27 November 2006

Intelligent Design? Ehrlich?

Ich gebe zu, diesen Eintrag mache ich nur, damit ich Gelegenheit habe, untenstehendes Bild zu posten.

Ich könnte natürlich auch warten, bis ich Lust habe, die IDiotie wieder mal auf's Korn zu nehmen.
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Nein.



MfG
JTL

Quelle (Red State Rabble)

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Panda-Porno, Katzen-Kamasutra, Elefanten-Erotik

Zugegeben, Katzen-Kamasutra und Elefanten-Erotik gibt es (meines Wissens) nicht.

Aber Panda-Pornos schon. Und alles für einen guten Zweck!

CHIANG MAI, Thailand - After years of painstaking research, scientists say they have unleashed a baby boom among one of the world’s most beloved but endangered animals, China’s giant panda.

A bit of panda porn has helped too, they say.
Tja, die Panda-Männer in Gefangenschaft haben offenbar nie gelernt wie's geht. Und brauchen Nachhilfe. Der Erfolg gibt den Wissenschaftlern Recht.
The result, by his count [in China, wo dieser revolutionäre Ansatz entwickelt wurde]: In the first 10 months of this year 31 cubs were born in captivity in China, of which 28 survived. That’s up from 12 births in 2005 and just nine in 2000. Of this year’s births, 14 came through natural breeding, while artificial insemination or a combination of the two produced the rest.

No cubs were born among the roughly 20 pandas outside China, [...]
Jetzt wollen auch andere Zoos auf diese Methode des Sexualkunde-Unterrichts setzen. Den Pandas bleibt immerhin erspart, selbst im Trenchcoat mit Sonnenbrille in die "Schmuddelecke" der nächstgelegenen Videothek zu gehen... wobei noch nicht ganz geklärt ist, ob Pandas tatsächlich Voyeure sind oder ihnen Zuhören reicht.
Opinions differ on the visuals, but Zhang [ein führender Panda (Porno) Experte] and Prasertsak [Direktor eines thailändischen Zoos, der die PPs schon in der Schublade hat] agree on the sound track. “It’s the sounds of breeding that stimulate them,” Zhang said. “Pandas are just like human beings. They understand everything.”
"They understand everything".

Dazu sage ich jetzt mal nichts.

MfG
JTL

Quelle

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There are three kinds of lies - lies, damned lies, and statistics

Alles doch nicht so schlimm - 66 % aller Europäer erkennen, dass die Aussage "Die Sonne dreht sich um die Erde" falsch ist...

?

Nein, in Wirklichkeit bin ich erschüttert. 29 %, 29 % glauben, die Sonne drehe sich um die Erde? Fast jeder DRITTE? My goodness.

Was mich darum umso mehr überrascht hat, ist die Zustimmung zur Plattentektonik (87 %; Aussage 6).
Wie kann das überhaupt gehen, schon mal von Plattentektonik gehört zu haben, aber gleichzeitig nicht wissen, dass sich die Erde um die Sonne dreht?

Im Vergleich dazu ist es direkt sensationell, dass immerhin 70 % glauben, dass Menschen von "früheren Tierarten" abstammen und 66 % wissen, dass Menschen und Dinosaurier nicht gleichzeitig gelebt haben. Das sind immerhin genauso viele wie wissen, warum ein Jahr eigentlich 12 Monate hat... (Frage 13).
So gesehen, machen wir Europäer uns gar nicht schlecht. Jetzt müssen wir nur noch mehr verbreiten, dass es auch natürlich vorkommende Radioaktivität gibt, Elektronen Bestandteile von Atomen und damit kleiner als diese sind und Antibiotika nur Bakterien umbringen können (und das auch nicht immer) und Europa wird ein Hort des Wissens sein.

[Für eine größere Abbildung auf die Tabelle klicken]

Aber nochmal Spaß beiseite, was mich wirklich überrascht hat, ist die relativ hohe Ablehnung der (falschen) Aussage, dass die Gene der Mutter entscheiden, ob ein Baby ein Junge oder ein Mädchen wird. Ich frage mich, ob die Leute tatsächlich über XX- und XY-Chromosomen Bescheid wissen, oder ob das Ausdruck irgendeines Vorurteils ist, a la natürlich bestimmt Der Mann, welches Geschlecht das Kind haben wird (war das mal ein Vorurteil?).

In der Studie ('Europeans, Science & Technology'; in Auftrag gegeben von der EU-Kommission, 2005), aus der diese Tabelle stammt, haben sie dann noch aufgeschlüsselt, welche Gruppen eher richtige und welche eher falsche Antworten gegeben haben. Die Ergebnisse überraschen nicht wirklich. Männer waren besser als Frauen, Junge besser als Alte, Menschen mit langer Ausbildung besser als solche, die mit 15 von der Schule abgegangen sind.

Jetzt könnte ich mich ja gemeinerweise darüber amüsieren, dass es auch eine Korrelation zwischen Häufigkeit von "Religous service" und der Häufigkeit von falschen Antworten gibt (nur 54 % richtige Antworten von Leuten, die mehr als einmal die Woche zur Kirche gehen o. ä., dagegen 70/71 % bei Menschen, die nie oder einmal im Jahr selbiges tun).

Aber höchstwahrscheinlich sind besonders viele ältere und alte Frauen (55+) unter den häufigen Kirchgängern und diese Gruppe hat offensichtlich am wenigstens Ahnung. Was da was bedingt, kann man der Statistik wenn man ehrlich ist nicht entnehmen.

Ich behaupte aber natürlich trotzdem, dass erstens: Ignoranz förderlich ist, wenn man wirklich hingebungsvoll an einen persönlichen Gott glauben will, und zweitens: das beispielsweise ein Glaube, der Menschen dazu befähigt, eine Marienerscheinung auf einem getoastetem Käsesandwich zu entdecken, gleichzeitig auch eine gewisse Ignoranz mit sich bringen muss...

Tja, darum hat L. H. Courtney ja auch so recht gehabt: 'There are three kinds of lies - lies, damned lies, and statistics'.

MfG
JLT

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26 November 2006

Gravity is only a theory...


[Quelle: Tom Wiley]


MfG
JLT

[um eine größere Version zu sehen auf das Bild klicken]

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Mutantenzahl-Berechnung Oder METHINKS IT IS LIKE A WEASEL

Eins von vielen Kreationisten-Argumenten (hier eine schöne Liste mit den All-time-favorites, jeweils zusammen mit einer Widerlegung) ist die Behauptung, Evolution sei statistisch "unmöglich". Dieses Argument basiert auf einer fundamentalen Unkenntnis der Evolutionstheorie, der Abwesenheit logischen Denkens und in den meisten Fällen auch auf der Unfähigkeit, mit statistischen Aussagen irgendetwas anzufangen. Ich habe eine schönes Beispiel, welches dies illustriert.

Zahl der Mutanten - eine Rechnung als Beweis der realen Existenz Gottes [von Georg Todoroff]

Aus zehn Ziffern (0,1,2,...,8,9) lassen sich 100 = 10^2 zweistelligen Zahlen bilden. Die Zahl der Kombinationsmöglichkeiten wird also berechnet mit

(Zahl der Ziffern = 10) ^ (Zahl der Stellen = 2)

Die DNS des Menschen ist ein langkettiges Molekül (weshalb es unmöglich in Wasser entstehen kann, was jeder Chemiker weiß), die sogenannte Doppelhelix, vorzustellen als verdrillte Strickleiter mit ca. 3 Milliarden Leitersprossen. Jeder dieser Leitersprossen besteht aus drei „Ziffern“ von vier möglichen (A,C,G,T). Wie viel Möglichkeiten der Anordnung gibt es?

(Zahl der „Ziffern“ = 4) ^ (Zahl der Stellen = 3) = 4^3 = 64

Woah. Da stellen sich mir wahrhaftig die Nackenhaare auf.

Die "Leitersprossen" der DNA bestehen nicht aus drei "Ziffern". Einzelsträngige DNA besteht aus einem "Rückgrat" aus Desoxyribose-Molekülen und Phosphatresten. An die Desoxyribose-Moleküle kann eine von vier Basen gebunden sein (Adenin, Thymin, Guanin, Cytosin). Im Genom liegt DNA doppelsträngig vor, wobei jede der Basen mit der komplementären Base gepaart vorliegt. Adenin bindet an Thymin, Guanin an Cytosin. D. h. die "Leitersprossen" bestehen entweder aus A-T oder C-G.

(Bild-Quelle)

Ein Gen besteht aus einer Abfolge von Nukleotiden (eine der vier Basen + Desoxyribose + Phosphatrest). Wird es abgelesen, wird es zunächst in RNA "umgeschrieben" (transkribiert) und dann in eine Reihe von Aminosäuren (= Protein) "übersetzt" (translatiert).
RNA ist ein einzelsträngiges Molekül, das ähnlich wie einzelsträngige DNA aufgebaut ist. Anstelle von Desoxyribose enthält das "Rückgrat" aber Ribosemoleküle und Thymin ist durch Uracil ersetzt. Bei der Transkription wird eine Negativ-Kopie des kodierenden DNA-Strang aus RNA erstellt (messengerRNA), wobei jeweils die komplementären Basen verwendet werden, d. h. A wird zu U, T zu A, G zu C, C zu G.
Bei der Translation wird die mRNA-Sequenz schließlich in eine Aminosäure-Sequenz umgesetzt. Dabei entsprechen jeweils drei aufeinander folgende Basen (ein Codon) einer bestimmten Aminosäure. Es sind 64 verschiedene Codons möglich (an drei Stellen kann jeweils ein von vier Basen stehen: 43 = 64), die jeweils eine bestimmte Aminosäure kodieren, bzw. Start- (ein Codon) und Endpunkt (zwei Codons) der Translation bestimmen. Es gibt nur 20 direkt kodierte proteinogene Aminosäuren (nachträgliche Modifikationen dieser Aminosäuren kommen vor), d. h. viele der Aminosäuren werden durch zwei oder mehrere verschiedene Codons kodiert.
Was der Autor hier also berechnet, ist nicht die Zahl der möglichen "Leitersprossen", die ist und bleibt 4, sondern die Zahl möglicher Basen-Tripletts oder Codons.

Weiter geht's:

Wir stellen uns also jetzt eine Strickleiter mit 64 Leitersprossen vor, die alle eine andere Farbe haben. Wie viel Möglichkeiten gibt es, diese64 Leitersprossen anzuordnen.

64-Fakultät = 64! = 1*2*3*...*62*63*64

64! kann ein Taschenrechner gerade noch berechnen. Wir erhalten rund10^89, eine 1 mit 89 Nullen. Das ist etwa die geschätzte Zahl der Atome des Weltalls, vielleicht ist sie es ja auch, wer weiß das schon.

Seufz.

Nehmen wir mal an, ich hätte 64 Karten mit verschiedenen Symbolen darauf und würde die in einen Sack stecken. Jetzt ziehe ich blind eine Karte heraus und lege sie auf den Tisch. Darauf kann eins von 64 Symbolen sein. Nun ziehe ich eine zweite Karte. Da ich ja schon eine Karte aus dem Sack gezogen habe, kann ich nun nur noch eine von 63 Karten ziehen. Die gezogene Karte lege ich auf den Tisch und ziehe erneut eine Karte. Eine aus 62 Karten. Dann eine aus 61 Karten, 60, 59, ... 1. Um die Anzahl verschiedener Anordnungen, die ich ziehen könnte, zu erhalten, müsste ich also 64 x 63 x 62 x 61 x 60 x ... x 1 oder in Kurzform 64! berechnen.

Aber a) gibt es nur 4 verschiedene Basen und nicht 64, b) gibt es von jeder Base so viele wie man will, darum berechnet man die Anzahl möglicher Tripletts auch mit 4 x 4 x 4 und nicht 4 x 3 x 2 und c) was soll der Unsinn? Es gibt 6464 Möglichkeiten, wie Codons in einer 64 Codon-langen Sequenz angeordnet sein könnten. UND?

Wir wollen nun wissen, wie lange göttin Evolution bräuchte, alle diese Möglichkeiten (Lebewesen) zu erzeugen und auszutesten (welche nur 64 Leitersprossen in der DNS haben; schon ein Parasit ohne Zellwand- Mycoplasma genitalium - hat 580 070 Leitersprossen, Basenpaare). Wir billigen jedem Lebewesen eine Sekunde Lebenszeit und eine Lebensraum von 1mm² zu.

Die Oberfläche der Erde beträgt grob 500 Millionen = 5*10^8 km², wir sind großzügig und sagen 10^9 km².

1 km² = 10^6 * 10^6 mm². Folglich besteht die Oberfläche unsere Planeten aus weniger als 10^21 mm².

Ein Jahr in Sekunden: 365 * 24 * 60 * 60 ergibt rund 31 Millionen. Wir sind großzügig und sagen 100 Millionen = 10^8 Sekunden.

In einer Sekunde können also (in unserer gewählten Methode) 10^21Mutanten erzeugt und ausgetestet werden, folglich in einem Jahr 10^21 * 10^8 = 10^29.

Das Weltall soll ein Alter von 10-20 Milliarden Jahren haben. Wir sind großzügig und sagen 100 Milliarden = 10^11 Jahre.

Werden nun in einem Jahr 10^29 Mutanten erzeugt und ausgetestet, so in 10^11 Jahren

10^11 * 10^29 = 10^40.

Wäre also das Weltall 100 Milliarden Jahre alt und wären in jeder Sekunde so viel Mutanten erzeugt und ausgetestet worden, wie auf jedem Quadratmillimeter unseres Planeten passen, dann wären erst 10^40 von 10^89 Mutanten getestet worden, also der 10^89 / 10^40 = 10^49 -ste Teil (auch für diese Zahl haben wir kein Wort).

Und wäre das Weltall so viel Jahre alt wie es Sekunden alt ist, es wäre noch immer nicht die Hälfte erreicht. Ein Bakterium aber hat nicht bloß die 64 hier vorgerechneten Leitersprossen, sondern über eine Million. q.e.d.

Mann, muss das Leben einfach sein, wenn man so ein beschränktes Denkvermögen hat.

Die tatsächliche Anzahl möglicher Kombinationen von vier Basen in einer 3 Milliarden langen Sequenz (wie das menschliche Genom) beträgt 43.000.000.000. Das ist eine riesige, RIESIGE Zahl. Nicht so popelig wie 1089. Warum ist das trotzdem egal?

Weil keiner behauptet, 3 Milliarden Nukleotide hätten sich einfach so aneinandergelagert und *plopp*, plötzlich war da ein Mensch (außer den Kreationisten, die behaupten, Gott hätte es genau so gemacht).

Das Problem mit dieser Betrachtungsweise ist zweifach.
Zum einen ist sie sozusagen "von hinten". Es wird eine einzige Sequenz betrachtet, so getan, als wäre diese eine Sequenz von Anfang an das Ziel gewesen und dann die Wahrscheinlichkeit berechnet, mit der diese einzelne Sequenz zufällig in einem einzigen Schritt entstanden sein könnte.
Ich habe keine Ahnung, wie viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten, Bakterien und Pilze es seit der Entstehung der Erde gegeben hat. Alle haben eine andere Genomsequenz. Die Individuen einer Art haben (fast) alle unterschiedliche Sequenzen. So zu tun als wäre nur eine einzige Sequenz möglich, ist einfach falsch. Die Evolutionstheorie behauptet ja eben gerade nicht, dass von Anfang an z. B. der Mensch das Ziel der Evolution gewesen sei, die Evolutionstheorie besagt, dass Evolution ungerichtet verläuft. Es ist eben keine Lotterie, bei der nur eine Zahlenkombination gewinnt.

Der zweite grundlegende Fehler besteht in der Kleinigkeit der fehlenden Einbeziehung von natürlicher Selektion. Die "Kurzformel" der Evolutionstheorie ist random mutation + natural selection. Man kann doch nicht die eine Hälfte der Rechnung weglassen und sich dann beschweren, dass das Ergebnis nicht stimmt!
[Bringen Leute, die solche "Berechungen" anstellen, auch einen neuen Fön zurück in den Laden, weil er nicht funktioniert, wenn sie den Stecker nicht in die Steckdose gesteckt haben?]

Den Unterschied, den die Einbeziehung von natürlicher Selektion auf solche Berechnungen hat, demonstrierte Richard Dawkins, ein britischer Evolutionsbiologe, mit dem "Weasel Program".
Er wählte die Hamlet-Zeile "METHINKS IT IS LIKE A WEASEL" als Zielsequenz. Es gibt 2728 (~ 1040) Kombinationen einer 28 Zeichen lange Kette, die aus 27 (26 Buchstaben + Leerstelle) möglichen Zeichen aufgebaut sein kann. Wie Herr T. in seiner "Berechnung" ja schon demonstriert hat, würde es sehr, sehr lange dauern, durch reines Ausprobieren auf diese bestimmte Kombination "METHINKS IT IS LIKE A WEASEL" zu kommen, selbst wenn pro Sekunde Millionen von Kombinationen generiert würden.

Das Weasel-Programm beinhaltet aber einen entscheidenden Unterschied. Es wird eine Zufallskombination aus Buchstaben/Zeichen generiert. Diese wird immer wieder verdoppelt und bei jeder Vervielfältigung kommt es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu einem Fehler, einer "Mutation". Das Computerprogramm wählt nach jeder Generation diejenige mutierte Buchstabenkombination aus, die der Zielphrase am ähnlichsten ist, und vervielfältigt nun diese. In Dawkins Worten (The Blind Watchmaker, 1986):
We again use our computer monkey [Anm.: Dies bezieht sich auf das Unendlich-viele-Affen-Theorem, nachdem ein Affe, der unendlich lange zufällig auf einer Tastatur herumtippt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann z. B. die Werke Shakespeares getippt haben wird], but with a crucial difference in its program. It again begins by choosing a random sequence of 28 letters, just as before ... it duplicates it repeatedly, but with a certain chance of random error – 'mutation' – in the copying. The computer examines the mutant nonsense phrases, the 'progeny' of the original phrase, and chooses the one which, however slightly, most resembles the target phrase, METHINKS IT IS LIKE A WEASEL.
In dem die Zeichen beibehalten werden, die der Zielphrase entsprechen, und die restlichen Zeichen immer wieder zufällig durch andere Zeichen ausgetauscht, wird die Zeichenfolge mit jeder "Generation" der Zielphrase immer ähnlicher ("cumulative multi-step-selection"):
Generation 01: WDL MNLT DTJBKWIRZREZLMQCO P
Generation 02: WDLTMNLT DTJBSWIRZREZLMQCO P
Generation 10: MDLDMNLS ITJISWHRZREZ MECS P
Generation 20: MELDINLS IT ISWPRKE Z WECSEL
Generation 30: METHINGS IT ISWLIKE B WECSEL
Generation 40: METHINKS IT IS LIKE I WEASEL
Generation 43: METHINKS IT IS LIKE A WEASEL
Während ein Computerprogramm, das zufällig Zeichen-Reihen erstellt, diese dann mit der Zielsequenz vergleicht und bei nicht 100 %-iger Übereinstimmung wieder verwirft, um eine neue zufällige Zeichen-Reihe zu generieren ("single-step-selection"), möglicherweise heute noch nicht bei der Zielphrase angekommen wäre, selbst wenn es gleichzeitig mit der Entstehung des Universums gestartet wurde, brauchte Dawkins Weasel-Programm nach seiner Aussage das erste Mal etwa eine halbe Stunde und 43 Generationen, um "METHINKS IT IS LIKE A WEASEL" zu generieren (als er das Programm später von BASIC in PASCAL umgeschrieben hatte, brauchte es nur noch 11 Sekunden).

Dieses Computer-Programm ist insofern natürlich kein gutes Modell für Evolution, als dass es eine bestimmte Zielphrase gibt. Aber es zeigt sehr gut den ausgeprägten Effekt, den natürliche Selektion hat (was auch genau das ist, was Dawkins mit diesem Programm demonstrieren wollte) und ist mit Sicherheit ein besseres Modell für Evolution als die "Berechnungen", die Herr T. oder andere Kreationisten anstellen.

Dawkins selbst zu den Limitationen des Programms:
Although the monkey/Shakespeare model is useful for explaining the distinction between single-step selection and cumulative selection, it is misleading in important ways. One of these is that, in each generation of selective 'breeding', the mutant 'progeny' phrases were judged according to the criterion of resemblance to a distant ideal target, the phrase METHINKS IT IS LIKE A WEASEL. Life isn't like that. Evolution has no long-term goal. There is no long-distance target, no final perfection to serve as a criterion for selection, although human vanity cherishes the absurd notion that our species is the final goal of evolution. In real life, the criterion for selection is always short-term, either simple survival or, more generally, reproductive success.
Ich hatte etwas ähnliches auch in dem Forum geantwortet, in dem Herr T. sein Mutantenzahl-Berechnung gepostet hatte, mittlerweile existiert aber interessanterweise nur noch das Ausgangspost, die Antworten sind weg (vielleicht im Archiv gelandet? Interessiert mich nicht genug, um nachzuschauen.). Ich kann aber verraten, dass Herr T. sich nicht überzeugen ließ. Wie überraschend.

MfG,
JLT

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25 November 2006

Zuviel Sex Schuld an Beziehungsunfähigkeit

Alles in allem bin ich natürlich froh darüber, dass in Deutschland von offizieller Stelle kein Geld dafür ausgegeben wird, sexuelle Enthaltsamkeit als Mittel gegen uneheliche Kinder und sexuell übertragbare Krankheiten zu propagieren. Andererseits entgeht uns damit viel (unfreiwillige) Komik.

The Onion

Horribly Awkward First Sexual Encounter 'Worth The Wait' For Christian Newlyweds

CHARLESTON, SC-John and Linda McCue, joined in holy matrimony Sunday before friends, family and their Lord at Holy Christ Almighty Lutheran Church, said the incredibly awkward wedding-night consummation of their love was "well worth the wait."


In Amerika gibt es seit langem ein "Abstinence Education Program", das Enthaltsamkeit als einziges Mittel gegen voreheliche (nicht etwa gegen ungewollte) Schwangerschaften und sexuell übertragbare Krankheiten propagiert.
Während die Zielgruppe ursprünglich Teenager waren, ist das Programm jetzt ausdrücklich auf Erwachsene bis 29 Jahre ausgeweitet worden. Wie z. B. bei USA Today nachzulesen:
The federal government's "no sex without marriage" message isn't just for kids anymore.

Now the government is targeting unmarried adults up to age 29 as part of its abstinence-only programs, which include millions of dollars in federal money that will be available to the states under revised federal grant guidelines for 2007.

[...]

Abstinence education programs, which have focused on preteens and teens, teach that abstaining from sex is the only effective or acceptable method to prevent pregnancy or disease. They give no instruction on birth control or safe sex.

Die Regierung bzw. das Department of Health and Human Services (HHS) vergibt Mittel an Projekte, die "Abstinence Education" betreiben. Was darunter zu verstehen ist, wird hier klargestellt:
For the purpose of this section (Section 510), the term "Abstinence Education" means an educational or motivational program which (a) Has as its exclusive purpose, teaching the social, psychological, and health gains to be realized by abstaining from sexual activity; (b) teaches abstinence from sexual activity outside marriage as the expected standard for all school age children; (c) teaches that abstinence from sexual activity is the only certain way to avoid out-of-wedlock pregnancy, sexually transmitted diseases, and other associated health problems; (d) teaches that a mutually faithful monogamous relationship in context of marriage is the expected standard of human sexual activity; (e) teaches that sexual activity outside of the context of marriage is likely to have harmful psychological and physical effects; (f) teaches that bearing children out of wedlock is likely to have harmful consequences for the child, the child's parents, and society; (g) teaches young people how to reject sexual advances and how alcohol and drug use increases vulnerability to sexual advances; and (h) teaches the importance of attaining self-sufficiency before engaging in sexual activity. Quelle
"Teaches that sexual activity outside of the context of marriage is likely to have harmful psychological and physical effects"? HAHAHA! Wahrscheinlicher ist doch wohl eher, dass Enthaltsamkeit bis zu seinem 29 Lebensjahr "harmful psychological and physical effects" haben kann...

Das bedenkliche an der Geschichte ist, dass diese staatlich geförderten Programme nicht nur nicht über Safer Sex und Verhütungsmittel informieren, sondern auch noch falsche Informationen verbreiten, wie z. B. hier nachzulesen ist:
  • Over 80 percent of abstinence-only curricula contain “false, misleading or distorted information about reproductive health.”
  • Abstinence-only programs contain medically inaccurate and biased language about HIV/AIDS and condoms
Über eine weitere Falschinformation schreibt PZ Meyers von Pharyngula. Auf einer "Abstinence Leadership Conference" behauptete ein Dr. Keroack, das Frauen nach und nach ihre Fähigkeit verlieren würden, eine Bindung zu einem neuen Partner aufzubauen, wenn sie mehrere (sexuelle) Beziehungen hätten, weil sie ihren Oxytozin-Level dauerhaft absenken bzw. weil ihr Körper unempfindlich gegenüber Oxytozin würde (er kann sich da nicht wirklich entscheiden).
In women, a more positive relationship with her mate is associated with higher levels of oxytocin. This suggests that a woman's previous sexual relationships can alter the release of the biochemical "super-glue." If a woman's sexual history is sufficiently adverse, she will lose her ability to bond in the current relationship. Quelle
Der Original-Vortrag war hier zu sehen, der Zugriff wurde aber offensichtlich nachträglich von den Verantwortlichen auf Mitglieder beschränkt. Ich konnte noch einen Blick drauf werfen und hej, es ist so wie einer von Pharyngulas Kommentatoren schreibt: "It looks like it was composed by a deranged 14 year old."

Oxytozin soll tatsächlich einen positiven Effekt auf Paarbindungen haben. Beispielsweise führt das Stillen zu eine Ausschüttung von Oxytozin, was die Bindung der Mutter zu ihrem Kind verstärken soll. Auch beim Sex oder anderen positiven Körperkontakten wird Oxytozin ausgeschüttet. Wenn tatsächlich häufige Oxytozin-Ausschüttung zu einer Desensibilisierung gegenüber Oxytozin und damit einer reduzierten Bindungsfähigkeit führen würde, wäre der Hauptgrund für Scheidungen zu häufiger Sex und Mütter, die ihr Kind zu lange stillen, würden ihre Beziehung zu dem Kind riskieren.

Zum Abschluss noch Dr. Keroacks Erklärung (.doc) zu dem "Teufelskreis", der unausweichlich zu scheiternden Beziehungen führt:
Emotional pain causes our bodies to produce an elevated level of endorphins which in turn lowers the level of oxytocin. Therefore, relationship failure leads to pain which leads to elevated endorphins which leads to lower oxytocin the result of which is a lower ability to bond. Many in this increased state of emotional pain and lower oxytocin seek sex as a substitute for love which inevitably leads to another failed relationship, and so, the cycle continues.
Aber es gibt Hoffnung:
There is hope for the weary broken heart, Dr. Keroack said, but it requires abstinence and lots of time for healing.
JLT

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24 November 2006

Schnee in Deutschland

Schon beeindruckend, was man so alles mit Wasser-Analyse herausfinden kann.
Hochrechnungen zufolge, die auf Wasserproben des Rheins beruhen, verbrauchen die Deutschen pro Jahr etwa 20 Tonnen Kokain mit einem rechnerischen Marktwert von vier Milliarden Euro. Quelle
Damit jetzt keiner losrennt und versucht, Rhein-Wasser durch die Nase zu ziehen: es wird nur ein Zerfallsprodukt von Kokain nachgewiesen (Benzoylecgonin).
Und, wie immer, sind uns die Amerikaner - jedenfalls die New Yorker - weit voraus. Während die im Rhein-Wasser bei Köln gefundene Menge die Schlussfolgerung erlaubt, dass sieben Kokainlinien mit jeweils 0,1 Gramm pro Linie am Tag pro 1000 Anwohner (15-65 J.) geschnupft werden, ergaben Vergleichsmessungen in New York, dass die Bewohner der Stadt am Hudson-River täglich 134 Lines pro 1000 Einwohner konsumieren.

Aber selbst im Europa-weiten Vergleich haben wir noch einiges gegenüber Spanien aufzuholen (97 Lines/Tag auf 1000 Einwohner).

Wenn ich jetzt noch wüsste, was das über Deutschland, Spanien und New York aussagt...

JLT

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Sabine Schu

Berlin





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Kreationismus in Deutschland?

Ich habe zwei Umfragen zu dem Thema "Kreationismus in Deutschland" ausgegraben. Die erste ist eine von Die Zeit in Autrag gegebene Umfrage (durchgeführt von Infratest; veröffentlicht Januar 2006), die zweite Umfrage wurde von forsa im Autrag von Fowid (Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland; September 2005) durchgeführt.

Zeit-Umfrage

Nach dieser Umfrage glauben fast 50 % der Befragten, dass eine "höhere Macht" die Erde und das Leben geschaffen hat. Auf der anderen Seite akzeptieren 65 %, dass Affen und Menschen gemeinsame Vorfahren haben. Diese Frage beinhaltet zwar nicht, ob diejenigen, die dieser Aussage zustimmten, einen "göttlichen" Einfluss für möglich halten oder nicht, aber immerhin wird damit eine gleichzeitige Schöpfung abgelehnt und eine "junge" Erde (~ 6000 - 10000 Jahre) ist, jedenfalls wenn man zu grundlegendem logischen Denken fähig ist, damit auch ausgeschlossen.

Die zweite Umfrage von Fowid (Link zu .pdf) ist detaillierter, in soweit, dass sie die Aussagen z. B. nach Alter, Konfession/Konfessionslos, Schulbildung und Alte/Neue Bundesländer aufsplittet.
Fowid wurde Anfang 2005 von der Giordano Bruno Stiftung (Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus) ins Leben gerufen, die eine ausgesprochen religionskritische Haltung einnimmt, wie man z. B. sehr leicht der Einleitung des Manifest des evolutionären Humanismus, verfasst vom Vorstandssprecher der Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, entnehmen kann.

Leider ist die Fragestellung meiner Meinung nach nicht sonderlich gelungen. Die Befragten sollten sich für eine dieser drei Aussagen entscheiden:
Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, wie das Leben auf der Erde entstanden ist und sich weiter entwickelt hat. Ich lese Ihnen nun drei Aussagen dazu vor und Sie sagen mir bitte, welcher der folgenden Aussagen Sie am ehesten zustimmen:
  1. Gott hat das Leben auf der Erde mit sämtlichen Arten direkt erschaffen, so, wie es in der Bibel steht
  2. das Leben auf der Erde wurde von einem höheren Wesen bzw. von Gott erschaffen, durchlief aber einen langwierigen Entwicklungsprozess, der von einem höheren Wesen bzw. von Gott gesteuert wurde
  3. das Leben auf der Erde ist ohne Einwirken einer höheren Macht entstanden und hat sich in einem natürlichen Entwicklungsprozess weiterentwickelt.
Die Anhänger der ersten Auffassung werden in Kurzform Kreationisten genannt, die zweite Auffassung wird als Annahme eines Intelligenten Design (I.D.) verstanden und die dritte Auffassung ist gleichbedeutend mit der Theorie einer Evolution.
Vor allem die daraus abgeleitete Einteilung in Kreationisten, Menschen, die Intelligent Design vertreten und Menschen, die die Evolutionstheorie akzeptieren, ist einigermaßen daneben. Menschen mit einer Auffassung wie in 2. vertreten eher eine Theistische Evolution.
Die 3. Aussage entspricht einer rein naturalistischen Auffassung, d. h. jeglicher übernatürliche Einfluss wird ausgeschlossen, aber sie ist keinesfalls gleichbedeutend mit einer "Theorie der Evolution".

Die Evolutionstheorie hat eine Grundaussage, die Abstammung allen Lebens auf der Erde von einem gemeinsamen Vorfahren (common descent) und nennt die Grundlagen für die beobachtete Diversifikation der Lebensformen ("Entstehung der Arten"). Sie macht keinerlei Aussagen darüber, wie das Leben auf der Erde entstanden ist/sein könnte. Dies wäre (eine Theorie zur) Abiogenese, manche sprechen auch von chemischer Evolution, aber mit der klassischen biologischen Evolutionstheorie hat das nichts zu tun. Was die Evolutionstheorie angeht, könnte die erste Zelle oder was immer die erste Lebensform auf der Erde gewesen sein mag, auch vom Unsichtbaren rosafarbenen Einhorn ausgehustet worden sein. Die Evolutionstheorie bezieht sich ausschließlich darauf, was danach (vermtlich) geschah.

Intelligent Design widerum ist was ganz anderes. Da selbst die Anhänger von ID (von mir im weiteren IDioten genannt) nicht genau wissen, was ID überhaupt aussagt, kann ich hier keine genaue Definition geben. Im Grunde sind IDioten eh nur verkappte Kreationisten, sie haben nur "Gott" durch "Designer" ersetzt.
Der Grund für diese Umbenennung liegt - letztendlich - in der Amerikanischen Verfassung, die eine strikte Trennung von Kirche und Staat vorschreibt und damit jegliche religiösen Lehrinhalte in Schulen verbietet. Da die Kreationisten aber gerne die Schöpfungsgeschichte in der Schule lehren wollen, musste eine nicht-religiöse Schöpfungsgeschichte her, also erfand man den IDiotismus.
Die Grund"idee" dieser IDiotie ist, man könne anhand der Schöpfung Natur erkennen, dass nicht alles in ihr auf "natürliche" Weise entstanden sein könne, bzw. dass die Evolutionstheorie keine ausreichende Erklärung für das Vorhandsein mancher "Dinge" biete, die deswegen designt sein müssen. Dies können Bestandteile von Bakterienzellen sein (Flagellen), oder das Auge oder auch etwas wie die Blutgerinnungskaskade.
Designt ist alles, dessen Entstehung SIE sich nicht erklären können (auch wenn beispielsweise Evolutionsbiologen dazu sehr wohl in der Lage sind, im Einklang mit der Evolutionstheorie). Deswegen muss das Gott der Designer geschaffen gemacht haben, irgendwie (Mechanismen müssen sie ihrer Meinung nach nicht nennen - im Grunde ist es sehr, sehr einfach, IDiot zu sein, man muss nur durch die Gegend laufen, auf etwas zeigen, dessen Evolution man sich nicht vorstellen kann und dazu rufen: DESIGN!).

Die IDioten sind keineswegs alle einer Meinung, weder was Design ist, noch wie umfangreich Gott der Designer eingegriffen hat und ob er auch heute noch eingreift oder damit irgendwann mal aufgehört hat. Manche, wie Behe, akzeptieren common descent und auch weitgehend Evolution, der Einfluss einer "übernatürlichen Macht" ist nur hier und da erkennbar (für sie).
Andere dagegen vertreten tatsächlich eher "Gott der Designer hat das Leben auf der Erde mit sämtlichen Arten direkt erschaffen gemacht, so, wie es in der Bibel steht, obwohl ich mich darauf ja nicht direkt beziehen sollte, wegen diesem blöden Kirche/Staat-Trennungsmist in der Verfassung, und wenn ich will, dass das in der Schule gelehrt wird, dann sollte ich das nicht sagen, ist mir aber so rausgerutscht".

Hups, jetzt habe ich mich ein klein wenig davontragen lassen.

Zurück zu der Fowid-Umfrage. Wie gesagt, ich bin nicht glücklich mit der Zuordnung von Auffassungen zu den Aussagen, aber damit muss ich wohl leben. Eine Zustimmung zur Evolutionstheorie allein wird hier jedenfalls nicht abgefragt.

Von allen Befragten stimmten 12,5 % für die erste Aussage ("Kreationisten"), 25,2 % für die zweite ("ID") und 60,9 % für die dritte ("Evolution"). Die unterschiedliche Verteilung in den Alten und Neuen Bundesländern sieht man links.

Im Vergleich zu Amerika ist eine Zustimmung von über 60 % zu einer Aussage, die jeglichen Einfluss einer wie auch immer gearteten höheren Macht bei der Entstehung der Erde und des Lebens darauf ablehnen, geradezu sensationell. Dort wäre das Verhältnis mindestens umgekehrt.
Ich werde die Tage mal nach einer aufgeschlüsselten amerikansichen Umfrage suchen, aber die Zahlen, die in Artikeln genannt werden, bewegen sich zwischen 20 und maximal 35 % Zustimmung zu einer naturalistischen Weltsicht, abhängig von der Fragestellung. Die Zustimmung zur Evolutionstheorie ist in Amerika geringer, wenn explizit danach gefragt wird, ob Menschen und Affen einen gemeinsamen Vorfahren haben als bei der Frage nach common descent - sagt irgendwie auch was über die zugehörige Geisteshaltung aus, so nach dem Motto "Alles andere kann ja ruhig eine gemeinsame Abstammung haben, aber ICH stamme doch nicht von Affen ab".

In Deutschland haben die Menschen offenbar weniger Probleme damit, mit Schimpansen verwandt zu sein, in jeden Fall weniger als damit, irgendeine "höhere Macht" komplett aus der Entstehungsgeschichte des Lebens auf der Erde rauszulassen, wenn man die beiden Umfragen miteinander vergleicht...

Die Zustimmung zu der ersten Aussage nimmt mit höherer Schulbildung immer weiter ab (Haupt-/Volksschulabschluss: 22,5 %; Realschulabschluss: 10,3 %; Hochschulreife: 6,7 %; Fach-/Hochschulstudium: 5,8 %). Bei der Zustimmung zur zweiten und dritten Aussage gibt es keine einheitlichen Trends.

Beruhigend finde ich aber, dass die jungen (14-29 J.) und nicht mehr ganz so jungen (30-44 J.) Leute übereinstimmend hohe Zustimmung zu der dritten Aussage zeigen (70,8 bzw. 67,4 %). Das lässt doch hoffen!

JLT

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23 November 2006

Aller Anfang ist schwer

Einen ersten Blog-Eintrag zu fabrizieren, stellt sich als schwieriger heraus als ich gedacht hatte. Ich hatte eine unklare Vorstellung davon, meine Motivation darlegen zu wollen und etwas über mich zu erzählen, dazu natürlich Anweisungen zur Rettung der Welt, tiefschürfende Weisheiten, alles natürlich in hoch ansprechender literarischer Form. Wie zu erwarten hat es nicht wirklich geklappt. Trotzdem möchte ich nicht ganz im Dunkeln lassen, was ich in diesem Blog zu posten beabsichtige und, weil es damit zusammenhängt, auch meine Motivation ein bisschen erhellen.
Vor etwa einem halben Jahr bin ich auf ein Forum gestoßen, in dem jemand die Evolutionstheorie, die "Urknalltheorie" und die Relativitätstheorie bestreitet. Seine "Argumente", so man es so nennen mag, sind hochgradig lächerlich. Dies ist in etwa sein "Gedankengang" (ich kann nicht anders als das in Anführungsstriche zu setzen; alles andere würde suggerieren, dass ein Mindestmaß an Logik in seinen Äußerungen enthalten ist, was nicht der Fall ist.):

Einstein hat in seinen Formeln durch Null geteilt und außerdem verlangt seine Erklärung der Relativitätstheorie, dass ein Kreis unendlich viele Mittelpunkte hat. Darum ist die Relativitätstheorie falsch, darum hat es keinen Urknall gegeben und darum ist auch die Evolutiontheorie falsch.

Sein spezielles Argument zur "Widerlegung" der Evolutionstheorie ist die "Mutantenzahlberechnung", die ich noch genauer in einem späteren Post behandeln werde. In Kürze zusammengefasst, sagt sie aus: Es gibt so viele verschiedene mögliche Sequenzen eines DNA-Moleküls bestimmter Länge, dass unmöglich ein bestimmtes mit einer bestimmten Sequenz zufällig entstanden sein kann. Das würde schon rein zeitlich nicht hinkommen.

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich auf diese spezielle Seite gekommen bin, und die Mutantenzahl-Berechnung erschien auch erst später, aber es war etwas ähnlich absurdes, das mich veranlasst hat, den ersten Forumsbeitrag meines Lebens zu schreiben. Ich konnte nicht die mentale Stärke aufbringen, den Unsinn einfach unbeantwortet so stehen zu lassen.

In jedem Fall hat mich dieser Fund dazu gebracht, mich ein wenig eingehender mit Kreationismus zu beschäftigen. In Amerika ist Kreationismus mit all seinen Ablegern natürlich ein weit größeres Thema als in Europa im allgemeinen oder Deutschland im speziellen. Bisher war ich immer der Meinung, dass ein solches Phänomen nur in Amerika solche Ausmaße annehmen könnte, mit seinen Megachurches, dem Bible belt, Home schooling etc. Aber offensichtlich habe ich da falsch gelegen. Kürzlich las ich zu meiner Überraschung über Äußerungen von Frau Wolff, der hessischen Kultusministerin (einer ehemaligen Religionslehrerin), z. B. hier:

SpiegelOnline

Der "Arte"-Bericht [über zwei Schulen in Gießen, in denen offenbar die biblische Schöpfungslehre im Biologie-Unterricht behandelt worden ist] sorgte für viel Wirbel, das Schulamt in Gießen prüfte die Vorwürfe. Doch Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU) hat offenbar keine größeren Bedenken. Sie erklärte, Privatschulen könnten "das Schulwesen durch besondere Inhalte und Formen der Erziehung und des Unterrichts erweitern". Außerdem halte sie es für "sinnvoll, fächerübergreifende und -verbindende Fragestellungen aufzuwerfen", erklärte die frühere evangelische Religionslehrerin Anfang dieses Monats. So werde vermieden, dass man Schüler im Biologie- und im Religionsunterricht mit völlig verschiedenen Lehren konfrontiere. Schließlich, so die hessische Kultusministerin, habe die christliche Schöpfungslehre nichts mit dem Kreationismus zu tun, der die wissenschaftlich anerkannte Evolutionstheorie bestreitet und die Bibel wörtlich nimmt: "Ich habe keinerlei Absicht, mich mit Vertretern des Kreationismus zu verbünden." Nach Auffassung von Wolff müsse "klar sein, dass naturwissenschaftliche Aussagen jederzeit in einen Dialog mit philosophischen oder auch theologischen Fragen zu stellen sind. Der Kreationismus will diesen Dialog ja gar nicht."

(In Klammern: meine Anmerkung)

oder hier
hr-online

Wolff hatte für fächerübergreifende und verbindende Fragestellungen plädiert. In einem dpa-Gespräch Anfang Oktober sagte sie, "dass man nicht einfach Schüler in Biologie mit der Evolutionslehre konfrontiert und Schüler im Religionsunterricht mit der Schöpfungslehre der Bibel. Sondern dass man gelegentlich auch schaut, ob es Gegensätze oder Konvergenzen gibt." Die Vermittlung verschiedener Blickwinkel gebe den Schülern einen Anreiz zur persönlichen Beschäftigung mit dem Thema.

Leider ist nirgends der volle Wortlaut zu finden, jedenfalls finde ich ihn nicht. Aber einige Artikel, z.B. ein Zeit-Artikel und auch ein Artikel aus Die Welt suggerieren, dass Frau Wolff sogar von einer "Schöpfungstheorie" gesprochen hat.

Die Zeit
Der Vizevorsitzende des Verbandes Deutscher Biologen, Ulrich Kutschera, hat die hessische Kultusministerin Karin Wolff stark kritisiert. Grund ist ihre Ankündigung, im Biologieunterricht künftig auch die Schöpfungslehre der Bibel behandeln zu lassen. »Frau Wolff sollte sich zunächst orientieren und ein Fachbuch lesen«, sagte Kutschera. Die Politikerin spreche von einer Evolutions- und einer Schöpfungstheorie. »Aber diese Wortwahl ist ein Taschenspielertrick der Kreationisten, denn es gibt einerseits die Schöpfungsmythen und andererseits eine Evolutionsbiologie.«

und

Die Welt
Der Streit um so genannte Kreationisten, die die Evolutionstheorie ablehnen und eine göttliche Steuerung der Menschwerdung sehen, hat zu heftiger Kritik an Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU) geführt. Sowohl der Verband Deutscher Biologen als auch die Grünen im Wiesbadener Landtag warfen Wolff vor, einen religiösen Mythos auf eine Stufe mit einer wissenschaftlichen Lehre zu stellen. Die Ministerin hatte dafür plädiert, neben der Evolution auch die Schöpfung im Biologieunterricht zu behandeln, um die Kinder nicht mit unterschiedlichen Theorien im Biologie- und im Religionsunterricht zu verwirren.
Der Biologenverband warf Wolff vor, auf die „Taschenspielertricks“ von Kreationisten hereingefallen zu sein. Die Ministerin benutze deren Sprache und rede von einer Evolutions- und einer Schöpfungstheorie.
Nun bin ich keineswegs dafür, Biologie-Lehrern zu verbieten, nicht-wissenschaftliche Fragen im Biologie-Unterricht zu diskutieren, wenn es Schüler gibt, die entsprechende Fragen stellen. Eine Frage nach der Vereinbarkeit von Evolutionstheorie und Schöpfungsgeschichte laut Genesis könnte sogar Anlass sein, den Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Theorie, einer Theorie im allgemeinen Sprachgebrauch und religiösen oder sonst wie tradierten Mythen herauszustellen, was ich rundum begrüßenswert finde. Das Konzept deiner wissenschaftlichen Theorie scheint vielen nicht so richtig klar zu sein.

Aber warum um alles in der Welt sollte ein Biologie-Lehrer der Evolutionstheorie die Schöpfungsgeschichte gegenüberstellen? Ein Erdkunde-Lehrer stellt ja wohl auch nicht dem "Runde-Erde-Modell" das "Flache-Erde-Modell" gegenüber? Oder wird im Physik-Unterricht noch die Äther-Theorie dargestellt? Die Schöpfungsgeschichte als tatsächliche Theorie darüber, wie die Erde und das Leben darauf entstanden sind, ist wissenschaftlich widerlegt. Sie hat als solche keinen Platz in einem naturwissenschaftlichen Unterrichtsfach. Anders als in Amerika gibt es in Deutschland sogar Religionsunterricht. Aufkommende Fragen können dort behandelt werden.

Um aber wieder auf das ursprüngliche Thema dieses Posts zurückzukommen: meine Erfahrungen in dem o.g. Forum und meine darauf folgende Beschäftigung mit dem Kreationismus in Amerika haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass wissenschaftlich bewanderte Menschen nicht aus falscher Rücksichtnahme religiös motivierten Unsinn unkommentiert lassen dürfen. Auch wenn Kreationismus in Deutschland bei weitem nicht das Problem darstellen wie in Amerika, und ich auch ausgesprochen bezweifele, dass es jemals ein solches Problem werden könnte, möchte ich in diesen Blog, aus Anlass von Frau Wolffs Äußerungen, dem Kampf gegen den kreationistischen Wahnwitz widmen. Nebenbei sollte man auch noch was über Evolution und Evolutionstheorie erfahren, ein paar Links zu guten Informationsquellen und netten Blogs zu dem Thema finden und gelegentlich auch überhaupt nicht themenbezogen Posts zu anderen Dingen, die mir gerade über den Weg gelaufen sind, lesen können.

Viel Spaß damit!

JLT

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