21 July 2008

Ich verstehe ID. Oder auch nicht. (4)

Dieses Post ist Teil meiner Besprechung des neuesten Dembski-Machwerks (Ko-Autor: Sean McDowell), 'Understanding intelligent design in plain language'. Das einleitende Post findet sich hier.



Das zweite Kapitel: 'Intelligent design to the rescue!' (Forts.)

Der einleitende Abschnitt des zweiten Kapitels ist argumentativ etwa so ausgereift wie der Aufsatz eines zu Hause unterrichteten 14-Jährigen, der gerade das erste Mal mit dem Gedanken konfrontiert wurde, dass es Menschen gibt, die NICHT glauben, ohne Gottes konstantes Eingreifen würde das Universum sofort in seine Einzelteile zerfallen.

Als Einstieg dient eine Naturdokumentation ('Planet Earth'), die Sean McDowell gesehen hat und in der "Schöpfung nicht einmal erwähnt wird" (worauf er indigniert feststellt, dass das "so ganz anders ist als die Weltsicht der Psalmisten" und Psalm 8:3-4 zitiert...) :
As fascinating as Planet Earth is, viewers are left with the impression that the natural world operates completely on ist own, independent of the design or care of a creator. Is that true?
Today, this view of nature dominates Western academic culture.
Some contemporary scientists attempt to understand the entire universe and life on earth without reference to God, as if something just somehow happened. Everything we see is supposedly like a machine that no one built and no one operates. [S. 31/32]
Einige heutige Wissenschaftler versuchen das ganze Universum und das Leben auf der Erde ohne Bezugnahme auf Gott zu verstehen.
Einige heutige Wissenschaftler? Einige heutige Wissenschaftler? Wohl eher alle Wissenschaftler seit der Aufklärung, aber von solchen Details braucht man sich ja nicht abschrecken zu lassen.

Newton stellte sich vor, die Planeten würden sich, wenn sie sich nahe kämen, gegenseitig so beeinflussen, dass sie sich mit der Zeit gegenseitig aus ihren Orbits zögen, würde Gott nicht ab und an stabilisierend eingreifen. Hätten sich Wissenschaftler für alle Zeit mit Newtons "Erklärung" zufrieden geben sollen? Ist möglicherweise Laplace, der die Stabilität der Planetenumlaufbahnen rechnerisch bewies und damit Newtons Gott-Hypothese überflüssig machte, auch nur einer von diesen "wenigen heutigen Wissenschaftlern"?
Lustigerweise kann man durchaus Newton an den Beginn der Aufklärung setzen, da dieser mit seiner "universalen Gravitation" ein Beispiel dafür gab, dass man "das Universum ohne Rückgriff auf Gott verstehen" konnte, auch wenn er sich bei der Stabilität der Umlaufbahnen einen kleinen Schnitzer erlaubte. Bei Newton kann ich das verzeihen, hat sich ja einiges getan, seit er die Principia schrieb.

Um heute zu schreiben, das Universum würde nur "mit der Sorge eines Schöpfers" funktionieren, muss man dagegen 300 Jahre Wissenschafts- und Philosophiegeschichte ignorieren. Ich persönlich hielte ein Universum, das ohne das konstante Eingreifen seines angeblichen Schöpfers auseinanderfiele, auch nicht gerade für ein Aushängeschild. Mein Universum würde ich dann jedenfalls eher bei jemand anderem bestellen.

Der Vorteil des Universums, das Sean McDowell sich vorstellt, ist natürlich, dass dort auch die Gesetze der Logik nicht immer gelten. So kann er es gleich im nächsten Abschnitt als "signifikantes Problem" bezeichnen, dass Wissenschaft nur funktionieren kann, weil es eine "zugrundeliegende rational zu erfassende Ordnung" gäbe, die ihrerseits nur durch Gott erklärbar wäre. Nur die bösen atheistischen Wissenschaftler versuchen also, das Universum rein rational zu erklären, aber die Tatsache, dass es klappt, beweist Gott. TAKE THAT EVIL SCIENTISTS!!!
But when we think of the natural world as independent of a higher intelligence, a significant problem arises. For the scientist to study nature, nature must have an underlying rational order that the scientist can grasp.
If the natural world was random and lacked order, scientific study would be impossible. […]
Nature is not the confusing world of Alice in Wonderland, but an orderly place that our minds seem ideally suited to understand. This is one of the great questions confronting the scientist: Why is the world ordered, and what is the origin of that order?
Why the world is law-ordered is ultimately a question not for science but for philosophy. [S. 32]
A-HAHAHAHA!
S-M-R-T
Das ist nicht so gut gelaufen, da hat sich Sean schon wieder gleich im nächsten Satz widersprochen.
Aber er macht tapfer weiter (schon wieder so eine total wichtige Frage):
Science presupposes that the world is law-governed. Science cannot progress without basic philosophical commitments about the nature of the world and of humanity. Science depends on a consistent order in nature. Yet according to Darwinism, our minds were not designed to understand the world but have evolved through a blind, materialist process to aid survival.
But here is a question the naturalist must face: If the world evolved without a guiding intelligence, why should we be able to understand it at all? If the human mind evolved for the sake of survival (rather than for the sake of knowing the truth, which is a very different thing), why should it be trusted? [S. 32]
Interessant. Seine Umwelt zu verstehen ist kein Überlebensvorteil?

Und behauptet er da wirklich, das menschliche Gehirn (der "Geist") sei designt worden, "um die Wahrheit zu erkennen"?

Es ist doch gut belegt, dass man dem Gehirn nicht "trauen" kann! Was ist denn mit den ganzen optischen Täuschungen [Bild links anklicken für größere Version, Kopf leicht hin und herbewegen; von hier]? Da spiegelt uns unser Gehirn Dinge vor, die nicht da sind. Und auch die anderen Sinne können getäuscht werden. Wenn man einen Raum betritt, in dem es sehr schlecht riecht, gewöhnt man sich mit der Zeit daran. Es ist nicht etwa so, dass der Geruch verschwindet oder die Riechzellen weniger Signale an das Gehirn senden – das Gehirn ignoriert die Signale nur zunehmend. Genau so "gewöhnt" man sich beispielsweise auch an kaltes Wasser – wer schon mal im Atlantik schwimmen war, wird wissen was ich meine: Das Reingehen ist ziemlich schwierig, aber wenn man erstmal drin ist, kommt es einem lange nicht mehr so kalt vor. Das Gehirn kann auch das Ticken einer Uhr oder sonstige gleichmäßige Hintergrundgeräusche ausblenden.
Was ist mit psychologischen Phänomenen, wie dem, dass man anderen Menschen falsche Erinnerungen suggerieren kann? Überhaupt erinnern wir uns höchst selektiv an Dinge und auch nicht immer sonderlich genau oder zutreffend. Gerichte werden im Hinblick auf Zeugenaussagen ein Lied davon singen können.
Zu "intuitiv" erkennbaren Wahrheiten in Relation zu Wissenschaft hatte ich ja schon im vorangegangenen Post was gesagt.

Gleich im Anschluss an das obige Zitat geht es so weiter:
Charles Darwin understood this problem. "The horrid doubt always arises whether the conviction of man's mind, which has developed from the mind of the lower animals, are of any value or at all trustworthy. Would anyone trust the conviction of a monkey's mind, if there are any convictions in such a mind?" To do science, you have to believe that the world is dependable and logical. [S. 32/33]
Die Argumentation scheint also tatsächlich zu sein, dass Wissenschaftler von einer "verlässlichen und logischen Welt" überzeugt sein müssen, dieser ihrer Überzeugung aber nicht trauen können, wenn sie nicht gleichzeitig annehmen, ihr Gehirn wäre "zur Erkennung von Wahrheit" designt worden?
Grundgütiger, was für ein Bullshit.

Es ist völlig richtig, dass Naturwissenschaft nur Sinn macht, wenn man ein "geordnetes" Universum voraussetzt, also eines, das rational beschreibbar ist (Deswegen, und ich sage das wirklich äußerst ungerne, GIBT ES DEN METHODISCHEN NATURALISMUS! Du Dumpfbeutel. Ein Universum, in das ein Gott nach Belieben eingreift, ist nicht rational zu beschreiben.).
Aber müssen wir das wirklich einfach glauben?
Dass Wissenschaft "funktioniert", ist meiner Meinung nach schon eine ziemlich gute Bestätigung dieser Grundannahme, wenn sie sich auch nicht endgültig beweisen lässt.

Diejenigen von Euch, die sich schon etwas mehr mit ID/Kreationismus beschäftigt haben, werden sich jetzt schon fragen, ob ich mir das Darwin-Zitat gar nicht genauer angeschaut habe – schließlich sind die Herrschaften nicht gerade dafür bekannt, dass sie Zitate immer nur im Sinne des Verfassers verwenden. Und siehe da. Wie ungeheuerlich überraschend.
Das Zitat stammt aus einem Brief Darwins an einen W. Graham (und anders als in den Literaturangaben steht, findet es sich nicht in Vol. 3, p. 285 von The Life and Letters of Charles Darwin, sondern in Vol. 1, p. 315 …). Ihr könnt Euch hier den Brief in seiner Gänze durchlesen.

Der entscheidende Abschnitt mit dem zitierten Teil lautet so:
You would not probably expect any one fully to agree with you on so many abstruse subjects; and there are some points in your book ['Creed of Science'] which I cannot digest. The chief one is that the existence of so-called natural laws implies purpose. I cannot see this. Not to mention that many expect that the several great laws will some day be found to follow inevitably from some one single law, yet taking the laws as we now know them, and look at the moon, where the law of gravitation—and no doubt of the conservation of energy—of the atomic theory, &c. &c., hold good, and I cannot see that there is then necessarily any purpose. Would there be purpose if the lowest organisms alone, destitute of consciousness existed in the moon? But I have had no practice in abstract reasoning, and I may be all astray. Nevertheless you have expressed my inward conviction, though far more vividly and clearly than I could have done, that the Universe is not the result of chance. But then with me the horrid doubt always arises whether the convictions of man's mind, which has been developed from the mind of the lower animals, are of any value or at all trustworthy. Would any one trust in the convictions of a monkey's mind, if there are any convictions in such a mind? [Anm.: Kursiv = ursprünglich zitierter Teil, Fett = meine Hervorhebung]
Darwin schreibt also, er sei zwar davon überzeugt, dass das Universum nicht nur zufällig entstanden ist (wie offenbar auch der angeschriebene Graham), um seine eigene Aussage aber gleich wieder zu relativieren - meiner Meinung nach mit einer guten Portion Humor und Selbstironie - in dem er fragt, wie zuverlässig schon die Überzeugungen eines menschlichen Geistes seien, der sich "aus dem Geist niederer Tiere entwickelte". Und ganz entschieden ist er gegen die Vorstellung, aus der "Existenz sogenannter Naturgesetze" könne man auf eine Absicht schließen.

Ich behaupte, Darwin nimmt den guten Graham ein bisschen auf die Schippe. Offensichtlich hat Graham in seinem Buch 'Creed of Science' (so was wie "Naturwissenschaftliches Glaubensbekenntnis") ähnliche Argumente angeführt wie die Herren McDowell und Dembski: Aus der Existenz von Naturgesetzen könne man auf einen ordnenden Schöpfer schließen und das Universum könne nicht zufällig entstanden sein. 1881, als der Brief geschrieben wurde, stehen die Chancen sogar gut, dass der Mann auch Evolution ablehnte. So jemanden nicht nur zu sagen, dass Überzeugungen keine Tatsachen machen, sondern ihm dabei noch eine Abstammung von "niederen Tieren" unter die Nase zu reiben, das hat schon was.

Mit dieser Einschätzung kann ich natürlich auch daneben liegen, aber eins ist meiner Meinung nach glasklar: Darwin hielt das menschliche Gehirn nicht für eine Quelle der Wahrheit und glaubte offentlichtlich nicht, dass Überzeugungen allein irgendeinen Nutzen hätten. Ob er das aus Erfahrung wusste (er hat durch seine Arbeit viele "Überzeugungen" widerlegt, die von anderen und sicher auch einige von seinen eigenen), oder ob er es tatsächlich daraus schloss, dass das menschliche Gehirn ein "Produkt" von Evolution ist, lasse ich mal dahingestellt. Er hört sich jedenfalls nicht so an, als würde es für ihn ein Problem darstellen.
Das als Zitat zur Bestätigung ihrer Sichtweise zu nehmen, finde ich schon ziemlich frech von Dembski und McDowell, was sie aber nicht hindert, zu diesem Schluss zu kommen:
The rational order of the world, as we have seen, poses a serious problem for naturalists. [S. 33]
Das haben wohl tatsächlich nur sie so gesehen...

Und tatsächlich, im nächsten Abschnitt ist es anscheinend schon kein "schwerwiegendes Problem" mehr. Da ist plötzlich ein sich selbst-ordnendes Universum genauso gut möglich wie ein Universum, das von einem Schöpfergott geordnet wurde, dafür wären aber beides "religiöse Bekenntnisse". Die wichtige Frage (schon wieder eine) ist nun nicht mehr, wo die Ordnung herkommt, sondern, welches dieser "religiösen Bekenntnisse" die Welt am Besten beschreibt.
The order we find in the world ma come from a creator God, or it may come from the self-ordering powers of nature. Both views are religious commitments in the Supreme Court's sense [Anm.: Dessen Definition von Religion wurde vorher so angegeben: A belief system is religious if it is "a sincere and meaningful belief which occupies in the life of its possessor a place parallel to that filled by a traditional belief in God".].
The key question, therefore, is this: Which religious commitment best describes the world we find ourselves in? [S. 34]
Ich will gar nicht auf diese unsinnige Behauptung eingehen, die Annahme, ein geordnetes Universum müsse nicht auf einen Schöpfergott zurückgehen, wäre ein religiöses Bekenntnis. Was ich hieran lustig fand, war die Fragestellung nach der besten Beschreibung der Welt. Denn wie der nächste Absatz zeigt, ist die beste Beschreibung nicht etwa die, die am Besten die Welt beschreibt, wie das so ahnunglose Menschen wie ich erwarten würden.
Nein, die beste Beschreibung der Welt ist natürlich die, die nicht so furchtbar deprimierend ist und uns glauben lässt, es gäbe ein Leben nach dem Tod!
A Christian worldview encourages us to recognize God's action in the world. A naturalistic worldview, by contrast, encourages us to see the world merely as a self-contained system. But naturalism is a depressing perspective. It offers no hope beyond the immediate future (after you die, you're worm food). We would also argue that it is demonstrably untrue. [S. 34/35]
Ich möchte nur zu gerne sehen, wie sie demonstrieren, dass nach dem Tod irgendetwas anderes kommt als ein relativ kurzes Wurmfutterstadium (wenn man sich nicht einäschern lässt).
Aber die Schlüsselfrage ist natürlich: WAS ZUM GEIER HAT DAS ALLES MIT ID ZU TUN?

Der nächste Abschnitt ist, wenn das möglich ist, noch absurder. Zunächst wird der alte Schwachsinn wieder aufgewärmt, Naturalismus führe zu einem unmoralischen Leben ohne Sinn und überhaupt würde man Gott nur ablehnen, damit man ein ausschweifendes Sexualleben führen kann.

Und wovon ist das alles Ausdruck? Natürlich von einer Vergötterung der Natur (idolatry im Original). Dass es sich um eine Vergötterung halte, wird – ausgerechnet – mit der Geschichte vom Goldenen Kalb belegt. Die Israeliten hätten in der Form des Goldenen Kalbes die Naturkräfte angebetet und "über Gott erhoben" [S. 36]. Ich habe ein bisschen Internetrecherche betrieben und Höret, ich sage Euch:
Das ist mal eine Interpretation, die nicht nur nichts mit dem Bibeltext zu tun hat, sondern auch meilenweit von jeglicher gängigen Interpretation entfernt ist. Die sieht entweder vor, dass die Israeliten in der Abwesenheit Moses wieder ihre alten Götter angebetet haben, oder sich tatsächlich ein "Bild von ihrem Gott" machen wollten. Wer sich über die verschiedenen Interpretationen schlau machen möchte, kann sich z. B. diesen Artikel aus dem Bibellexikon durchlesen.

Wenn man umgangssprachlich von einem Tanz ums Goldene Kalb spricht, meint man ebenfalls nicht eine Anbetung von Naturkräften, sondern die "Anbetung" von Geld oder Reichtum. Wie McDowell/Dembski auf ihre "Interpretation" kommen, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht wollten sie damit den Blick auf die "Güte" und "Gerechtigkeit" Gottes in dieser Geschichte richten, der nicht alle Israeliten wegen des Kalbs umbrachte, sondern sich von Mose dazu überreden ließ, sich mit dem Abschlachten von 3000 Männern und Erstgeborenen zu begnügen und nur noch eine kleine Plage hinterher schickte, aber den Hohepriester (Aaron), der den Bau des Goldenen Kalbes befohlen hatte, von jeglicher Vergeltung auszunehmen.

Aber irgendwie bin ich dankbar für ihren zwanghaften Versuch, auf Biegen und Brechen naturalistisch arbeitende Wissenschaftler als Natur anbetende Götzendiener darzustellen, denn dem verdanken wir einen kurzen Abschnitt, der an hirnrissiger Idiotie und unfreiwilliger Komik nur schwer zu überbieten ist. Haltet Euch fest, es folgt der "Beweis", dass Wissenschaftler "die Natur in eine unangebrachte Position erheben, die nur Gott einnehmen sollte" – Gould betet Sterne an!:
Rather than thank God, natural scientists will therefore thank nature. The late Harvard evolutionist Stephen Jay Gould is a case in point. Note his remark about the destruction of the dinosaurs:
Since dinosaurs were not moving toward markedly larger brains, and since such a prospect may lie outside the capabilities of reptilian design ... we must assume that consciousness would not have evolved on our planet if a cosmic catastrophe had not claimed the dinosaurs as victims. In an entirely literal sense, we owe our existence, as large and reasoning animals, to our lucky stars.*
[S. 37]
Das kann doch wirklich nur ein Hirntoter ernst nehmen.

Und im Anschluss beschweren sich die Autoren, Gould habe keinen Beweis für seine Annahme, ohne einen Asteroideneinschlag hätte es keine Menschen gegeben.
Schön und gut, seine Behauptung, es hätte sich nie Lebensformen mit einem Bewusstsein entwickelt, ist sicher extrem, aber Gould wollte hier seine Ansicht unterstreichen, dass historische (Zufalls-)Ereignisse einen signifikanten Einfluss auf die weitere Evolution haben, eine Ansicht, die man durchaus rational begründen kann – die Ansicht der Autoren hingegen, es hätte sich nicht nur in jedem Fall Lebensformen mit einem Bewusstsein entwickelt, sondern darüber hinaus immer Menschen und zwar Gott gewollt, ist pures Wishful thinking. Wie war das noch mal mit dem Glashaus?

Zu dieser Frage passt auch ein weiteres Zitat:
Despite the dominance of naturalism in Western culture, Christians are right to remain unconvinced. God created nature as well as any laws by which nature operates. God not only created the world but upholds the world moment by moment. Colossians 1:15-17 makes this clear in its hymn of praise to Jesus Christ, the second person of the trinity: [... Bibelzitat] [S. 39]
Understanding ID in plain language - riiight.

Jetzt blättern wir spaßeshalber noch mal eine Seite zurück, zu der Beschwerde über Gould und mangelnde Beweise (tatsächlich muss man nicht mal blättern, es steht auf der gegenüberliegenden Seite):
Gould does not offer a credible explanation for why we owe our existence to our lucky stars. But many people accept his premise without thinking carefully about the poor quality of the evidence that supports it. [S. 38]
Hmmmmm....

MfG,
JLT

P.S.: Noch ein frisches Dembki-Zitat (in Antwort auf einen Artikel in der NYTimes, in der gegen die Verwendung des Begriffs Darwinismus argumentiert wird, 'Let's get rid of Darwinism'):
Could we please dispense with any patronizing nonsense about Darwin being less than the messiah of a materialistic religion that pretends to find its justification in science.
Meiner Meinung nach hat ist das schon zu einer fixen Idee bei ihm geworden.




* Das Gould-Zitat stammt aus seinem Buch 'Wonderful life' von 1989 (S. 318), in dem er unter anderem die Bedeutung von Zufällen auf den Verlauf der Evolution herausstreicht.

Disclaimer: Alle Zitate, die ich angebe, entsprechen der Schreibweise im Text, enthalten keine Auslassungen, wenn nicht ausdrücklich gekennzeichnet, und sicherlich keine, die den Sinn des Zitierten verändern könnten (und Vollversionen der Zitate können gerne bei mir angefordert werden). Kursive Hervorhebungen sind wiedergegeben, wie sie im Text vorkommen, Hervorhebungen in Fettdruck stammen von mir, ebenso jedwede Tippfehler. Sollte ich nicht widerstehen können, sind Anmerkungen von mir im Text als solche gekennzeichnet, wahlweise auf Deutsch oder Englisch gehalten und können von mir aus auch gerne ignoriert werden, ich muss sie nur einfügen, um meine geistige Gesundheit zu erhalten, während ich schreibe.



13 Kommentare:

Anonymous said...

"without thinking carefully about the poor quality of the evidence that supports it." Oooh ja.

Übrigens danke für die Mühen, die du hier auf dich nimmst; das zu lesen macht wirklich – äh, naja, es macht eher "Spaß", ständig den Kopf zu schütteln ob dieser IDiotie von Dembski & Co.

Anonymous said...

Ich weiß nicht, was mich mehr verwirrt: Dembskis "Logik" oder dieses komische Bildchen.

Po8 said...

Dem Dank von cimddwc kann ich mich nur anschließen. Ich bin schon gespannt auf Teil 5 ;-)

JLT said...

@ cimddwc und Po8:
Gern geschehen! Ich hatte ja schon befürchtet, ich langweile Euch alle ganz schrecklich.

Anonymous said...

Ich kann auch nur den virtuellen Hut ziehen, obwohl ich auch noch einige potentielle Kandidaten für ähnliche Rezensionen hätte, schaffe ich es nicht, das wirklich stringent durchzuziehen. Die schiere Menge an Unsinn schreckt ab.

JLT said...

@ Mountainking:
Danke!
Die eigentliche Schwierigkeit ist, die Rezension kürzer zu halten als das Buch, wie ich feststelle.
Bisher versuche ich, das durch Konzentration auf die wirklichen "Sahnestücke" (oder so) zu erreichen und dadurch, nicht gleich *alles* zu schreibe, was ich mir zu einem bestimmten Abschnitt denke. Wie man an der Länge der Posts sieht, bin ich damit mäßig erfolgreich ;)
Einen "Vorteil"(in einem perversen, abstrakten Sinn) hat es jedenfalls, eine Review zu bloggen, ich lese das Buch sicher sehr viel aufmerksamer, als ich das sonst täte.

Cavon said...

...würde man Gott nur ablehnen, damit man ein ausschweifendes Sexualleben führen kann.

Verdammt! Warum sagt man mir das erst jetzt?
Entschuldigt mich, ich muss für den Rest des Tages mal ganz intensiv Gott ablehnen gehen.

Anonymous said...

"...würde man Gott nur ablehnen, damit man ein ausschweifendes Sexualleben führen kann."

Irgendwas mach ich falsch. Ich verstehe zwar nicht was schlimm daran sein soll ein ausschweifendes Sexualleben zu haben, wenn den alle Beteidigten damit zufrieden sind. Aber irgenwie habe ich doch wichtigeres zu tun als zu versuchen jede attraktive Frau die mir über den Weg läuft ins Bett zu bekommen.
Christen machen manchmal den eindruck, als sei es nur ihr Gaube der sie davon abhält ...

Was ist falsch mit den Leuten und ihrer Sexualität?

Gerne gebe ich zu, das Ich nun auch nicht so viel Sex habe wie ich gerne hätte. Aber ich rede mir das auch nicht schön, in dem ich mir einrede, dass Sexualität schlimm wäre und/oder Gott mich für Enthaltsamkeit belohnen würde.
Das einzige was es in Sachen Sexualität da zu beachten gibt sind die Bedürfnisse und Befindlichkeiten des Partners. So einfach ist das.

beste Grüße,
Eike

Anonymous said...

Einen Verriß eines anderen Dembski-Buches findet man auf http://goodmath.blogspot.com/2006/03/king-of-bad-math-dembskis-bad.html
Dembski war übrigens ursprünglich ein durchaus angesehener Mathematiker, sogar gefördert durch NSF-Stipendien (die in der Mathematik ziemlich schwer zu bekommen sind). Als die erhofften wissenschaftlichen Erfolge dann ausblieben, hat er sich offenbar auf die Evolutionstheorie verlegt (ich meine, auf deren Leugnung).
Man hat den Eindruck, daß "wissenschaftliche" Kreationisten (oder auch Klimaskeptiker usw.) oft ehemalige Wissenschaftler sind, die wohl ihren Frust auf diese Weise ausleben. Insofern bringt es vielleicht auch nicht so viel, solche Bücher Seite für Seite zu widerlegen. Daß das alles Unsinn ist, weiß Dembski sicher selbst.

Anonymous said...

"Es ist völlig richtig, dass Naturwissenschaft nur Sinn macht, wenn man ein "geordnetes" Universum voraussetzt, also eines, das rational beschreibbar ist (Deswegen, und ich sage das wirklich äußerst ungerne, GIBT ES DEN METHODISCHEN NATURALISMUS! Du Dumpfbeutel. Ein Universum, in das ein Gott nach Belieben eingreift, ist nicht rational zu beschreiben"

Also das weiss er bestimmt. Er versucht ja nichtmal den Anschein von Rationalität zu erwecken. Wenn man meint das Universum sei nicht rational zu beschreiben, dann kann theoretisch belibig blöder Bullshit die gültige beschreibung sein. Das ist ja das Bequeme für die Leute, die Übernatürliches in ihre Beschreibung des Universums integrieren, jeder Schwachsinn, der einem gerade lustig erscheint ist ohne nach zu denken darin integrierbar.

JLT said...

@ mathlog:
"Man hat den Eindruck, daß "wissenschaftliche" Kreationisten (oder auch Klimaskeptiker usw.) oft ehemalige Wissenschaftler sind, die wohl ihren Frust auf diese Weise ausleben."

Der ursächliche Zusammenhang ist meiner Meinung nach eher umgekehrt, wenigstens bei ID/Kreationismus. Sobald sie sich darauf einlassen, hören sie auf, in ihrem eigentlichen Fachbereich zu veröffentlichen. Siehe Behe, Dembski und Gonzales.
Bei den HIV/AIDS-Leugnern mag das mit dem schlechten Wissenschaftler auf Peter Duesberg zutreffen. Der konnte einfach nicht zugeben, dass er falsch gelegen hat und ist deshalb zum Crank mutiert. Bei den Klimskeptikern kenne ich mich nicht so aus.

"Insofern bringt es vielleicht auch nicht so viel, solche Bücher Seite für Seite zu widerlegen. Daß das alles Unsinn ist, weiß Dembski sicher selbst."

Zugegeben, Dembski wird kaum meinen Blog lesen und erkennen, dass er all die Jahre falsch gelegen hat ;)
Meine Motivation ist aber auch eine andere. Zum einen wollte ich mal ein Buch von ihm lesen und das Bloggen darüber "zwingt" mich, es nicht gleich wieder in die Ecke zu schmeißen. Zum anderen gibt es wenig zu Dembski auf Deutsch.
Außerdem macht es (streckenweise) Spaß, seine Argumente auseinander zu nehmen.

Danke auch für den Link, MarkCC ist wahrlich eine Fundgrube.

JLT said...

@ Eike:
Die Argumentation ist meiner Meinung nach einfach total hirnrissig. Mal angenommen, ein Christ hätte gerne ein "ausschweifendes Sexualleben", glaubt aber, dass das eine Sünde ist und Gott ihn dafür bestrafen würde.
Aus dieser Überlegung und Überzeugung heraus "lehnt er Gott ab"? Das ist doch nach dem christlichen Glauben eine viel größere Sünde, als ein bisschen Ausschweifung. Die kann er sich doch hinterher ganz einfach vergeben lassen...
Die einzigen, die solche Geschichten erzählen, sind wiedergeborene Christen, die behaupten, sie hätten früher Gott abgelehnt, um ein "sündiges" Leben zu führen. Von einem Atheisten habe ich das noch nie gehört. Zudem bekommt man nicht automatisch ein ausschweifendes Sexleben, nur weil man Atheist ist, da muss man sich schon ein bisschen mehr "anstrengen" ;)

JLT said...

@ Moredhel:

"Wenn man meint das Universum sei nicht rational zu beschreiben, dann kann theoretisch belibig blöder Bullshit die gültige beschreibung sein."

Das ist meiner Meinung nach der größte Witz. Sie behaupten die ganze Zeit, die einzige Erklärung dafür, dass das Universum so "geordnet" ist, sei, dass es von einem Gott erschaffen wurde - der dann die ganze Zeit in diesem ach so geordneten Universum herumpfuschen muss, damit es nicht kollabiert.
Wer's glaubt...