29 August 2007

"Mord und Totschlag waren immer Sünden..."

Karlheinz Deschner ist vielleicht dem einen oder anderem ein Begriff, als Kirchenkritiker und Schriftsteller, oder auch "nur" als Namensgeber des Deschner-Preises, den die Giordano Bruno Stiftung verleiht (der erste Preisträger im Mai diesen Jahres war Richard Dawkins).

Ein Film über Deschner und dessen Hauptwerk, eine auf 10 Bände angelegte "Kriminalgeschichte des Christentums" (8 Bände sind bereits erschienen; Zusammenfassungen und Pressestimmen dazu gibt es hier) ist jetzt frei auf Google Video zu sehen (oder hier). Die Zusammenfassung des Humanistischen Verbands Deutschlands, der das Video vertreibt, liest sich so:

Die haßerfüllten Augen des Karlheinz Deschner

Karlheinz Deschners «Kriminalgeschichte des Christentums» im Kreuzfeuer

Ein Film von Ricarda Hinz und Jacques Tilly

Die Filmemacher Ricarda Hinz und Jacques Tilly haben ein virtuelles Streitgespräch um Deschners «Kriminalgeschichte des Christentums» zusammengestellt. Getrennt aufgenommene Aussagen zahlreicher Kirchenvertreter und radikaler Kirchenkritiker werden zu einer präzisen inhaltlichen Diskussion zusammengeführt. Eine solche Konfrontation käme in der Realität nie zustande.

Zugleich dokumentiert das Video das Schaffen und die Persönlichkeit Karlheinz Deschners. Die Filmemacher begleiteten ihn ein Jahr lang bei seiner Arbeit und auf Lesereisen in Deutschland und der Schweiz. Dabei sammelten sie spontane Reaktionen seines Publikums. Diese authentischen Äußerungen markieren die Bedeutung der Aufklärungsarbeit Deschners.

Das liest sich vielleicht harmlos, doch der Film selbst ist es nicht. Vor allem die manchmal entlarvenden Äußerungen derjenigen, die die Kirche "verteidigen", machen den Film meiner Meinung nach äußerst sehenswert (beide Teile sind um die 30 min lang).

Um Euch zur Einstimmung einen Eindruck über den Inhalt seiner "Kriminalgeschichte" zu geben, ein Ausschnitt aus einer der Pressestimmen (gefunden auf der Deschner-Seite):
«Kriminalgeschichte des Christentums»nennt sich dieses bisher schon auf zwei Bände gediehene, auf etliche weitere Bände geplante opus maximum: im Gesamtkonzept die wohl umfassendste kritische Geschichte des Christentums, die es gibt. Dieser Titel ist durchaus wörtlich gemeint: Es geht Deschner ohne Wenn und Aber um eine «Verbrechensgeschichte» des Christentums - der Außentitel bietet hier in der Formulierung, wohl aus verlegerischen Gründen, noch mildernde Umstände, die das Buch selber keineswegs gewährt. Und "Kriminalgeschichte des Christentums" ist darüber hinaus auch im Sinne der kriminalistischen Aufspürung, Nachweisung und Entlarvung der Taten und der Täter zu verstehen. Der Heiligenschein, der über der anvisierten Verbrechensgeschichte liegt, wird von Deschner rücksichtslos als gigantische Heuchelei attackiert.

In der Tat fallen die Heiligendenkmäler, die der Kirchenlehrer, der dogmatischen Patriarchen, der frühen Päpste, der allerchristlichsten Kaiser, gleich scharenweise: Ambrosius, Augustinus, Athanasius, Basilius, Clemens, Eusebios, Hieronymus, Irenäus, Laktanz ... Aus der Heiligenlitanei seligen Angedenkens wild eine, unselige Unheiligenlitanei. Was sich von den Ursprüngen im Alten Testament bis zum Tod des hl. Augustinus (Thema des ersten, bereits in der fünften Auflage vorliegenden Bandes), von den katholischen «Kinderkaisern» bis zur Ausrottung der arianischen Wandalen und Ostgoten unter Justinian I. (Thema des zweiten Bandes) zeigt, ist eine triefende Blutspur, die an Liebe und Barmherzigkeit auch nicht mehr von ferne erinnert; statt der verheißenen Heilsgeschichte die eines monströsen Unheils. Das Wort «Christenverfolgung» erhält in diesem Zusammenhang einen peinlich ungewohnten Sinn: Aus den Opfern werden die Täter. [...]

Gegen diese schlimme Faktensammlung wird historisch nur schwer zu argumentieren sein. Mag sein, daß Deschner in Zweifelsfällen allemal gegen die Angeklagten entscheidet; insgesamt ist dieses Rie-senwerk, dessen Anfänge auf die fünfziger Jahre zurückgehen, aber zweifellos peinlich gründlich und mit einem gelehrsamen Fleiß ohnegleichen recherchiert. Fast 2.000 Sekundärtitel, 130 Seiten kon-trollierbarer Quellenangaben und Anmerkungen, dazu ein benutzerfreundlich detailliertes Register, das dieses Verbrechenskompendium zu einem wahrhaft erschlagenden Nachschlagewerk macht - das alles spricht eine deutliche Sprache: Der Autor weiß bei aller Anerkennung, die er gefunden hat (1988 erhielt er für sein kompromißloses literarisches Werk den Arno-Schmidt-Preis), daß man ihm nicht gerne, jedenfalls nicht freiwillig glauben wird.»

Prof Dr. Ludger Lütkehaus, «Freiburger Universitätsblätter»
herausgegeben im Auftrag des Rektors der Albert-LudwigsUniversität Freiburg


Viel Spaß beim Anschauen!








MfG,
JLT


[via SkepTicker]

4 Kommentare:

Cavon said...

Argh! Die ganzen Videos auf www.gisburne.com und nun auch das. Wann soll ich das alles ansehen? So viel Informationen , so wenig Zeit...

Anonymous said...

Ja und dann sind die Informationen auch noch total einseitig, was bedeutet, wenn man fair ist müsste man sich mindestens die gleiche Zeit nehmen, um auch noch die Gegenseite zu hören, damit man überhaupt die Möglichkeit hat sich ne Meinung zu bilden...

Cavon said...

Äh... Diese Videos SIND die Gegenseite.

JLT said...

@ anonymus:

In dem Film über Deschner werden doch die Argumente beider Seiten dargestellt, oder etwa nicht?

Und Cavon hat auch Recht, die Kirche hat doch über Jahrhunderte hinweg Meinung gemacht. Deschner stellt in diesem Fall die Gegenseite dar.