf den Bösen Blick einer herumstehenden Hexe zurück zu führen sind.
Oder mal weniger polemisch formuliert: Der Junge argumentiert tatsächlich, dass, wenn sich Realität und Fiktion widersprechen, die Wissenschaft erstmal die Fiktion widerlegen soll!

God said so, I believe it, that settles it.

Was natürlich eher heißen müsste: The bible says so, ... Bisher dachte ich, dass wäre eine Veralberung von Kreationisten, aber tatsächlich sind die auf ihre Ignoranz auch noch so stolz, dass sie sich das selber ausgedacht haben (z. B. auf der AiG-Seite).

Aber es kommt ja noch besser!
Es geht hauptsächlich darum, dass die Schöpfungsgeschichte, wie sie in der Bibel steht, sehr wohl möglich ist. Es gibt zahlreiche Argumente gegen ein Alter des Universums von ca. 15-18 Mrd. Jahren und Argumente für ein Erdalter von 6000 Jahren. [...]
Im Endeffekt enthält für mich die Bibel mehr Wahrheit als die ganzen Theorien über den Urknall. Somit ist für die Urknalltheorie nur eine Theorie, die mit jeder Antwort noch Fragen aufwirft und der Creationismus eine abgeschlossene Sache, die der Mensch nicht weiter ausarbeiten muss. Das einzige was noch bleibt ist die Erforschung unserer Welt in ihrer kleinsten Bausteine und wie man sie nutzen kann.
Oohhh, Wissenschaft ist schwierig und da muss man immer neue Fragen beantworten, Forschen, sein Gehirn beanspruchen und so. Och nööö, dann lieber Kreationismus, da muss ich wenigstens nicht Denken. Das ganze kommt zusammen mit einem Link zu intelligente-schoepfung.ch, eine seltene Mischung aus IDioten, die an eine Junge Erde glauben. Von denen hatte ich vorher noch nie was gesehen, ist aber der übliche Lug und Trug. Gleich das erste, auf das ich gestoßen bin, ist dies (Link zu "Intelligente Schöpfung"):
In der international bekannten wissenschaftlichen Zeitschrift „NATURE“ erschien am 9. September 2004 auf Seite 114 eine Nachricht, die bei den Vertretern der Evolutionstheorie für einige Unruhe sorgte. In einer nach anerkannten wissenschaftlichen Regeln herausgegebenen Zeitschrift war ein Artikel erschienen, der die Theorie der „Intelligenten Schöpfung“ (intelligent design) ausführlich beschrieben und verteidigt hat.
Wie, in Nature ist ein Artikel erschienen, der ID verteidigt? Natürlich nicht. In Nature ist ein Artikel erschienen, der berichtet, das in einem ANDEREN Journal ein solcher Artikel erschienen ist. Wenn man's weiß, kann man das tatsächlich auch aus diesem Abschnitt herauslesen (mit gutem Willen), aber welchen Eindruck *WOLLTEN* die Autoren wohl vermitteln? Hmmmm.
Hier mal ein Auszug aus dem tatsächlich in Nature erschienenem News-Artikel (nicht frei erhältlich, aber hier gibt's den Volltext trotzdem):
A scientific journal has published a paper that argues in favour of intelligent design — the first time such material has appeared in a peer-reviewed publication, according to biologists who track the issue. The paper appeared in a low-impact journal, Proceedings of the Biological Society of Washington.
Und der vollständigkeit halber noch einen Link zur Stellungnahme des National Centers for Science Education (NCSE):
Richard Monastersky's "Biology journal says it mistakenly published paper that attacks Darwinian evolution," which appeared in the Chronicle of Higher Education (subscription required), began with the BSW's [Anm.: The Biological Society of Washington] repudiation of Meyer's article: "A small scientific society has publicly distanced itself from a paper, published last month by its journal, that challenges Darwinian evolution." The president of the BSW, Roy McDiarmid, explained that the topic of Meyer's article was inappropriate for the society's journal, which specializes in descriptions of newly discovered species of animals and plants. "My conclusion on this," he said, "was that it was a really bad judgment call on the editor's part." Monastersky reports, "opponents of intelligent design and creationism say that Mr. Meyer should have submitted his paper to one of the several journals that normally deal with the origin of animal forms" and quotes NCSE executive director Eugenie C. Scott as saying, "People who would be appropriate to review the paper would be evolutionary biologists, and I doubt that any evolutionary biologists reviewed the paper."
Wie überraschend.
Alle, wirklich ALLE, Informationen zu dem eigentlichen ID-Artikel, inklusive einer minutiösen Widerlegung desselben, gibt es hier (Panda's Thumb).

Auch in den Kommentaren zu diesem Blog-Eintrag (ironischerweise betitelt "Wissenschaft gegen Wissenschaft") finden sich ein paar Schlaumeier, insbesondere ein Jarrn, der offensichtlich glaubt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, sich leider aber mit dem Thema nicht auskennt.
Wenn du mich fragst sind der dicken Knackpunkte der Evolutionstheorie die Frage nach dem Ungleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie im Universum, der Übergang von informationsloser Materie zu informationsbehafteter Materie (DNA, RNA, Proteine) und die Frage der Makroevolution. Außerdem wäre da noch die tiefergehende Struktur und Symmetrie der grundlegenden Naturgesetze, die die Evolutionstheoretiker auch allerhöchstens mit “das ist halt so” oder “sei doch froh” beantworten können.
Man reiche mir einen neuen Ironiemesser. Die Goddidit-Fraktion beschwert sich, dass "Evolutionstheoretiker" die Frage nach der "Struktur und Symmetrie" (inhaltsloses Blabla) der Naturgesetze mit "Das ist halt so" beantworten (und was hat das mit der Gültigkeit der Evolutionstheorie zu tun?).

Ich halte mal fest (Links zu Widerlegungen dieser Behauptungen):
1. Es gibt keine Belege für Makroevolution (auch hier und hier und hier)
2. Das Fine-tuning Argument
3. Das Informationsargument (auch hier)

Im nächsten Kommentar desselben:
Die Radiokarbonmethode geht davon aus, dass das Verhältnis von C14 zu C12 in der Erdathmosphäre seit anbeginn der Zeiten gleich ist, was mir höchst fragwürdig erscheint. Zu der Frage, warum die Dinger so tief im Erdboden liegen hätte ich zwei Anmerkungen: 1. Warum gibt es Fossilien, die mit den unteren Knochen in einer Schicht liegen, die millionen Jahre älter ist, als die Schicht, in der die oberen Knochen sind? Die oberen Knochen können ja schlecht Millionen von Jahren oben aus der Erde rausgekuckt haben (Erosion). Weit wahrscheinlicher scheint mir da dann doch 2: Wenn wir davon ausgehen, dass die Alterbestimmung per Radiokarbon nicht zuverlässig funktioniert (unabhängige Tests, die Material bekannten Alters anonym untersuchen ließen und plötzlich Jahrmillionen testiert bekamen, sprechen da eine deutliche Sprache), dann könnte es doch sein, dass die entsprechenden Tiere bei einer größeren Flut ertrunken sind und sich beim Ablaufen des Wassers die Schichten drübergelegt haben, die wir heute finden.
4. C14-Gehalt in der Atmosphäre schwankt.
5. Polystrata-Fossilien (z. B. hier und hier und hier und hier gibt's dazu was).

Schon nicht schlecht, gleich FÜNF total alte Hüte auf einmal. Und dann bringt noch wer anders (offensichtlich der Autor des Korinther-Blogs) den lieben Werner Gitt ins Spiel und das nicht minder alte Argument der "erfüllten" Prophezeiungen der Bibel.

Und dann gibt's noch den Blog von dem Jarrn selbst (KOW's Blog), der offensichtlich denkt, das Thema Evolutionstheorie hiermit abgehandelt zu haben:

Die aktuell in der westlichen Welt am weitesten verbreiteten Theorien zum Thema sind aus meiner Sicht die Urknall-Evolutions-Theorie [Anm.: jaja, die altbekannte, jedenfalls bei Kreationisten. Wissenschaftler haben von *dieser* Theorie noch nichts gehört] sowie die Gott-Schöpfungs-Theorie [Anm.: es gibt, jedenfalls im wissenschaftlichen Sinne, keine Gott-Schöpfungstheorie]. Erstere wird in weiten Kreisen der modernen Physik favorisiert und für Erklärungen herangezogen, zweitere wird vor allem von einem Teil der evangelikalen Christen unter dem Titel “Kreationismus” propagiert und spielt vor allem in den christlich-gläubig geprägten Teilen Amerikas eine wesentliche Rolle.

Ich möchte an dieser Stelle zunächst einige grundsätzliche Worte zum Erkenntnisgewinn in diesem Rand-Bereich der Naturwissenschaften [Anm.: Pardon? Randbereich?? Interessante Einstellung, Evolutionsbiologie bzw. Physik als "Randbereich der NW".] einbringen und danach die Vor- und Nachteile der beiden Theorien besprechen.

[...]

Zur Evolutionstheorie

Speziell über den Urknall bestehen weitverbreitete Falschvorstellungen [Anm.: MÖT, schon wieder disqualifiziert, die Evolutionstheorie hat nichts, whatsoever, mit dem Urknall zu tun], darüber schrieb der Angry Astronomer am Samstag (leider auf englisch).

[...]

  • Wie ist aus unbelebter Materie Leben entstanden. [Anm.: Abiogenese; kein Bestandteil der Evolutionstheorie; hat noch nicht mal was mit Urknall zu tun...] An dieser Stelle inden wir in der Evolutionstheorie keine völlig befriedigende Antwort. Bis zur Entstehung des Lebens liefert sie exzellente vorhersagen [Anm.: Bis zur Entstehung des Lebens liefert die Evolutionstheorie *überhaupt keine* Aussagen, da sie erst mit der ersten sich selbst replizierenden Zelle/Einheit "anfängt".] und sobald Leben aufgetreten ist, können viele Entwicklungen sehr gut erklärt werden, der Übergang aber bleibt ungeklärt.
  • Einige Anatomische Befunde, wie die Entwicklung von Nieren beim Übergang von Wasser- zu Landtieren und weitere Entwicklungsschritte lassen sich nur durch Zufall erklären. Zufall allerdings sollte in einer Wissenschaftlichen Theorie nach Möglichkeit nicht vorkommen. [Anm.: a) Nieren haben sich schon vor dem Übergang an Land entwickelt. b) Mutationen, Genduplikationen, Insertionen, Deletionen, sexuelle Rekombination, genetische Drift etc. sind zufällig und ungerichtet. Aber natürliche Selektion ist ein alles andere als zufälliger Vorgang.]
Zum Kreationismus

Zum Kreationismus wäre zunächst anzumerken, dass die verschiedenen unter diesem Begriff zusammengefassten Standpunkte nur sehr schwer als ganzes kritisierbar sind.

Positiv an dieser Theorie ist:

  • Diese Theorie verwendet keinen Zufall und auch keine großen Zeitspannen als Erklärungsmodell. Statt dessen wird der Plan und vorsehende Wille Gottes als treibende Kraft der Entwicklung des Universums angesehen.
  • Auch die Probleme im Zusammenhang mit Lebewesen, ihrer Entstehung, Weiterentwicklung und Anatomie können mit diesem Modell ausgeräumt werden, da Gott so schafft, wie er es für richtig hält und dabei nicht an Naturwissenschaftliche Möglichkeiten gebunden ist. [Anm.: Goddidit.]

Negativ an der Theorie des Kreationismus wäre zu nennen:

  • Die systemimmanente Person Gottes wird längst nicht von jedem Menschen in gleicher Weise anerkannt.
  • Die Theorie ist sehr schwer für Vorhersagen zu gebrauchen, da man Gottes Willen eine gewissen Unberechenbarkeit zuschreiben muss.
  • [Anm.: Diese "Theorie" ist keine, da sie a) *ÜBERHAUPT NICHT* für Vorhersagen zu gebrauchen ist. Sie ist b) *nicht falsifizierbar*, wie der Autor ein paar Zeilen weiter oben SELBST festgestellt hat ("nicht an naturwissenschaftliche Möglichkeiten gebunden") und c) *ERKLÄRT GAR NICHTS*, da, wie eben gerade festgestellt, ein Gott so schaffen könnte, "wie er es für richtig hält". Goddidit halt.]
Ich fasse mal zusammen:

Wirft Urknall mit Evolutionstheorie in einen Topf.
Wirft Abiogenese mit Evolutionstheorie in einen Topf.
Behauptet, Evolution verläuft zufällig.
Bezeichnet Kreationismus als "Theorie".
Und hat die o. g. alten Hüte angeführt.

Keine Ahnung, wovon er redet, der Mann.

Jedenfalls finde ich es doch sehr bedenklich, dass man jetzt auch schon in Deutschland unter offensichtlich jungen, nicht ungebildeten Menschen Kreationisten findet, die die altbekannten Lügen der amerikanischen Kreationisten nachplappern.

MfG,
JLT

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25 February 2007

Poof!


Ach, so war das also...

MfG,
JLT

via Pharyngula

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What?

Quelle

via Afarensis

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24 February 2007

Na klar, GenFood verursacht AIDS. Und Hüte aus Alufolie schützen vor Gedankenspionage durch Außerirdische

Es ist mal wieder so weit. AIDS wird nicht etwa durch den HI-Virus verursacht (den gibt's gar nicht), sondern durch Gen-Food. Kompletter Unsinn? Offensichtlich, aber das hält die üblichen Verdächtigen im Gott-Wissen-Forum (GWF) natürlich nicht davon ab, das zu glauben.

Todoroff: Schönes Glaubensbekenntnis, den ein Virus konnte bisher nicht gefunden werden - wie schade. Denn wenn es diesen ach so bösen Virus nicht gibt, der ein reiner Mutant ist, gelle, dann wären es ja die zahllosen (Umwelt-) Gifte, welche unser Immunsystem wegen Überbelastung zum Zusammenbruch bringen.
oder auch
Der HI Virus ist gefunden und isoliert Punkt.
Todoroff: Eine der vielen Lügen der FMF, weshalb sie ja alle HIV-Club-Mitglieder sind. Diese Lüge wird von der Pharma-Industrie bezahlt. Mal was anderes als immer bloß Lügen lesen, z.B. in Alternativ-Literatur.
Sicherlich ist es nicht schön was wir in die Umwelt entlassen, aber AIDS ruft es nicht hervor.
Todoroff: Tja, lesen bildet, gelle? Wissenschaftlich (experimentell) nachgewiesen: Ratten sind an Gen-Kartoffeln verreckt, Zusammenbruch des Immunsystems, und das nennt man AIDS.
Wir hatten ja auch schon die "Erklärung", dass es gar kein AIDS als solches gibt, sondern nur durch "widernatürliche Lebensweise" hervorgerufene Krankheiten.
Mileva: Hallo, ich habe eine Frage: Wieso kann man AIDS haben, OHNE mit dem HI-Virus infiziert zu sein?

Ich habe dafür eine Erklärung: Weil es kein AIDS gibt - aber durchaus widernatürliche Lebensweisen, die wiederum zu einer Fülle von Krankheiten führen können. Und tatsächlich: Schon Robert Gallo hatte 29 verschiedene Krankheitsarten unter dem Namen "AIDS" zusammengefasst und damit die Welt mit diesem Schwachsinn verhext, das HI-Virus könne 29 voneinander UNABHÄNGIGE Krankheiten, noch mal: DIE miteinander NICHTS zu tun haben, verursachen.
Und
Mileva: Es ging darum, dass man AIDS haben kann, obwohl man NICHT mit HI-Viren infiziert ist. Wie soll das gehen?

FAUCY, A.S. "CD4+ - T-lymphocytopenia without HIV infection - no lights, no camera, just facts" New England Journal of Medicine. HO, D.D. et al.: Idiopathic CD4+-T-lymphocytopenia - immunodeficiency wiothout evicende of HIV infektion [sic!]New England Journal of Medicine.

Es gibt noch weitere Quellen.
[Hervorhebung von mir]

Erstmal finde ich ja schön, dass die Leute noch nicht mal richtig von ihren AIDS-Denial-Seiten abtippen können. Und eine korrekte Literaturangabe kriegen sie natürlich auch nicht hin. Aber egal, die Artikel findet man trotzdem. Beide sind 1993 im New England Journal of Medicine erschienen und beschäftigen sich beide mit dem Auftreten von idiopathischer (unbekannten Ursprungs) CD4+ T-Lymphozytopenie (CD4+ T-Zell-Mangel).

Inhalt des Faucy-Artikels:

Das US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hat 1993 230.179 als AIDS diagnostizierte Krankheitsfälle untersucht. Die Patienten hatten bei mindestens zwei Gelegenheiten eine CD4+ (eine Untergruppe von Immunzellen) Zellzahl unter 300 Zellen pro Kubikmillimeter oder diese CD4+ Zellen machten weniger als 20 % aller T-Lymphozyten aus (der Mangel an CD4+ Immunzellen ist das Hauptmerkmal von AIDS und ist für die Immundefizienz verantwortlich; das HI-Virus befällt diese CD4+ Zellen, vermehrt sich in ihnen und die Freisetzung der neugebildeten Viruspartikel zerstört die Zelle). Nur 47 (0,02 %) der untersuchten 230.179 Patienten waren HIV-negativ. D.h. die anderen 230.000 waren positiv auf das HI-Virus getestet. [N Engl J Med. 1993 Feb 11;328(6):429-31].

Aus dem Abstract des Ho-Artikels (David Ho war übrigens einer der ersten, der einen Virus als Verursacher von AIDS im Verdacht hatte und war später einer derjenigen, der die anti-retrovirale Kombinationstherapie vorangetrieben hat):
Recently, patients have been described with profound CD4+ T-lymphocytopenia but without evident HIV infection, a condition now termed idiopathic CD4+ T-lymphocytopenia, and a national surveillance network has been set up to investigate such cases. [...]
The patients (10 men and 2 women) ranged in age from 30 to 69 years. Eight had risk factors for HIV infection. The clinical manifestations were heterogeneous: five patients had opportunistic infections, five had syndromes of unknown cause, and two had no symptoms. Two patients died from acute complications of their immunodeficiency. The patients' lowest CD4+ lymphocyte counts ranged from 3 to 308 per cubic millimeter (mean, 149). [...]
Our 12 patients with idiopathic CD4+ T-lymphocytopenia appear to be epidemiologically, clinically, and immunologically heterogeneous. It is unclear whether this syndrome is new, transmissible, or acquired. Many of the clinical and immunologic features are distinct from those found in AIDS, and our extensive virologic studies found no evidence of HIV infection. The cause of this condition remains unknown. [N Engl J Med. 1993 Feb 11;328(6):380-385]
Die oben versprochenen Quellen bringt Mileva dann tatsächlich auch später noch (nachdem jemand nachgefragt und sich darüber beschwert hat, dass der zitierte Artikel schon 13 Jahre alt ist).
Mileva: http://aids-info.net/micha/hiv/ai
ds/ohnehiv.htm Ich gebe Ihnen eine Quelle an und Sie haben etwas zu mekeln, das war ja klar.

G. Pantaleo et al. (Laboratory of Immunoregulation, National Institutes of Allergy and Infectious Diseases, National Institut of Health, Bethesda, USA): Nature 362, 355-362, Nature 362, 359-362 und Nature 362, 292-293. So, nun haben Sie schon mehrere Quellen für ein und dieselbe Sache.
Bei diesen Zitaten wird's dann richtig interessant. Lustigerweise sind die zitierten Artikel nämlich auch wieder von 1993. Dann haben wir wieder den üblichen Tippfehler. Aber am interessantesten ist natürlich immer, ob der Inhalt der zitierten Artikel die aufgestellte Behauptung (AIDS ohne HIV-Infektion) tatsächlich unterstützt. Da braucht man sich tatsächlich nur die Überschriften anschauen, um zu erkennen, dass dies nicht der Fall ist.

Pantaleo G et al., HIV infection is active and progressive in lymphoid tissue during the clinically latent stage of disease; Nature 362, 355 - 358

Embretson J et al., Massive covert infection of helper T lymphocytes and macrophages by HIV during the incubation period of AIDS; Nature 362, 359 - 362

Temin HM & Bolognesi DP, News and Views: Where has HIV been hiding?; Nature 362, 292 - 293 [Das ist ein Artikel, der auf die beiden anderen Artikel hinweist, kein eingenständiger Forschungsbericht; nicht frei verfügbar]

Gut, dass ich schon verbannt wurde.
Hier wird nun eine Liste aller Verbannten aufgeführt.
Der Grund dazu dient der einfachen Art den verbannten auch die Möglichkeit zu geben, mal zu erfahren aus welchem Grund sie verbannt wurden. Jeder andere Weg ist mir zu aufwendig.
biologe2: Betrug/Lüge/Hinterlist
Nach den Maßstäben, die im GWF angelegt werden, würde ich mich nur wieder der Hinterlist schuldig machen, wenn ich diese Zitaten-Schwindelei im Forum offenlegen würde...

Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen, auf den neuerlichen Unsinn zu antworten, natürlich nur im Freien Bereich, so dass der Link wahrscheinlich nicht lange aktiv bleibt. Nach dem üblichen Quatsch von Herrn T. bemerkt ein Gast dann folgendes (Ich tippe mal auf majstro oder Mileva als Autoren, aber ist eigentlich auch egal. Nennen wir ihn mal McClueless.):
McClueless: Genfood führt zu dem Zusammenbruch des Immunsystems, wie bewiesen. Es treten also dieselben Symptome auf, wie bei der "AIDS-Krankheit", bei der auch das Immunsystem geschwächt oder gar ganz zusammenbrechen soll.
Zur Widerlegund dieser absolut haltlosen Behauptung muss man sich eigentlich nur zwei Statistiken anschauen.

Statistik A: AIDS-Fälle in den USA von 1980 - 2000 (Grafik von mir, erstellt aus Daten des Global Health Atlas der WHO; übrigens eine sehr nützliche Datensammlung).


Statistik B: Zwei Drittel der Genpflanzen wachsen in den USA



1996, als gerade mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen angefangen wurde, war der Spitzenwert an AIDS-Neuerkrankungen in den USA schon überschritten. Während die Anbaufläche in den USA stetig vergrößert wurde, sinkt die Zahl der neuen AIDS-Fälle weiter ab. Das liegt sicherlich vor allem daran, dass Anfang der 1990er die anti-retrovirale Kombinationstherapie eingeführt wurde, aber wenn AIDS durch Gen-Food verursacht würde, sollte die ja soundso nicht helfen. Wie erklären sich die Leute DAS denn eigentlich? Muss ich doch gleich mal fragen...



Zum Schluss noch einige schöne Links zu Aluminiumhüten, einer sehr ausführlichen Bastelanleitung und weiteren nützlichen Informationen zu dem Thema.

Ich bin ziemlich sicher, dass der eine oder andere vom GWF da seeeeehr interessiert sein dürfte.

MfG,
JLT

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Unbelehrbar IDiotisch

Mir ist gerade aufgefallen, dass ich noch gar nichts zu Irreducible Complexity (IC) geschrieben habe, wie unverantwortlich von mir!

Was soll IC überhaupt sein? Michael Behe, ein Verfechter des Intelligent Design (ID), hat sich diese Bezeichnung ausgedacht. einer Meinung nach sind solche biologischen Systeme irreducibly complex, die aus mehreren, miteinander interagierenden Teilen bestehen, welche alle zur der Grundfunktion des Systems beitragen. Die Entfernung irgendeines der Teile führt zum Verlust der Funktionsfähigkeit. Behe behauptet, dass die Entstehung solcher Systeme nicht durch evolutionäre Mechanismen allein erklärt werden kann.
Michael Behe first used the term "irreducible complexity" in his 1996 book Darwin's Black Box, to refer to certain complex biochemical cellular systems. He posits that evolutionary mechanisms cannot explain the development of such "irreducibly complex" systems. [...] Intelligent design advocates argue that irreducibly complex systems must have been deliberately engineered by some form of intelligence.

[...]

Most intelligent design advocates accept that evolution occurs through mutation and natural selection at the "micro level", such as changing the relative frequency of various beak lengths in finches, but assert that it cannot account for irreducible complexity, because none of the parts of an irreducible system would be functional or advantageous until the entire system is in place.

Behe uses the mousetrap as an illustrative example of this concept. A mousetrap consists of several interacting pieces—the base, the catch, the spring, the hammer. Behe contends that all of these must be in place for the mousetrap to work, and that the removal of any one piece destroys the function of the mousetrap. Likewise, biological systems require multiple parts working together in order to function. Intelligent design advocates claim that natural selection could not create from scratch those systems for which science is currently not able to find a viable evolutionary pathway of successive, slight modifications, because the selectable function is only present when all parts are assembled. Behe's original examples of irreducibly complex mechanisms included the bacterial flagellum of E. coli, the blood clotting cascade, cilia, and the adaptive immune system.

Behe argues that organs and biological features which are irreducibly complex cannot be wholly explained by current models of evolution. He argues that:
An irreducibly complex system cannot be produced directly (that is, by continuously improving the initial function, which continues to work by the same mechanism) by slight, successive modifications of a precursor system, because any precursor to an irreducibly complex system that is missing a part is by definition nonfunctional.
Behe hat zur Illustration von IC-Systemen gerne das Bild einer Mausfalle verwand, die aus mehreren interagierenden Teilen bestehe und die nicht mehr funktionieren würde, wenn man nur ein einziges Teil entfernte. Selbst hier hat er sich geirrt.... (Link zu einer reducibly complex mousetrap inklusive der "Evolution" derselben).

Aber auch, was seine tatsächlichen biologischen IC-Systeme angeht, hat er nicht viel Glück. Eine kurze Widerlegung der "Unevolvierbarkeit" des Bakterien-Flagellums und der Blutgerinnungskaskade gibt's z. B. via The Panda's Thumb, mit vielen, vielen weiterführenden Links.

Die Strategie von ID-Verfechtern, wie man mit Forschungsartikeln umzugehen hat, die die mögliche oder tatsächliche Evolution von IC-Systemen aufzeigen, ist zu behaupten, dass die untersuchten Systeme gar nicht IC sind. Ein schönes Beispiel dazu findet sich hier (Discovery Institute). Der Artikel, um den es sich dreht, ist 'Evolution of Hormone-Receptor Complexity by Molecular Exploitation', Bridgham et al, Science (2006), Vol. 312(5770): 97-101. Viel besser als ich es zusammenfassen könnte, hat das Ian Musgrave hier getan:

In a magnificent paper, Bridgham, Carroll and Thornton (BCT, 4) have tackled the daunting task of reconstructing evolutionary pathways head on, reconstructing ancient proteins in the process. The article looks at one of Behes key examples, protein-binding sites for small molecules. The ability of proteins to bind small molecules is critical for organisms to function, because enzymes bind small molecules as part of metabolism, receptors proteins bind small hormone molecules to initiate cell signaling and many small molecules bind to a variety of proteins to modify their functions.

For example, in the Behe and Snoke paper (3), they examine the ability of the oxygen carrying protein haemoglobin to bind the organic phosphate molecule 2,3-diphosphoglycerate (DPG, which modifies the oxygen binding capacity of haemoglobin). The BCT paper looks at the binding site of the receptors for some steroid hormone receptors, those for mineralocorticoids (MR) and those for glucacorticoids (GR). Receptors are proteins whose amino acid chains fold in such a way as to produce a pocket where particular small molecules (hereafter called ligands) bind. These pockets can be incredibly selective, and the term "lock and key" is often used. The small molecule fits into the protein receptor like a key into a lock (this is an oversimplification, as the molecules are flexible, and are "floppy" keys and locks, and the electrostatic charge and lipid solubility of the molecule comes into play, but it helps visualization).

Now, modern tetrapods (amphibians, reptiles, birds and mammals) have separate receptors for the steroid hormones cortisol (GR, which modulates metabolism, inflammation and immunity) and aldosterone (MR, modulates salt balance amongst other things). Hagfish and Lampreys ("primitive" jawless fish with cartilaginous skeletons) have only one receptor, which is activated by both aldosterone and cortisol. Sharks and such have two receptors, both of which are activated by both aldosterone and cortisol. Finally, bony fish and tetrapods have two receptors, one which is activated by aldosterone, and one which is activated by cortisol. What were the molecular steps which brought this about?

BCT approach this in a very elegant way. Using phylogenetic analysis of the existing sequences of GR and MR receptors they were able to reconstruct the sequence of the receptor ancestral to the GR and MR. They expressed this reconstructed gene in cells, and tested the sensitivity to aldosterone and cortisol. The ancestral receptor responded to both aldosterone and cortisol. By a combination of phylogenetic analysis and mutagenesis they isolated two mutations that converted the ancestral receptor into a GR (serine to proline at position 106 in the chain, and lysine to glutamine at position 111). By studying their properties, and comparing them to MR and GR receptors from hagfish, sharks, bony fish and tetrapods, they determined that the seriene to proline mutation came first, followed by the lysine to glutamate.

Rezeptor-Ligand-Bindungen sind nach Behes eigener Definition IC. Ein Rezeptor ohne einen passenden Liganden ist nutzlos, ebenso ein Ligand, der an nichts bindet. Beide zusammen haben eine biologische Funktion, die Übertragung eines Signals. Wie ich in dem obigen Zitat schon hervorgehoben habe, bezeichnet Behe selbst die Bindung von DPG an Hämoglobin als IC und auch im Dover-Gerichtsverfahren hat Behe so argumentiert:
"So the point is that those little colored squares [amino acids] are enormously complex in themselves, and further the ability to get them to bind specifically to their correct partners also requires much more additional information. It is not a single step phenomenon. You have to have the surfaces of two proteins to match."
So, also ist die Rezeptor-Ligand-Bindung im allgemeinen und die Bindung von Aldosteron an MR bzw. von Cortisol an GR im speziellen auch IC.

Das Discovery Institute sagt nun plötzlich, dass diese Bindung *nicht* IC sei (ne, eben, wurde ja gezeigt, wie es sich entwickelt hat...).
What is the irreducibly complex system that Bridgham et al. wish to explain? In particular,

(a) What is the system's function?
(b) What are the system's "several well-matched, interacting parts?"
(c) What happens when one of those parts is removed?

A logical point: since irreducible complexity [IC] as a biological phenomenon is defined by criteria a, b, and c, any claim to have demonstrated the stepwise (Darwinian) pathway to an IC system must begin by describing that system in terms of (a) its function, (b) its parts list, and (c) the consequences when one of the parts is removed. [Hervorhebung aus dem Original]
Die Funktion des Systems ist die Signalübertragung, die Teile sind Ligand und Rezeptor, und wenn eins von beiden fehlt, dann findet keine Signalübertragung statt. Würde ich jedenfalls sagen. Das DI sagt natürlich was ganz anderes. Es behauptet nun plötzlich, dass eine Rezeptor-Liganden-Bindung alleine noch gar keine biologische Funktion habe, die gäbe es erst zusammen mit der gesamten Kaskade.
Indeed, given that natural selection favors only functionally advantageous variations, Behe has made clear that “function” in a biological context necessarily means a selectable functional advantage, for an obvious reason: a system of well-matched parts that performs a function can’t lose that function unless it possesses one to begin with. Unfortunately, these receptor-ligand pairs do not meet Behe’s definition of irreducible complexity for an equally obvious reason: receptor-ligand pairs do not by themselves confer any selective functional advantage. [Hervorhebung in grau aus dem Original]
D'oh!

Um mal bei dem Schlüssel-Schloss-Bild für Rezeptor-Ligand-Bindungen zu bleiben, sie sagen also nicht mehr, ein Schloss macht ohne passenden Schlüssel keinen Sinn, sondern jetzt sagen sie, selbst ein Schloss mit passendem Schlüssel macht nur Sinn, wenn es in einer Tür steckt. Klar, und auch diese Tür macht natürlich nur Sinn, wenn sie a) ein Außen von einem Innen trennt, b) Innen etwas Wertvolles ist, das c) jemand von Außen sonst klauen würde.

Diese Leute sind ja so *clever*!
Indeed, in Bridgham et al.’s scenario, the function undergoing natural selection is not simply MR-aldosterone binding, but electrolyte homeostasis, the complex physiological regulation of essential cellular ions such as potassium or calcium. The novel receptor MR evolved, they write, “because it allowed electrolyte homeostasis to be controlled” (p. 100).

Natural selection is acting, therefore, not on MR-aldosterone binding alone. Indeed, it cannot, because unspecified binding confers no functional advantage.
But that is what Bridgham et al. do not seem to understand. They think they are explaining the origin of a single receptor-ligand pair, the mineralocorticoid receptor (MR) protein and the steroid hormone aldosterone. But that is biological nonsense. It is nonsense, moreover, strictly on the grounds of evolutionary theory itself.

Let’s suppose the newly-evolved cellular receptor, MR, interacts with a hormone ligand, aldosterone.
This is a novel relationship. Now, will natural selection preserve it?

Who knows? Without more information -- that is, without more details about the cellular or organismal effect of that novel binding -- the bare function “aldosterone binds to MR” is biologically vacuous. [Hervorhebungen in grau aus dem Original]

Was die DI-Leute hier offenbar nicht verstehen, ist, dass die MR-Aldosteron-Bindung die REGULATION des Elektrolythaushalts ermöglicht (Funktion von Aldosteron). Es ist ja nicht so, dass es vorher keine Na+/K+-Pumpen gab, natürlich gab es die schon. Die neue Funktion ist die REGULIERBARKEIT, d. h. in Antwort auf bestimmte Stimuli (wie zu niedriger Na+-Gehalt im Blut) wird Aldosteron produziert, das dann an den MR bindet und damit die Salzrückgewinnung startet. Das ist doch ein enormer Vorteil gegenüber einer unregulieren oder unspezifisch regulierten Salzresorption!
Die DI-Leute halten es offenbar für ein Superargument zu sagen, dass eine Regulierung ohne etwas, dass reguliert wird, keinen Sinn macht und daher keinen selektiven Vorteile böte - das bestreitet auch keiner. Nur WIRD ja etwas reguliert. Und diese Regulierung HAT einen selektiven Vorteil gegenüber keiner Regulierung.

Zur Evolution von Signalkaskaden gibt es übrigens einen sehr interessanten Artikel, 'Evolution of complexity in signaling pathways', Soyer & Bonhoeffer, PNAS (2006), Vol. 103(44): 16337-16342 (open access).

Die Autoren stellen folgende Hypothese auf:
Here, we formulate a similar hypothesis to explain the emergence of complexity in biological pathways: Pathways have an intrinsic tendency to become more complex that results from imbalanced effects of mutational events on pathway response. In other words, mutations resulting in the addition of new interactions or proteins to a given pathway have less deleterious effects on its response than mutations that result in loss of interactions or proteins. If such an imbalance exists, it would drive pathways to become larger and more complex in time.
To test this hypothesis, we analyze evolution of pathways by using mathematical models and computer simulations. Starting with a population of small pathways, we let pathways replicate with various mutations affecting their structure.
Und sie kommen zu dem Schluss:
To summarize, the key finding of the presented study is that there is an imbalance between the effects of size-decreasing and -increasing mutations on pathway response, the amount of which is related to pathway size and the selection criterion. It is important to note that the ability of such imbalance to produce complexity will depend on the cost of maintaining additional proteins in the pathway and the assumptions regarding the frequency of size-increasing and -decreasing mutations.

[...]

These findings have implications for our understanding of the evolution of new features. For example, in simulating the evolution of a random population of three-protein pathways under selection for responding to a given signal, we reach a structurally diverse population with an average pathway size of ~14 proteins [ausgehend von drei Proteinen]. Given the exponential relation between pathway size and available pathway topologies, it is plausible to assume that such growth would facilitate the emergence of pathways with various response dynamics that would not have been possible with three proteins only. If such pathways achieve new functions or high-fitness solutions under the current selection criterion, they would be strongly selected. Hence, even though complexity can emerge neutrally, once it results in evolutionary favorable pathways, it may be maintained subsequently by selection.
Alles sehr überzeugend, wie ich finde.

MfG,

JLT

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23 February 2007

Orchideen-Sex: Nicht so häufig, dafür besser.

He's a loner and, truth be told, he's never been with a lady before. She's an experienced siren with an irresistible scent. Lightning quick, he zigzags close, strokes her hair and mounts her. But it is only as he engages in a few confused attempts at copulation that the truth dawns: his chosen is not a lady after all. She's a flower.

So goes the tale of the male solitary bee (Andrena nigroaenea) and his seducer, the green and dainty early spider orchid (Ophrys sphegodes). These orchids bloom in the spring, when female bees are still in their nests and the males are young, inexperienced, and likely to encounter an orchid before they find a real mate. During his attempts to mate with the elaborate flower, the bee may pick up a large packet of sticky pollen on his head, ready to deliver to another plant. That's a boon to the orchid; the bee, on the other hand, gets nothing but hot and bothered.
Die meisten Pflanzen, die durch Insekten bestäubt werden, "bezahlen" diese mit Nektar. Auch zwei Drittel der etwa 30.000 Orchideen-Arten belohnen ihre Bestäuber. Der große Rest ahmt das Aussehen anderer, Nektar breitstellender Arten nach. Aber etwa 400 Arten haben sich auf eine andere Anlock-Strategie verlegt: Sie locken mit dem Versprechen von Sex. Dazu produzieren sie einen Duft, der dem weiblichen Sex-Pheromon der bestäubenden Art sehr ähnlich ist.

Warum ist dieser Aufwand gerechtfertigt, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Bestäubungsrate und damit auch die Fruchtbildung bei nicht-belohnenden Pflanzen nur etwa halb so hoch ist wie bei Nektar als Belohnung bereitstellenden Pflanzen (wobei man nicht vergessen darf, dass Nektar ein High-energy drink ist, dessen Produktion die Pflanze natürlich auch etwas kostet)? Lohnt sich der "Betrug" etwa auf andere Weise?

Offenbar schon.
But deception may be worthwhile because it prevents inbreeding and so boosts the quality, rather than quantity, of seeds. Deceived pollinators are more likely to go off in a huff after realizing they've been tricked: they'll take their package of pollen and fly to a more distant patch of flowers, reducing the chance of landing on a close relative of the original plant. "To be deceptive means that the orchids have less sex, but the sex is better because it's not with a close relative," says Salvatore Cozzolino, an evolutionary biologist at the University of Naples in Italy.
Und wie haben Orchideen es angestellt, diesen Sexcocktail zusammenzurühren?
Offenbar, in dem Bestandteile der Wachsschicht, die ihre Oberfläche schützt (und bei vielen Pflanzen vorkommt), durch graduelle Anpassungen den Pheromonen immer ähnlicher wurden.
The finding also revealed how sexual deception could have evolved in this species by gradual modification of systems the plant was already using to make its own compounds. Each tweak in the ratio of compounds that increased pollinator visitation would have given the orchid a reproductive advantage.
Bleibt noch die Frage, warum die Insekten da mitspielen. Die sollten doch einen Vorteil davon haben, wenn sie die betrügerischen Blumen entarnen und folglich meiden könnten. Warum hat sich diese Fähigkeit nicht evolutiv durchgesetzt?
But evolutionary biologists now know that young insects gain more by enthusiastic but indiscriminate mating than they would by being more choosy. Females are often in short supply and there is intense competition among males to find a mate — so it is better for males to try and fail than not to try at all. "The males aren't too picky," Peakall says, "Their strategy is 'Hey, I will go for anything that looks like a female because I can't afford not to'."
Heh heh heh. Ich spare mir mal den naheliegenden Kommentar.

MfG,

JLT

Quelle: Nature 445, 816-817 (22 February 2007)

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Joachim Bublath goes America

Joachim Bublath goes America...

;-)

JLT

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22 February 2007

Conservapedia, das Wikipedia für geistig Arme

Wer ab und an bei den ScienceBlogs von Seed vorbeischaut, hat möglicherweise schon den einen oder anderen Artikel zu Conservapedia gefunden, laut ihrer eigenen Angaben:
A conservative encyclopedia you can trust.
Conservapedia has over 3,400 educational, clean and concise entries on historical, scientific, legal, and economic topics, as well as more than 350 lectures and term lists. [...]
Conservapedia is a much-needed alternative to Wikipedia, which is increasingly anti-Christian and anti-American.
Ich wollte eigentlich gar nichts weiter zu dem Thema schreiben, da beispielsweise die ScienceBlogs schon umfassend beschreiben, was von Conservapedia zu halten ist, nämlich gar nichts - es sei denn, man liest die Einträge als Parodien auf "echte" enzyklopädische Einträge und lässt sich davon erheitern. Oder findet etwas so Nettes wie den Eintrag zu "Earth":
Mostly harmless.
Da wird einem Douglas Adams Fan doch warm ums Herz. Einen sehr erheiternden Blog-Eintrag möchte ich noch hervorheben, den von Jon Swift. Wunderschön!

Aber dann habe ich dieses gefunden, den Eintrag zu "Germany":
A country in central Europe that was blamed for both Wolrd [sic] Wars and claimed to be the dominate [sic] race of mankind.
Das ist der gesamte Eintrag, plus eine Karte von Deutschland aus dem Lonely Planet. Da ich mal annehme, dass englischsprachige Blog-Autoren vielleicht eher nicht über die Germany-Definition stolpern werden, erwähne ich das mal. Ist auch ein schönes Beispiel für die Qualität der ganzen Geschichte. Und immerhin haben wir nicht das Pech, dass Germany gleichzeitig auch der Name eines Vogels ist, wie bei "Turkey" der Fall:

Turkey is a kind of bird. Benjamin Franklin thourght that the turkey should be the national bird of America, but really the national bird is the bald eagle. Turkey is a traditional thanksgiving food. It is usually stuffed. (Some vegetarians do not eat turkey at Thanksiving.)

Turkey is also a country in Europe. It was recently part of the European Union, even though they are Muslims mostly.

Jetzt kann ich doch nicht wiederstehen und poste auch noch dieses Häppchen (World History Lecture):
Galileo (1564-1642) was a contemporary of Kepler who lived in Catholic Italy. Galileo was not as bright as Kepler or Copernicus, and was a bit of an entertaining showman who made a lively party guest. He taught geometry to medical students so that they could use astronomy and astrology in the practice of medicine. Galileo’s primary scientific contribution was his improvement on the telescope in order to view celestial bodies.

[...]

Then there was Sir Isaac Newton, who after Jesus Christ was perhaps the most influential man who ever lived. If Newton were alive today, then he would be described as a Christian fundamentalist.
Na, damit ist das ja auch geklärt.

MfG,

JLT

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Vorausschauende Vögel

Wer hätte das gedacht. Vögel planen ihr Frühstück schon am Abend vorher. Kommt bei mir so gut wie nie vor, es sei denn es zählt auch, wenn man versucht, immer Milch für den Frühstückskaffee im Haus zu haben.
They might not pay into savings accounts or keep diaries, but western scrub-jays (Aphelocoma californica) can anticipate and plan for the future, research published in Nature this week shows.

What the birds do in the evening depends on how they might feel the next morning. They can anticipate, for example, how much food, and of what type, will be available in different locations, and store away the right amount, in the right place, for breakfast.

[...]

The birds were put in cages that were divided into three parts. In the evening they were kept in the middle section, and fed powdered pine nuts that they couldn't store. In the morning, they were kept either in the 'breakfast room', where they were given food, or went hungry in the 'no-breakfast room'.

After getting used to this set-up, the jays were given whole pine nuts in the evening, which they could bury in trays of sand. The jays put three times as many in the no-breakfast room than in the breakfast room, so that they wouldn't go hungry in the morning.
In einem anderen Experiment haben sie in den beiden "Frühstücksräume" unterschiedliche Futtersorten bereitgestellt, woraufhin die Scrub-jays (Westlicher Buschhäher) am Abend vorher ihr Futter so verteilt haben, dass sie am nächsten Morgen auf jeden Fall beide Sorten hatten. Auch noch wählerisch. Und nicht nur das:
Jays also seem to be able to imagine others' mental states. In 2001, Clayton's group showed that jays that have stolen food from others are more careful about hiding their own food. We shouldn't assume, says Clayton, that such mental skills will be confined to our close relatives, such as chimpanzees.
Ganz schön clever.
Others agree that the cognitive abilities of birds may be under-rated. "It's not a surprise to me," says Thomas Zentall of the University of Kentucky in Lexington, who studies cognition in animals. "There's been a bias against birds because they have small brains."
Ok, mag sein, dass das tatsächlich nur ein Vorurteil ist, aber um ich von meiner Überzeugung abzubringen, dass Tauben wirklich dämliche Vögel sind, reicht eine einzige Untersuchung einfach nicht aus...

MfG,

JLT

Quelle: news@nature
Artikel: Planning for the future by western scrub-jays; C. R. Raby, D. M. Alexis, A. Dickinson and N. S. Clayton, Nature 445, 919-921 (22 February 2007)

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21 February 2007

Ein Bio-Lehrer mit echt komplexen Problemen

Bisher habe ich immer gedacht, dass Kreationismus oder ID in Deutschland eher von Leuten geglaubt wird, die nicht in den "Genuß" einer höheren Schulbildung gekommen sind. Zwar kann ich mich nicht wirklich daran erinnern, wie ausführlich Evolution/Evolutionstheorie während meiner Schulzeit behandelt wurde, aber die Grundbegriffe waren es jedenfalls. Mit Sicherheit gab es keine Diskussionen darüber, wo denn *Gott* in der ganzen Geschichte blieb. Irgendwie hatte ich deshalb angenommen, dass es erst recht keine Biologie-Lehrer gibt - immerhin haben die so ein bisschen Bio studiert - die tatsächlich an der Evolutionstheorie zweifeln.

Wie man sich doch irren kann.

Durch Zufall bin ich auf diesen Blog eines Biologie-, Chemie- und Erziehungskunde-Lehrers (in der Nähe von München) gestoßen.
Laut dem oben zitierten Interview [erschienen in der Süddeutschen Zeitung] glaubte Darvin [sic] wohl an einen Schöpfer, der Regeln für den weiteren Verlauf der Entwicklung festgelegt hat, nach denen sich seit der Schöpfung das Leben abspielt und verändert. Diese Ansicht ist für mich viel eher nachvollziehbar als reiner Kreationismus, der die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse leugnet, aber auch besser nachvollziehbar als reine Naturwissenschaft ohne Gott, die viele komplexe Probleme nicht zu erklären vermag.
Ich bin echt erschüttert.

Erstens mal: Darwin glaubte *nicht* an einen "Schöpfer, der die Regeln für den weiteren Verlauf der Entwicklung festgelegt hat". Ich gebe zu, dass es einen Abschnitt in dem Interview gibt (der Titel des Interview ist übrigens "Darwin hat sich um Religion nicht gekümmert"), der so ähnlich klingt:
van Wyhe: Zu Darwins Zeit war die Vorstellung, es habe nur eine Schöpfung gegeben, unter Wissenschaftlern schon lächerlich. Dabei waren diese Leute alle ernsthafte Christen, die glaubten, Gott habe die Welt erschaffen – aber mehrmals geändert. Das spiegelte die Fossiliengeschichte für sie wieder.

sueddeutsche.de: Darwin sah das als erster anders?

van Wyhe: Darwin hat diese Vorstellung nur etwas verändert. Was aussah wie viele neue Schöpfungen war für ihn ein einziger, langer Prozess, bei dem sich aus einer Art neue Arten entwickelten.

sueddeutsche.de: War Darwin selbst Christ?

van Wyhe: Zuerst ja. Aber er hat seine Religion allmählich aufgegeben und am Ende seines Lebens vielleicht sogar den Glauben an einen Gott überhaupt verloren. Aber zu der Zeit, als er „Die Entstehung der Arten“ geschrieben hat, war er fest davon überzeugt, es gebe einen Schöpfer. Einen Gott, der über Naturgesetzte Ordnung in die Welt gebracht hatte.

sueddeutsche.de: Er glaubte also nicht an einen Gott, der immer wieder regelnd eingreift, sondern an einen Schöpfer, der anfänglich die Regeln festgelegt hat, nach denen das Leben auf der Erde sich abspielt?

van Wyhe: Genau. Ihm war es unwahrscheinlich vorgekommen, dass eine so komplizierte und regelhafte Welt ganz ohne Schöpfer sein könnte. Übrigens zeigt unser Projekt, dass Darwin überhaupt eine interessante Persönlichkeit war, und nicht nur dieser alte Bursche mit dem langen Bart, der die Evolutionstheorie aufgestellt hat. Er war auch Geologe, Paläontologe, Botaniker. Ein erstaunlicher Mann.
Man beachte, dass der Historiker selbst (van Wyhe, hat alle Arbeiten Darwins ins Internet gestellt: hier) sagt, Darwin habe anfänglich geglaubt, dass es einen "Gott, der über Naturgesetzte Ordnung in die Welt gebracht hatte" gäbe. Darwin selbst formuliert es so:
Another source of conviction in the existence of God, connected with the reason and not with the feelings, impresses me as having much more weight. This follows from the extreme difficulty or rather impossibility of conceiving this immense and wonderful universe, including man with his capacity of looking far backwards and far into futurity, as the result of blind chance or necessity. When thus reflecting I feel compelled to look to a First Cause having an intelligent mind in some degree analogous to that of man; and I deserve to be called a Theist.

This conclusion was strong in my mind about the time, as far as I can remember, when I wrote the Origin of Species; and it is since that time that it has very gradually with many fluctuations become weaker. But then arises the doubt—can the mind of man, which has, as I fully believe, been developed from a mind as low as that possessed by the lowest animal, be trusted when it draws such grand conclusions? May not these be the result of the connection between cause and effect which strikes us as a necessary one, but probably depends merely on inherited experience? Nor must we overlook the probability of the constant inculcation in a belief in God on the minds of children producing so strong and perhaps an inherited effect on their brains not yet fully developed, that it would be as difficult for them to throw off their belief in God, as for a monkey to throw off its instinctive fear and hatred of a snake.
Er spricht von einem "First cause", nicht etwa von einem Schöpfer. Keine Spur von dem "persönlichen", antropomorphen Gott der Bibel. Das er selbst diese Überzeugung von einem intelligenten "First cause" anzweifelt, wir ja schon in dem ersten Zitat deutlich. Noch klarer wird seine Einstellung hier:
That there is much suffering in the world no one disputes. Some have attempted to explain this in reference to man by imagining that it serves for his moral improvement. But the number of men in the world is as nothing compared with that of all other sentient beings, and these often suffer greatly without any moral improvement. A being so powerful and so full of knowledge as a God who could create the universe, is to our finite minds omnipotent and omniscient, and it revolts our understanding to suppose that his benevolence is not unbounded, for what advantage can there be in the sufferings of millions of the lower animals throughout almost endless time? This very old argument from the existence of suffering against the existence of an intelligent first cause seems to me a strong one; whereas, as just remarked, the presence of much suffering agrees well with the view that all organic beings have been developed through variation and natural selection.

At the present day the most usual argument for the existence of an intelligent God is drawn from the deep inward conviction and feelings which are experienced by most persons. But it cannot be doubted that Hindoos, Mahomadans and others might argue in the same manner and with equal force in favour of the existence of one God, or of many Gods, or as with the Buddists of no God. There are also many barbarian tribes who cannot be said with any truth to believe in what we call God: they believe indeed in spirits or ghosts, and it can be explained, as Tyler and Herbert Spencer have shown, how such a belief would be likely to arise.

Formerly I was led by feelings such as those just referred to, (although I do not think that the religious sentiment was ever strongly developed in me), to the firm conviction of the existence of God, and of the immortality of the soul. In my Journal I wrote that whilst standing in the midst of the grandeur of a Brazilian forest, 'it is not possible to give an adequate idea of the higher feelings of wonder, admiration, and devotion which fill and elevate the mind.' I well remember my conviction that there is more in man than the mere breath of his body. But now the grandest scenes would not cause any such convictions and feelings to rise in my mind. It may be truly said that I am like a man who has become colour-blind, and the universal belief by men of the existence of redness makes my present loss of perception of not the least value as evidence. This argument would be a valid one if all men of all races had the same inward conviction of the existence of one God; but we know that this is very far from being the case. Therefore I cannot see that such inward convictions and feelings are of any weight as evidence of what really exists. The state of mind which grand scenes formerly excited in me, and which was intimately connected with a belief in God, did not essentially differ from that which is often called the sense of sublimity; and however difficult it may be to explain the genesis of this sense, it can hardly be advanced as an argument for the existence of God, any more than the powerful though vague and similar feelings excited by music.

Was mich aber wirklich an dem Geschreibsel dieses Lehrers aufgeregt hat, ist das "reine Naturwissenschaft ohne Gott, die viele komplexe Probleme nicht zu erklären vermag."

Bitte was? Welche "komplexen Probleme" denn bitte? Und überhaupt: (noch) keine Erklärung gefunden, darum Gott? Das klassische God-of-the-gaps-Argument, oder was?!

Wie kann ein Bio-Lehrer, ein gottverdammter BIO-LEHRER so was in seinen Blog schreiben? Mal ganz abgesehen davon, dass ein Gott, dessen Eingreifen "komplexe Probleme" erklärbar macht, auch weit von einer Einstellung, wie er sie Darwin unterschiebt (Schöpfung, mit der Gott die "Regeln" festlegt und ab da läuft alles von alleine ab) entfernt ist. Selbst mit dieser Überzeugung kann man nicht einen Gott oder sonst ein(e) übernatürliche Macht/Wunder/rosafarbenes Einhorn zur Lösung von "Problemen" heranziehen, die man (oder eher ER) sich sonst nicht erklären kann.

Jetzt bin ich depremiert.

MfG, JLT

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19 February 2007

Basic concepts in science: A list

John Wilkins von Evolving Thoughts unterhält eine Linkliste zu Blogartikeln, die sich mit der Definition, Erläuterung und Diskussion einiger zentraler Begriffe aus Biologie, Physik, Medizin, Mathematik, Philosophie (Wissenschaftsbezogen), Logik und Computerwissenschaften beschäftigen.

Die Artikel, die ich gelesen habe, sind durchweg gut, einige sind meiner Meinung nach brilliant. Hervorheben möchte ich aber erstmal nur einen, "What is evolution" von Larry Morgan (Sandwalk). Viele, inklusive mir selbst, vermischen manchmal Evolution und Evolutionstheorie, oder wie es Larry Morgan schreibt, "we confuse evolution as a process with evolution as a history of life". Das selbe meinte Gould, als er schrieb:
Well, evolution is a theory. It is also a fact. And facts and theories are different things, not rungs in a hierarchy of increasing certainty. Facts are the world's data. Theories are structures of ideas that explain and interpret facts. Facts do not go away while scientists debate rival theories for explaining them. Einstein's theory of gravitation replaced Newton's, but apples did not suspend themselves in mid-air pending the outcome. And human beings evolved from apelike ancestors whether they did so by Darwin's proposed mechanism or by some other, yet to be discovered. [...] Evolutionists make no claim for perpetual truth, though creationists often do (and then attack us for a style of argument that they themselves favor). In science, “fact” can only mean “confirmed to such a degree that it would be perverse to withhold provisional assent.” I suppose that apples might start to rise tomorrow, but the possibility does not merit equal time in physics classrooms.
Quelle: "Evolution as Fact and Theory", pp. 254–55 (originally appeared in Discover Magazine, 1981-05)

Es ist wichtig, sich darüber klar zu sein, dass die Evolutionstheorie nur versucht, die bekannten Fakten zu erklären. Diese Fakten würden auch dann nicht verschwinden, stellte sich die Evolutionstheorie als falsch heraus. Darum ist die (Kurz-)Definition von Evolution (als beobachtbare Tatsache)

Evolution is a process that results in heritable changes in a population spread over many generations.

eine andere als eine kurze Zusammenfassung der Evolutionstheorie, wie etwa

Random mutation + natural selection.

Der Larry-Morgan-Artikel macht das sehr deutlich.

MfG,

JLT

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18 February 2007

Scheiss-Kreuzfahrt

Man beachte die Giraffe...

MfG,

JLT

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15 February 2007

Impfung gegen HIV möglich?

Viren sind schon ein gemeines Volk und das HI-Virus erst recht. Aber jetzt gibt es möglicherweise Hoffnung auf einen Impfstoff.

The AIDS virus evades the immune system because most of the proteins that cover the surface of the virus constantly change their structure [das HI-Virus hat eine hohe Mutationsrate]. But researchers have now identified a site that doesn't change, and shown how an antibody can bind to it. If the body could be stimulated to produce its own copies of this antibody before infection, then in theory, it would allow it to attack the otherwise elusive virus and prevent infection.

[...]

The discovery hinges on an HIV protein called gp120 [ein Bestandteil der Virushülle]. During infection, gp120 latches onto a protein found in the human immune system called CD4 [ein Oberflächenmarker von bestimmten T-Zellen, die das Virus befällt und in denen das Virus vermehrt wird]. Because this is an essential step in the virus's replication cycle, a key site within gp120 retains its conformation, unlike other HIV surface proteins.
Quelle: news@nature (möglicherweise nicht frei verfügbar; Anmerkungen in eckigen Klammern von mir)

Antikörper werden von B-Zellen produziert. Ein Antikörper ist jeweils spezifisch für ein ganz bestimmtes Epitop (einen Teilbereich eines Proteins) und bindet nur dies. Viruspartikel können durch gebundene Antikörper inaktiviert werden (d.h. sie können keine neuen Zellen mehr befallen) und zudem markiert sie der gebundene Antikörper für die Aufnahme durch Makrophagen ("Fresszellen"), wodurch das Virus zerstört wird.

Es ist schon länger bekannt, dass der Teil von gp120, der spezifisch an CD4 bindet, nicht so variabel ist wie andere Bestandteile der Virushülle (da das Virus die Zelle nur infizieren kann, wenn es eine "Andockstelle" hat und daher die Bindungsstelle durch Selektion stabilisiert wird). Bisher wurde aber angenommen, dass dieser Bereich von gp120 bis kurz vor der Infektion einer Zelle in einer Einfaltung des Proteins verborgen ("maskiert") ist, so dass ein möglicher Antikörper nicht binden kann.

In der aktuellen Ausgabe (15.02.07) von Nature beschreiben Kwong und Kollegen nun einen Antikörper (b12), der trotzdem an den invariablen Bereich von gp120 binden und damit potentiell das Virus neutralisieren kann (Zhou et al., Structural definition of a conserved neutralization epitope on HIV-1 gp120, Nature 445, 732-737).

Abstract:
The remarkable diversity, glycosylation and conformational flexibility of the human immunodeficiency virus type 1 (HIV-1) envelope (Env), including substantial rearrangement of the gp120 glycoprotein upon binding the CD4 receptor, allow it to evade antibody-mediated neutralization. Despite this complexity, the HIV-1 Env must retain conserved determinants that mediate CD4 binding. To evaluate how these determinants might provide opportunities for antibody recognition, we created variants of gp120 stabilized in the CD4-bound state, assessed binding of CD4 and of receptor-binding-site antibodies, and determined the structure at 2.3 Å resolution of the broadly neutralizing antibody b12 in complex with gp120. b12 binds to a conformationally invariant surface that overlaps a distinct subset of the CD4-binding site. This surface is involved in the metastable attachment of CD4, before the gp120 rearrangement required for stable engagement. A site of vulnerability, related to a functional requirement for efficient association with CD4, can therefore be targeted by antibody to neutralize HIV-1. Quelle

Abb. 4: Structural definition of a conformationally invariant, antibody-accessible portion of the CD4-binding site.

The b12- and CD4-bound conformations of gp120 are shown in ribbon representation, after superposition of outer domains (red). A semitransparent molecular surface shows the contact surfaces of b12 (green) and CD4 (yellow). Subsets of these surfaces, corresponding to regions of conformational flexibility (for example, of the inner domain (grey) or bridging sheet (blue)), are delineated, as are regions of b12 contact outside of the conserved CD4-binding site. As can be seen, functional analysis serves to transcend the particulars of b12 binding, whereas antibody defines accessibility. Although we have formally shown only the b12 contact surface to be accessible in the context of a functional viral spike, the highly effective neutralization of D1D2-Igalphatp and the kinetics of its association with both core and OD1 variants of gp120 suggest that the CD4-binding surface on the outer domain is accessible.
Es ist schon gezeigt worden, dass der b12-Antikörper Affen vor einer Infektion mit dem HIV-verwandten SIV (simian immunodeficiency virus) schützen kann. Nun muss eine Möglichkeit gefunden werden, wie der menschliche Körper zur Produktion von b12- oder anderen Antikörpern, die an den identifizierten invariablen Bereich binden, angeregt werden kann.
A vaccine could do this in several ways, says Kwong. It could be a protein or a string of DNA that gives the body information on how to produce b12. Or a part of the HIV gp120 protein could be used to stimulate the body to raise antibodies against it.

Some people infected with HIV have developed similar antibodies. But because they have already been exposed to the virus, it is too late to prevent permanent infection. So, such a vaccine would work only if given before infection.

The question, says Kwong, is whether a drug can be developed that stimulates antibody production in someone who has never encountered the virus. The researchers now plan animal tests to see whether high levels of the antibody can be achieved. Quelle: news@nature
Es ist mit Sicherheit zu früh, in Begeisterungsstürme auszubrechen, aber dies ist ein erster Hoffnungsschimmer.

MfG,

JLT

P.S.: Und noch ein Link zu dem Thema.

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