26 December 2008

Das war 2008.


Wenn der Trend so weiter gegangen ist, seit ich nach Irland gegangen bin, sind im deutschen Fernsehen die Jahresrückblick-Sendungen dieses Jahr schon im September gelaufen. Gelegentlich schaue ich gut gemachte Jahresrückblicke ganz gerne, da sie etwas tun, was sonst in den Medien Mangelware ist: Sie verfolgen die Geschichten, die vor Urzeiten (= ein paar Monaten) einmal Schlagzeilen machten, weiter und man erfährt etwas über die längerfristigen Auswirkungen oder darüber, wie es den beteiligten Menschen ergangen ist, nachdem der Medienrummel vorbei war.

Gänzlich ohne jede Auswirkung sind dagegen in den allermeisten Fällen Internet memes, bei denen nicht einmal klar ist (mir jedenfalls), wieso sie überhaupt jemals so bekannt geworden sind. Wer wissen möchte, welche Internet memes er in 2008 "verpasst" oder unwissentlich unterstützt hat, kann sich hier auf den letzten Stand bringen und angehende Internethistoriker haben die Möglichkeit, fast 20 Jahre Internet memes zu analysieren (ja, meine jungen Freunde, so lange gibt es das Internet schon*). Je nach Geschmack kann man auch kalkulieren, wie viel Zeit man über die Jahre mit dem Anschauen mehrheitlich völlig sinnfreier YouTube-Videos vergeudet hat oder eine vergnügliche Zeit mit dem Anschauen klassischer YouTube-Spots verbringen.

Ich persönlich habe in 2008 offenbar keine Zeit im Internet verbracht. Die meisten Spots waren mir völlig unbekannt.

Ich wünsche allen einen guten Rutsch!

MfG,
JLT


[via ERV]

* "The opening of the network to commercial interests began in 1988. The US Federal Networking Council approved the interconnection of the NSFNET to the commercial MCI Mail system in that year and the link was made in the summer of 1989." [Wikipedia]

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24 December 2008

Nicht jeder mag Weihnachten.



Nicht jeder hat so gute Gründe dafür wie diese Katze.

Ich habe mich dieses Jahr mal wieder so richtig auf Weihnachten gefreut, denn dieses Jahr hatten meine Eltern die grandiose Idee, uns zu Weihnachten auf Fuerteventura zu treffen. Anstatt Last minute shopping nach Geschenken (gibt's nicht mehr), verzweifelten Versuchen, den Weihnachtsbaum wenigstens annähernd senkrecht aufzustellen und der Zubereitung von mehr Essen, als eine Durchschnittsfamilie normalerweise in einer Woche verspeist, gibt es dieses Jahr Sonnenschein, Meer und Strand.

:)

Wünsche allen frohe, stressfreie Weihnachtstage!

MfG,
JLT

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23 December 2008

Der Horror, der Horror!

Der Spiegel hat eine Sammlung von 'Hüllen aus der Hölle': Die gräßlichsten Weihnachtsalben-Cover aller Zeiten. Glücklicherweise ohne musikalische Untermalung.

Das nebenstehende Wham!-Cover ist bei weitem nicht das Schrecklichste, so erstaunlich das auch auf den ersten Blick erscheinen möchte, aber da wir mit dem Song mittlerweile seit 24 Jahren zu Weihnachten terrorisiert werden, hat es sich trotzdem seinen Platz in der Kollektion redlich verdient.

Und für all die, bei denen das Cover allein nicht ausreicht, um eine mentale Endlos-Schleife von Last Christmas auszulösen: Hier.


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21 December 2008

Zum Mitmachen.


Das Wissenschafts-Café (Marc) und der Fischblog (Lars) suchen zusammen nach den besten Wissenschaftspost von 2008. Gefragt sind:

alle Artikel, die einen wissenschaftlichen Bezug haben. Soll heißen: Postings, deren Thematik ins Spektrum der klassischen wissenschaftlichen Disziplinen fällt, also von Physik, Biologie, Chemie, über die Medizin bis zu den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Bis zum Jahresende können Posts nominiert werden (bis zu fünf Einträge), entweder in den Kommentaren zu den oben verlinkten Posts oder direkt per Email ans Wissenschafts-Cafè:
auslese2008@wissenschafts-cafe.net

Eine gute Idee, die natürlich nur funktioniert, wenn es auch viele Nominierungen gibt. Falls Euch also ein wissenschaftliches Post* vom letzten Jahr in besonders guter Erinnerung geblieben ist, schnell eine Email an Marc geschickt!

MfG,
JLT


* Im Zweifelsfall dürfen auch Posts von anderen Blogs eingereicht werden.

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19 December 2008

Manchmal reicht auch ein Link (7).

In Scientific America gibt es momentan eine ganze Reihe interessanter Posts über Evolution. Mit einem dieser Artikel, 'Testing Natural Selection with Genetics', geschrieben von niemand Geringerem als H. Allen Orr, beschäftigt sich Larry Moran von Sandwalk.

Orr ist eine Adaptionist, d. h. er ist einer derjenigen Evolutionsbiologen, die der natürlichen Selektion die wichtigste Rolle in der Evolution attestieren. Larry Moran bezeichnet sich selbst als Pluralist, seiner Meinung nach wird von Leuten wie Orr der Einfluss von Selektion überbewertet und er kommentiert einzelne Abschnitte aus Orrs Artikel aus seiner Sicht. Sehr interessant und verdeutlicht den Unterschied dieser Sichtweisen sehr anschaulich.

MfG,
JLT

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17 December 2008

Science is limited by its refusal to make stuff up.



Für El Schwalmo ;)

[Jesus & Mo]

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16 December 2008

Zitat-Ausbeutung?

Ich habe keine Ahnung, wie man Quotemining ins Deutsche übersetzen könnte, aber das mit diesem Begriff beschriebene Prinzip, Zitate nicht vollständig oder aus dem Kontext gerissen zu verwenden, um einen Punkt zu machen, kommt nicht nur im Englisch-sprachigen Raum vor. Ein "schönes" Beispiel findet sich bei Naturalismuskritik, unter dem gelungenen Titel 'Politik für Parasiten':

Jetzt äußerte sich der Direktor der Senckenberg-Gesellschaft in Frankfurt, Volker Mosbrugger, in einem Interview mit der Welt folgendermaßen:
„Welt Online: Herr Professor Mosbrugger, Sie haben die Menschen einmal als ganz normale Parasiten bezeichnet?

Professor Volker Mosbrugger: Ja, das stimmt. Der Mensch verhält sich auf der Erde ja nicht grundsätzlich anders als jedes beliebige Bakterium, jede Ameise oder jeder Vogel. Wir nutzen alle verfügbaren Ressourcen, um möglichst gut und zahlreich zu überleben. So machen das alle Lebewesen auf der Erde.“
Auch wenn Herr Mosbrugger sicherlich ein friedfertiger Mensch ist, der Gewalt ablehnt, so muss man doch darauf hinweisen dürfen, ja: müssen, dass am Beginn von Großverbrechen allzu oft die verbale Dehumanisierung steht. [...]
Vor allem wenn die freundlichen Menschen vom Schlage Mosbruggers auch noch daran gehen, Handlungskonzepte zu entwerfen, die auf dieser verbalen Dehumanisierung beruhen. Mosbrugger:
„Wir müssen insbesondere die Rolle des Menschen im System Erde wieder besser begreifen und dann ‚vernünftig’, das heißt an den langfristigen Perspektiven orientiert, handeln.“
Das sind beunruhigende Aussichten. Wie soll denn eine Politik aussehen, die auf der Annahme beruht, der Mensch sei nichts anderes als ein Parasit? Man wagt es nicht, eine Antwort zu geben.
Soweit Naturalismuskritik. Schauen wir uns das erste Zitat an (von Welt Online; in kursiv der ausgelassene Satz):
Professor Volker Mosbrugger: Ja, das stimmt. Der Mensch verhält sich auf der Erde ja nicht grundsätzlich anders als jedes beliebige Bakterium, jede Ameise oder jeder Vogel. Wir nutzen alle verfügbaren Ressourcen, um möglichst gut und zahlreich zu überleben. So machen das alle Lebewesen auf der Erde. Das Einzige, was uns von ihnen unterscheidet, ist die Fähigkeit, über unser Handeln zu reflektieren – und gegebenenfalls anders zu handeln.
Na sieh mal einer kuck. Das ist dem Naturalismuskritiker wohl irgendwie abhanden gekommen.

Um zu sehen, wie irreführend das zweite Zitat ist, muss man sich die vorangegangenen Fragen und Antworten anschauen (in fett der von NK verwendete Teil):
WELT ONLINE: Seitdem der "Stern"-Bericht die möglichen Kosten des Klimawandels aufgelistet hat und die IPCC-Berichte diesen Klimawandel darzustellen versuchen, ist Klima auf einmal „in“.

Mosbrugger: Ja. Die IPCC-Berichte gibt es ja schon seit über 15 Jahren. Aber seit die volkswirtschaftlichen Kosten berechnet werden, ist ein neues Bewusstsein um den „Wert“ der Biosphäre entstanden. Das ist gut – auch wenn die öffentliche Diskussion oft ein wenig schief geführt wird. Denn ob die Eisbären eine Klimaerwärmung überleben oder nicht, das berührt die Biosphäre und den Menschen im Grunde recht wenig. Viel wichtiger ist es, ob Schlüsselarten wie beispielsweise bestimmte Bakterien überleben. Denn wenn sie beispielsweise im Boden auf einmal fehlen, dann könnte es sein, dass der Weizen auf einmal nicht mehr wächst. Meistens erkennen wir diese ökologischen Zusammenhänge, die uns direkt betreffen, aber erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Erst wenn die Ernten schlecht ausfallen, machen wir uns auf die Suche nach den Gründen. Und dann sind die Bakterien bereits verloren.

WELT ONLINE: Vielleicht setzen sich Menschen auch deshalb nur halbherzig dafür ein, etwas gegen die Erderwärmung zu unternehmen, weil sie uns als Art nicht in die Enge treibt.

Mosbrugger: Mag sein. Der Mensch kommt evolutionsgeschichtlich aus Afrika – mit wärmeren Temperaturen kommt unser Körper also gut zurecht. Und ob die Konzentration von Kohlendioxid ein wenig ansteigt oder nicht, belastet uns auch nicht weiter. Es wird vielleicht Hunger, Kriege und Völkerwanderungen geben, die verschiedenen Regionen und Gesellschaften werden leiden – und aus diesem Grunde sollten wir handeln. Aber wir müssen uns keine Sorgen um unser Überleben als Art machen.

[...]

WELT ONLINE: Es sieht so aus, als ob wir dank moderner Technik und Medizin so ziemlich alle Veränderungen der Atmosphäre in den Griff bekommen könnten. Zumindest als Art sind die Menschen nicht bedroht. Halten wir unser Schicksal in der Hand?

Mosbrugger: Wie gesagt: Als Art sind wir nicht direkt bedroht, wir haben aber unmittelbaren Einfluss auf die Qualität unserer Zukunft. Wir müssen insbesondere die Rolle des Menschen im System Erde wieder besser begreifen und dann „vernünftig“, das heißt an den langfristigen Perspektiven orientiert, handeln.

WELT ONLINE: Sie sind Direktor eines der größten naturhistorischen Museen in Deutschland. Wie müsste eine Ausstellung aussehen, mit der Sie das System Erde vermitteln?

Mosbrugger: So wichtig Ausstellungen in diesem Kontext sind, die gesamte Komplexität, die sich mit diesem Begriff „System Erde“ verbindet, die weitreichenden Konsequenzen kann man nicht in einer einzigen Ausstellung vermitteln. Auch nicht mit einzelnen Vorträgen, Büchern oder Vorlesungen. Auch naturkundliche Früherziehung oder ein besserer Biologie- oder Physikunterricht sind da nur Tropfen auf den heißen Stein. In der Schule hilft das nicht viel weiter. Um den Menschen nicht nur theoretisch verständlich, sondern umfassend begreifbar zu machen, wie das System Erde funktioniert, welche Handlungsoptionen wir haben, müssten wir auch das ganze Bildungssystem und die Bildungsinhalte umstrukturieren: Wir müssten früh anfangen zu lernen, in Systemen und Kreisläufen zu denken und zu handeln. Die disziplinäre Aufspaltung der naturwissenschaftlichen Fächer in der Schule zum Beispiel führt hier nicht zum Ziel.
Um hieraus zu schließen, Mosbrugger plädiere dafür, Politik sollte ausgehend von der Annahme handeln, Menschen seien Parasiten, muss man schon extrem verquere Denkstrukturen aufweisen. Oder Mosbruggers Aussagen vorsätzlich extrem verfälscht darstellen.

Ich überlasse es Euch, Eure eigene Meinung dazu zu bilden. Meine steht jedenfalls schon fest.

MfG,
JLT

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Wer sich mal so richtig langweilen möchte...

der kann sich jetzt auf YouTube "Expelled: No Intelligence Allowed" anschauen (Playlist mit allen 11 Teilen). Wer keine 1,5 Stunden seines Lebens verschwenden möchte, kann auch einfach nur alle Teile mit einer schlechten Bewertung versehen (ich versichere Euch, damit tut ihr dem Film garantiert nicht unrecht). Momentan haben die einzelnen Teile alle Bewertungen besser als drei Sterne, das kann so nicht angehen...

MfG,
JLT

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Eine Fangfrage.

Gerade hat sich Marcel von Eight Minutes Old auch noch in der Diskussion zu Wort gemeldet, die schon seit einiger Zeit auf verschiedenen Blogs stattfindet.

Die Diskussion dreht sich um diese Frage [S472Q03] aus der PISA-Studie:

Welche der folgenden Aussagen trifft am besten auf die Evolutionstheorie zu?

A Die Theorie ist unglaubwürdig, da Veränderungen der Arten nicht beobachtet werden können.
B Die Evolutionstheorie gilt für Tiere, nicht aber für den Menschen.
C Die Evolution ist eine wissenschaftliche Theorie, die sich gegenwärtig auf zahlreiche Beobachtungen stützt.
D Die Evolution ist eine Theorie, die durch Forschung bewiesen worden ist.
Die offiziell als richtig angegebene Antwort ist C, aber einige der Diskutanten sind der Meinung, D wäre zutreffender. Alle sind sich einig und ich stimme zu, dass die Antworten selten dämlich formuliert sind, was möglicherweise nicht zuletzt daran liegt, dass der Übersetzer der Antworten aus dem Englischen nicht gerade den besten Job abgeliefert hat. Antwort C sieht im englischen Original so aus:
C Evolution is a scientific theory that is currently based on extensive evidence.
"Extensive evidence" ist eine viel stärkere Aussage als "zahlreiche Beobachtungen". Dass die Antwort C vor allem im Deutschen so schwach formuliert ist, war sicher der Auslöser für viele, sie als nicht wirklich zutreffend abzulehnen. Ich denke, diese Diskussion würde nicht stattfinden, wäre die Antwort beispielsweise so formuliert gewesen:
Die Evolution ist eine wissenschaftliche Theorie, die sich gegenwärtig auf umfangreiche Nachweise stützt.
Was mich aber ganz besonders an beiden Antworten, C und D, stört und woran mich Marcels Post wieder erinnert hat, ist die fehlende Unterscheidung zwischen der Tatsache Evolution und der Evolutionstheorie. Ich brauche das gar nicht selbst noch einmal schreiben, Stephen Gould hat das schon viel besser getan als ich das könnte:
Well, evolution is a theory. It is also a fact. And facts and theories are different things, not rungs in a hierarchy of increasing certainty. Facts are the world's data. Theories are structures of ideas that explain and interpret facts. Facts do not go away when scientists debate rival theories to explain them. Einstein's theory of gravitation replaced Newton's, but apples did not suspend themselves in mid-air, pending the outcome. And humans evolved from apelike ancestors whether they did so by Darwin's proposed mechanism or by some other, yet to be discovered.

Moreover, "fact" does not mean "absolute certainty." The final proofs of logic and mathematics flow deductively from stated premises and achieve certainty only because they are not about the empirical world. Evolutionists make no claim for perpetual truth, though creationists often do (and then attack us for a style of argument that they themselves favor). In science, "fact" can only mean "confirmed to such a degree that it would be perverse to withhold provisional assent." I suppose that apples might start to rise tomorrow, but the possibility does not merit equal time in physics classrooms.

Evolutionists have been clear about this distinction between fact and theory from the very beginning, if only because we have always acknowledged how far we are from completely understanding the mechanisms (theory) by which evolution (fact) occurred. Darwin continually emphasized the difference between his two great and separate accomplishments: establishing the fact of evolution, and proposing a theory—natural selection—to explain the mechanism of evolution. He wrote in The Descent of Man: "I had two distinct objects in view; firstly, to show that species had not been separately created, and secondly, that natural selection had been the chief agent of change. . . . Hence if I have erred in . . . having exaggerated its [natural selection's] power . . . I have at least, as I hope, done good service in aiding to overthrow the dogma of separate creations."
Douglas Futuyma definiert Evolution so:
Biological (or organic) evolution is change in the properties of populations of organisms or groups of such populations, over the course of generations.*
Auch eine bekannte Formulierung der Definition von Evolution gleichen Inhalts: Evolution ist die Veränderung von Allelfrequenzen in einem Genpool**.

Evolution ist eine beobachtbare Tatsache und so findet so sicher statt wie die von Marcel angesprochene gegenseitige Anziehung von Massen. Warum sich "die Eigenschaften einer Population von Organismen über mehrere Generationen hinweg verändern", erklärt die Evolutionstheorie. Jede andere Theorie, die die Evolutionstheorie in ihrer heutigen Form ablösen soll, muss genau dies erklären können und zwar besser als die aktuelle Evolutionstheorie.

Die Antworten sind also gleich doppelt scheiße formuliert, wenn ich das mal so deutlich sagen darf.

Evolution ist meiner Meinung nach über jeden vernünftigen Zweifel hinaus belegt bzw. bewiesen.
Die Evolutionstheorie ist wie jede wissenschaftliche Theorie immer "nur" die gegenwärtig bestmögliche Erklärung der Fakten. Zweifelsohne sind die Kernaussagen der Evolutionstheorie außergewöhnlich gut belegt und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass diese Kernaussagen noch umgestoßen werden. Aber genauso trifft es auch immer noch zu, was Gould vor beinahe 30 Jahren schrieb: Wir sind noch immer weit davon entfernt, Evolution in allen Einzelheiten komplett zu verstehen.
Wie jede gute bei jeder guten Theorie ergeben sich mit jedem neuen Fund viele neue Hypothesen, die noch zu klären sind. Eine Theorie, die endgültig bewiesen ist, lässt keine Fragen offen - wissenschaftlich gesehen wäre sie tot. Dies ist bei der Evolutionstheorie sicherlich nicht der Fall.

Zusammengefasst ist also meine Meinung zu der ganzen Geschichte: Alle Antworten sind falsch, aber wenn ich die vermutliche Intention des Fragestellers mit berücksichtige, sehe ich C als die am wenigsten danebenliegende Antwort an.

MfG,
JLT


* Douglas J. Futuyma (1998) Evolutionary Biology 3rd ed., Sinauer Associates Inc. Sunderland MA p.4
** z. B. hier: Helena Curtis and N. Sue Barnes, Biology, 5th ed. 1989 Worth Publishers, p.974

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15 December 2008

"These IDiots can't go a single day without posting some sort of lies and deception."

"These IDiots can't go a single day without posting some sort of lies and deception. Baby Jesus is gonna bawl his eyes out tonight."
Occam's Aftershave, AtBC
Sicher hat sich der eine oder andere von Euch gewundert, warum es hier so still ist. Der Auslöser dieser langen Pause war eine wichtige und dringende berufsbezogene Sache, die ich dringend erledigen musste und mir keine Zeit zum Bloggen gelassen hat. Die lange Dauer der Pause hat allerdings einen anderen Grund:
Die ganze Verlogenheit von IDlern/Kreationisten und sog. Evolutionskritikern kotzt mich nur noch an.
Dembskis letztes Machwerk, "Understanding ID in plain language", hat mir dies und auch die absolute Inhaltsleere von ID noch einmal geballt vor Augen geführt. Meiner Meinung nach kann niemand, der sich ernsthaft mit ID beschäftigt hat, behaupten, die Hauptakteure seien ehrlich an Wissen und Forschung interessiert. Im Gegenteil, sie sind nur zu gerne bereit, ihre akademische Integrität (wenn sie sie denn je besaßen) der "Sache" zu opfern , wie z. B. das andauernde Quotemining zeigt.

Eine neue Stufe der Unehrlichkeit haben die IDler von Uncommon Descent gerade erreicht. Hier (siehe links) zitieren sie aus einem Nature News&Views-Artikel [Brosh. Molecular biology: The Bloom's complex mousetrap. Nature 456, 453-454 (27 November 2008)]. Das sieht dann so aus:
2. “The BLM protein complex consists of several components, much like a mousetrap. With all the parts properly assembled, the mousetrap will operate efficiently and catch the mouse. In this case, a DNA structure called a double Holliday junction is caught in the BLM complex. Xu et al. and Singh et al. report the discovery of a component of this complex, RMI2, which stabilizes and orchestrates the action of the BLM complex, ensuring resolution of the double Holliday junction, and so promoting chromosomal stability.”

3. “As for the significance of RMI2 to the BLM complex, for analogy let’s imagine a mousetrap. It contains several components, including a spring, a platform, a hammer, a hold-down bar and a catch. Omit certain components of the trap, and the device may still operate, albeit less efficiently. With all of the components in place – including those with primarily structural roles such as the hold-down bar and the platform – the trap is most likely to catch the mouse. Returning to the BLM complex: through its interaction with RMI1, RMI2 allows the ‘BLM–Topo-3alpha device’ to assume optimal stability and configuration so that it can efficiently catalyse the splitting of the double Holliday junction, and so prevent the escape of deleterious DNA structures that would lead to crossovers (Fig. 1). RMI2 therefore seems to have an integral structural role in the BLM–Topo-3alpha device by orchestrating its action.”

4. “Darwinian scenarios, either for building mousetraps or biochemical systems, are very easy to believe if we aren’t willing or able to scrutinize the smallest details, or to ask for experimental evidence. They invite us to admire the intelligence of natural selection. But the intelligence we are admiring is our own.”
Die ersten beiden Zitate sind tatsächlich aus dem Nature-Artikel (rechts, die Zitate sind rot markiert). Das letzte Zitat ist von Behe: A mousetrap defended. Dies wird allerdings nirgends erwähnt. Im Gegenteil, durch die fortlaufende Nummerierung, durch den gesamten Aufbau des Posts, wird der Eindruck erweckt, hierbei handele es sich um ein weiteres Zitat aus dem Artikel.

Unter diesen Zitaten ist dann der Link zu dem Nature-Artikel, der natürlich nicht open access ist, so dass nur die Wenigstens überhaupt eine Chance haben, die Zitate zu überprüfen. Wiederum zeigt die Platzierung des Links am Ende des Posts, dass hier der Eindruck erweckt werden soll, alle drei Zitate stammten aus dem Nature-Artikel und nicht nur die ersten beiden. Wäre das Behe-Zitat nur versehentlich mit einer Nummer versehen worden (z. B. durch Autoformat unter Word) würde man trotzdem erwarten, dass der Link zum Artikel tatsächlich auch unter den beiden Zitaten aus dem Artikel eingefügt worden wäre und nicht erst nach dem Behe-Zitat und darüber hinaus würde man natürlich auch erwarten, dass ein Hinweis auf Behe als Autor des letzten Zitats gegeben wird.
Nichts davon ist der Fall.

Ich habe ein paar Screenshots gemacht und hier eingebunden, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, und für den Fall, dass das UD-Post "verschwindet", was normalerweise früher oder später passiert, wenn ein Schwindel aufgedeckt wird (oben links das UD-Post, rechts der Nature-Artikel, unten Behes Artikel; zum Vergrößern anklicken).

Es sind Vorfälle wie dieser, die mir immer wieder zeigen, dass ID keine ernstgemeinte Kritik oder ehrliche Skepsis an der Evolutionstheorie ist, sondern ein Propagandainstrument von Leuten, die aufgrund ihrer Religion einfach "wissen", dass die Evolutionstheorie falsch sein muss, scheiß auf Fakten oder Wahrheit oder Wissenschaft, und denen jedes Mittel recht ist, diese ihre persönliche "Wahrheit" zu verbreiten.

ID funktioniert wie die Karotte, die dem Esel vor die Nase gehalten wird damit er weitergeht, die er aber nie erreicht - durch ID wird die Illusion aufrechterhalten, es könne sich doch noch herausstellen, die Evolutionstheorie wäre in ihren Grundzügen falsch und ermöglicht dadurch dem Wald- und Wiesen-Gläubigen, der an Details so und so nicht interessiert ist, alles das als zweifelhaft abzutun, was nicht in sein religiöses Weltbild passt, anstatt sich mit seinem Glauben auseinandersetzen zu müssen. Dafür ist es schlichtweg egal, was genau die ID-Propagandisten so von sich geben und ob darin auch nur ein Fünkchen Wahrheit enthalten ist.


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