28 January 2008

Das macht sogar noch mehr Spaß.

Hui, da hat sich aber wer bei Evolution & Schöpfung über meinen Blogbeitrag "Das macht doppelt Spaß: Immunologie und Evolutionstheorie" geärgert...

Zunächst wird bemängelt, dass ich für die Behauptung von Evolutionskritikern, die Evolutionstheorie wäre für die moderne Medizin nicht wichtig, keine Quelle angegeben habe.

Die Quelle bleibt uns die allwissende Autorin (mit ihrem tiefer gehenden Verständnis für Immunologie und Genetik, Molekularbiologie und Evolutionstheorie...) leider schuldig!
Das hole ich doch gerne nach!
Michael Egnor, Gehirnchirurg und Disco Institute-Posterboy:
Doctors don’t study evolution. Doctors never study it in medical school, and they never use evolutionary biology in their practice. There are no courses in medical school on evolution. There are no ‘professors of evolution’ in medical schools. There are no departments of evolutionary biology in medical schools. [...]
I do use many kinds of science related to changes in organisms over time. Genetics is very important, as are population biology and microbiology. But evolutionary biology itself, as distinct from these scientific fields, contributes nothing to modern medicine. [...]
So ‘Why would I want my doctor to have studied evolution?’ I wouldn’t. Evolutionary biology isn’t important to modern medicine. That answer won’t win the ‘Alliance for Science’ prize. It’s just the truth.
[Eine Antwort auf diesen hanebüchenen Unsinn gab es z. B. beim Panda's Thumb]
Es gibt auch andere grundsätzliche Konzeptionen, mit denen man verstehen kann, daß es in den immunologisch wichtigen Regionen der Gene artspezifisch (grundtypenspezifisch) hohe Unterschiede geben muß: Z.B. das Grundtypenkonzept!
Ach, tatsächlich. Das Grundtypenkonzept. Jetzt kommt doch bestimmt gleich die Erklärung, warum sich nach dem Grundtypenkonzept die Primaten mit am stärksten in den Genen, die mit dem Immunsystem zu tun haben, unterscheiden müssen. Und warum trotzdem das Rattengen auch in menschlichen Zellen funktioniert. Und wie das Grundtypenkonzept voraussagt, dass die Abschnitte der Immungene, die sich besonders stark unterscheiden, für die Virus-Wirt-Wechselwirkung besonders wichtig sein müssen.

Oh, doch nicht. Wie überraschend.
"Man kann wohl kaum bestreiten, dass die Aufdeckung von Mechanismen der Virusabwehr für die Medizin Bedeutung hat."
Das ist richtig! Aber diese Erkenntnis ist keine, die im Labor ausschließlich nur mit einem spezifisch evolutionsbiologischen Ansatz hätte gewonnen werden können. Die handelsübliche laborbiologische und vergleichende molekularbiologische Forschung lieferte das Ergebnis, das sekundär evolutionstauglich gemacht wird!
Die "vergleichende molekularbiologische Forschung" macht nur dann Sinn, wenn sowohl common descent als auch Evolution angenommen wird. NUR DANN kann man annehmen, das Funktionsweisen ähnlich sind. Und natürlich werden handelsübliche Methoden angewandt, dies zu überprüfen, aber gesucht und gefunden wurde der Abschnitt durch Anwendung einer Voraussage der Evolutionstheorie.
Zudem haben die Autoren ausdrücklich geschrieben, dass man die Methode, die sie zur Identifizierung der in direkter Wechselwirkung mit der Virus-RNA stehenden Protein-Domäne von ZAP angewandt haben, zu einem systematischen Screenen nach solchen Protein-Domänen auch bei anderen Immungenen verwenden könnte. Es sollte doch wohl klar sein, dass das viel schneller geht, als ein Gen nach dem anderen abschnittsweise zu untersuchen. Das ist die viel wichtigere Erkenntnis aus dem Artikel, als "nur" die Entdeckung, dass die PARP-Domäne auch eine immunologische Funktion hat.
Von Evolution, als belegte Ursache dieser genetischen Unterschiede können wir nur dann reden, bei einem Forschungsergebnis das zeigt, wie (Mechanismus!) diese genetischen Änderungen nacheinander an der entsprechenden Stellen auftraten und fixiert wurden bei laufendem immunologischem Grundbetrieb des Trägerindividuums. Dazu schweigt sich der Artikel von Kerns et al. aus!
Einen Mutation für Mutation-Nachweis kann es nicht geben, genauso wenig, wie eine Aufdeckung aller Kontakte mit Viren und anderen Krankheitserregern, die jeweils dazu geführt haben, dass sich neue Allele durchgesetzt haben. Das ist natürlich eine schöne Immunisierungsstrategie (no pun intended), Belege einzufordern, die nicht beizubringen sind.
Zudem ignoriert es, dass sich das Immungen in ständiger Wechselwirkung mit der sich nachgewiesen beständig wandelbaren Virus-RNA befindet, d. h. hier ist die Frage nicht, wie die Funktion des Immungens die ganze Zeit beibehalten wurde, obwohl Mutationen fixiert wurden, sondern hier ist die Frage, wie das Immungen seine Funktion hätte behalten können, wenn es sich *nicht* mitgewandelt hätte. Darüber hinaus ist hier eine Domäne *dazugekommen*, und das Gen, wie der Artikel ja auch sehr schön zeigt, funktioniert auch ohne diese, ja tatsächlich werden im Menschen zwei Isoformen des kodierten Gens exprimiert, eine kurze, ohne die neue Domäne, und eine lange!

Aber das haben wir wahrscheinlich bequemerweise überlesen.
Zum Abschluß ein Beispiel dafür, daß man (bzw. Frau Schu) im Zirkel argumentieren muß, wenn man von vornherein Evolution als Tatsache voraussetzt:
"Wenn man die Evolutionstheorie zugrunde legt, müssen die Abschnitte des Immungens, die einer besonders starken positiven Selektion unterliegen, besonders wichtig für die Effektivität von ZAP sein, also direkt mit der Virus-RNA interagieren." ...

"Man kann wohl kaum bestreiten, dass die Aufdeckung von Mechanismen der Virusabwehr für die Medizin Bedeutung hat." ...

"Diese Fakten lassen sich durch die Evolutionstheorie erklären, mehr noch, man sollte erwarten, ..."

In der Summe: Wenn wir die "Evolutionstheorie" zugrunde legen, können wir die aufgedeckten "Mechanismen" durch die "Evolutionstheorie" erklären. Glückwunsch! Und deshalb keine "1"!
Leseverständnis: sechs, setzen.

Fakten: Die ZAP-Gene der Primaten zeigen mehr nicht-synonyme Unterschiede als synonyme; die PARP-Domäne ist wiederum der Abschnitt, in dem sich die Gene am stärksten unterscheiden.

Aus diesen Fakten allein kann man ohne einen theoretischen Unterbau nichts schließen, gar nichts.

Nun weiß man aber, dass Viren eine hohe Mutationsrate haben und sich schnell verändern. Nach der Evolutionstheorie *erwartet* man, dass eine sich schnell wandelnde "Umgebung" einen starken Selektionsdruck ausübt und Viren (und andere Krankheitserreger) stellen mit Sicherheit eine der wandelbarsten Bestandteile der Umgebung dar. Deswegen *erwartet* man, dass viele mit dem Immunsystem verbundene Gene unter denen sind, die sich am stärksten bei nahe verwandten Arten unterscheiden. Man *erwartet* auch, dass die Anzahl nicht-synonymer Austausche größer ist als die Anzahl synonymer, da sich letztere nur zufällig, durch Drift, fixieren können, wohingegen nicht-synonyme Austausche i. d. R. nicht neutral sind und nur fixiert werden, wenn sie einer positiven Selektion unterliegen.

Die Evolutionstheorie kann also die Fakten erklären.

Und jetzt kommt der Test für diese Annahmen: *Wenn* das alles zutrifft, *dann* muss der Abschnitt des Gens, der die meisten Unterschiede zeigt, derjenige sein, der für die Wirt-Virus-Wechselwirkung besonders wichtig ist. Und so ist es.

Mit diesem Test werden also die aus der Evolutionstheorie abgeleiteten Annahmen bestätigt.

Wie gesagt, es mag auch alternative Erklärungsmöglichkeiten geben. Wenn Du eine weißt, nur heraus damit.
Der Blog selber besteht dann jedoch zu einem Großteil aus Religionskritik, macht sich über Gläubige lustig und beschäftigt sich erstaunt mit der Feststellung, dass Deutsche im Schnitt nur 6 Sexpartner haben. Wird ID tatsächlich mal behandelt, dann werden die Vertreter dieses Standpunktes regelmäßig als "IDioten" bezeichnet - sehr 'kompetent und humorvoll' ...
Zum Abschluss gibt es noch eine kleine Inhaltsangabe zu meinem Blog. Schade, wenigstens das Post mit den sechs Sexpartnern hätte Michael (der Autor) ja verlinken können. Damit die ganzen E&S-Leser nicht extra danach suchen müssen, habe ich das hier mal nachgeholt. Posts mit einem im allerweitesten Sinne Sex-bezogenem Inhalt sind übrigens mit "Nur für Erwachsene" getaggt. Nur, damit ihr Euch auch ein zutreffendes Bild über die Verworfenheit meiner Themen machen könnt.
Die Google-Suche nach "IDioten" ergibt ganze 8 Hits. Sollte ich mal wieder häufiger anbringen, das letzte Mal ist schon fast ein Jahr her.
Um rauszufinden, in wie weit das mit der Religionskrtik zutrifft, müsst Ihr schon selber nach Posts suchen. Ein Tip: "Religion" hat 10 Google-Hits. "Gott": 10 Google-Hits. "Jesus": 10 Google-Hits (und da sind die Jesus & Mo-Cartoons dabei). "Gläubige": 7 Google-Hits.
Scheint, mit meiner Religionskritik ist es auch nicht weit her....

MfG,
JLT

4 Kommentare:

Anonymous said...

Ach, die Spinner vom Heilig-Blog. Die kann man doch nun wahrlich nicht ernst nehmen. Trotzdem schön aufgemischt, weiter so! ;-)

JLT said...

Danke!

Ich finde es schon verwunderlich, dass da ein ganzer Blogbeitrag erscheint, in dem sich auch direkt auf meinen Blog bezogen wird, ohne ein einziges Mal auf mein Blog zu verlinken oder wenigstens zu sagen, wie er heißt. Auch mein zweiter Kommentar bei E&S zu Michaels Post, in dem ich dieses Post verlinke, ist (noch?) nicht veröffentlicht worden, obwohl ich ihn schon gestern Abend geschrieben habe.

Hmmmm....

MRS said...

Erst mal willkommen zurück, nach deiner Dissertationszeit hab ich ja schon fast damit gerechnet, dass dein Blog gestorben ist.
Aber dann werd ich bei E&S darauf aufmerksam gemacht, dass du wieder aktiv bist.

Zu Michael Genoms (wie vermessen!ich hoffe, der heißt wirklich so)Beitrag:

Nachdem ich den gelesen hatte und dann deinen Beitrag, nun ja was soll man da noch sagen. Etwas stark *verkürzte* Wiedergabe ist wohl zu schmeichelhaft.

MRS said...

...herzlich willkommen...

sollte da eigentlich stehen