2 July 2007

Prioritäten. Leider.

Wie der erfahrene Zwischen-den-Zeilen-Leser möglicherweise jetzt schon vermutet, muss ich mich diese Woche entschuldigen. Die Arbeit ruft. Wir haben momentan Gäste am Institut, denen ich ursprünglich nur eine Methode zeigen sollte - ein Zeitaufwand von ein paar Stündchen über die Woche verteilt. Daraus hat sich mehr oder weniger über's Wochenende ein Rundum-Sorglos-Paket entwickelt, das darin besteht, dass ich ein ausgewachsenes Experiment für sie durchführe, was etwa dreimal so viel Zeit kostet wie das ursprünglich geplante. Natürlich zusätzlich zu meinem eigenen Kram.
Ich bin nicht wirklich begeistert.

Und dann erzählen mir die beiden Gäste (die glücklicherweise sehr nett sind) heute auch noch, dass sie 4 Tage mehr Urlaub im Jahr haben als ich und *natürlich* Überstunden abfeiern können. Buhu. Naja, dafür dürfen die bestimmt nicht am Wochenende arbeiten...

Auf der anderen Seite habe ich mich natürlich sehenden Auges für die öffentliche Forschung entschieden und finde die größere Freiheit sowohl in Bezug auf die Auswahl meiner Forschungsthemen, als auch was Veröffentlichungen angeht, unbezahlbar. Ein bisschen mehr Urlaub wäre trotzdem nicht schlecht - ich habe nur 21 Tage.

Wie auch immer, diese Woche wird es hier ziemlich ruhig bleiben. Ihr könnt ja untereinander ein bisschen diskutieren, wenn Ihr wollt. Vielleicht hat der eine oder andere ja eine Meinung zu dieser "Beantwortung" des Theodizee-Problems. Oder zu diesem Aufruf, doch das Volk entscheiden zu lassen, was als Wissenschaft in Schulen gelehrt wird (wenn ich den Autor dieser Zeilen nicht missverstehe). Möglicherweise möchte auch jemand Dr. Blumes Beitrag "Die wissenschaftliche Vernunft zwischen Intelligent Design und Ultra-Darwinismus" kommentieren.

MfG,
JLT

3 Kommentare:

Anonymous said...

Na prima Danke! Hab jetzt wegen dir erstmal ne halbe STunde Kommentare geschrieben und mich aufgeregt, statt wegen tierischem Jetlag (Ich war im land der Evangelikalen *schauder*) endlich schlafen zu gehen.
;-)

JLT said...

@ themurmish:

Ha! Mein teuflischer Plan hat funktioniert [donner] [blitz] [wahnsinniges gelächter im hintergrund].
In Amerika? Wo denn? Es ist mir direkt peinlich, das zuzugeben, aber ich war noch nicht "drüben". Habe aber gerade ein "social event" (der feuchte Händedruck für die Woche Arbeit) überstanden, an dem ein Amerikaner teilgenommen hat, UND habe mich gestern mit einem anderen Amerikaner über seine Auffassung von "god" unterhalten (er ist Biochemiker und seine Meinung ist in etwa god = nature). Gilt das auch?

Anonymous said...

Ich habe meine Freundin in Kalifornien besucht. Die meiste Zeit in der Nähe von LA, habe aber eine Rundreise gemacht.
Gerade sobald es etwas ländlicher wird (eine halbe Autostunde von der Küste weg reicht schon), wird es offensichtlich sehr religiös. Da sieht man dann etwa ein riesiges Kreus in ein feld geritzt, auf dem steht "Jesus saves". In einem Hotel, in dem wir im schrecklichen Modesto (im Central Valley) übernachtet ahben, hat mir dann ein Angestellter aus Lettland erzählt, dass er aus Lettland weggegangen ist, wegen seines christlichen Glaubens...
Kalifornien ist aber wohl noch mit der am wenigsten christliche Staat. Immerhin ist meine Freundin zwar Jüdein, teilt aber meine Einstellung zur Religion. Auch der Großteil ihrer Freunde drüben, hält nichts von Religion. Ihr Freundeskreis ist aber weit überdurchschnittlich gebildet, was das ganze nochmal beeinflusst.

Der Glaube des Biochemikers, mit dem du dich unterhalten hast, klang ja doch ziemlich stark nach Dawkins "einsteinian religion", was ja auch noch moderat wäre.