1 June 2007

Wie man an den Zähnen von T. rex Wissenschaftler von Kreationisten unterscheiden kann.

Auf Northstate Science habe ich dieses Post entdeckt, das ich gleich doppelt bemerkenswert finde.
Zunächst mal enthält das Post eine meiner Meinung nach umfassende Widerlegung der Behauptung, T. rex wäre zu irgendeinem Zeitpunkt Vegetarier gewesen. Was ich aber wirklich interessant an diesem Post finde, ist Christopher O'Briens Bemerkungen zum Unterschied zwischen Wissenschaft und Kreationismus, oder wie ich es eher bezeichnen würde, zwischen einer wissenschaftlichen und einer nicht-wissenschaftlichen/kreationistischen "Geisteshaltung".

O'Brien beschreibt, wie er auf einige kritische Kommentare zu einem früheren Post von ihm, über Dinosaurier-Zähne und was sie über die bevorzugte Nahrung aussagen, reagiert hat.
Certainly the responses to these observations are important, but that is not what prompted me to write this post. What really intrigued me was the process I engaged in while obtaining the information. It is the process of discovery that, as much as the answers, serves to radically distinguish science from creationism in all its forms. As I said, my reader raised several issues that, on face value, would be sufficient for most people to stop and wonder if Ham and AIG weren’t at least raising a legitimate issue. For Ham, AIG, and on a different level, the intelligent design advocates, inquiry would completely cease at this point. See, O’Brien is wrong: polar bear teeth are hardly different from other bear teeth and they exclusively eat meat… [Anm.: wohingegen sich viele andere Bärenarten zu unterschiedlich großen Anteilen auch von Pflanzen ernähren] hence it is possible that tyrannosaurs ate vegetation at one time. Here, the entire goal is accomplished: raise reasonable doubt with the general populace at large.

But science follows a completely different process. Upon reading the phrase “polar bear teeth are hardly different from other bears” the first thing I did was ask myself, “is that true?” and reach for a book on mammalian anatomy; and I did it so sub-consciously and automatically that the significance of the act did not become apparent until a few hours later. Scientists constantly question whether their data (and others') are correct…it’s ingrained as part of the process. The same cannot be said for creationists. [...]
Und weiter:
On the heels of an automatic question when being confronted with a new “observation” also came an automatic mental prediction (also an inherent part of science but not of creationism or intelligent design): IF tooth morphology is largely explained by diet, THEN another species of bear with a radically different diet should also exhibit radically different tooth morphology from other bears.

Tatsächlich mache ich das (meistens) genauso und in gewisser Weise ist diese meine Handlungsweise und der totale Gegensatz zur Handlungsweise von Kreationisten et al. das, was einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Faszination mit diesem Thema ausmacht.

In diesem Post: 'Na klar, Genfood verursacht AIDS. Und Hüte aus Alufolie schützen vor Gedankenspionage durch Außerirdische' habe ich mir unter anderem die Behauptung einer Person vorgenommen, Genfood verursache AIDS.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich auch aus ganz anderen Gründen davon überzeugt bin, dass HIV AIDS verursacht und nicht Genfood, kam mir damals als erstes Folgendes in den Sinn: Damit das überhaupt möglich wäre, müsste es zu dem Zeitpunkt des ersten Auftretens von AIDS schon Genfood in nennenswertem Umfang gegeben haben.

Gab's aber nicht [siehe mein Post].

Wie kommt es, dass die Person, die dies behauptet, nicht ein Mal überprüft hat, ob dieser Zusammenhang überhaupt möglich ist? Das ist mir unbegreiflich.

Mich würde übrigens keinesfalls überraschen, wenn diese Person weiterhin, trotz der aufgezeigten Unmöglichkeit des Zusammenhangs "Genfood – AIDS", an seiner/ihrer irrigen Auffassung festhalten würde. Im Zweifel würde er wahrscheinlich eher eine Verschwörungstheorie entwickeln ("Es wurde schon vorher heimlich genveränderte Lebensmittel angeboten, im Rahmen eines groß angelegten Versuchs an Menschen, den die Saatmittelindustrie vor der offiziellen Einführung durchgeführt hat. Möglicherweise hat sie einige hochrangige Mitglieder der Regierung bestochen, um das tun zu können." – wäre eine Idee, eine andere "Außerirdische haben schon 1947 in einer groß angelegten Aktion gentechnisch veränderte Pflanzen in Amerika ausgesät (eins der beteiligten Saat-UFOs ist in Roswell abgestürzt).") als von dieser Meinung abzurücken, was ich sogar noch unbegreiflicher finde.

Das ist etwas, was O'Brien nicht erwähnt, aber meiner Meinung nach einen weiteren Unterschied in der Geisteshaltung ausmacht:
Die grundlegende Bereitschaft eines Wissenschaftlers, seine Auffassung zu ändern, wenn die Fakten gegen sie sprechen, und dem gegenüber die grundlegende Bereitschaft von Kreationisten et al., die Fakten zu ignorieren, wenn sie seiner Auffassung widersprechen....

Das ist möglicherweise aber auch so offensichtlich, dass er es einer gesonderten Erwähnung nicht für wert gehalten hat.

MfG,
JLT

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