17 August 2008

Outtake.

Gerade habe ich angefangen, mir das vierte Kapitel von Understanding ID noch einmal durchzulesen, um mir schon mal ein paar Notizen für den nächsten Teil meiner Buchbesprechung zu machen. Dabei bin auf etwas gestoßen, dass ich jetzt sofort posten muss, damit kann ich unmöglich warten, bis ich den nächsten Teil fertig habe.
In dem Buch gibt es immer mal wieder Einschübe, in denen Zitate wiedergegeben sind, die lose zum Thema des jeweiligen Kapitels passen. Im vierten Kapitel geht es anfangs um confirmation bias* in der Wissenschaft und der Einschub besteht aus einem Interview, das Denyse O'Leary mit Mark Mathis geführt hat.

Für Menschen, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen, ist das allein schon Grund genug, sich (je nach Charakter) vor dem zu fürchten, was wohl kommen mag, oder sich vorfreudig die Hände zu reiben:
Denyse "Buy my book" O'Leary, selbsternannte Journalistin, führt etwa siebenzwanzig Blogs zum Thema ID und schreibt auch immer mal wieder Beiträge für Uncommon Descent, Dembskis Blog. Was sie schreibt, ist in der Regel von solcher Unlogik, das Lesen bereitet Kopfschmerzen. Selbst Christoph von "Evolution & Schöpfung" hat sie neulich dazu veranlasst, ein Post mit dem Titel 'Das Horror-Zitat der Woche' zu verfassen - mich wundert nur, wie er sich für eins entscheiden konnte.
Mark Mathis wiederum war einer der Produzenten von Expelled.

Und die beiden unterhalten sich (u. a.) über confirmation bias in der Wissenschaft.

Das muss das Ende der abendländischen Kultur sein.

Das Zitat:

Design of Life (einer von O'Leary's Blogs): Okay, what's confirmation bias?

Mathis
: Every scientist and journalist should be forced to take a class on confirmation bias. It means saying, I'm right! This is the way it is! Why are you questioning me? A lot of people in science and medicine are completely unaware of the fact that they need to protect themselves from it, or else they don't even try.

I also found that in interviewing scientists [Anm.: für Expelled] who were not biologists, I was quite surprised at their lack of understanding of biology. I incorrectly assumed that they would actually know, but they did not. Yet they are absolutely convinced that this is the truth. [S. 68]
A lot of people in science and medicine are completely unaware of the fact that they need to protect themselves from it?

AAAAAAAAAAAAAAAAHHH! Die Pein. Der Schmerz.

Was denkt dieser Hansel, warum es Doppelblindstudien gibt? Warum es Kontrollen gibt, warum man manche Versuche von anderen auswerten lässt, die nicht wissen, welche Proben sie gerade betrachten, warum es eine wissenschaftliche Methode gibt?

Und dann: Die Ironie!

Ein Filmproduzent, interviewt von einer ID-Vertreterin, die Journalistin ist, zitiert in einem Buch über ID von Dembski (Mathematiker und Theologe) und McDowell (Highschool-Lehrer mit Abschlüssen in Theologie und Philosophie), stellt fest, Nicht-Biologen hätten in der Regel kein gutes Verständnis von Biologie.

Dieses Buch treibt mich noch in den Alkoholismus.

MfG,
JLT


* Confirmation bias is a tendency to search for or interpret new information in a way that confirms one's preconceptions and avoids information and interpretations which contradict prior beliefs. [Quelle: Wikipedia]


6 Kommentare:

Anonymous said...

hihi,

hm, welch ein großartiges Beispiel für confirmation ... den Begriff selbst zu benutzen um ein solches aufrechtzuerhalten ;-)

Nein das ist nicht der Untergang des Abendlandes, so schnell geben wir nicht auf!

herzliche Grüße,
Eike

JLT said...

@ Eike:

"Nein das ist nicht der Untergang des Abendlandes, so schnell geben wir nicht auf!"

So optimistisch bist Du wahrscheinlich nur, weil Du noch nicht viel von O'Leary gelesen hast.... ;)

(hier etwas, das sie tatsächlich gerade in einer Zeitung veröffentlicht hat, ihre Blogbeiträge sind noch grottiger)

Anonymous said...

@JLT
So optimistisch bist Du wahrscheinlich nur, weil Du noch nicht viel von O'Leary gelesen hast.... ;)

Ich seh's auch gelassener. So einfach lassen wir uns das Abendland nicht von ein paar Aussenstehenden usurpieren!

Anonymous said...

@jlt

Also das was du von O'Leary verlinkt hast scheint das übliche Unverständnis zu sein. Angereichert mit vielen Fachbegriffen, welche in dem Zusammenspiel ihrer Bedeutungen nicht verstanden werden.

Ich habe inzwischen auch den Eindruck, dass diese Menschen nicht in der Lage sind zu erfassen, was es mit Emergenz auf sich hat, und dass das eine grundlegende Verständnisschwierigkeit darstellt.
Wir reden von dem Prozess Evolution und sie suchen sich einen Teil raus (immerhin mit dem Fachbegriff halbwegs Richtig bezeichnet) und behaupten, dieser Teil hätte aber nicht die richtigen Eigenschaften.

Als Analogon:
Also wir nehmen uns ein Fahrzeug und behaupten das sein ein lenkbares Fortbewegunsmittel. Der Kreationist schaut sich dann das an, stellt fest, dass man den Motor aber nicht lenken kann und behauptet unsere Theorie sei aber ziemlich fragwürdig.

Vermutlich gibt es noch bessere Analogien, mir fällt grade nichts ein. Und das Nichtverstehen von Emergenz ist bestimmt nur ein Teil des Problems.

herzliche Grüße,
Eike

JLT said...

Hi Eike,

ein gutes Beispiel gibt O'Leary selbst. Der Journalist (Breakenridge), der auch den Artikel geschrieben hat, auf den O'L. ursprünglich reagiert hat, hat auf ihren Kommentar geantwortet.

Darin hat Breakenridge beispielsweise geschrieben:
"On those butterfly eye spots: In a paper in the July 13, 2004, issue of Current Biology, biologists Robert Reed and Michael Serfas add a new piece to the evolutionary puzzle of the butterfly wing. By comparing among species the molecular machinery that controls wing development, the researchers are revealing how the regulation of two key genes has evolved in association with specific color patterns. The color patterns they studied vary among species, existing in a continuum including simple lines, teardrops and rounded spots."

Darauf hat O'Leary nochmal reagiert:
"Experiments showed that birds did not care whether the spots, however created, looked like eyes or not.

Thus there is not likely any “evolution” of the spots toward looking like eyes.

The whole Darwinian construct in this area, in my view, springs from the notion that birds are feathered people. Therefore, what we think is an evolutionary selection advantage must be one."


Ich weiß noch nicht einmal, warum sie denken könnte, dass das ein Punkt ist, der gegen Evolution spricht.

Die Punkte *sind* ein Selektionsvorteil und die Wissenschaftler haben das gezeigt und darüber hinaus auch noch die molekulare Basis für die Evolution derselben. Dass man angenommen hat, eine Augenform würde besonders abschreckend wirken, hat sich als falsch herausgestellt, es müssen nur kontrastreiche Flecken sein. Aber meiner Meinung nach bestätigt das eher eine in diesem Fall sogar wirklich Darwinsche Sicht einer graduellen Evolution dieser Flecken. Wenn sie erst abschreckend wären, wenn sie Augen ähneln, wäre ihre Entstehung schwieriger zu erklären als wenn nur immer kontrastreichere Muster einen Überlebensvorteil bieten, ungeachtet dessen, welche Form sie letztendlich haben.

Darüber hinaus waren es *Wissenschaftler*, die diese Geschichte überprüft haben und nicht IDler. Was wäre denn wohl deren Herangehensweise zur Erklärung der Muster auf Schmetterlingsflügel - ah, richtig, ich weiß es: "Goddidit!".

Von daher, wenn ich auf Deine Autoanalogie zurückkomme, die bessere Variante mMn wäre die Folgende:

Sie behaupten, dass Auto könne nicht fahren, weil es blau ist (und in Wirklichkeit ist das Auto rot).

MfG,
JLT

Anonymous said...

"Sie behaupten, dass Auto könne nicht fahren, weil es blau ist (und in Wirklichkeit ist das Auto rot)."

Ja stimmt wohl. Solche Kreationisten gibt es wohl viele. Aber wenn man das so darstellt, wirkt das irgendwie als wären diese Menschen geistig behindert.
Naja, zugegeben, diese Menschen wirken auf mich manchmal tatsächlich so. Nur sind sie meistens eben nicht geistig behindert. Sie sind halt religiös. Der Versuch mit diesen zu Argumentieren, hat nur insofern einen Sinn, als das Dritte das mitbekommen und sich dann nicht täuschen lassen.

herzliche Grüße,
Eike