10 May 2007

Scientists [should] go YouTube.

Ein Schlagwort, dass ich auch in meinem Institut schon häufiger gehört habe, ist "Outreach". Wie immer bei diesen Schlagworten ist nicht hundertprozentig klar, was damit gemeint ist, bzw. verwendet es jeder in leicht verschiedener Art und Weise. Ganz generell geht es dabei aber immer darum, wie Wissenschaftler ihre Forschung der breiten Öffentlichkeit präsentieren können, um beispielsweise Ängste vor biomedizinischer Forschung durch Informationen darüber abzubauen, Zustimmung zur Förderung wissenschaftlicher Forschung zu erzeugen, oder Nachwuchs zu rekrutieren, also Kinder und Jugendliche für Wissenschaft zu begeistern.

Auf Nautilus, dem Nature-Blog, schlägt jetzt eine Gruppe von Wissenschaftlern vor, Videos auf YouTube zu veröffentlichen, um besonders Umwelt-bezogene Themen mehr publik zu machen und die Sensibilität vor allem von jungen Menschen für Probleme zu erhöhen.
The explanatory power of videos has been harnessed by at least one online scientific journal explicating molecular biology protocols (Journal of Visualized Experiments). [...]

The concept of YouTube appears well-suited to improve online eco-literacy. An inexhaustible supply of short documentary clips that are viewable anytime could fare better at public outreach, as opposed to full-length versions shown at fixed times on television networks. The video commentary function on YouTube also allows scientists to contribute informed opinions.

YouTube's connectivity is another powerful feature. Videos with similar themes can be 'tagged' to one another or hyperlinked to environmental weblogs to deliver stronger messages, or even act a platform for investigative journalism, where anonymous contributors are relatively safe from the repercussions of whistle-blowing. As an example, we uploaded a video documenting deforestation within Lore Lindu National Park in Sulawesi, Indonesia.
In der aktuellen Nature Ausgabe wird auf die Möglichkeiten, die sich durch eine Nutzung von YouTube für Wissenschaftler generell ergeben, hingewiesen:
YouTube has revolutionized the Web, with video content from the serious to the mundane. Can science co-opt this latest grassroots craze in an attempt to reach the researchers of tomorrow? [...]
Videos can be tagged with key words by the user who uploads them, and hyperlinked to other websites, such as authenticated science information sites. Hence, argue the professors [Anm.: von denen das Nautilus Post stammt], YouTube is an ideal venue for scientists to contribute expert opinions and persuasive videos to an audience "that primarily consists of impressionable 12- to 17-year-olds".
Ich halte das für eine großartige Idee. Es gibt natürlich schon eine Reihe von Videos, die wissenschaftliche Inhalte haben, aber es könnten noch viel mehr sein. Ich bin davon überzeugt, dass z. B. die Ablehnung der Evolutionstheorie bei den meisten Leuten einfach darin begründet ist, dass sie keine Ahnung haben, was sie aussagt und welche Fakten sie belegen. Natürlich kann man sich im Internet ausführlich über diese Themen informieren - aber dafür muss man gezielt nach solchen Informationen suchen und sie sind nicht immer "kinderfreundlich" (oder für Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne) aufbereitet.

Unser Institut hat eine eigene "Outreach"-Beauftragte, die u. a. Wissenschaftstage für verschiedene Altersgruppen organisiert, Schülerpraktika, Tage der offenen Tür etc.. Ich bin sicher, andere Institute und Universitäten haben ähnliche Positionen. Möglicherweise haben diese Leute soundso schon einiges an Material zur Verfügung, das man online stellen könnte. Oder Professoren könnten, als einfachere Variante, z. B. eigene Powerpoint-Präsentationen von Überblicksvorträgen mit passendem Text online stellen (aber bitte nur die gut gemachten, nicht, dass das Gegenteil erreicht wird und Wissenschaft abschreckend wirkt...).

Ein Problem bei der ganzen Sache wäre natürlich, wie man die Existenz solcher Videos bekannt macht. Wie in einem Kommentar zu lesen ist:
Having a video on youtube alone is not enough. One needs to create some interest in the video, and that's where scientists can excel as communicators using blogs and other tools of the internet.
Womit sich die Katze in den Schwanz beißt, jedenfalls ein bisschen, denn wer Science-Blogs liest, ist höchstwahrscheinlich schon wissenschaftlich interessiert... Trotzdem halte ich es insgesamt für eine gute Idee - wo es ohne zu viel Aufwand geschehen kann - wissenschaftliche Inhalte auch in Formaten wie YouTube zu veröffentlichen. Jedes bisschen hilft.

Wer weiß, vielleicht können wir ja ein paar unschuldige und leicht zu beeindruckende 12 - 17-jährige auf unsere Seite ziehen... Bwahahahaha.

MfG,
JLT

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