9 March 2008

Bonobos.

Während des Studiums habe ich mal zwei Wochen lang acht Stunden am Tag vor dem Bonobo-Gehege im Berliner Zoo gesessen und alle Interaktionen der dort lebenden Kleingruppe (ein Weibchen, zwei Männchen und ein Junges) protokolliert. Es ist eine Erfahrung, die ich wirklich nicht missen möchte. Das Beobachten des Tagesablaufes und der sozialen Beziehungen in der Gruppe war an sich schon sehr interessant. Womit ich auch nicht gerechnet hatte, war, dass die Tiere der Gruppe nach ein paar Tagen anfingen, mich zu begrüßen, wenn ich meinen Posten einnahm.

Fast genau so interessant war allerdings die Beobachtung der Menschen, die sich die Bonobos anschauten, denn Bonobos haben eine "Angewohnheit", die dem einen oder anderen Besucher wohl unbekannt gewesen war: Sie haben dauernd Sex. Sie lösen mit Sex Streitereien und Spannungen auf, "bedanken" sich so beieinander und die meiste Zeit macht es ihnen wahrscheinlich einfach nur Spaß.
Wenn dann die obligatorische Schulklasse vorbeikam oder Eltern mit ihren Kindern, war es immer wieder schön zu sehen, wie aus dem langsamen Vorbeischlendern oder auch dem interessierten Beobachten plötzlich ein hektischer Aufbruch wurde...

Seitdem bin ich ein Fan dieser Tiere und schaue immer mal, ob es neue Berichte über sie gibt und dabei bin ich auf diesen Vortrag [english] gestoßen, der tatsächlich mehr eine kurze Dokumentation ist. Die Vortragende, Susan Savage-Rumbaugh, vertritt die Hypothese, dass vieles von dem, was wir als einzigartig beim Menschen halten, tatsächlich eher eine Frage der "Kultur" ist, als wirklich grundlegende Unterschiede zu markieren. Um dies zu überprüfen, lebt eine Gruppe von Wissenschaftlern mehr oder weniger mit Bonobos zusammen. Die Bonobos werden nicht etwa trainiert, sondern lernen nur durch Imitation dessen, was sie bei den Wissenschaftlern sehen. Dazu gehört die Fähigkeit, Feuer zu machen, Pacman zu spielen oder auch die Herstellung eines Steinmessers.



Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch auf der Untersuchung der Sprachfähigkeit. Möglicherweise hat der eine oder andere von Euch schon mal über Kanzi gehört? Dieser Bonobo war das Kind einer Zwergschimpansin, die lernen sollte, sich mit Symbolen zu verständigen und Kanzi war bei den Übungen dabei. Dabei lernte er offensichtlich nur durch das Zuschauen die Symbole und stellte sich dabei als begabter heraus als seine Mutter. Schließlich beherrschte er über 200 verschiedene Symbole und konnte beispielsweise ein Symbol, das er gezeigt bekam, einem anderen Bonobo so "erklären", dass dieser, ohne einen anderen Hinweis zu bekommen als den von Kanzi, das richtige Symbol auf einer Tafel drücken. Hier gibt es einen schon etwas älteren Spiegel-Artikel ('Affen: Gespräche unter Verwandten') über Sprachforschung an Schimpansen im Allgemeinen, der auch Susan Savage-Rubmaugh erwähnt und einen weiteren Artikel ('Speaking Bonobo'), der auf ihre Arbeit mit Schimpansen fokussiert.

Noch mehr Videos gibt es auf der Seite des Great Ape Trust, der Forschungseinrichtung, an der auch Susan SavageRumbaugh arbeitet.

MfG,
JLT

1 Kommentare:

Anonymous said...

Ja, es ist wirklich eindrücklich, was die Forscher des Great Ape Trust mit ihrer "Zwei-Spezies-Umgebung" aufzuzeigen haben.

Herzlicher Gruß von der Evolution of Language-Konferenz, die heute in Barcelona begann - mit einem Workshop zu "40 years of ape communication", bei der u.a. auch Duane Rumbaugh sprach - selbstverständlich auch von Panbanisha :-)