31 January 2008

Die Möglichkeit, auf die IDler gewartet haben!

Auf The Panda's Thumb gibt's die Intelligent Design Challenge. Ich bin mir sicher, alle Dembski-Anhänger haben nur darauf gewartet, endlich belegen zu können, dass ID was taugt. Also holt Eure Taschenrechner, Würfel, Pendel oder was auch immer raus und bestimmt, welche von 6 DNA-Sequenzen intelligent designt wurde (von Menschen)!

Ich werde die Sache mal weiterverfolgen...

MfG,
JLT


[Bild-Quelle]



Hurra! Dembski hat die Challenge auf UD gepostet. Das könnte zu ein paar höchst amüsanten Kommentaren führen...

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Da leg ich noch einen drauf.

Stefan von Sceptic as hell hat einen lustigen Song von Robin Ince über Evolution/Creationism ausgegraben - aber den kann ich toppen. Meiner Meinung nach unerreicht:

Creationism 101 von Roy Zimmerman [ursprünglich bei Pharyngula entdeckt].




MfG,
JLT

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Blogparade von Atheisten, für Atheisten, über Atheisten

Update 08.03.08: Die Blogparade hat stattgefunden, nachzulesen hier:

Eine gottlose Verantaltung

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Nach meinem Post 'Blogs von Atheisten, für Atheisten, über Atheisten' hat Sehwolf vom SkepTicker eine Email an ein paar "Verdächtige" (darunter auch mich) geschickt, um auszuloten, wie viel Interesse an einem "echten" Blog-Ring" besteht. Ich habe möglicherweise nicht alle Antworten bekommen, aber diejenigen, die ich bekommen habe, lauteten in etwa: "Wenn es nicht zu viel zusätzlichen Zeitaufwand erfordert, mache ich mit". Mir geht es da auch nicht anders. Also brauchen wir entweder jemanden, der sehr viel Zeit hat und bereit ist, beispielsweise einen "Meta-Blog" auch längerfristig zu betreuen (unwahrscheinlich), oder wir müssen uns etwas anderes und weniger Zeitaufwendiges ausdenken.

Mein Vorschlag wäre, eine monatliche, viertel- oder halbjährliche Blogparade durchzuführen.

Die meisten werden ja wissen, wie das funktioniert, darum nur ein ganz kurzer Abriss des Prinzips:
Ein Blog kündigt eine Blogparade zu einem bestimmten Thema an, die zu einem festgesetzten Datum stattfindet, und interessierte Blogs schreiben einen Artikel zu dem entsprechenden Thema und schicken einen Link zu diesem Post an den ausrichtenden Blog (es können natürlich auch schon bestehende Posts, die zu dem Thema passen, "eingereicht" werden). Am Tag der Blogparade veröffentlicht der ausrichtende Blog dann alle Links, inklusive ein, zwei Sätze zu den verlinkten Posts. Idealerweise machen auch die teilnehmenden (und interessierte) Blogs die Blogparade bekannt, damit auch einige Posts zusammenkommen.
Zusätzlich könnte man die Blogparade auch noch bei Blog-Parade.de anmelden.

Sollte sich zeigen, dass Interesse besteht, könnte man aus den teilnehmenden Blogs einen aussuchen, der dann die nächste Blogparade organisiert. Der Zeitaufwand ist selbst für den ausrichtenden Blog recht gering und zu häufig ist man sicherlich auch nicht an der Reihe.

Zur Themenvorgabe.

Meine Idealvorstellung wäre, besonders auch Blogs anzusprechen, die nicht primär atheistisch ausgerichtet sind bzw. auch Posts zu sammeln, die sich nicht zuallererst um Atheismus drehen. Als Beispiel würde ich hier mal ganz unbescheiden auf mein Post zur Biomedizin in Israel verweisen. Das Thema Biomedizin passt zur wissenschaftlichen Ausrichtung meines Blogs (mal ganz abgesehen davon, dass ich in der Biomedizin arbeite) und die Beeinflussung/Behinderung von Forschung durch religiöse Gruppierungen oder Überlegungen ist etwas, das meiner Meinung nach jeden rational denkenden Menschen aufregen sollte.
Auch bei der Diskussion um Sterbehilfe werden gerne religiöse Gründe vorgebracht, sie nicht zu legalisieren (ich glaube, es ist illusorisch anzunehmen, dass nicht hier und da Sterbehilfe geleistet wird), dabei kann man sich über die Problematik einer Legalisierung (Wer hilft? Wer darf sich helfen lassen? Patientenverfügung etc.) auch ohne den "Blick nach oben" trefflich streiten.
Ein Post über den Versuch der Zensur eines religionskritischen Kinderbuchs über den in Deutschland besonders wirksamen Antisemitismus-Vorwurf würde sich natürlich auch anbieten (Schon unterschrieben? - So, jetzt habe ich den Link auch noch untergebracht ;-)

Deswegen mein Vorschlag: Eingeladen werden Posts zu Themen aus Politik, Wissenschaft und Medizin (und Wirtschaft?), die (auch) aus einem atheistischen Blickwinkel geschrieben sind.

Was meint Ihr? Besteht Interesse, würdet Ihr mitmachen? Gibt es Kritik an der vorgeschlagenen Ausrichtung?

Das (natürlich) Allerwichtigste zum Schluss: Wie sollte das dann heißen?

Mir ist spontan "Eine gottlose Veranstaltung" dazu eingefallen. Andere Vorschläge?

Ich hoffe auf viele Kommentare! Oder schickt mir eine Email an just[dot]like[dot]that[at]freenet[dot]de.

MfG,
JLT

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29 January 2008

Gastbeitrag von Martin Neukamm.

Kreationismus und Grundtypmodell: Über die Irrungen und Wirrungen der Evolutionskritik

Es gibt Momente, da wird besonders deutlich, dass viele Evolutionsgegner offenbar nicht so recht wissen, worüber sie reden. Nicht, dass es ihnen nur schwer fiele, den Inhalt von Begriffen wie "Schöpfung", "Design", "specified complexity" oder "Dreifaltigkeit" in angemessener semantischer Klarheit zu explizieren. Nein, auch die logischen Konsequenzen ihrer Modelle sind ihnen offenbar nicht gegenwärtig. Ein beredetes Beispiel liefert wieder mal Heiligs Blog, der sich vor einiger Zeit zur Kritik am kreationistischen "Grundtypmodell" wie folgt äußerte:
…NEUKAMM (2005) charakterisiert dieses Modell schlicht als auf der Vorstellung beruhend, 'dass der Schöpfer eine Reihe von Stammarten erschaffen habe…' (Fette Hervorhebung nicht im Original). Neukamm liegt sicherlich falsch, wenn er das Grundtypenmodell damit prinzipiell als 'kreationistisch' charakterisiert... Selbstverständlich kann das Grundtypenmodell auch in einem Schöpfungsrahmen interpretiert werden – das Konzept selbst gibt dies jedoch nicht notwendigerweise vor (und ist selbstverständlich auch von seiner Methodik her rein naturalistisch).

Nun ist es mit Prinzipien und Notwendigkeiten so eine Sache. Hätte Heilig die Kritik am Grundtypmodell prinzipiell verstanden, dann wäre ihm notwendigerweise aufgefallen, dass er Bastionen verteidigt, die niemand anzugreifen gedenkt. Entgegen Heiligs Darstellung gestehen die Kritiker ja durchaus zu, dass eine naturalistisch-wissenschaftliche Grundtypforschung in gewissem Rahmen durchaus möglich sein könnte. Dass sich einige Hypothesen, wie beispielsweise das Konzept der "genetischen Polyvalenz", testen lassen, wird explizit zugestanden, wovon sich Heilig mühelos hätte überzeugen können, hätte er die von ihm kritisierte Arbeit nur gelesen:
Wie aber sieht es … mit dem Kreationismus und seinem Grundtypmodell aus? Auch hier gilt, dass die allgemeine Schöpfungshypothese … zunächst spezifiziert, d.h. mit Zusatzannahmen angereichert werden muss, damit sich aus ihr prüfbare Folgerungen ergeben. Im Rahmen entsprechender Hilfshypothesen wird dann eben behauptet, der Schöpfer habe genetisch polyvalente Stammarten erschaffen, sie gemäß eines 'Baukastenprinzips' einander ähnlich gemacht und Mikroevolution innerhalb abgrenzbarer Grundtypen zugelassen. Daraus resultieren dann die oben bereits genannten Folgerungen, die sich empirisch prüfen lassen, sodass eine Grundtyp-Forschung in gewissem Umfange tatsächlich möglich sein mag. (Hervorhebung nicht im Original).
Nun wird sich der aufmerksame Leser zu Recht fragen, worin denn eigentlich der Unterschied zwischen evolutionären Modellen und dem Grundtypmodell bestehen soll, wenn alle supranaturalistischen Komponenten aus dem Grundtypmodell entfernt werden und man sich rein auf die erforschbaren Aspekte zurück zieht. In gewisser Weise schießt sich Heilig mit seiner Immunisierungstaktik selbst ins Knie: Ein Modell über die Entwicklung der Arten, das keinerlei schöpfungstheoretische (Zusatz-) Annahmen enthält, geht über evolutionäre Aspekte nicht hinaus. Die wesentlichen Teilstücke des Grundtypmodells, wie die "genetische Polyvalenz", sind ohnehin essentielle Folgerungen moderner evolutionärer Theorien, wenn man sie beispielsweise mit prüfbaren entwicklungsbiologischen Zusatzannahmen anreichert (Neukamm 2005).

Mit anderen Worten: Ein Grundtypmodell, das sich an evolutionäre Mechanismen, Axiome und Folgerungen anlehnt, zur Klärung der eigentlichen "Ursprungsfrage" aber keine eigenständige Erklärung beisteuert, ist wissenschaftlich völlig bedeutungslos. Das Grundtypmodell kann – wenn es überhaupt einen Wert für die Kreationisten haben soll - nur ein abhängiges Modell einer Schöpfungstheorie sein, so wie evolutionäre Modelle immer nur abhängige Modelle der Evolutionstheorie sein können – ansonsten fielen die Aussagen des Grundtypmodells mit den Aussagen der Evolutionstheorie zusammen.

Natürlich kann man das Grundtypmodell, befreit von allen supranaturalistischen Komponenten, im Kostüm des "zahnlosen Tigers" präsentieren, damit man alle Vorteile der Kritikimmunisierung auf seiner Seite hat. Evolutionsgegner geben sich damit aber nicht zufrieden, ist es doch gerade ihr eigentliches Ziel, irgendwie den Kraftschluss zwischen Empirie und dem Schöpfungsparadigma zu bewerkstelligen (also so etwas wie eine logische Brücke zu einer "empirisch-wissenschaftlichen Schöpfungsforschung" zu bauen), und genau dazu dient – als Trojanisches Pferd – eben das Grundtypmodell! Sobald im Rahmen einer religiösen Deutung Bezüge zum Schöpfungsparadigma hergestellt werden, fließen unprüfbare Zusatzannahmen (wie z.B. in Gestalt der These, Gott habe die Arten benachbarter Grundtypen nach einem "Baukastenprinzip" einander ähnlich erschaffen) in das Grundtypmodell ein – ob man es nun wahrhaben möchte oder nicht. Und die Moral an der Geschichte noch einmal so formuliert, dass es auch C. Heilig versteht: Grundtypforschung ohne schöpfungstheoretische Zusatzannahmen geht klar! Aber nix wissenschaftliche Schöpfungsforschung!
Wie soll dieser Kraftschluss zwischen Empirie und Schöpfung eigentlich bewerkstelligt werden? Was uns Reinhard Junker dazu erklärt, ist ein wahrhafter Kalauer:
A.: Es "… wird gezeigt, dass sich die Existenz abgrenzbarer Grundtypen aus dem biblischen Schöpfungsparadigma ergibt (jedenfalls dass ihre Existenz mindestens sehr nahe liegt)".

B: "Wenn also das Grundtypkonzept getestet wird, wird damit auch das Schöpfungsparadigma auf Plausibilität getestet“ (S. 4).
Die bemerkenswerte Logik muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Im Grunde sagt Junker doch nichts anderes als dies: Die Hypothese, Gott habe polyvalente, abgrenzbare Grundtypen erschaffen, lässt sich mithilfe der Bibel plausibel begründen (jedenfalls legt sie deren Existenz sehr nahe). Wodurch aber wird den biblischen Aussagen Plausibilität verliehen, die genau dies nahe legen? Antwort: Durch das Grundtypmodell bzw. durch die Hilfshypothese, polyvalente Grundtypen seien erschaffen worden.

Unter Rückgriff auf diese Logik könnte Junker auch folgendermaßen argumentieren:
Die Existenz rosaroter Dämonen, die Sterne zum Explodieren bringen, folgt aus dem gleichnamigen Roman von Asimov (jedenfalls legt er ihre Existenz sehr nahe). Wenn also die Existenz explodierender Sterne auf Plausibilität getestet wird, wird damit auch das Paradigma von der Existenz rosaroter Dämonen, die Sterne zum Explodieren bringen, getestet.
Kurz: Es liegt ein fataler Zirkel wechselseitiger Selbstbestätigung (eine so genannte "petitio principii") vor! In beiden Fällen wird Hypothese A durch Hypothese B begründet, die aber implizit wiederum die Richtigkeit von Hypothese A und damit genau das voraussetzt, was doch begründet werden soll! Und das ist nicht nur logischer Unsinn, sondern – unter dem Deckmantel der Grundtypforschung – auch Pseudowissenschaft, solange es sich bei den Dämonen/Schöpfern und ihrer Interaktion mit der Materie um völlig unbekannte Faktoren handelt.

Der Versuch, innerbiblisch konsistent zu bleiben und trotzdem wissenschaftlich stringent zu argumentieren, ist die eigentliche Tragödie an der Geschichte: Entweder, man glaubt an die wörtliche Lesart der Bibel und lässt die Wissenschaft ihres Weges ziehen. Oder man bemüht sich, wissenschaftlich konsistent zu bleiben – dann lässt sich mit solcherart biblischen Glaubensannahmen kein Blumentopf gewinnen. Aber die Annahme einer Schöpfung genetisch-polyvalenter Stammarten, die in Gestalt des Grundtypmodells wissenschaftlich plausibel zu machen sein soll, ist absurd: Weder kann man mithilfe wissenschaftlicher Methoden etwas plausibel machen, was wissenschaftlichen Methoden per definitionem (!) unzugänglich ist, noch kann man mit wissenschaftlichen Methoden die Tragweite wissenschaftlicher Methoden selbst in Frage stellen. Was soll man, dies alles im Hinterkopf behaltend, nur von Heiligs folgender Aussage halten?
Interessanterweise hat es Neukamm auch nicht nötig, einmal aus der Originalmonographie 'Typen des Lebens' zu zitieren oder auch nur auf sie hinzuweisen … So erstaunt es wenig, dass ihm die eigentliche Natur des Konzepts nicht verständlich war.
Das Gebot der Höflichkeit verbietet es, diesen Satz in angemessener Weise zu kommentieren.


M. Neukamm


Martin Neukamm ist Mitglied der AG Evolutionsbiologie. Auf seiner Homepage finden sich viele Beiträge rund um Evolution, Kreationismus, Schöpfung und Evolutionskritik, von denen nicht alle immer auf Gegenliebe stoßen. Martin hat mich gefragt, ob er gelegentlich seine Antworten auf Kritik auf meinem Blog veröffentlichen kann, da ein Blog dafür das geeignetere Format ist. Aber klar doch! Das heißt natürlich nicht, dass ich notwendigerweise in allen Einzelheiten mit dem Geschriebenen übereinstimme. JLT

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Army of Darkness: WAD & DO'L

Ich muss zugeben, dass es keinen aktuellen Anlass gibt, nebenstehendes Bild zu posten. Aber wer braucht schon immer einen Anlass.

[Klicken zum Vergrößern; dargestellt sind William A. Dembski und Denyse O'Leary]

Ich habe es im "After the Bar Closes - Official Uncommonly Dense Discussion Thread" gefunden, in einem Kommentar von PTET. Auf seinem Blog hat er es nicht veröffentlicht, dafür aber ein sehr lesenswertes Post: "7 Evidences for CDesign Proponentsism"*, allerdings warnt der Autor:
There are, as far as I can see, seven irrefutable arguments in favour of "CDesign Proponentsism". Luckily, I have something called "Cognitive Dissonance", and I am immune to their power.

If you feel that your atheistic commitment to living without moral limits is fragile in any way, I would urge you to stop reading here. The rest of you may proceed - with caution...
Dem Link also nur folgen, wenn Euer "atheistic commitment to living without moral limits" unerschütterlich ist.

MfG,
JLT


* Wer wissen möchte, woher die Bezeichnung "CDesign Proponentsism" bzw. "CDesign Proponentsists" kommt, sei auf dieses exzellente Post von Nick Matzke verwiesen.



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28 January 2008

Blogs von Atheisten, für Atheisten, über Atheisten.

Sapere Aude hat sich in einem Kommentar gewünscht, es gäbe einen Atheisten-Blog-Ring. Und tatsächlich gibt es sowas meines Wissens im Deutsch-sprachigem Raum nicht, wenn man mal von den Brights absieht. Die sind aber nicht primär ein Blog-Ring, auch wenn sie auf ihrer Seite zu einigen Brights-Blogs verlinken.

Tatsächlich ist mir erst nach diesem Kommentar aufgefallen, wie schwierig es eigentlich ist, Blogs mit atheistischen Inhalten zu finden. Eine Suche nach "Atheismus" als Tag bei Technorati findet nur 190 Posts. Ironischerweise findet man mehr Blogs von/für/über Atheisten, wenn man nach "Religion" sucht...

Ich kann nicht behaupten, dass ich schon mal gezielt nach Blogs mit im weiteren Sinne atheistischen Inhalten gesucht hätte, bisher war ich mehr an Wissenschaftsblogs interessiert. Die sind einfacher zu finden, viele Blog-Suchmaschinen haben mittlerweile eine eigene Sparte für Wissenschaftsblogs eingeführt und es gibt Blog-Rings wie das Wissenschafts-Café oder die Hard Bloggin' Scientists.

Darum habe ich mir gedacht, ich fange mal an, Links zu Blogs mit (auch) atheistischen Inhalten zu sammeln.

  • A Grim Draft: "Skeptische" Links, begleitet von prägnanten Einzeilern. Gehört dem Misanthropen, noch ein lesenswerter Blog.

  • BadA$$Mood: Kritisches Denken zu aktuellen Themen, nicht nur aus dem religiöse Bereich, sondern auch zu Politik, Wirtschaft und Popkultur.

  • Begrenzte Wissenschaft: Ein Blog mit breitem Themenspektrum von Wissenschaft bis Atheismus/Religion, über Politik, Weltanschauung und Gesellschaftskritik. Ein Blog, auf den ich kürzlich erst gestoßen bin, der mich aber gleich durch seine durchdachten Beiträge überzeugt hat, sowohl in den Posts selbst, als auch in den Kommentaren (als Beispiel schaue man sich die Kommentare zu diesem Post an).

  • Der Brights-Blog: Kreist um genau die Themen, die man von einem Brights-Blog erwarten sollte. Religionskritik, Humanismus, Naturalismus, Freidenkertum.

  • Calabi-Yau Manifold: "Mein persönlicher Hintergrund: ich komme aus einer streng religiösen Familie und schimpfe deshalb gerne auf Kreationismus und anderen Aberglauben!" (Nick, Autor der "Mannigfaltigkeiten", über sich und seinen Blog).

  • Der po8ische Blog: Mein Geheimtip. Von sehr witzig über nachdenklich bis kritisch zu vielen verschiedenen Themen. Manche Rubriken kehren immer mal wieder, besonders empfehlenswert ist "Das Wort zum Sonntag", immer ein Highlight.

  • Das Memlog: Geschrieben von "einem ambitionierten Skeptiker gegen alles was sich irgendwie übernatürlich anhört".
  • Sapere aude: ist eingeladen, sich selbst ein, zwei Sätze auszudenken ;-) In der Zwischenzeit schaut Euch dieses Post zum Thema Falschdarstellung von Homosexualität als "seelischer Erkrankung" von christlicher Seite an.

  • Skeptic as hell - Die Welt im Blick: Niegelnagelneuer Blog, erst drei Posts. Behandelt werden sollen "Themen wie Religionskritik und Säkularisierung sowie die allgegenwärtigen Parawissenschaften".
  • SkepTicker: "Die säkulare Medienbeobachter" steht im "Untertitel" und das trifft es auch sehr gut. Der SkepTicker wird wie der Brights-Blog von mehreren Autoren betrieben. Sie bieten kritische Kommentare zu Nachrichten aus dem religiösen und säkularen Spektrum.


  • Dein Blog?


Wenn Ihr einen Blog habt, auf den diese Beschreibung passt, oder einen Guten kennt, den ich mit in die Sammlung aufnehmen soll, dann schickt mir doch den Link (just [dot] like [dot] that [at] freenet [dot] de) oder stellt ihn in die Kommentare und schreibt mir ein, zwei Sätze dazu - welche Themengebiete behandelt der Blog, wer schreibt ihn, warum findet ihr den gut, wie seid Ihr auf den Blog gestoßen - was Euch gerade dazu einfällt.
Ein Link zu einem Post, das Euch bei dem genannten Blog besonders gut gefallen hat, wäre vielleicht auch nicht schlecht.

Sollte jemand der Verlinkten nicht einverstanden sein, dass er/sie hier auftaucht, oder mit der Beschreibung unzufrieden sein, nehme ich den Blog natürlich wieder raus oder ändere den Text.

MfG,
JLT




30.01.08 Neuzugänge: Calabi-Yau Manifold, Memlog
04.02.08 Neuzugang: A Grim Draft

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Das macht sogar noch mehr Spaß.

Hui, da hat sich aber wer bei Evolution & Schöpfung über meinen Blogbeitrag "Das macht doppelt Spaß: Immunologie und Evolutionstheorie" geärgert...

Zunächst wird bemängelt, dass ich für die Behauptung von Evolutionskritikern, die Evolutionstheorie wäre für die moderne Medizin nicht wichtig, keine Quelle angegeben habe.

Die Quelle bleibt uns die allwissende Autorin (mit ihrem tiefer gehenden Verständnis für Immunologie und Genetik, Molekularbiologie und Evolutionstheorie...) leider schuldig!
Das hole ich doch gerne nach!
Michael Egnor, Gehirnchirurg und Disco Institute-Posterboy:
Doctors don’t study evolution. Doctors never study it in medical school, and they never use evolutionary biology in their practice. There are no courses in medical school on evolution. There are no ‘professors of evolution’ in medical schools. There are no departments of evolutionary biology in medical schools. [...]
I do use many kinds of science related to changes in organisms over time. Genetics is very important, as are population biology and microbiology. But evolutionary biology itself, as distinct from these scientific fields, contributes nothing to modern medicine. [...]
So ‘Why would I want my doctor to have studied evolution?’ I wouldn’t. Evolutionary biology isn’t important to modern medicine. That answer won’t win the ‘Alliance for Science’ prize. It’s just the truth.
[Eine Antwort auf diesen hanebüchenen Unsinn gab es z. B. beim Panda's Thumb]
Es gibt auch andere grundsätzliche Konzeptionen, mit denen man verstehen kann, daß es in den immunologisch wichtigen Regionen der Gene artspezifisch (grundtypenspezifisch) hohe Unterschiede geben muß: Z.B. das Grundtypenkonzept!
Ach, tatsächlich. Das Grundtypenkonzept. Jetzt kommt doch bestimmt gleich die Erklärung, warum sich nach dem Grundtypenkonzept die Primaten mit am stärksten in den Genen, die mit dem Immunsystem zu tun haben, unterscheiden müssen. Und warum trotzdem das Rattengen auch in menschlichen Zellen funktioniert. Und wie das Grundtypenkonzept voraussagt, dass die Abschnitte der Immungene, die sich besonders stark unterscheiden, für die Virus-Wirt-Wechselwirkung besonders wichtig sein müssen.

Oh, doch nicht. Wie überraschend.
"Man kann wohl kaum bestreiten, dass die Aufdeckung von Mechanismen der Virusabwehr für die Medizin Bedeutung hat."
Das ist richtig! Aber diese Erkenntnis ist keine, die im Labor ausschließlich nur mit einem spezifisch evolutionsbiologischen Ansatz hätte gewonnen werden können. Die handelsübliche laborbiologische und vergleichende molekularbiologische Forschung lieferte das Ergebnis, das sekundär evolutionstauglich gemacht wird!
Die "vergleichende molekularbiologische Forschung" macht nur dann Sinn, wenn sowohl common descent als auch Evolution angenommen wird. NUR DANN kann man annehmen, das Funktionsweisen ähnlich sind. Und natürlich werden handelsübliche Methoden angewandt, dies zu überprüfen, aber gesucht und gefunden wurde der Abschnitt durch Anwendung einer Voraussage der Evolutionstheorie.
Zudem haben die Autoren ausdrücklich geschrieben, dass man die Methode, die sie zur Identifizierung der in direkter Wechselwirkung mit der Virus-RNA stehenden Protein-Domäne von ZAP angewandt haben, zu einem systematischen Screenen nach solchen Protein-Domänen auch bei anderen Immungenen verwenden könnte. Es sollte doch wohl klar sein, dass das viel schneller geht, als ein Gen nach dem anderen abschnittsweise zu untersuchen. Das ist die viel wichtigere Erkenntnis aus dem Artikel, als "nur" die Entdeckung, dass die PARP-Domäne auch eine immunologische Funktion hat.
Von Evolution, als belegte Ursache dieser genetischen Unterschiede können wir nur dann reden, bei einem Forschungsergebnis das zeigt, wie (Mechanismus!) diese genetischen Änderungen nacheinander an der entsprechenden Stellen auftraten und fixiert wurden bei laufendem immunologischem Grundbetrieb des Trägerindividuums. Dazu schweigt sich der Artikel von Kerns et al. aus!
Einen Mutation für Mutation-Nachweis kann es nicht geben, genauso wenig, wie eine Aufdeckung aller Kontakte mit Viren und anderen Krankheitserregern, die jeweils dazu geführt haben, dass sich neue Allele durchgesetzt haben. Das ist natürlich eine schöne Immunisierungsstrategie (no pun intended), Belege einzufordern, die nicht beizubringen sind.
Zudem ignoriert es, dass sich das Immungen in ständiger Wechselwirkung mit der sich nachgewiesen beständig wandelbaren Virus-RNA befindet, d. h. hier ist die Frage nicht, wie die Funktion des Immungens die ganze Zeit beibehalten wurde, obwohl Mutationen fixiert wurden, sondern hier ist die Frage, wie das Immungen seine Funktion hätte behalten können, wenn es sich *nicht* mitgewandelt hätte. Darüber hinaus ist hier eine Domäne *dazugekommen*, und das Gen, wie der Artikel ja auch sehr schön zeigt, funktioniert auch ohne diese, ja tatsächlich werden im Menschen zwei Isoformen des kodierten Gens exprimiert, eine kurze, ohne die neue Domäne, und eine lange!

Aber das haben wir wahrscheinlich bequemerweise überlesen.
Zum Abschluß ein Beispiel dafür, daß man (bzw. Frau Schu) im Zirkel argumentieren muß, wenn man von vornherein Evolution als Tatsache voraussetzt:
"Wenn man die Evolutionstheorie zugrunde legt, müssen die Abschnitte des Immungens, die einer besonders starken positiven Selektion unterliegen, besonders wichtig für die Effektivität von ZAP sein, also direkt mit der Virus-RNA interagieren." ...

"Man kann wohl kaum bestreiten, dass die Aufdeckung von Mechanismen der Virusabwehr für die Medizin Bedeutung hat." ...

"Diese Fakten lassen sich durch die Evolutionstheorie erklären, mehr noch, man sollte erwarten, ..."

In der Summe: Wenn wir die "Evolutionstheorie" zugrunde legen, können wir die aufgedeckten "Mechanismen" durch die "Evolutionstheorie" erklären. Glückwunsch! Und deshalb keine "1"!
Leseverständnis: sechs, setzen.

Fakten: Die ZAP-Gene der Primaten zeigen mehr nicht-synonyme Unterschiede als synonyme; die PARP-Domäne ist wiederum der Abschnitt, in dem sich die Gene am stärksten unterscheiden.

Aus diesen Fakten allein kann man ohne einen theoretischen Unterbau nichts schließen, gar nichts.

Nun weiß man aber, dass Viren eine hohe Mutationsrate haben und sich schnell verändern. Nach der Evolutionstheorie *erwartet* man, dass eine sich schnell wandelnde "Umgebung" einen starken Selektionsdruck ausübt und Viren (und andere Krankheitserreger) stellen mit Sicherheit eine der wandelbarsten Bestandteile der Umgebung dar. Deswegen *erwartet* man, dass viele mit dem Immunsystem verbundene Gene unter denen sind, die sich am stärksten bei nahe verwandten Arten unterscheiden. Man *erwartet* auch, dass die Anzahl nicht-synonymer Austausche größer ist als die Anzahl synonymer, da sich letztere nur zufällig, durch Drift, fixieren können, wohingegen nicht-synonyme Austausche i. d. R. nicht neutral sind und nur fixiert werden, wenn sie einer positiven Selektion unterliegen.

Die Evolutionstheorie kann also die Fakten erklären.

Und jetzt kommt der Test für diese Annahmen: *Wenn* das alles zutrifft, *dann* muss der Abschnitt des Gens, der die meisten Unterschiede zeigt, derjenige sein, der für die Wirt-Virus-Wechselwirkung besonders wichtig ist. Und so ist es.

Mit diesem Test werden also die aus der Evolutionstheorie abgeleiteten Annahmen bestätigt.

Wie gesagt, es mag auch alternative Erklärungsmöglichkeiten geben. Wenn Du eine weißt, nur heraus damit.
Der Blog selber besteht dann jedoch zu einem Großteil aus Religionskritik, macht sich über Gläubige lustig und beschäftigt sich erstaunt mit der Feststellung, dass Deutsche im Schnitt nur 6 Sexpartner haben. Wird ID tatsächlich mal behandelt, dann werden die Vertreter dieses Standpunktes regelmäßig als "IDioten" bezeichnet - sehr 'kompetent und humorvoll' ...
Zum Abschluss gibt es noch eine kleine Inhaltsangabe zu meinem Blog. Schade, wenigstens das Post mit den sechs Sexpartnern hätte Michael (der Autor) ja verlinken können. Damit die ganzen E&S-Leser nicht extra danach suchen müssen, habe ich das hier mal nachgeholt. Posts mit einem im allerweitesten Sinne Sex-bezogenem Inhalt sind übrigens mit "Nur für Erwachsene" getaggt. Nur, damit ihr Euch auch ein zutreffendes Bild über die Verworfenheit meiner Themen machen könnt.
Die Google-Suche nach "IDioten" ergibt ganze 8 Hits. Sollte ich mal wieder häufiger anbringen, das letzte Mal ist schon fast ein Jahr her.
Um rauszufinden, in wie weit das mit der Religionskrtik zutrifft, müsst Ihr schon selber nach Posts suchen. Ein Tip: "Religion" hat 10 Google-Hits. "Gott": 10 Google-Hits. "Jesus": 10 Google-Hits (und da sind die Jesus & Mo-Cartoons dabei). "Gläubige": 7 Google-Hits.
Scheint, mit meiner Religionskritik ist es auch nicht weit her....

MfG,
JLT

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27 January 2008

Lästern über Luskin

Casey Luskin vom Discovery Institute ist so ein schmieriger Gebrauchtwagenverkäufer. Auf der DI Evolution News & Views Seite (die besser BS & Lies betitelt wäre), gibt er das folgende zum Besten:

A recent article on Canada.com pushes a pro-evolution book titled “Your Inner Fish,” which tries to use Canadian- found fossil Tiktaalik to promote evolution and influence American presidential politics. It's the Canadian Darwinist's dream. But this is strange behavior: why are the scientific elite so forcefully pushing this one fossil, especially when it so poorly documents the evolution of the key aspect of the transition of fish into land-animals: the transformation of fins to feet?
Unf**kin'believable, wie meine irischen Kollegen sagen würden. Ist es möglich, dass der Wissenschaftler, der das Buch geschrieben hat, zufällig *der Entdecker* von Tiktaalik ist, Neil Shubin? Erklärt das nicht, warum er ein Buch darüber schreibt?

Darum hat Luskin dieses kleine Detail ja auch lieber weggelassen...

Schön finde ich die leichte Paranoia, die in der Behauptung mitschwingt, mit dem Buch über Tiktaalik würde versucht, in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen einzugreifen. Und überhaupt, die Kanadier sind an allem Schuld.

MfG,
JLT

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26 January 2008

Das macht doppelt Spaß: Immunologie und Evolutionstheorie.

Wer sich ein bisschen mit dem auseinandergesetzt hat, was Evolutionskritiker so von sich geben, hat sicherlich die folgenden Behauptungen schon mal gehört oder gelesen:

- Es gibt keine positiven Mutationen und wenn eine Mutation doch einen positiven Effekt hat, siehe Antibiotikaresistenz, dann nur, weil die Mutation eine Genfunktion *ZERSTÖRT!!!!!!!!!!!!!!!* hat (Betonung im Original)*.

- Die Evolutionstheorie hat keinen Nutzen, die moderne Medizin kommt völlig ohne sie aus (ein selten blödes Argument, selbst wenn die Behauptung zuträfe – die moderne Medizin wird auch nicht maßgeblich von der Gravitationstheorie beeinflusst, das sagt aber nichts über die Richtigkeit der Theorie aus).

Gerade letzteres Argument ist schwierig in Kurzfassung zu widerlegen, da kaum jemand explizit schreibt "Basierend auf der Evolutionstheorie haben wir...", da ein solches Verständnis beim Leser einfach vorausgesetzt wird. Gerade in der Immunologie, die mein Fachgebiet ist, spielen evolutionäre Vorgänge in vielen Artikeln eine Rolle. Dafür ein einfach zu verstehendes Beispiel zu finden, ist aber nahezu unmöglich, da die betreffenden Artikel für jemanden, der kein tiefer gehendes Verständnis für Immunologie (und Genetik, Molekularbiologie und Evolutionstheorie...) hat, meist völlig unverständlich sind.

Gerade wurde aber in PLoS Genetics ein Artikel veröffentlicht, der relativ einfach zu verstehen ist und gleich beide Behauptungen explizit widerlegt. Das kann ich Euch natürlich nicht vorenthalten.

Kerns et al. (2008), Positive Selection and Increased Antiviral Activity Associated with the PARP-Containing Isoform of Human Zinc-Finger Antiviral Protein. PLoS Genetics Vol. 4, No. 1, e21


Erstmal ein bisschen Hintergrund:

In Primaten (und anderen Säugetieren) gibt es verschiedene Ebenen und Methoden der Abwehr gegen Krankheitserreger. Eine Ebene wird als adaptive Immunantwort bezeichnet, bei der Zellen des Immunsystems spezifisch auf einen bestimmten Krankheitserreger reagieren, dies sind T-Zellen (zerstören spezifisch mit einem Krankheitserreger befallene Zellen) und B-Zellen (produzieren Antikörper, die spezifisch an Krankheitserreger oder mit diesem Krankheitserreger befallene Zellen binden und sie damit zur Zerstörung durch andere Zellen oder das Komplementsystem "markieren").

Eine andere wird als "angeborenes" Immunsystem bezeichnet. Dies vermittelt eine nicht spezifisch auf einen bestimmten Krankheitserreger gemünzte Immunantwort, sondern eine Art Breitbandabwehr gegen Pathogene. So "erkennt" das sog. Komplementsystem beispielsweise einen bestimmten Bestandteil der Membran einer Klasse von Bakterien und "markiert" diese zur Zerstörung.

Dem angeborenen Immunsystem im weiteren Sinne zuzuordnen sind die sog. intrinsischen Immungene. Während das adaptive und das angeborene Immunsystem im engeren Sinne entweder durch bestimmte spezialisierte Zelltypen oder durch verschiedene Mediatoren z. B. im Blut funktioniert, hat auch jede Körperzelle ein "eingebautes" Arsenal zur Abwehr. So gibt es eine Gruppe von Genen, deren Produkte die Replikation (Vermehrung) einiger Viren in der Zelle verhindern können**.
Eins dieser Genprodukte heißt ZAP (für Zinkfinger-Antivirus-Protein). Es bindet spezifisch an RNA bestimmter Viren und zerstört sie. Entdeckt wurde ZAP vor nicht langer Zeit in Rattenzellen, wo es effektiv die Replikation eines Retrovirus (murine leukemia virus, MLV) verhindert.

Viren sind sehr wandelbar. Damit ein Abwehrmechanismus effektiv bleibt, muss dieser sich mitverwandeln. Nach der Evolutionstheorie erwartet man daher, dass Immungene einer starken positiven Selektion unterliegen und Mutationen, die die Bindungen des Proteins an den viralen Bestandteil verstärken oder ihre Fähigkeit verbessern, diesen zu zerstören, sehr schnell "fixiert" werden.

Das eine positive Selektion stattgefunden hat, kann man dadurch feststellen, dass die Anzahl neutraler Mutationen (synonymer Basenaustausch)*** in dem betreffenden Gen geringer ist als die Anzahl von Mutationen, die die Proteinsequenz verändern (nicht-synonymer Basenaustausch). Bei einer negativen oder "stabilisierenden" Selektion wäre das Verhältnis genau andersherum.

Uas dem Artikel:
This kind of [positive] selective pressure is seen in cases where innovation in protein sequence can result in a selective advantage and rapid fixation, as is the case for a host immunity gene where a single mutation might improve its ability to recognize and destroy a pathogen.


Gene und Abschnitte von Genen, die einer starken positiven Selektion unterliegen, kann man durch Vergleich mit den entsprechenden (homologen) Genen in verwandten Arten identifizieren.

Um es noch mal ganz deutlich zu sagen: Viren haben eine hohe Mutationsrate und verändern sich schnell (hat man sowohl im Labor als auch in der Natur beobachtet). Deswegen erwartet man nach der Evolutionstheorie, dass sich auch die Gene, die mit der Virusabwehr zu tun haben (oder mit dem Immunsystem ganz allgemein), aufgrund einer starken positiven Selektion sehr schnell ändern. Wenn man beispielsweise das Genom von Menschen und Schimpansen vergleicht und die Gebiete sucht, die sich am stärksten unterscheiden und mehr nicht-synonyme Austausche als neutrale aufweisen, dann findet man, wie vorausgesagt, einen sehr hohen Anteil von Genen, die mit dem Immunsystem zu tun haben****.

Aus dem Artikel:
In fact, genome-wide scans for positively selected genes in primates reveal that adaptively evolving genes fall primarily into three functional categories: immune defense, chemosensory perception, and reproduction, with the majority of these genes being involved in immunity.

Die Autoren haben zunächst im Menschen nach dem ZAP-Homolog gesucht und haben zwei Formen gefunden, eine kurze (ZAP(S)), die dem Ratten-ZAP entspricht und eine lange (ZAP(L)), die einen zusätzlichen funktionellen Abschnitt enthält, eine sogenannte PARP-ähnliche Domäne (die beiden Formen des Proteins entstehen durch alternatives Splicen der ZAP-mRNA, beide Proteinformen werden von dem gleichen Gen kodiert).
Daraufhin haben sie die ZAP-Gene in 13 verschiedenen Primaten (inkl. Mensch) verglichen.
Zunächst haben sie sich das ganze Gen angeschaut und wie erwartet eine starke positive Selektion dieses Gens in Primaten festgestellt. Dann haben sie sich einzelne Abschnitte des Gens angeschaut, um herauszufinden, welcher Teil des Gens in Primaten einer besonders starken positiven Selektion unterliegt.

Die Idee ist die Folgende: Wenn man die Evolutionstheorie zugrunde legt, müssen die Abschnitte des Immungens, die einer besonders starken positiven Selektion unterliegen, besonders wichtig für die Effektivität von ZAP sein, also direkt mit der Virus-RNA interagieren.

Aus dem Artikel:
Since protein innovation has been primarily favored exclusively in the PARP domain, this would predict that ZAP(L) is the more evolutionarily relevant antiviral isoform. This prediction can be directly evaluated by testing whether the region under the most intense positive selection, the PARP-like domain, enhances the antiviral activity of ZAP.


Die Region des Gens, die sie so identifiziert haben, war der zusätzliche Abschnitt, die PARP-ähnliche Domäne, die die lange von der kurzen ZAP-Variante unterscheidet. Dies war überraschend, da auch andere Proteine PARP-ähnliche Domänen haben und man bisher keine Funktion von PARP-Domänen in der Virusabwehr vermutet hatte. Also haben sie die Wirksamkeit der langen und kurzen ZAP-Variante des Menschen und des Ratten-ZAPs verglichen und festgestellt, dass die lange ZAP-Variante des Menschen tatsächlich die effektivste für die Virusabwehr war.

Aus dem Artikel:
Moreover, we show that the presence of the PARP-like domain in the longer human ZAP isoform significantly enhances this restrictive capability against both [tested] viruses, making this the first demonstration of a PARP-like domain being implicated in an immunity role. Our results demonstrate that a combination of evolutionary and virological analyses can identify and validate specific protein domains involved in host–pathogen interactions, thereby uncovering previously unknown antiviral activity.


Wie genau diese Funktion der PARP-Domäne bei ZAP aussieht, muss noch erforscht werden.

Man kann wohl kaum bestreiten, dass die Aufdeckung von Mechanismen der Virusabwehr für die Medizin Bedeutung hat. In die Abwehr von HIV-Infektionen ist ZAP zwar nicht involviert, aber auch die Virusklasse, gegen die ZAP wirkt (Alphaviren), kann beim Menschen Erkrankungen verursachen.

MfG,
JLT



* Völlig ignorierend, dass Antibiotikresistenz in Bakterien durch eine Vielzahl von Mechanismen vermittelt werden kann, neben des Verlustes einer Genfunktion durchaus auch durch Entstehung neuer Genfunktionen, unter anderem.

The four main mechanisms by which microorganisms exhibit resistance to antimicrobials are:

1. Drug inactivation or modification: e.g. enzymatic deactivation of Penicillin G in some penicillin-resistant bacteria through the production of β-lactamases.
2. Alteration of target site : e.g. alteration of PBP—the binding target site of penicillins—in MRSA and other penicillin-resistant bacteria.
3. Alteration of metabolic pathway: e.g. some sulfonamide-resistant bacteria do not require para-aminobenzoic acid (PABA), an important precursor for the synthesis of folic acid and nucleic acids in bacteria inhibited by sulfonamides. Instead, like mammalian cells, they turn to utilizing preformed folic acid.
4. Reduced drug accumulation: by decreasing drug permeability and/or increasing active efflux (pumping out) of the drugs across the cell surface.


[Quelle: Wikipedia]

Der zweite Mechanismus ist der, den Evolutionskritiker als "zerstörte Genfunktion" klassifizieren (obwohl aus das an der Realität vorbeigeht). Alle anderen Mechanismen beinhalten neue oder veränderte Genfunktionen.

** Viren können sich nur innerhalb von Zellen vermehren, oder besser gesagt, Viren "sorgen" dafür, dass die befallene Zelle neue Viren produziert. Wie genau das abläuft, ist abhängig vom Virus-Typ. Es gibt Viren, deren Genom aus DNA besteht, bei anderen ist es RNA. Bei RNA-Viren gibt es wieder verschiedene Formen, manche haben einzelsträngige RNA, manche doppelsträngige, manche können ihr Genom in das Genom der befallenen Zelle einbauen (Retroviren wie HIV), etc.. Allen gemeinsam ist, dass sie ihr Genom in die Zelle bringen und die "Maschinerie" der Zelle dazu bringen, virale Gene abzulesen, das Virus-Genom zu duplizieren und schließlich einen neuen Virus-Partikel herzustellen (oder genauer sehr viele neue Viruspartikel).

*** Genauer ist die Bezeichnung "synonymer (="gleichlautender") Austausch". Dabei verändert die Mutation zwar die Basenabfolge der Gensequenz, aber nicht die Aminosäuresequenz des Proteins. Dies ist möglich, weil es i. d. R. mehr als eine Basenabfolge gibt, die in ein und dieselbe Aminosäure "übersetzt" wird. Die Aminosäure Serin wird beispielsweise durch die Abfolge der Basen TCT, TCC, TCA und TCG kodiert. Ein Basenaustausch in der dritten Position (z. B. von TCT zu TCC) hat also keinerlei Auswirkung. Bei einem nicht-synonymen Austausch bewirkt die Veränderung dagegen auch eine Veränderung in der Proteinsequenz. Findet beispielsweise ein Austausch in der ersten Position statt (z. B. TCT zu CCT), wird im resultierenden Protein anstelle von Serin die Aminosäure Prolin eingebaut.

**** Ich betone das noch mal extra, damit hinterher kein IDler ankommt und sagt, man müsste die Evolutionstheorie oder die Existenz positiver Selektion schon voraussetzen, damit man zu diesen Ergebnissen kommt. Dem ist nicht so. Es ist ein Fakt, dass die Gene mit den meisten Unterschieden überwiegend der Immunabwehr zuzuordnen sind. Ebenso Fakt ist, dass die Gene mehr nicht-synonyme Unterschiede zeigen als synonyme. Diese Fakten lassen sich durch die Evolutionstheorie erklären, mehr noch, man sollte erwarten, so etwas zu finden,wenn die common descent und die Evolutionstheorie zutreffen und positive Selektion stattfindet. Würde mich mal interessieren, wie ein IDler versuchen würde, das mit ID zu erklären, oder wie ID solche Funde voraussagen sollte....

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25 January 2008

Geht rüber zu Pharyngula

und schaut Euch das Foto an, das PZ gepostet hat. Tut es.

Wer das Dargestellte entworfen hat, der muss völlig und vollständig ohne auch nur das kleinste Fitzelchen Phantasie gewesen sein. Ebenso die Hersteller und die Käufer. Total verblendet.

Meine Bildunterschrift wäre übrigens:

Mt 19,14: Aber Jesus sprach: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich.

MfG,
JLT

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Carl Zimmer interviewt Neil Shubin auf Bloggingheads

Neil Shubin ist der (Mit-)Entdecker von Tiktaalik roseae, eines Fisches, der schon eine ganze Reihe von Tetrapoden-Merkmalen hat (darunter beispielsweise einen beweglichen "Hals") und damit einen Eindruck vermittelt, wie der Übergang vom Wasser- zum Landleben und von Fischen zu Amphibien abgelaufen ist [Bild-Quelle].

Der Fund ist auch deswegen bemerkenswert, weil er nicht zufällig erfolgte, sondern weil Shubin und Daeschler zielgerichtet nach genau so einem Fossil gesucht haben. Sie haben zuvor in Pennsylvania gearbeitet und dort Teile von Fossilien gefunden, die in die richtige Zeit fielen (spätes Devon), aber keine Übergangsformen waren. Also sind sie in die kanadische Arktis gezogen, ein Gebiet, dass im späten Devon an dem Gebiet des späteren Pennsylvania angrenzte und zu der Zeit sowohl das richtige Klima (warm; im Devon lag das Gebiet der späteren kanadischen Arktis am Äquator) als auch die richtigen landschaftlichen Gegebenheiten aufwies (ein großes Flussdelta, Flachwasser und Seen), um einen Übergang vom Wasser zum Landleben zu begünstigen. Und tatsächlich haben sie Tiktaalik dort gefunden*.

Auf Bloggingheads.tv erzählt Shubin über die Entdeckung von Tiktaalik, die Bedeutung dieses Fundes, warum er die Bezeichnung "Missing Link" nicht mag, wie er Kreationismus/ID sieht und erzählt ein bisschen über den Inhalt seines neuen Buchs "The Inner Fish".

Carl Zimmer ist Wissenschaftsjournalist, dessen Beiträge ich immer sehr gelungen finde. Auf seinem Blog "The Loom" kann man seine Artikel in der Regel ein paar Tage nach der Veröffentlichung frei herunterladen. Sehr empfehlenswert!

Neil Shubin ist hochsympathisch, Carl Zimmer vielleicht ein bisschen schnarchnasig, aber Shubins Enthusiasmus wiegt das mehr als auf. Das Interview ist 50 min lang, aber es ist thematisch in einzelne Abschnitte untergliedert, so dass man sich auch nur das raussuchen kann, was einen interessiert. Wer keine Probleme mit Englisch hat, sollte mal reinhören.

MfG,
JLT


* DAS ist eine "Prediction", wie in "[things that a theory] has predicted, which researchers have later determined to be true", liebe UDler und liebe Denyse O'Leary.


[via The Panda's Thumb]

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How to refute creationists...














Muss ich nicht weiter kommentieren, oder?

Schönes Wochenende,
JLT



[Quelle: Saint Gasoline]

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23 January 2008

Wer sich das ausgedacht hat, verfügt über eine Menge böser Energie.

Also das ist wirklich richtig gemein. Und damit meine ich "Deine arme Mutter würde weinen"- oder von mir aus auch "Baby Jesus would cry"-gemein.

Dieses nebenstehende Teil ist ein Wrong Number Generator. Einfach damit das Telefonkabel verlängern und den Kasten hinter'm Schrank/unter'm Sofa oder sonst einer geeigneten Stelle versteckt - und jedesmal, wenn der bedauernswerte Telefonbesitzer eine Nummer wählt, wählt dies Gerät eine falsche. Oh, sagte ich jedesmal? Nein, dass wäre ja zu einfach. In 25 % der Fälle lässt er den Anruf durchgehen.

Um das jemandem anzutun, muss man dem- oder derjenigen schon einige negative Gefühle entgegenbringen ;-)

MfG,
JLT


[via Nerd Approved Gadgets]

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SCIENCE!



Schon beeindruckend.

MfG,
JLT


P.S.: Auch die anderen Videos von demjenigen, der dieses gemacht hat, sind sehenswert.

[via Genomicron & PZ]

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Jetzt habe ich auch noch Gott entdeckt....

Was soll ich sagen, diese Woche hat es wirklich in sich. Gestern entdecke ich ID, heute Gott. Bald kann ich diesen Blog hier zumachen, dabei bin ich doch gerade erst wieder eingestiegen.

Ich habe mich natürlich erstmal gewehrt, die offensichtlichen Beweise anzuerkennen, aber schließlich musste ich es einsehen. Gott existiert und hat Seinen Eigenen Blog. Die gute Nachricht ist, dass Er auch auf Fragen antwortet. Die Schlechte ist, dass das mit der Evolution nun wohl doch ganz anders war (die Schöpfung ist aber auch nicht wirklich so gelaufen, wie es in der Bibel steht).

Zunächst ist da mal der nette, alte Herr Darwin. Zu Lebzeiten war er ja ein heißer Verfechter seiner Evolutionstheorie. Meine Güte, hat der große Augen gemacht, als er hier vor der Himmelspforte stand. Erst war er etwas geschockt. [...]
Heute arbeitet er in unserer Kreativ-Abteilung und bastelt winzig kleine Bakterien. Alles Einzelstücke und wunderschön gearbeitet. Er ist ganz zufrieden, wenngleich sein Hobbyprojekt nicht ganz funktionieren will. Seit über 100 Jahren wartet er jetzt darauf, dass einem Fisch Beine wachsen und er aus seinem Tümpel krabbelt. Alle Versuche meinerseits, ihm zu erklären, dass das nicht passieren wird brachten bis jetzt gar nichts.
Jetzt werden die Kreationisten vielleicht jubeln angesichts der Tatsache, dass die Evolution doch nicht so funktioniert, wie die Biologen es sich vorstellen. Aber leider muss ich auch den Kreationisten eine Absage erteilen.
Wen es interessiert, wie es wirklich gewesen ist, der kann hier weiterlesen.

MfG,
JLT

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22 January 2008

Ich habe intelligentes Design endeckt!

Das kommt vielleicht etwas unerwartet, aber so ist es, ich kann die Wahrheit nicht leugnen. Gestoßen bin ich darauf auf der Seite von Nicthus, die T-Shirts wie das Nebenstehende verkaufen. Das kostet z. B. nur 19 $, ein echtes Schnäppchen. Ob man die Kette mit Kreuz umsonst dazu bekommt, weiß ich leider nicht - ist aber ein echtes "Muss", das gibt dem ganzen erst den Pepp. Verstehe gar nicht, dass das Mädchen nicht ein bisschen fröhlicher aussieht.

Das intelligente Design war trotzdem nicht ganz so offensichtlich zu finden. Ich musste erst unter "About Us" nachschauen, um das Folgende zu erfahren:

What do you get when you put three forward thinking ministers, a creative wonk, and a techno-geek together?

Start with a little spritual inspiration, then toss in some entrepreneurial spirit and an unquestionable commitment to integrity, quality, and common sense. Put all this together with a desire to make a positive change for youth and you end up with Intelligent Design.
Not that we would ever compare ourselves to the REAL Intelligent Designer, but we can at least try to move His message to a larger community. We want to do this in a special way--one that helps bridge the great divide between secular commercial apparel and conventional Christian apparel.

And if we're successful, just maybe we can help some kids who desperately need to experience their youth in a positive, healthful way.
That's why Intelligent Design is offering 50% of all profits to our selected youth ministry. Now it is just a dream, but our ultimate goal is to build and run a youth summer camp for underprivileged and at-risk kids. You can learn more about our goals by checking out our "Camp For Kids" page.
Das allein ist natürlich noch kein intelligentes Design. Aber wissensdurstig wie ich nun mal bin, habe ich natürlich ihre "Camp For Kids"-Seite gecheckt. Und was lese ich da?
We have pledged to donate 10% of all profits from Nicthus.com to the Nicthus Youth Foundation. So remember, every purchase you make at Nicthus.com contributes to this worthy cause.

We believe that every child is a beautiful creation of God, each one given an incredible combination of unique talents. It's those God-given talents that can be used to bring joy to themselves and to others. These gifts need to be discovered, recognized, developed, and enjoyed. We'd like to encourage youth to dicover their identity with God. So, these monies will be used to support programs that do just that. The possibilities are endless. We hope you will help us take them to that next level of creativity with The Creator.
Ist das etwa nicht intelligentes Design? Mindestens ist es aber das nächste "level of creativity". "Unquestionable commitment to integrity", my ass.
Den Unternehmergeist haben sie aber auf jeden Fall...

MfG,
JLT


P.S.: Einen Pressebericht zu Nicthus gibt's hier: "Christianity goes Beatnik with new apparel" line", aus dem auch hervorgeht, dass "Intelligent Design, LLC has launched a hot, new line of Christian apparel via their web site, www.nicthus.com, with a message that it is cool to be Christian". Wortspielchen können die Diskrepanz zwischen 50 % und 10 % also auch nicht ganz erklären.

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Scientists for better PCR - The PCR song.











Mann, dieser BioRad-Spot beinhaltet eine beachtliche Menge "Nerdiness". Noch schöner wäre, wenn die Sänger tatsächlich Molekularbiologen wären, aber leider geht das aus dem Spot nicht hervor.

MfG,
JLT










P.S.: Um alle Unklarheiten zu beseitigen, das Gerät, dass da gerade so geherzt wird, ist eine PCR-Maschine.

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21 January 2008

Ich hab da so meine Zweifel...

Tiny Frog bespricht gerade 'The Case for Faith: A Journalist Investigates the Toughest Objections to Christianity' (Amazon Link) von Lee Strobel. In dem Buch mimt Strobel den ach so skeptischen Journalisten, der verschiedene Leute zu den (in seinen Augen) besten Argumenten gegen den christlichen Glauben befragt:

Objection #1(Part 1, part 2): Since evil and suffering exist, a loving god cannot.

Objection #2: Since miracles contradict science, they cannot be true.

Objection #3 (Part 1, part 2): Evolution explains life, so god isn't needed.

Objection #4 (Part 1, part 2, part 3): God isn't worthy of worship if he kills innocent children.

Objection #5: It's offensive to claim Jesus is the only way to god.

Objection #6 (Part1, part 2): A loving god would never torture people in hell.

Objection #7: Church history is littered with oppression and violence.

Objection #8: I still have doubts, so I can't be a christian.


Wenn ein Gläubiger so tut, als stelle er ernsthaft skeptische Fragen, dann kann das ja auch nur nach hinten losgehen. Von den genannten Einwänden würde ich keinen einzigen machen, jedenfalls nicht in der gleichen Formulierung.

#2 beispielsweise. Es entscheidet sich doch keiner dafür, nicht an Wunder zu glauben, weil Wunder der Wissenschaft widersprechen. Es ist genau anders herum: Es konnte noch kein Wunder wissenschaftlich belegt werden. Die skeptische Frage wäre also, warum noch kein einziges von den ach so vielen Wundern belegt werden konnte, wenn angeblich dauernd welche geschehen?
Sollte jemand nachweisen, dass ein Wunder geschehen ist, dann würde ich meine Position überdenken.

Oder #5. Eins der Acht Großen EinwändeTM von Skeptikern gegen den christlichen Glauben in Strobels Meinung ist, dass die Behauptung anmaßend wäre, nur über Jesus zu Gott gelangen zu können.
[Sarkasmus] Ja, klar! Mein großes Problem mit dem christlichen Glauben war immer, dass ich nicht direkt mit Gott reden kann, sondern mich mit seinem Lakaien Jesus rumschlagen muss. Geeee-nau. [Sarkasmus Ende]
Außerdem, was ist denn mit der Dreieinigkeit, oder gibt's das in der Sekte nicht, der Strobel angehört (mit den ganzen amerikanischen Splittergruppen kenne ich mich nicht so aus)? Oder richtet sich das Buch an Thor-Anhänger, deren einziger Beweggrund, nicht zum christlichen Glauben überzuwechseln darin besteht, dass sie dann nicht mehr mit dem Boss selbst reden können? Ich bin verwirrt.

Ein liebender Gott würde keinen in der Hölle schmoren lassen (#6), dass ist höchstens ein Argument gegen die Behauptung, der christliche Gott wäre ein liebender Gott. Aber das ist doch erstmal total egal, entweder gibt es einen Gott, dann wäre man möglicherweise besser beraten, an ihn zu glauben, besonders, wenn er einen in alle Ewigkeit foltert, nur weil man seinem Ego nicht Genüge getan und ihn "anerkannt" hat - oder es gibt eben keinen. Dasselbe gilt auch für #1 und #4. Dass man sich "seinen" Gott aus einer ganzen Palette aussuchen kann, war mir bisher noch nicht klar. Oder ist es eher "Ich mach' mir meinen Gott wide-wide-wiiie er mir gefä-ällt"?

Aber das Aufstellen von Strohmann-Argumenten, gegen die man dann einfacher was sagen kann, ist ja keine neue Strategie...

Ich habe das Buch selber nicht gelesen (und die Wahrscheinlichkeit, dass ich es je tue, erreicht schon fast den negativen Bereich), darum kann ich zu den Antworten, die sich Strobel dazu ausdenkt, selbst nichts sagen, aber Tiny Frog hat es gelese, und er war not amused. Er schreibt ein bis zwei Posts zu jeder der "Argumente", mittlerweile ist er bei #4 angekommen und er ist gut!

Besonders gut gefallen hat mir seine Antwort auf Objection #3 (Part 2) gefallen, die sich um Abiogenese dreht. Er nennt ein paar Highlights zum Stand der Forschung (und gibt Links zum Weiterlesen), lässt auch die offenen Fragen nicht aus, vor allem argumentiert er aber gegen die vertretene Meinung "wenn es jetzt noch keiner rausgekriegt hat, wird es nie jemand rausfinden, also Gott".
Schaut also mal beim kleinen Frosch vorbei, wenn Euch die Thematik interessiert.

MfG,
JLT


[Icon von Webdesign-Guru]
[Cartoon: natürlich xkcd]

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19 January 2008

Dembski: scientific researcher and freedom fighter

....kann.... nicht .... widerstehen....muss.. das... bloggen...


Kürzlich, in einem Interview des IDEA Centers mit Dembski:

CA (Interviewer): Dr. Dembski, ID has come a very long way since its inception; and ID proponents are making inroads in a vast array of scientific disciplines such as astronomy, biology, and chemistry. How has your own work in mathematics (namely, The Design Inference and No Free Lunch) helped or influenced the development of novel ways of doing science?

WD (Dembski): It’s too early to tell what the impact of my ideas is on science. To be sure, there has been much talk about my work and many scientists are intrigued (though more are upset and want to destroy it), but so far only a few scientists see how to take these ideas and run with them.


Vielleicht, weil's da nichts zum "Rennen" gibt? Dembski hat natürlich eine andere Erklärung.

WD (Fortsetzung von oben): There’s a reason for this slow start. My work in The Design Inference was essentially a work on the philosophical foundations of probability theory, trying to understand how to interpret probabilities in certain contexts. This led naturally to some ideas about information and the type of information used in drawing design inferences. My book No Free Lunch was a semi-popular overview of where I saw the ID movement headed on the topic of information. The hard work of developing these ideas into a rigorous information-theoretic formalism for doing science really began only in 2005 with some unpublished papers on the mathematical foundations of intelligent design that appeared on my website (www.designinference.com).


Später führt er noch aus:

"As I explained in the preface of that book [No Free Lunch], its aim was to provide enough technical details so that experts could fill in details, but enough exposition so that the general reader could grasp the essence of my project. The book seems to have succeeded with the general reader and with some experts, though mainly with those who were already well-disposed toward ID. In any case, it became clear after that publication of that book that I would need to fill in the mathematical details myself, something I have been doing right along."

Im Klartext heißt das, er hat erst vier Jahre, nach dem er NFL geschrieben hat, angefangen, sich mit den bösen mathematischen Details zu beschäftigt und hat es immer noch nicht geschafft, dazu einen einzigen wissenschaftlichen Artikel zu veröffentlichen. Und wundert sich, dass die Bücher/Ihn kein Wissenschaftler ernstgenommen hat??

WD (Fortsetzung von oben): With the formation of Robert Marks's Evolutionary Informatics Lab in June 2007 (Marks is a distinguished professor of electrical and computer engineering at Baylor University), and work by him and me on the conservation of information (several papers of which are available at http://www.EvoInfo.org), I think ID is finally in a position to challenge certain fundamental assumptions in the natural sciences about the nature and origin of information. This, I believe, will have a large impact on science.


Auf EvoInfo, der HP seines Evolutionary Informatics Lab angegeben:

Ganze 3 unveröffentlichte Artikel
von Marks & Dembski ("in review" seit Juni 2007; wer's glaubt). Dazu eine ganze Reihe alter Publikationen von Marks und Dembski, die entweder mit ID nichts zu tun haben, oder nicht in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht wurden. Oder beides. Dazu ein paar ausgesuchte Sachen von den anderen unter "People" genannten, Basner und Sewell (anscheinend beides Mathematiker).

Sehr gefreut hat mich, dass da auch Freund Gil Dodgen gelistet ist, ja, dieser Gil Dodgen. Von ihm findet sich diese hochrelevante Veröffentlichung:

E. Trice and G. Dodgen, "The 7-Piece Perfect Play Lookup Database for the Game of Checkers", ICGA Journal Vol. 26, No. 4 - December 2003, pp. 229-238.

This, I believe, will have a large impact on science!

Schön finde ich auch dies:
WD: Darwinists have been very successful at demonizing anyone who dissents from their materialistic view of evolution. They have essentially established a Stalinist regime over the western academy.

In einem Satz beschwert er sich, "Darwinisten" würden Leute mit anderer Meinung dämonisieren, im nächsten bezeichnet er "Darwinisten" als Stalinisten. Interessant.

CA: I know about the Biologic Institute and the work of Dr. Minnich. Are there any other laboratories currently doing ID work?

WD: The Evolutionary Informatics Lab: www.EvoInfo.org. I knew of another ID lab that another faculty member at Baylor (not Robert Marks) was intent on starting, but with the witch-hunt against Marks, that’s not going to happen any time soon.
Mann, ID auf breiter Front. Ein Briefkasten- oder besser gesagt, Internetseiten-Labor, ein imaginäres und der DI-gesponserte PR-Gag Biologic Institute (Homepage). Coming soon....
CA: Do you feel that we are on the verge of proposing a neo-saltation theory on the smorgasbord of ideas?

WD: I don’t think the evidence supports universal common descent, but there are design theorists such as Michael Behe who think that it does. A saltational theory of life’s diversification is therefore a design-theoretic option, but it is not the only option, and I don’t expect to see any one position gain ascendancy within the ID movement any time soon.

Jau, das kann ich mir denken. Die können sich ja noch nicht mal darauf einigen, ob die Erde nun 6000 Jahre oder eher doch ein paar Jährchen älter ist als das.

Ist mir ein Rätsel, wir irgendjemand tatsächlich ernsthaft annehmen kann, ID wäre auch nur im Ansatz wissenschaftlich, wenn daraus noch nicht einmal abgeleitet werden kann, ob es Common Descent gibt oder nicht. Das sollte man jedem vor die Nase halten, der sich darüber beschwert, dass ID als unwissenschaftlich bezeichnet wird.

Ach ja, jeder, der in von ID gemachte Voraussagen, die schon bestätigt wurden, interessiert sind, kann sich mal diesen Beitrag auf UD anschauen. Die Kommentare! Unglaublich. Mittlerweile über 150, und noch keine einzige gefunden. Aber Dembski hat die geheime Liste. Natürlich .

Und als kleines Schmankerl zum Schluss:
CA: Amidst all the animosity and criticisms written about your work, what is your motivation for continuing this ambitious research program?

WD: The work itself is immensely satisfying and intellectually stimulating. Moreover, I see those who seek to shut it down as intolerant dogmatists who encapsulate a tyranny that I despise. So I get to see myself as both a scientific researcher and as a freedom fighter—a rare combination.
BwahHahaHAhaha. Freedom fighter, ich halt's nicht aus. Danke, vielen Dank Herr Dembski, für diese erheiternden Worte.

MfG,
JLT

P.S.: Demnächst mehr.

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