2 August 2008

Nicht viel Zeit.

Gerade mache ich einen recht aufwendigen Versuch und muss auch das Wochenende durch arbeiten, darum ist es momentan so ruhig hier. Damit ihr nicht ganz umsonst vorbeischaut, ein paar Links:

- PZ hat ein Post zu einem Artikel zur Evolution der Fang-/Giftzähne von Schlangen.
Viele Schlangen haben ihre Fangzähne hinten im Kiefer, manche aber auch im Vorderkiefer, letztere sind aber nicht phylogenetisch gruppiert, so dass man bisher annehmen musste, es handelte sich um parallele Evolution. Die Autoren des Artikels, den PZ bespricht [Vonk et al. (2008). Evolutionary origin and development of snake fangs. Nature 454: 630-633], haben sich nun die embryologische Entwicklung von Schlangen aus verschiedenen Gruppen angeschaut, um herauszufinden, ob das wirklich zutrifft. Es zeigt sich, dass bei allen Schlangen die Fangzähne während der Embryonalentwicklung hinten im Kiefer angelegt werden und erst später in einigen Schlangenarten nach vorne wandern. Während sich bei ursprünglichen Schlangenarten wie den Boas, die nur einen Zahntyp haben (keine Fangzähne), die ganze Zahnreihe in "einem Stück" entwickelt, sind daraus bei den modernen Schlangen zwei "Stücke" geworden, die sich unabhängig voneinander entwickeln. Die Fangzähne und auch die Giftdrüsen bilden sich immer im hinteren Teil, unabhängig davon, wo bei der erwachsenen Schlange die Fangzähne sitzen. Manche Schlangen wie die Vipern haben den vorderen Teil dieses embryologischen "Zahnbandes" ganz verloren, so dass die Fangzähne nach vorne wandern können, während bei Nattern beide Teile vorhanden sind und sie dementsprechend die Fangzähne im hinteren Kieferbereich bilden.
Die Embryonalentwicklung der Zähne verfolgten die Autoren u. a. anhand der Expression eines Gens, das eine Rolle bei der Zahnentwicklung spielt, aber auch an vielen anderen Vorgängen beteiligt ist: Sonic hedgehog (Shh). Die verschiedenen Funktionen dieses Gens stellt PZ in einem Folgepost vor, auch sehr lesenswert.

- Wem Matt Taibbis Artikel über seinen Undercover-Einsatz bei einem Erweckungswochenende gefallen hat, dem sagt wahrscheinlich auch dieser Artikel von ihm zu: 'If Cheney & co. had really plotted the 9/11 attacks...'. Wie der Titel schon vermuten lässt, macht er sich darin über die 9/11-Verschwörungstheoretiker lustig. Auch sehr gelungen!

- Der Po8 entwickelt eine gewagte Hypothese zu menschlichen Parasiten...

- Evolving Thought beantwortet ein für alle mal die Frage: 'Why are there still monkeys?'. Noch interessanter allerdings sind seine Ausführungen im gleichen Post darüber, ob unsere Vorfahren jemals "Monkeys" waren.

- Zum Schluss noch ein Aufreger: Die Süddeutsche propagiert Impfhysterie. Haben die noch alle Tassen im Schrank? [Nachtrag: Dazu passt ganz hervorragend des Po8en Wort zum heutigen Sonntag, Thema ist nämlich 'Warum "Impfkritiker" eher "Krankheitsgläubige" heißen müssten.']

MfG,
JLT

3 Kommentare:

Po8 said...

Danke für den Nachtrag ;-)
Ich habe auch erst nach Fertigstellung gesehen, dass Du den Artikel der SZ angeführt hast.

Das wirklich Schlechte bei diesem Artikel ist, dass sie genau einen Fall herausgreifen (Mann wird 13 Jahre vor seinem Tod gegen Polio geimpft) und darauf ihre Argumentation aufbauen und implizieren es gäbe jede Menge Impfschäden, die nur alle nicht anerkannt werden. Hier fehlt wieder eindeutig die Gegenbetrachtung, nämlich wie viele Leute einen Impfschaden haben wollen um daraus einen finanziellen Vorteil zu ziehen. Den niederen Beweggründen der "Medizin- und Pharmalobby" kann man nämlich getrost die niederen Beweggründe des Einzelnen entgegensetzen ;-)

JLT said...

@ Po8:

Der ganze Artikel ist erbärmlich.
Z. B. dies:

"Seit 2001 gilt für Ärzte die im Infektionsschutzgesetz verankerte "Meldepflicht eines Verdachtes einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung".

Das bundeseigene Paul-Ehrlich-Institut sammelt seit Mai 2007 alle gemeldeten Impfnebenwirkungen in einer Datenbank. Allerdings werden die Daten "häufig falsch interpretiert", warnt Pressesprecherin Susanne Stöcker. Eine valide Statistik sei das nicht. Seit 2001 wurden insgesamt 9640 Verdachtsfälle gemeldet, darunter 192 Todesfälle. 292 geimpfte Personen erlitten "bleibende Schäden".
"

Eingangs schreiben sie genau das zutreffende: Es ist keine Statistik über bestätigte Impfnebenwirkungen, es ist eine Sammlung von unbestätigten Verdachtsfällen möglicher Impfnebenwirkungen. Am Ende des Abschnitts ist es aber schon sicher, dass 292 Personen "bleibende Schäden" erlitten. Das ist schlicht und einfach FALSCH.

Zu dem Fall Kochem haben alle Gutachter übereinstimmend befunden, es sei ausgeschlossen, dass eine Impfung drei Tage später eine Leukämie auslösen kann - und ich würde dem zustimmen. Zwar können manche Formen von Blutkrebs durch Viren verursacht werden, aber eben nicht in drei Tagen.
Am Ende des Artikels wird der Eindruck erweckt, es wäre eine Unterlassung der Gutachter, die Impfcharge, die der Mann erhalten hat, nicht auf eine Verunreinigung mit einem "Affenvirus" zu untersuchen - dabei schreiben sie vorher, dass nur bis 1963 Polio-Impfstoff von infizierten Affen gewonnen wurde, 32 JAHRE, bevor der Mann seine Impfung erhielt.

Es wird der Eindruck erweckt, es ginge nur um Gewinne für die Pharmafirmen, völlig ignorierend, dass JEDES Medikament von Pharmafirmen hergestellt wird. Was soll es also über die echten Vorteile/Nachteile von Impfstoffen aussagen, dass Pharmafirmen Impfstoffe verkaufen? Sollen sie sie verschenken und alle anderen Medikamente gleich auch? Die Wirksamkeit des Impfens steht völlig ausser Frage!
Die Firmen, die Bremspedale für Autos bauen, verschenken die auch nicht, sollte man deshalb lieber auf Bremspedale in Autos verzichten?

Und dann dies:
"Geradezu dramatisch klingen dagegen die Warnungen der Gesundheitsfunktionäre: "Bei Tetanus und Kinderlähmung klaffen bereits gefährliche Lücken im Impfschutz.""

Gesundheitsfunktionäre???
Ärzte sagen das. Wissenschaftler. Jeder, der nur ein bisschen Ahnung von der Sache hat und bei jedem neuerlichen Auftreten einer Masernepidemie angewidert den Kopf schüttelt ob der Idiotie der Leute, die durch ihre Impfverweigerung mitgeholfen haben, eine Krankheit, die in Europa schon kurz vor dem Aussterben stand, wieder endemisch zu machen. Dass der Impfschutz gefährliche Lücken aufweist, klingt nicht nur dramatisch, es IST dramatisch. Wenn die Durchimpfung unter einen bestimmten Prozentsatz sinkt, dann können wieder Epidemien auftreten. Keine Impfung ist 100% sicher, bei Masern ist der Impfschutz etwa 90 %, d. h. auch geimpfte Menschen können an Masern erkranken und die Krankheit weitergeben. Dazu noch die ganzen ungeimpften Deppen und wir haben bald wieder die ersten Maserntoten auch in Deutschland. In England ist das ja schon geschehen.
Die Menschen sind nach der Einführung von Impfstoffen zu den Impfungen geströmt, weil sie genau wussten, welch absolut verheerenden Folgen die Krankheiten hatten, die durch die Impfungen verhindert wurden.

Argh. Diese Leute machen mich krank.

Anonymous said...

Traurig ist das. Die SZ erzählt einfach die gute alte "David gegen Goliath"-Story, die schon seit der Antike zieht. Aber so einfach ist es in den aller seltensten Fällen.

Natürlich ist es traurig, was diese Menschen erlitten haben und wenn Pfusch dafür verantwortlich ist, dann sollten sie auch dafür zumindest entschädigt werden.

ABER daraus zu folgern, dass Impfen an sich und die Pharmaindustrie und die Ärzte böse sind, dass ist einfach nicht zulässig.